Barsch Mit der Sommer-Mormyschka auf Barsch und andere Räuber
Nachdem wir in letzter Zeit viel über das Angeln mit Miniködern und das Spinnfischen auf Friedfische diskuttiert haben, hab ich hier mal ein Interview mit einem Mormyschka-Hersteller für Euch aufbereitet. Das Fischen mit der Mormyschka ist bei uns so gut wie gar nicht verbreitet. Maximal bei Eisangeln findet dieser winzige Köder Verwendung. Doch wenn man die Augen aufmacht, sieht man immer wieder Menschen, die mit kleinen Rütchen (sogenannten Pimpeln)* auf Stegen stehen, und damit Barsche, Brassen, Rotaugen und sonstige Weißfische an den Haken locken.
Diese Angler sind meist osteuropäischer Herkunft und haben sich die Mormyschka-Tradition bewahrt. Denn da, wo sie herkommen, ist das Angeln mit den Kleinstködern ungefähr so verbreitet wie bei uns das Stippen. Die kleinen Köder gehören im Osten zur Grundausstattung eines jeden Anglers. Schwere Modelle werden zum Eisangeln eingesetzt, die leichteren im Frühjahr, Sommer und Herbst.
Ich habe mich mit Sergej Potapovs von der Firma SEPO fishing getroffen, der in Lettland eine Mormyschka-Produktion aufgebaut hat, um zu erfahren, was es mit dem Köder auf sich hat.
Barsch-Alarm: Sergej, was soll eine Mormyschka denn eigentlich imitieren?
Sergej Potapovs: Die Sommer-Mormyschka imitiert ein kleines Fischchen, das den Grund nach Nahrung absucht, ebenfalls auch kleine Maden und Larven. Wie alle wissen, sind die im Wasser lebenden Insekten Krebse und Larven die beste Nahrung für die Fische. Für den Angler ist es aber problematisch solche Köder immer bereitzustellen.
Barsch-Alarm: Und mit der Mormyschka imitiert man dann was genau?
Sergej Potapovs: Indem man auf den Haken eine Made (oder eine Rotwurmhälfte bzw. ein wenig Teig) steckt, imitiert man ein kleines Fischchen, das am Grund nach Maden Ausschau hält. Dadurch wird eine Art Futterneid bei den größeren Fischen erzeugt. Und das führt zu viel mehr Bissen, als wenn die Made am einfachen Haken im Wasser liegen würde. Die echt wirkenden kleinen Maden oder Larven in Verbindung mit dem üblichen Köder (Maden, Teig etc.) sind der Schlüssel für jeden erfolgreichen Angelausflug.
Barsch-Alarm: Wenn Brassen oder Rotaugen einen Köder nehmen, den sie für ein kleines Fischchen halten, würde das ja bedeuten, dass sie halb so friedlich sind, wie die Bezeichnung Friedfisch aussagt.
Sergej Potapovs: Richtig. Gerade große Weißfische ernähren sich zu einem sehr großen Anteil von Fleisch. Und rund 50 Prozent davon machen Brutfische aus! Weißfische sind also oft auch Raubfische. Das zeigen ja die vielen Weißfische, die man auf Spinner oder Twister fängt.
Barsch-Alarm: Das kann ich nur bestätigen. Gerade in der letzten Zeit habe ich viele Weißfische auf kleine Gummifische gefangen. Aber zurück zur Sommer-Mormyschka: Wie fischt man denn mit diesem Köder?
Sergej Potapovs: Die Sommer-Mormyschka eignet sich für fast alle Montagen und Systeme. Weil sie so leicht ist, kann man sie aber fast nicht solo fischen. Sehr gut funktioniert sie z.B. an der Feederrute in Kombination mit einem halben Rotwurm. Damit fängt man dann große Brassen, Rotaugen und auch Barsche. Aber auch an der Posenrute kann man den Köder sehr erfolgreich anbieten. Hier alle Einsatzmöglichkeiten aufzuzählen, ist unmöglich. Ersetzt man den einfachen Haken durch eine Sommer-Mormyschka wird man seine Fänge auf jeden Fall steigern. Egal mit welchem System man fischt. Die Einsatzweise bleibt, wie beim einem herkömmlichen Haken, gleich.
Barsch-Alarm: Klingt ja sehr interessant. Die Teile machen einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Augen, die Lackierung und die feinen Härchen überall… Sieht schwer nach Handarbeit aus!
Sergej Potapovs: Stimmt genau. Jede einzelne Mormyschka wird per Handarbeit hergestellt und somit ist immer ein Einzelstück.
Barsch-Alarm: Und deshalb sind die Dinger unerschwinglich?
Sergej Potapovs: Nein! Man bekommt die einfacheren Modelle schon ab ca. 30 Cent. Maximalpreis sind 90 Cent.
Barsch-Alarm: Vielen Dank für das Interview, Sergej.
Und jetzt noch mal ein paar Mormyschka-Tafeln: