BA-Treffen Möhne-Meeting 2017: Mal wieder voll abgemöhnt…
Eigentlich ist ja der Edersee das Sinnbild für fischarme Barschalarmtreffen. „Abedern“ bedeutet im BA-Slang nix anderes als „abblanken“. Ursprünglich ja am Edersee. Manchmal edert man aber auch an anderen Gewässern ab. Der Möhnesee hat sich intensiv darum beworben, dem Edersee den Rang als No.1-BA-feindliches Spitzengewässer streitig zu machen. Vier Jahre fahren wir jetzt da hin. Jedes Mal werden wir abgestraft. Und so müssen wir eine neue Wortschöpfung in unseren Sprachgebrauch aufnehmen. „Abmöhnen“ erklärt sich angesichts der mageren Fänge und dem Bezug zum Edersee ja von selbst. Immerhin. Ein neues Wort. Wo der Unterschied zwischen „abedern“ und „abmöhnen“ liegt? „Abmöhnen“ tut man hauptsächlich an Brücken und Türmen, „abedern“ an versunkenen Friedhöfen und um Inseln. Im Freiwasser hingegen kann man sowohl „abmöhnen“ als auch „abedern“. Alles klar?
Wir haben dieses Jahr also mal wieder richtig fett abgemöhnt. Dabei war eigentlich alles perfekt angerichtet. Ein paar Tage vor unserer Ankunft wurde noch ein 51er gefangen. Dann kam der Sturm. Die Fische hatten Ruhe. Sauerstoff muss da auch reingekommen sein. Das Wetter war ok. Ein bisschen Wind. Sonne-Wolken-Mix. Alles gut eigentlich.
Den ersten Dämpfer habe ich allerdings gleich im Angelladen (Ussat) bekommen. Die Maräne beiße nicht. Erstens sowieso nicht so toll in diesem Jahr und zweitens um diese Jahreszeit eh nicht. Da müsse man schon im Sommer kommen. Probieren wollte ich es trotzdem. Man muss ja nicht fünf Möhnebomber am Tag fangen. Eine Raubrenke pro Session würde mir ja fast reichen. Und sonst angelt man halt auf Barsch. Da hat uns mal jemand gesagt: „Wenn ihr im Herbst kommt, fangt ihr mehr Barsche, als ihr fangen wollt.“
Insofern alles gut. Bevor es ins Forsthaus zum Anglühen ging, wollten Bernd und ich nach 6 h Fahrt schnell unser Zeug noch schnell in die JuHe bringen wollen. Dort sind wir dann auf die ersten Barsch-Alarmer gestoßen, die auch schon auf dem Wasser waren. Leider waren sie nicht genervt von den ganzen Barschen, sondern standen ziemlich entspannt-unterbarschelt vorm JuHe-Eingang.
„Achtung. Die sind nicht gut drauf an der Rezeption. Wir haben uns einen ziemlich langen Vortrag angehört. Von wegen Ruhe, Ordnung, Alkoholkonsum in der Bushaltestelle usw.“ Ok. Wir also rein und uns brav angestellt. Als wir an der Reihe waren, hatten wir uns den Vortrag bereits zwei Mal angehört. Die Hausregeln wurden nicht nur den Anglern vermittelt, sondern allen Gästen. Aber den Anglern eben ganz besonders eindringlich. Denn vor 3 Wochen war da eine Angler-Gruppe da. Da gab’s wohl ein paar Beschwerden am nächsten Tag, so dass sich die Herbergsleitung ein bisschen auf die Petrijünger eingeschossen hat. (Ein bisschen was haben wir auch zum schlechten Image der Angerlschaft beigetragen. Aber das ist lange her und längst vergessen.)
Ihr merkt schon. Wenn ich am Anfang des BA-Meeting-Repots auf solche Randgeschichten eingehe, muss es an Fischstoff fehlen.
Da wir inzwischen ja JuHe-Profis sind, waren wir zuversichtlich, dass wir auch 2018 wieder hier einchecken dürfen. Unsere wilden Jahre sind ja längst vorbei. Moorla hatte keinen Jägermeister im Forsthaus einkühlen lassen. Und so würde alles gut gehen. Ging es auch. Bis zu einem gewissen Punkt. Zwar hatte das Forsthaus die vorbestellte Suppe verbummelt, aber das Essen kam pünktlich, war gut und reichlich. (Ok. Markus hat schon noch ne Extra-Pommes gebraucht und einen Nachspeise-Sauerbraten. Aber der Rest ist statt geworden.)
Jägermeister kann man allerdings auch warm trinken, wenn es sein muss. Während sehr viele Barsch-Alarm-Menschen vernünftig waren und früh ins Bett gingen, blieb ich mit Kevin, Moorla, Flo, Bernd, Marco und Steffen (eigentlich ja Stephan – siehe Kommentare) ein bisschen sitzen. Ich trinke seit 20 Jahren keinen Jägermeister. An diesem Abend schon.
Um 1 war ich im Bett. Um 6 Uhr klingelte der Wecker. Herzlich willkommen im Reich der Schmerzen. Jetzt also endgültig: Nie mehr Jägermeister!
Bis wir auf dem Wasser waren, war es dann 8.30 Uhr. Erst zum Mäuseturm. Da soll es laut Uli derzeit dicke Barsche geben. Eher Einzelfische. Und nicht auf dem Grund. Aber durchs Mittelwasser zögen wohl regelmäßig Trupps. „Man muss aber eben zur richtigen Zeit in der richtigen Tiefe einen Köder fischen, den sie mögen.“ Aber mit einem blausilbernen Shad würden wir da sicher richtig liegen.
Wir also ran an den Turm. Und dann gepflegt abgemöhnt. (Da kannten wir das Wort noch nicht und waren voll motiviert.) Eine Stunde ohne Zupper. „Ok, Bernd. Maräne?“ Ich konnte es eigentlich eh kaum erwarten. Ich war so heiß auf die Dinger. Mir macht das pelagische Dropshotten auf XL-Coregonen richtig Spaß. Der Mist: Die am Vortag erstandene Echolothalterung hat nicht über die Reling gepasst, so dass wir nach hinten raus pelagen mussten. Dazu ein frischer Wind und ein hochmobiler I-Pilot. Und den Bernd seine Rübe (so würde er das sagen) ständig im Bild, die zwar wunderschön anzusehen ist. Aber man hat halt nicht genau gesehen, in welche Richtung der Motor ausgerichtet ist. Zwei Bisse hatten wir trotzdem. Bei mir hing auch kurz was. Aber das hat sich nach eine halben Sekunde auch schon wieder abgeschüttelt. Bernd’s Biss war eine Art Schnurschwimmer. Genau so fühlen sich Renkenbisse halt manchmal an. Kann man auch auf Verdacht anschlagen. Muss man aber nicht. Ich hätte genau so weitermachen können. Doch Bernd wollte zur Brücke und da stand dann ja auch der Baitcaster-Kurs von Alex aka Fischer Hans an.
Alex hatte sich angeboten, den Einsteigern das Baitcasten nahezubringen und Leuten wie mir, die schon einigermaßen geradeaus schmeißen können, ein bisschen das Skippen und Pitchen zu zeigen.
Willkommen im Reich der Schmerzen – Teil II. Ich hatte zwei Kombos mitgebracht und eine selber um ein Vogelnest bereichert und mich um einen Wobbler erleichtert (verpeilte Pitch-Bremseinstellung beim Gewalt-Überkopfwurf). Und dann war da noch die andere Kombo, um die sich hauptamtlich User B (wir nennen keine Namen) gekümmert hat. Also ums Vertüddeln der Schnur.
Mein Wobbler (ein Rapala Pointer) kam geilerweise wieder angetrieben und Lukas hat ihn entdeckt. Danke! Fürs Anfüttern waren also andere zuständig. Bernds Water Monitor z.B. kam nicht wieder hoch. Was hing eigentlich an meiner zweiten Kombo? Und was ist noch alles auf Nimmerwiedersehen reingeflogen?
Dennoch: Der Wurfkurs war ein voller Erfolg. Kevin Immergrün wird bald richtig gut skippen können. Bernd wird sich bald eine Aldebaran kaufen. Und auch die anderen Teilnehmer können sich vorstellen, sich da reinzufuchsen. Stichwort: „Silent Drop.“ Und „Curved Cast.“ Und so weiter. Danke jedenfalls, Alex. Das war toll und schreit nach Wiederholung.
Irgendwann mussten wir aber wieder aufs Wasser. Wir ab zu der Landzunge, „auf der immer Barsch steht“. Nicht nur große. Aber viele. Dort angekommen, haben wir auf dem Echolot nichts gesehen. Also auch bevor der Akku leer war. Danach noch weniger. Fische? No! Und nun?
Brücke! Da fangen wir jetzt halt den Ausnahmebarsch – auf dumm. Wir haben da ja vorher den Peacemaker-Phil gesehen, wie er eine Klamotte verloren hat. Und die beiden Möhne-Cracks auf dem super ausgestatteten Pelago-Boot hatten da wohl auch einen 43er und einen 41er erwischt. Allerdings ist das halt der Phil, der genau weiß, was an dieser Brücke wann Phase ist. Und selbst der war auch schon ein bisschen runter mit den Nerven, weil es extrem mies gebissen hat. Mistige Möhnebarschzicken. Echt.
Ich konnte da noch einen gut 30er fangen, den wir schön fotografiert haben, in der Vorahnung, dass nicht mehr viel kommen würde.
Trotzdem: Nochmal schnell zum Mäuseturm. Und da? Nochmal ne Stunde abgemöhnt. Dann rein. Boot abrödeln. Akkus anschließen. Warten. Auffahrt verstopft. Dabei mussten wir doch noch zur Bank. Verfahren. Auch das noch. Treffpunkt im Forsthaus war um 20 Uhr. Die Jungs wollten Suppe. Der Markus würde uns vom Fleisch fallen. Garantiert! Es ist schon 20.15 Uhr. SMS von Lukas: „Wann kommt ihr?“ Antwort: „Gegen 22 Uhr. Ist schon jemand da?“ Pause. Keine Antwort. Beruhigungs-SMS: „Im Ernst: Sind gleich da. Ihr könnt schon mal ein Bier trinken.“
Als wir eintrafen, saßen die Teilis schon vor der Tomaten-Suppe. Alle bis auf Moorla und Kevin. Moorla hatte eine steife Hand. (Nicht vom Drillen auf dem Möhnetreffen, sondern vom Volleyballspielen unter der Woche.) Und Kevin (nicht der immergrüne) war am Vortag noch ein bisschen länger unterwegs und war bestimmt nicht unfroh, dass es eine Option zum vorzeitigen Rückzug gab. Die Fangergebnisse? Durch die Bank SCHLECHT.
Ich hatte auch extremen Hunger. Und so gar keinen Durst.
Obendrein war ich wirklich völlig fertig. Körperlich und in der Birne. Also um 22 Uhr in die JuHe. Ich hatte mich aufs Sportstudio gefreut. Der VfB hat Wolfsburg mit 1:0 aus der Mercedes Benz-Arena gefegt. Ich suchte nach der Fernbedienung und las dann auf dem Fernseher: „Die Fernbedienung erhalten Sie gegen ein Pfand von 10 Euro an der Rezeption.“ Ach ja. Da war doch was. Ganz toll. Aber auch gar nicht sooooo schlimm. 5 Minuten später schlief ich den Schlaf der Gerechten.
Am Sonntag wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen. Also ausschlafen bis 7 Uhr. 7.30 Uhr frühstücken und gemütlich das Boot klarmachen. Und dann um 9 Uhr fürchterlich zuschlagen. Wo? Am Mäuseturm. Ist doch klar.
Da treiben sich doch die Dicken rum. Die haben wir auch gesehen (am Vortag übrigens auch). Die meisten schwammen auf ca. 10 m im Freiwasser um unser Boot herum. Keine Reaktion. Auf nix. Oh Mann. Es kamen Sandro und Kevin vorbei, die am Tag vorher hier einen 1,20er Hecht unterm Boot hatten, wie ihnen ein Pelago-Experte bedeutete. Den konnten sie aber leider nicht fangen. Und heute? Also an der Brücke ging bis zu diesem Zeitpunkt auch gar nix. Und nun?
Mäuseturm nix. Maräne negativ. Brücke inaktiv. „Bernd, ich hab‘ die Schnauze voll. Übernimm Du!“ Dann war ich drin in einem Kokon. Umgeben von negativer Barsch-Energie. Vorm Wohnwagenabstellplatz nach dem Mäuseturm kam ich da aber wieder rausgekrochen. Da waren Barsche am Grund! Relativ viele sogar. Die wollten nur nicht beißen. Uli sagte uns später, dass sie hier zu zweit 5 Stück hatten. Aber auch keine Großen. Obwohl große Barsche da waren – laut Echolot. Wir hatten da wohl zu wenig Nerv und sind dann weiter. Bernd hatte das Thema Landzungen-Hopping auf die To-Do-Liste aufgenommen. Auf der ersten (links von der Slippe) stand auch Barsch. Der wollte aber nicht. Also zur zweiten. Zu der, wo „immer Barsch steht“. Heute war da etwas mehr Fisch als gestern. Pelagisch ging schon mal nix. „Jetzt hab‘ ich auch die Schnauze voll!“ Und so wanderte die Fernbedienung für den E-Motor wieder in meine Hand. Da lagen eindeutig Fische auf dem Grund. Also: Dropshot. 3 Inch Easy Shiner (ich) bzw. kleiner brauner Wobble Shad (Bernd) und Zeitlupen-Vertikalen. Fehlbiss Bernd. Kleinbarsch ich.
Bernd’s Rute krumm. Richtig krumm. Hecht.
10 Sekunden später: Hecht weg. Wobble Shad weg. Aber alles innerhalb von 5 Minuten. Hatten wir etwa das Pattern gefunden? Aber nein doch! Das war’s. Ein fünfminütiges Beißfenster. Immerhin haben wir es mitgenommen. Es ging nix mehr auf Dropshot. Auf nachgeschliffenes T-Rig ebenfalls keine Reaktion außer einem Lulli-Fehlbiss. Chebu mit Miniköder? Negativ. Alex kommt vorbei. „Und?“ „Mies!“ Ab zur Brücke. Da war’s erstaunlich leer. Warum wohl?
Am Horizont eine schwarze Wolkenwand. „Hast Du Bock, dich vollregnen zu lassen für keinen Barsch?“ „Nö. Lass reinfahren.“ Da war’s ca. 14.30 Uhr. Wir also in die Katzenbucht. Vorbei am Mäuseturm. Vorbei? Natürlich nicht! Da standen Barsche an der Kante. Nochmal 20 Minuten abschmeißen. Bis Bernd einen Tüddel hatte. Und die Schnauze endgültig voll. Ich war auch bedient. Es würde auch Regen geben. Definitiv. Also nix wie ran an den Steg und abbauen. Das haben wir dann auch genau zum rechten Zeitpunkt geschafft.
Und dann? Kaffee an der JuHe. Fernbedienung gegen Kaution. Tierdoku im ZDF. (Die Insekten fehlen, die Vögel können ihre Jungtiere nur noch ernähren, wenn wir Maisenknödel aufhängen. Dann können die Eltern die Knödel fressen und die Insekten an die Kinder verfüttern.) Sportreportage. (Das brutale Foul an Gentner. Die Tischtennis-Damen werden nicht Europameister. Der Vettel-Crash.) Dann schreit es im Nebenzimmer. Ich reagiere nicht. Wer weiß, was der Bernd wieder hat. Es klopft. Ich mache auf. „Schau mal aus dem Fenster!“ Krieg der Kormorane und Möwen gegen Fische. Ein halbstündiges Naturschauspiel.
Dann gehen wir essen. Wir wandern ins Geronimo nach Delecke. 5 Kilometer. „Das tut uns gut.“ Zumindest entwickelte sich ein ordentlicher Appetit. Auf dem Weg beschließen wir, den morgigen Angeltag zu canceln. Auf dem Hinweg haben wir so viele Staus auf der Gegenfahrbahn gesehen. Und dieses Abmöhnen ohne Biss ist es einfach nicht wert, sich freiwillig zur Rushhour auf die Piste zu begeben. Chillen bei Burger, Wein und Bier.
Dann der Heimweg. Auf den Fußmarsch hatte ich eh keinen Bock. Im Regen schon gar nicht. Also wieder rein ins Steakhaus und ein Taxi bestellt. Und zwei Mai Thai. Mit Silke, die eigentlich Jennifer heißt oder Jessica, heim zur JuHe. Glotze an. Anne Will. Das schönste Grinsen im TV. Ich seh sie so gern. Wie kann jemand nur so süße Grübchen haben? Glotze aus. Schlafen. Frühstücken. Und dann haben wir echt 8 h heim gebraucht. So viel Verkehr. So viele Baustellen. So viele Unfälle. So viel Stau.
Voll abgemöhnt also. Wir haben uns zwar am Samstag beraten, ob wir’s mal irgendwo anders versuchen sollen. Aber mit einem Tag Abstand muss ich sagen: Wegen mir nicht! Wir geben doch nicht klein bei. Erstens muss man da mit einem anderen Spirit ran. Gefightet haben wir (ich spreche für Bernd und mich) nicht richtig. Zweitens war es wieder super lustig. Drittens haben wir das Forsthaus jetzt im Griff. Viertens hat uns die JuHe in bester Erinnerung. Wir sind DIE GUTEN ANGLER. (Zumindest die LIEBEN.) Fünftens haben wir da noch mindestens eine Rechnung offen. Sechtens: Das Gesetz der Serie. Beim nächsten Mal sind wir dran!
Ich würde allerdings vorschlagen, dass wir dann wieder im Sommer angreifen. Da kann man dann wenigstens auf Maräne ausweichen und schön im Freisitz sitzen. Abmöhnen auf die lässige Art eben. Was meint ihr?
Johannes
PS: Man sieht halt, dass auch Spitzengewässer herumzicken können. Insofern ist das Fangergebnis am Wandlitzsee auch relativ zu sehen. So schlecht war’s da gar nicht – im direkten Vergleich…