Fangberichte Mission Edersee 2010
„Noch 197 Tage, dann gehts endlich los!“… Ich erinner mich noch genau an meine Worte, welche ich zu Jannik sagte. Die Zeit schien wie im Fluge zu vergehen. Nach ausgiebigen Planungen für unser diesjähriges Gruppentreffen am Edersee und einem herrlich warmen Sommer ging es am 26.7.2010 um 07:38 endlich los. Maik und Guido kamen aus Kiel mit dem Auto runter zu mir und wir luden schnell meine Sache in Maiks demolierten Golf, um in Richtung Nord-Hessen aufzubrechen. Zu allem Überfluss habe ich morgens beim Einladen Guidos Jerke mit dem Sitz in Drei geteilt. Aber wer seine zweiteilige Jerke auch unbedingt zusammengesteckt lassen muss…
Oh je, was soll das bloß werden, fragte ich mich als wir grade auf Höhe Braunschweig waren. Maik fuhr über eine der zahlreichen Bodenwellen, der Reifen schliff an irgendeiner Kante und die ganze Karre stank nach verschmortem Gummi. Wir hatten noch rund 200 Km vor uns, die Autobahn war Austragungspunkt vieler nerviger Elefantenrennen und in mir wurde es immer unruhiger. Ich wollte endlich da sein. Am Ziel unserer Reise. Am so sehr geliebten Edersee. Parallel zu uns war Lukas unterwegs, der Jannik aus Bonn abholte, um gemeinsam in See zu stechen. Die Hamburger Jungs fuhren mit dem Zug, um 11:00 Uhr startete auch für die 4 Jungs das ,,Abenteuer Edersee“.
Gegen 11:50 trafen wir dann ein, Lukas und Jannik waren dort schon eine Viertelstunde vor uns angekommen. Kurz vor Ankunft holten wir uns beim ,,Angel-Schmidt“ unsere Wochenkarten und ich sage euch, dieser Mann ist die Reise allein schon wert. Wer gute Nerven und ein bisschen Humor hat, sollte gerne mal auf einen Kaffe vorbei fahren.
Grad angekommen, haben wir uns dann auf die Zimmer verteilt, die Sachen schnell ausgeräumt und sind dann gleich mit der Rute los, das Ufer abfischen. Dass ich den ersten Barsch erbeuten konnte, freut mich ja schon ein bisschen. Aber Übermut tut selten gut, und somit war der Erste auch der Letzte für mich – zumindest für diesen Abend. Wir sind dann gegen 15:30 zurück, um die 4 Hamburger, Jan, Lasse, Gordie und Carlos abzuholen, welche uns dann auf dem Heimweg über den Weg liefen. Das passte ja!
Anschließend haben dann noch ein paar Würfe am Abend gemacht und ein paar kleine Barsche blieben auch dort hängen. Was man von den Regentropfen in den Wolken leider nicht behaupten kann. Und so bekamen wir einen ziemlich nassen Arsch, denn der Wassersturz schien kein Ende zu nehmen. Die rund 1.5Km Rückweg genossen wir jedenfalls im strömenden Regen.
In unserer sehr schönen Wohnung angekommen (www.monis-bootsverleih.de), haben wir dann noch gemeinsam an unserem Masterplan für den nächsten Tag gefeilt. Der stand recht schnell und so konnten wir noch rund 4 Stunden Schlaf genießen, denn so viel wird es diese Woche wohl nicht mehr geben.
Also, um 4:30 Uhr bezogen wir die Boote, und es ging gleich los in Richtung Bringhausen. Auf halber Strecke hielten wir an einem Spot, den wir für den Rückweg eingeplant hatten. Die Barsche stiegen und schnappten sich die Brutfische von der Wasseroberfläche. Schnell das Gummi montiert, Wurf, Biss – Hängt!
Wir konnten innerhalb weniger Minuten recht gute Barsche bis 30cm ans Band bekommen, bevor das Boot mit Guido und Maik neben uns ankerte. Auch die beiden hatten ein paar Barsche in den ersten Minuten, bis dann der erste gute Einschlag in Guidos Rute knallte. Der erste 40’ger Barsch hing – es stank förmlich nach Fisch!
Jan, Lasse und Carlos besetzten das Dreierboot und ankerten in der Flachwasserzone, praktisch über der 7m Kante. Doch an der Oberfläche tat sich nun nichts mehr. Die Fische mussten sich in die Tiefe verzogen haben. Das wurde um 7:30 Uhr eindrucksvoll bestätigt. Wir staunten alle nicht schlecht, als Jan seine Rute einen Halbkreis bildete. Im kurzen aber heftigen Drill spekulierten wir erst auf einen besseren Hecht, als dann Kopfstöße zu sehen waren, dachten wir erst es sei ein Zander. Jan erstarrte, als er als Erster den Fisch zu Gesicht bekam. ,,ALTER !!! Was für ein Barsch !!!“ stotterte es aus seinem Mund, als der mit Moos bewachsene Kollege den Kamm aufstellte und sich per Hand landen ließ. Wir waren alle baff. Kaum einer hatte je solch einen Fisch zu Gesicht bekommen und als Lasse das Maßband anhielt wurde es still.
,,Fuffzich, genau fuffzich!“
Ich freute mich so sehr führ ihn und ich denke jeder andere auch. Schade zwar, dass er seine 550€ Edge Master Rute ein paar Stunden später während eines ungeschickten Manövers im Hafen in zwei Teile zerlegte. Aber mit dem Fisch hat der ein ganz schönes Maß vorgelegt…
Am Abend guidete uns dann noch Dimitri, was jedoch ohne Fischerfolg blieb.
Am nächsten Morgen fuhren wir selbstverständlich den Spot vom Morgen davor nochmal an, blieben aber nicht so lange, sondern fuhren lieber weiter bis nach Bringhausen an die Liebesinsel. Der Spot war für die nächsten Tage unsere erste Anlaufstelle, denn dort verhafteten wir in den gesamten 4 Tagen mehrere Hundertschafften an Streifenträgern.
Der zweite Tag war regnerisch und demnach auch nicht so mit Fisch gesegnet – eigentlich kaum erwähnenswert.
Wir fingen zwar ein paar Barsche und ein oder zwei Hechte um die 40 – 50 cm blieben auch noch hängen, jedoch war es kein Vergleich zum Tag Eins. Guido und ich schleppten uns zu Tode und fischten am Abend die Niederwerbe Bucht ab, wo wir zuvor noch ein paar kleinere Barsche an die Baits bekamen.
Den dritten Morgen habe ich mal total verschlafen, aber wenn man jede Nacht nur um die 2-3 Stunden Schlaf bekommt, holt der Körper sich eben was er braucht. War aber auch nicht tragisch, denn der Morgen lief recht durchwachsen. Die Jungs mussten teilweise richtig hart arbeiten, um die gestreiften an den Bait zu bringen.
Jannik fing am Morgen noch einen 55ger Aland, nachdem er zwei gute Rapfen an den Tagen zuvor verloren hatte. Bei der Landung des Fisches blieb der Enddrilling in Janniks Daumen hängen. Und zwar bis zum Anschlag.
Durchgestochen und doch nicht abgeknipst bekommen, könnte man sagen. Er biss jedoch die Zähne zusammen und zog ihn einfach wieder heraus. Schmerzen hatte er danach wohl nicht. Zumindest merkte man ihm das beim Drillen nicht an.
Ich fing noch einen Hecht um die 45cm, mit dem ich mich am Vortag schon verabredet hatte. Er biss auf Ansage, am gleichen Spot wie zuvor, nur dass er diesmal hängen blieb.
Abends wollten es Jannik und ich nochmal gezielt auf Zander versuchen und wir ankerten zwischen zwei Bootsstegen an einer Schieferkante mit sehr auffälligem Untergrund, durchzeichnet von Untiefen. Den Spot hatte uns ein sehr freundlicher Einheimischer verraten, und dies wurde mehr oder weniger auch belohnt: Schon im vierten Wurf knallte es in meiner Rute. Doch nach wenigen Sekunden war der Spuk auch wieder vorbei. Nach der Gummi-Analyse war ich mir zweierlei Sachen sicher: Der Stinger muss an den Gummikopf ! Und der Fisch war verdammt gut. 1,5 cm waren die Reißzahnspuren auseinander. Es waren nur Zwei Risse im Gummi. Eindeutig ZANDER. Der Rest des Abends verlief aber leider ohne weiteren Biss.
Am letzten Tag wollten wir alle nochmal so richtig früh auf dem Wasser sein und den gesamten Tag durchfischen. Schade war nur, dass wir die Boote schon um 20:00 Uhr wieder abgeben mussten. So gaben wir unser Bestes und legten uns nochmal richtig ins Zeug. Die einen schleppten von der Staumauer bis nach Asel und wieder zurück, fingen dabei den einzigen guten Hecht des Ausfluges.
Mit etwa 70cm recht verhalten, aber besser als die kleinen 50’ger, dachten wir uns.
Lasse und Carlos sowie Gordie und Jan fingen sich an der Liebesinsel in einen Rausch. Diese Insel wurde an diesem Tag zu unserem Lieblingsspot. Kleine Topwater Baits oder kleine schlanke Gummis brachten hier Fisch in Massen und sauguter Durchschnittsgröße. Alle Barsche waren mindestens 20 cm groß, die meisten jedoch um die 25 – 30 cm. Da hieß es dann ,,Masse und fast schon Klasse“. Jedenfalls fing hier jeder reichlich Fisch.
Dass zwischendurch mal 35ger oder 40ger dabei war, blieb nicht aus. So fing Jannik noch einen 41ger und freute sich riesig.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch Gordian, der uns mit seinem kleinen Topwater Bait alle eiskalt in Grund und Boden fischte.
Abends Fuhr ich mit Gordie nochmals zu den Stegen vom Vorabend, die Stunde Zeit wollten wir noch investieren, um wenigstens einen guten Fisch zu fangen. Im 8ten Wurf stieg mir ein Fisch ein und blieb wie erhofft am Stinger hängen. Erst vermuteten wir einen Zander, aber zum Vorschein kam wieder nur ein kleinerer Hecht, der auf den großen Shaker einstieg.
Ich verließ das Boot in Richtung Ufer und wollte noch das eine Schwimmplateau abfischen. Gordie versuchte es weiter vom Boot und fing auch noch einen guten Barsch.
Mir schien die Abendsonne ins Gesicht. Nach wenigen Würfen kam ein riesiger Hecht ganz langsam vor und schnappte sich unerwartet mein Gummi. Und so unerwartet wie er kam, war er auch wieder weg.
Nach der Bootsübergabe ging es zurück in unsere Wohnung, wo wir noch einen recht ruhigen Abend verlebten. Die einen vielen kaputt ins Bett, die anderen zogen noch ein bisschen durch das Dorf oder saßen beisammen im Wohnzimmer bei einem Bier.
Weil wir gegen 10:00 Uhr unsere Unterkunft räumen mussten, blieb auch diesmal nicht viel Schlaf über. Nach der Grundsäuberung haben wir unsere Sachen im Auto oder der Garage verstaut und sind nocheinmal zusammen Essen gegangen. Die Portionen hätten ruhig ein wenig größer ausfallen können, aber die Zeit hätte dies eh nicht zugelassen. Denn zum Essen hatten wir um die 15 Minuten Zeit, da die Hamburger Jungs Jan, Lasse, Carlos und Gordie pünktlich an der Bushaltestelle sein mussten.
Die Zeit war längst überfällig, als uns der Busfahrer einer Kaffefahrtgesellschaft darüber aufklärte, dass es um einen ,,Rufbus“ handle, den man vorbestellen musste. Nach etlichen Telefonaten hatten wir die Schnauze voll. Lukas sowie Maik räumten die Autos nochmals aus, die Koffer, Taschen und Tackleboxen der Jungs wieder ein und fuhren sie zügig zum nächsten Haltepunkt in Wellen. Letztlich kamen wir dann alle wohlbehalten zuhause an. Kaputt zwar. Aber um einige Erfahrungen und einen PB reicher. Wenn man ein Fazit ziehen möchte, würde dies wohl wie folgt aussehen:
Wir hatten alle viel Spaß. Auch wenn das ein oder andere nicht so ablief wie gedacht, fingen wir unsere Fische. Der eine etwa 40, der andere um die 200. Alles in allem war’s ein gelungener Ausflug, an einem der schönsten Seen und besten Raubfischgewässer, die unser Land zu bieten hat. Die Unterkunft war erste Sahne und so denke ich, werden wir auf jeden Fall wiederkommen.
Bis dahin,
Marcel
Hier noch ein Paar Bilder :