Barsch Minimales Gepäck – maximale Frequenz
Angriff. Anhieb. Fehlbiss. Absacken lassen. Attacke. Anhieb. Wieder Fehlbiss. Noch einmal angejiggt. Die nächste Attacke. Paff. Diesmal hängt er. Hektische Rüttler in der Rutenspitze identifizieren den Täter schon vor der Gegenüberstellung: ein kleiner Barsch hat sich den Mini-Kopyto geschnappt. Nicht der erste heute. Und es wird garantiert nicht der letzte bleiben. Frequenzangeln ist angesagt. Im Gegensatz zum gezielten Großfischangeln eine äußerst kurzweilige Angelei, die sich weniger über harte Drills als über die vielen Bisse definiert.
Tatort sind zur Zeit Havel und Spree. Hier sind neben Barschen auch Alande, Rapfen und andere Weißfische schwer an der frisch geschlüpften Brut interessiert. Kein Grund also, sich mit dem Verweis auf die miesen Bedingungen am Gewässer zurückzulehnen. Zwar fallen die Monate ohne „r“ eigentlich aus der so genannten „Raubfisch-Saison“. Doch selten kann man mit so wenig Gepäck ein derart großes Zielfischspektrum befischen. Denn viel mehr als ein paar kleine Gummis, Bleiköpfe, eine Zange und eine leichte Spinnrute braucht man nicht, um jetzt maximalen Spaß am Wasser zu haben.
Damit das Frequenzangeln richtig Laune macht, beschränke ich mich auf das Wesentliche. So kann ich weite Wege gehen, ohne mich bei jedem Stellenwechsel großem Umzugsstress auszusetzen.
Zentrales Element ist die Ruten-Rollen-Schnur-Kombo. Um sich auch an kleineren Fischen erfreuen zu können, darf man nicht zu schwer rangehen. Auch mittlere Barsche und Weißfische setzen sich tapfer zur Wehr. Wenn man mit einem Kran angelt, bekommt man davon aber halt Nichts mit. Für mich gilt daher: Je feiner, desto besser. Dieser Grundsatz sorgt nicht nur für maximales Drillvergnügen, sondern auch für entsprechendes Plus an Bissen. Und mit einer fein abgestimmten Ausrüstung bekommt man auch dicke Fische raus.
Die Grundausrüstung:
Rute: leichte Spinnrute in 2,1 bis 2,7 m Länge (z.B. Berkley Series One Skeletor)
Rolle: kleine Stationärrolle (z.B. Shimano Twinpower 1000 FA oder die 750er Symetre)
Schnur: 10er Fireline in Flamegreen oder Pink
Vorfach: 18er oder 23er Vanish (Flourocarbon) bzw. 18er Mono
Köder: kleine Twister, Gummifische, Krebsimitate, Tubes etc. Aber auch kleine Spinner, Wobbler oder Popper verfehlen ihre Wirkung nicht.
Dazu kommen noch die Lösezange, ein Nagelknipser, ein teleskopierbarer Unterfangkescher und zumindest in meinem Fall der Fotoapparat. Basta.
Jetzt kann’s losgehen
Also rein ins Auto und ran ans Wasser. Die Ziele sind klar definiert: Überall, wo sich jetzt Jungfisch aufhält, warten auch ein paar Räuber auf unsere kleinen Köder. Vor allem Flachwasserbereiche um Steganlagen, Fähranlegern, Brücken, Seerosenfeldern, Buhnenfeldern bzw. auf Barschbergen oder Sandbänken usw. sind jetzt richtig interessant. Bei Spaziergängen am Ufer sollte man außerdem Einläufen, Schilfkanten, umgefallene Bäumen, Spundwänden oder Steinpackungen besondere Aufmerksamkeit schenken.
Das Wasser muss hier nicht tiefer als einen Meter sein. Jetzt im Sommer herrscht an vielen Gewässern unterhalb der 3-m-Linie sowieso akuter Sauerstoffmangel. „Flach fischen und hoch gewinnen.“, lautet also vielerorts die Devise!
Angeltaktik
Auch beim Ultra-Light-Zuppeln gibt’s ein paar Dinge zu beachten. In erster Linie gilt es einmal, den Fisch zu finden. Hier können schon wenige Meter den Unterschied ausmachen. Je näher Ihr Boote, Stege, Bäume und andere Unterstände anwerft, desto wahrscheinlicher, dass der Köder Beachtung findet. Außerdem sollte man alle Wasserschichten absuchen. Nicht immer stehen die Fische am Grund. Oft sieht man Barsche an der Wasseroberfläche rauben. Dann macht es natürlich Sinn, sie auch dort oben anzugehen. Die Fische wechseln auch öfter mal den Standort. Wenn also Beißflauten einsetzen, wird einfach von neuem gesucht. Meist sind die Kollegen gar nicht weit! Manchmal beißt es in der Dämmerung am besten. Frühaufsteher sind dann klar im Vorteil. Doch normalerweise muss man nicht vor dem Aufstehen ans Wasser eilen. Die Fische beißen in Intervallen den ganzen Tag – egal ob’s regnet oder die Sonne gnadenlos vom Himmel brennt. Natürlich ist auch hier nicht jeder Tag ein Fangtag. Aber die meisten dann halt schon.
Zielfischspektrum
Wie bereits angedeutet: Zielfisch No. 1 ist bei uns hier um Berlin eindeutig der Barsch. So wie es aussieht, steht dieses Jahr ein gutes Barschjahr an. Sowohl in der Havel als auch in der Spree wird – allem Sauerstoffmangel zum Trotz – erfreulicherweise richtig gut gefangen.
Doch neben den üblichen Verdächtigen haben sich auch eine Menge anderer Fische auf den Kleinkram eingeschossen. Das gilt für Brassen
genauso wie für Rapfen
oder auch Alande
und ganz gelegentlich beißen auch Zander auf die kleinen Köder.
Überall, wo sich viele Hechte herumtreiben, ist auch mit deren Angriffen zu rechnen. Hier ist der Einsatz eines dünnen Stahlvorfachs dann erste Anglerpflicht!
Gestern am Wannsee
Gestern habe ich mich zum Beispiel mit Leo und Dustin am Wannsee getroffen. Topköder waren Mini-Kopytos (3,5 cm) in allen möglichen Farben. Von Braun über Rot/Gelb bis zum Weißfischimitat hatten die zornigen Barsch-Teenies gestern einfach alles zum Fressen gern.
Stellenweise war hier jeder Wurf ein Treffer. Und wie das an einem Wochenendtag eben so ist, konnten wir uns vor Schaulustigen kaum retten. Viele große Kinderaugen verraten: Barsche gefallen nicht nur uns. Und vielleicht haben wir gestern ja sogar den Impuls für die eine oder andere Anglerkarriere gegeben.
Sei’s drum. Mit 9 Barschen in Folge hat Leo eine Frequenz-Marke aufgestellt, die es erst einmal zu brechen gilt. Pro Wurf setzte es meist mehrere Attacken, so dass man sich kaum von den Stegen trennen konnte. Jedenfalls habe ich selten mehr „letzte Würfe“ gezählt als die von Dustin angesagten
Sondertarif
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