Finesse-Methoden Neko-Rig: Alles hat ein Ende, nur der Wurm hat zwei!
Beitrag enthält WerbungSeit ich vor einigen Monaten durch Zufall auf ein Video von Lurenews TV bei YouTube gestoßen bin, in dem Toshinari Namiki (CEO von O.S.P.) den Dolive Curly über den Gewässerboden eines japanischen Stausees tanzen ließ und ich von der grazilen Verführungskunst des Stück Gummis dermaßen angetan war, bin ich hin & weg. Verknallt in das Fischen mit Gummiwürmern am Neko-Rig. #nekotyle ❤
Klar…der Dolive Curly ist kein reinrassiger Gummiwurm, sondern eine Mischung aus Wurm und Doppelschwanztwister und für diejenigen von euch, die ungerne in Übersee bestellen auch nicht einfach zu beziehen, aber für mich war sofort klar, dass diese Aktion des Köders bzw. die Präsentation auch bei „normalen“ Gummiwürmern nicht schlechter ausfallen würde. Ich war mir sicher, dass auch Fische in unseren Breitengraden dieser Aktion nicht widerstehen können würden.
Wie beim Anblick des Titelbildes den meisten von euch klar sein wird, möchte ich mit diesem Artikel nicht das (Spinnfisch-) Rad neu erfinden, sondern euch eine bereits bekannte, allerdings zu Unrecht viel zu selten eingesetzte Technik auf den Schirm rufen. Man könnte sagen, beim Neko-Rig handelt sich hierbei um eine Mischung aus Wacky-Rig, Drop Shot und Shakey-Head.
Das Neko-Rig (mit Gummiwurm)
Mit Sicherheit gibt hier schon ein paar Leute, die die Vorzüge des Neko-Rigs für sich entdeckt haben und auch gelegentlich fischen, aber vielen kann ich bestimmt für den nächsten Ausflug ans Wasser einen weiteren guten Ansatzpunkt liefern und vielleicht doch auch den ein oder anderen Crack wieder daran erinnern, dass die über den Grund gezuppelte Gummiwurst an schwierigen Tagen eine absolute Waffe sein kann.
In Amerika und Japan gehört der Gummiwurm am Neko-Rig schon lange zum Arbeitswerkzeugs eines passionierten und ambitionierten Kunstköderanglers und ist weiter auch auf dem Vormarsch. Auch nicht selten werden mit ihm große Turniere gewonnen. Zuletzt erst vor kurzem von KVD bei den Bassmaster Elite im St. Lawrence River in Waddington, N.Y..
http://www.shimanofishnetwork.de/prostaff/bassmaster-elite-series/
Es soll halt Tage geben, da fängt man mit einer feinen Präsentation einfach besser. Gründe warum das so ist gibt es hier für wahrscheinlich mehr als uns lieb sein kann und ein Gummifisch am Jig ist dann selten die richtige Wahl.
Jetzt schlägt die Stunde feiner und unauffälliger Finesse-Rigs wie Neko, DropShot, Shakeyhead & Co.
Für mich persönlich gibt es dann mittlerweile neben dem Fischen eines Neko-Gummiwurms eigentlich kaum eine subtilere Präsentationstechnik beim Spinnfischen um einen eigentlich nicht beißwilligen Räuber doch noch an den Haken zu bekommen.
Denn gibt es aus der Sicht eines (Raub-)Fisches eine leichtere Beute als ein sich hilflos am Grund windendes Würmchen? Wohl kaum. Dort wo passive Fische es sich am Boden des Gewässers gemütlich gemacht haben genau dort muss unser Wurm am Neko-Rig hin. Wir haben die Möglichkeit, nachdem die Montage am Boden angekommen ist, den Gummiwurm in Zeitlupe Zentimeter für Zentimeter über Stock und Stein zu zuppeln oder auch einfach mal liegen zu lassen und an Ort und Stelle zu animieren. Oft ist so ein angebotener Snack einfach nur ein leichtes Opfer, das sich ohne größeren Energieaufwand des Räubers einverleiben lässt. Wenn man sich diese Art der Präsentation vor Augen führt, sollte deutlich sein, dass man so keine großen Wasserflächen auf Fisch absuchen kann. Das ist aber auch nicht die Intention, wenn man sich entscheidet, auf diese Art und Weise zu versuchen, einen Fisch ans Band zu bekommen. Das Neko-Rig, ob mit Wurm, Krebs, Creaturebait oder was auch immer, ist dazu bestimmt, Spots und mögliche Standplätze in stehenden bzw. langsam fließenden Gewässern exakt auszufischen und den Köder dem Räuber so schmackhaft zu machen, dass er gar keine Chance hat, sich nicht für ihn zu entscheiden.
Aufbau des Neko-Rig
Nun habe ich ja schon recht viel erzählt bzw. geschrieben, aber noch wenig gezeigt. Damit diejenigen, die noch nie ein Neko-Rig montiert haben, genau wissen von was ich in den bisherigen Zeilen so geschwärmt habe, möchte ich einmal kurz den Aufbau erklären.
Im Mittelpunkt steht natürlich der Köder. Hier möchte ich ganz dem Artikeltitel treu bleiben und mich mit dem so schön STINKnormalen Gummiwurm beschäftigen.
Für mich der Wurm Nr. 1 ist ganz klar der Smile Worm von Noike. Der Smile Worm ist ein super geschmeidiger Gummiwurm, der rein optisch seinem Vorbild, dem natürlichen Regen- oder Tauwurm, sehr nah kommt. Es gibt ihn in 4 verschiedenen Größen. Dem Baby, dem „Normalen“, dem Daddy und dem Mammy Smile Worm. Ich selber nutze aus dieser kleinen Gummiwurm-Family meistens die letzten drei Größen bei der Angelei auf Barsch und Zander. Der Baby Smile Worm steht aufgrund seiner geringen Größe eher bei den Fettflossenträgern in Teich und Bach hoch im Kurs.
Es gibt ihn in mehreren mehr oder weniger natürlichen Dekoren. UV-aktive Dekore sucht man allerdings vergebens. Wer möchte, kann hier aber z.B. mit Spike-It-Markern gerne nachhelfen und seiner künstlerischen Ader freien Lauf lassen. Wo wir schon bei Ködertuning sind, kann man den Würmern, obwohl sie von Haus aus schon recht gut geflavourt sind, mit diversen Lockstoffen noch eine andere bzw. intensivere Duftnote verleihen. Ich nutze hier meistens die Megastrike-Paste im Geschmack Barsch/Zander oder Garlic. Hier kann natürlich jeder seiner Erfahrung oder Meinung nachgehen. Grundsätzlich ist das zusätzliche Versehen mit Flavour eine super Sache, da sich die Fische aufgrund der langsamen Führung unseren Blender ganz genau anschauen können und der Duft nach etwas Essbaren ist dann ganz klar sehr willkommen.
Bei mir hat es zumindest anscheinend nie geschadet.
Eine weitere Möglichkeit wie man seinen Neko-Rig-Köder pimpen kann, ist es das ober Ende des Wurms einfach oder doppelt einzuschneiden. So erhält man kleine „Tentakeln“, die den Fisch zusätzlich zum Anbiss verführen können.
Obwohl die Gummiwürmer eigentlich trotz ihrer Geschmeidigkeit recht robust sind, habe ich festgestellt, dass es doch Sinn macht das Gummi durch einen kleinen Keeper am Haken zu sichern, da manchmal vor allem kleinere Barsche sich gerne überschätzen und versuchen sich den Wurm reinzuziehen und ihn uns vom Haken klauen können.
Eine gewisse Selektion der zu erwartenden Größe der Fänge durch entsprechende Ködergröße ist zum Teil zwar schon möglich, allerdings ist das Interesse von kleinen Barschen auch bei größeren Würmern ungebrochen (auch wenn sie zum Glück, selten gehakt werden). Ich nutze hier je nach Größe des Wurms entweder kleine transparente Zahnspangengummis, Worm Holder Tubes von Decoy (transparente Schrumpfschläuche) oder O-Rings. Diese Keeper ziehe ich einfach auf den Wurm auf, so dass er ca. im unteren Drittel des Wurms sitzt. Bei den Smile Worms direkt an der nachgebildeten Verdickung wie man sie von Regenwürmer usw. kennt.
An der Stelle wird dann natürlich auch der Gummiwurm am Haken angeködert. Wichtig ist es, dass der Haken senkrecht (inline) von unten nach oben und nicht wie beim Wacky-Rig waagerecht durch das Gummi gezogen wird. Es reicht aus, wenn der Haken nur knapp unter der Oberfläche durchgestochen wird…unserer Sicherung durch den Keeper sei Dank.
Es sollten Haken verwendet werden, deren Spitze noch weit genug aus dem Köder schauen, wenn der Worm mittig auf dem Schenkel des Hakens sitzt. Viele Dropshot- und Wackyhaken erfüllen diese Anforderung. Es gibt mittlerweile aber auch extra für das Neko-Rig produzierte Haken. Für welchen von diesen Haken man sich entscheidet, ist wie so oft Geschmacksache, denn funktionieren tun sie alle. Wichtig ist auf jeden Fall, dass der Haken sehr scharf ist, aber das versteht sich von selbst. Wer seinen Wurm im Cover anbieten möchte, der sollte zu Haken mit Weedguard bzw. zu extra dafür entwickelten Varianten greifen, um so nicht bei jedem Wurf Kraut einzusammeln.
Um das Neko-Rig wie gewünscht fischen zu können, fehlt jetzt nur noch ein wenig Gewicht, das wir in Form eines Nailsinkers in den Gummiwurm drücken. Dazu einfach den Nailsinker in das untere Ende des Wurms stecken. Damit der Sinker noch besser im Gummi stecken bleibt, kann man ihn vorher mit einem Feuerzeug erhitzen und dann vorsichtig in das Gummi schieben. Hierbei kann man das Gewicht entweder komplett im Gummi versenken oder ein wenig herausstehen lassen. Je nach Härte des Untergrunds kann man so bei der Führung zusätzliche akustische Reize erzeugen indem der herausstehende Teil des Nailsinkers über den Boden kratzt oder nach kleinen Sprüngen wieder auf dem Boden mit einem KLACK aufsetzt. So hat man auch die Möglichkeit, sich eine ungefähre Vorstellung über die Beschaffenheit des Gewässerbodens zu machen. Das Zusatzgewicht bringt uns zum einen ein wenig mehr Wurfweite und zum anderen, was noch wichtiger ist, bewirkt es, dass das Rig nach dem Auswerfen kopfüber zu Boden sinkt und dann auch so am Gewässergrund gefischt werden kann. Die Nailsinker bestehen i.d.R. aus Tungsten oder Blei. Ich gebe meistens denen aus Tungsten den Vorzug, da diese bei gleichem Gewicht kleiner sind als welche aus Blei und auch so besser im Gummiwurm versenkt werden können und bei Verlust bekannterweise auch umweltfreundlicher, jedoch auch deutlich teurer sind… Wo wir wieder beim Sinn eines Lure-Keepers wären. Bei der Wahl der Schwere des Nailsinkers sollte man sich nach der jeweiligen Gewässertiefe und der Windstärke richten. Je nach dem sollte man auf Gewichte von 0,3 bis max. 3,5g zurückgreifen. Es gibt zwar auch Nailsinker mit höherem Gewicht, aber je mehr Gewicht wir fischen, desto weiter entfernen wir uns von den eigentlichen Vorteilen einer Finesse-Präsentation. Bei zu tiefen Gewässern oder zu starken Windstärken kommt die „Fischbarkeit“ des Neko-Rigs schnell an seine Grenzen bzw. ist es leider nicht mehr möglich effektiv zu fischen.
Als Alternative zum Gummiwurm als Köder für das Neko-Rig kann man auch sehr gut Pintails wie z.B. den Shad Impact, Machobee & Dolive Stick an den Haken hängen. Optisch ähneln diese dann stark einem am Gewässerboden gründelndem Fischchen.
Geräte-Setup
Um unseren Köder so hilflos und diskret wie möglich zu präsentieren, sollte unser Gerät und Terminal Tackle gut aufeinander abgestimmt sein. Je nachdem welche Größe unser Gummiwurm und welches entsprechende Gesamtgewicht inkl. Nailsinker wir fischen wollen, sind Ruten mit UL-, L- bis max. zu einem ML-Rating zu empfehlen. Ich ziehe hier meistens ein Spinning-Setup der Baitcaster vor, da ich mit der Rolle unter der Rute ein besseres Balancegefühl habe und so den Köder gefühlt schöner animieren kann. Ob Spinning oder Baitcaster…für mich funktioniert beides. Bei letzterem kommt man allerdings um ein BFS-Setup nicht herum.
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Ruten mit einer weichen Spitzenaktion gemacht. Solid-Tip ist hier das Zauberwort. Die weiche Spitze ermöglicht es, den Fischen nicht nur den Köder ohne großen Widerstand einzusaugen, sondern ermöglicht uns es auch den Köder in der Ablage einfacher „anzuzittern“ ohne ihn dabei zu versetzten.
Da hier mit eher dünnen Schnüren gefischt wird ist die Spinning vor allem für Spinnfischanfänger von Vorteil, da dünne Schnüre auf der BC nicht oft Wurffehler verzeihen. Ich fische entweder Fluorocarbon in den Stärken 4 bis max. 8 lbs. oder Braid von 6 bis max. 10 lbs. als Hauptschnur. Gerade bei Schnüren mit einem geringen Durchmesser bzw. einer geringen Tragkraft hat die Solid-Tip einen weiteren Vorteil. Sie puffert die beim Anhieb und bei Fluchten des Fisches im Drill auf das Material wirken Kräfte gut ab und kann so einem Schnurbruch oder dem Ausschlitzen des Hakens aus dem Fischmaul vorbeugen.
Wenn ich mit Geflecht als Hauptschnur fische schalte ich selbstverständlich ein Leader aus Fluorocarbon in ca. 2m-Länge mit einer zur Hauptschnur leicht reduzierten Tragkraft vor.
In der Regel knote ich das Fluorocarbon direkt an den Haken, um so eine direktere Verbindung zum Köder zu haben, als wenn noch ein Snap vorgeschaltet wäre. Wer möchte kann aber auch mit Snap fischen…funktioniert auch.
Als Rolle verwende ich Modelle, je nach Rute, in einer 1000er bis 2500er Größe. Rollen mit einer niedrigen Übersetzung sind hier für mich ideal. Wichtig ist natürlich auch, dass die Bremse der Rolle sich gut einstellen lässt und ruckfrei Schnur frei gibt. Allgemein empfiehlt es sich sein Setup so fein wie möglich zu halten. Um unnötig hohem Materialverlust vorzubeugen, sollte das Tackle auf Gegebenheiten wie z.B. hängerträchtigem Untergrund entsprechend angepasst werden.
Technik
Die Führung des Rigs ist eigentlich sehr einfach und kann auch recht individuell ausgeführt werden, da man recht viele Möglichkeiten hat. Meistens lasse ich es nach dem Auswerfen mit erhobener Rute (10h-Stellung) und offenem Bügel bis zum Gewässerboden absinken. Durch den offenen Bügel kann der Köder Schnur nehmen und fällt fast senkrecht zu Boden. Bei geschlossenen Bügel würde er beim Absinken auf uns zu kommen und nicht dort unten aufkommen, wo wir ihn eigentlich hingeworfen haben. Wenn das Rig am Boden angekommen ist, kurbele ich die lose Schnur ein und nehme Kontakt auf. Jetzt hebe ich die Rutenspitze so langsam von der 10h- bis 11h-Stellung an, so dass der Köder stets Grundkontakt hat. Dabei versetzt man den Köder durch leichtes Schütteln der Rute aus dem Handgelenk in Schwingung. Danach wird die Rute wieder in 10h-Stellung gebracht, man kurbelt dabei die lose Schnur auf und beginnt von vorne. Diesen Führungsstil würde ich als klassische Technik beim Fischen des Neko-Rigs bezeichnen.
Wem es besser liegt, der kann die Rute statt in die Höhe gehalten auch seitlich vom Körper führen und das Rig langsam gezuppelt über den Boden schleifen. Gerade bei Wind und wenn der Köder wieder recht nah am Ufer/vor den Füßen ist macht dies durchaus Sinn.
Man kann das Rig auch gefaulenzt oder gejigged führen. Hierbei sollte man i.d.R. allerdings nicht viel mehr als eine ¼ Kurbelumdrehung bzw. kleine Sprünge machen.
Manchmal kann man den Köder auch einfach mal in Dead-Sticking-Manier am Boden liegen lassen.
Im Grunde genommen kann man, egal was man macht, bei der Führung nicht viel falsch machen. Beim Biss empfiehlt es sich, nicht sofort anzuschlagen, sondern durch leichtes Senken der Rutenspitze dem Fisch etwas „entgegen zu kommen“ und so das Einsaugen des Köders zu erleichtern. Meistens reicht es dann auch aus, den Haken einfach durch energisches Ankurbeln ins Fischmaul zu treiben und den Fisch so sicher zu haken anstatt anzuschlagen.
Wer von euch jetzt vielleicht auf den Geschmack gekommen ist und sich mit dem Gummiwurm und seinen Möglichkeiten neben dem Neko-Rig noch etwas intensiver befassen möchte, dem kann ich noch folgenden Startseitenbeitrag und ein, wie ich finde, sehenswertes Video ans Herz legen.
https://www.barsch-alarm.de/news/wurm-finessen-rigging-tipps-fuer-no-action-wuermer/
Der Gummiwurm – Das Multitalent
Wenn es also demnächst bei euch mal nicht so gut laufen sollte, obwohl eigentlich Fisch da sein müsste oder ihr auch einfach mal etwas Anderes ausprobieren wollt, vielleicht gebt ihr dann dem Wurm einfach mal die Chance, euch so von ihm zu überzeugen wie er es bei mir geschafft hat. Der eine oder andere Tag am Wasser konnte bei mir durch ihn noch gerettet werden. Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen und, dass der eine oder andere auch sogar für sich vielleicht etwas mitnehmen konnte und etwas neuen Input bekommen hat. Wenn jemand evtl. noch Fragen zu Material oder was auch immer hat, kann er diese gerne in den Kommentaren stellen oder mir eine PN schicken.
Als kleiner Tipp zum Schluss: Probiert es doch einfach mal aus, einen Neko-Wurm unter einen Bootssteg zu schlenzen :)
Bis dahin,
Gruß Basti