News Meerforellen-Tutorial für Küsten-Rookies
Der Einstieg ins Meerforellenangeln kann hart sein. Das deutet dieses geflügelte Wort vom „Fisch der 1000 Würfe“ ja schon an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der mehr als 1000 Würfe in seine erste Meerforelle investieren musste. Weils dann aber gleich mal richtig gescheppert hat, hänge ich jetzt irgendwie auch am Mefo-Blinker. Zwar kommt sich vor allem der Barschangler in mir noch ziemlich blöd dabei vor, den ganzen Tag auf keinen, einen oder auch zwei Fische zu angeln. Dafür ist aber das Naturerlebnis umso intensiver. Und wenn dann mal so ein Biss aus dem Nichts in die Rute fährt, fließt schon ein bisschen mehr Adrenalin durch die Adern als beim Barscheln.
Für die Cracks läuft die Saison schon seit ein paar Wochen auf vollen Touren. Die Monate Februar und März gelten als die Phase, in der man die dicksten Dinger abräumen kann. Für Einsteiger beginnt die beste Zeit meines Erachtens ein bisschen später, weil man sich schon genug Herausforderungen stellen muss. Da tun ein paar wärmende und das Gemüt erhellende Sonnenstrahlen zwischendurch ganz gut. Wenn ihr also nicht wisst, was ihr an den nächsten Wochenenden tun sollt, würde sich auf jeden Fall eine Mefo-Tour an die Küste anbieten. Auch wenn ich selber noch nicht so wirklich viele Silberbarren aus der Ostsee geborgen habe, möchte ich allen, die sich zum ersten Mal auf Mefo-Jagd begeben, ein paar Tipps mit auf den ersten Weg zum Strand geben. Schließlich ist das eine eigene Angeldisziplin mit völlig neuen Herausforderungen und Problemen, für die es teilweise geniale Lösungen gibt.
Alles reine Kopfsache…
Die größte Aufgabe ist, die Unsicherheit niederzuringen, die einen bis zu den ersten Erfolgserlebnissen fast zwangsläufig begleitet. Während man einen Wurf nach dem nächsten tätigt und die Blinker gebetsmühlenartig durchs Wasser kurbelt, kommen immer wieder die gleichen Fragen auf. Am Anfang rumoren sie noch heimlich im Hinterkopf. Doch werden sie mit jedem Fehlwurf, jedem erfolglosen Köderwechsel, jeder unbeantworteten Köderführungsmodifikation lauter. Bis der Selbstzweifel zu einem dumpfen Pochen anschwillt. „Ist das die richtige Farbe? Ist das die richtige Größe? Steh ich am richtigen Spot? Soll ich flach oder tief fischen? Langsam oder schnell? Rechtfertigt der Zusatzreiz der Beifängerfliege die kürzere Wurfweite? Hätte ich einen Sbiro einpacken müssen? Wie viele Würfe wird’s noch dauern?“
Dazu kommt, dass die Uferangelei teilweise richtig anstrengend ist. Das Kraxeln über die Steine, das ständige Ausbalancieren, die unnatürliche Köperhaltungen, das permanente Kurbeln, das Dauerfeuer mit dem Wurfarm, das Streckemachen im Sand etc. kulminieren sich nach spätestens zwei Tagen ohne Mefo-Kontakt zu kapitalen Verspannungen, die eigentlich nur ein ordentlicher Fisch aufzulösen vermag.
Aber eins steht fest: Wenn man dranbleibt, wird man irgendwann Kontakt bekommen. Und wenn’s dann endlich soweit ist, hängt man zusammen mit der Meerforelle gleich mit am Haken. Weil diese Einstiege süchtig machen. Weil der Drill einer großen Mefo an Spannung kaum zu überbieten ist. Und weil man einen Kampf gewonnen hat.
Equipment
Watkescher: Manche Leute slippen ihr Fische. An eine Handlandung ist bei guten Fischen nicht zu denken. Die sind zu agil und auch zu glitschig.
Deshalb muss ein Kescher dabei sein. Am besten einer, in den auch eine anständige Forelle reinpasst. Die Teile sind nicht teuer. Es gibt Modelle aus Holz…
…und welche aus Aluminium. Die Holzteile sehen schicker aus und schwimmen. Die Alu-Rahmen sind ein bisschen leichter. Ich habe mich am Anfang immer gefragt, wie die Jungs diesen Kescher so professionell auf dem Rücken befestigen. Das hat mir schon immer gefallen. Die Lösung ist ein spezieller Gürtel, in den man den kurzen „Kescherstab“ hineinsteckt.
Watgürtel: Ein Muss. Definitiv. Erstens weil die Hose nicht vollläuft, wenn man umkippt. Zweitens weil man den Watkescher so komfortabel mit sich führen kann.
Watstock: Ich habe mir so ein zusammenklappbares Modell gekauft. Nicht ganz billig. Aber eigentlich praktisch. Weil man den Stock wirklich nicht immer braucht und das Ding dann kleingefaltet am Gürtel hängt.
Allerdings nervt das Gerät manchmal extrem. Vornehmlich an schlechten Angeltagen. Wenn es sich mal wieder nicht so widerstandslos zusammenfalten lässt, wie man das gern hätte, ist das genau das, was man zu den 329 Leerwürfen noch braucht.
An manchen Stränden ist so ein Stock aber unerlässlich. Mich hat meiner auch schon das eine oder andere Mal abgefangen. Es ist halt schon rutschig und uneben auf den Steinen. Und manch erklommener Findling entpuppt sich als schmaler, als es einem lieb ist.
Wathose: Wer viel auf Steinen rumkrabbelt, braucht Filzsohlen. Am besten welche mit Spikes. Weil man auf die Forellen ja meistens bei relativ niederen Wassertemperaturen angelt, ziehe ich eine Neoprenhose vor – obwohl die Atmungsaktive natürlich komfortabler ist.
Watjacke: So eine wasserdichte Watjacke verhindert, dass das Wasser von oben in die Hose laufen kann, wenn man in den Wellen steht. Außerdem bieten die Dinger viel Platz für die Köderboxen.
Köderboxen: Kleine Schächtelchen kann man als Spinnangler eigentlich nicht genug haben. Ich habe immer zwei dabei. Eine mit den Premium-Ködern. Eine mit Ergänzungsködern.
Rucksack: Einen Rucksack sollte man auch dabei haben. Irgendwie wollen Nahrungsmittel, Getränke und Köder ja auch transportiert werden.
„Taschen“Zange: Eine Zange mit Schneide gehört auch an den Gürtel. Dazu braucht man ein Modell mit einer Gürteltasche.
Hardware
Kombo: Ich finde, die Spinnrute darf schon 50 Gramm Wurfgewicht haben, sollte so um die 2,7 lang sein und im Drill mitgehen. Mefos steigen gern aus. Dazu passt eine mittlere Spinnrolle. Die muss natürlich salzwasserresistent sein. Eine hohe Übersetzung verhindert, dass man sich die linke Hand auskurbelt. Etwas größere Spulendurchmesser sorgen für eine größere Wurfweite.
Schnur: Ganz klar Geflochtene. Mefos kündigen sich oft mal über einen Antocker an. Die Bisse kommen bretthart. Mit Mono würde man den ganzen Thrill abdämpfen. Außerdem kostet Mono Wurfweite. Mit einer 12er fliegt der Blinker bis zum Mond.
Vorfach: Unbedingt ein Fluorocarbon-Vorfach vorschalten. Erstens wegen der „Klarsicht“. Zweitens weil Mefos scharfe Zähne haben und sich den Blinker auch mal bis in den Rachen reinrammen. Manche Leute verwenden 3 Meter lange Vorfächer, damit die Hauptschnur im Drill auch wirklich nicht an den Steinen aufscheuert. Anderen reicht ein Meter. Diese Fraktion ist deshalb größer, weil der Knoten beim Wurf nicht dauernd durch die Ringe schießt, was erstens Wurfweite kostet und sich zweitens auch negativ auf den Zustand der Schnurverbindung auswirken kann. Für Blinker bis 12 Gramm nehme ich 0,27er. Für größere Köder dann 0,34er.
Einhänger/Sprengringe: Kleine UND starke Einhänger sind Pflicht. Forellen haben gute Augen, sind aber ab einer bestimmten Größe auch echt brutale Fighter. Die schütteln sich, drehen sich in die Schnur, springen aus dem Wasser. Dabei verkanten sie gern den Blinker. Da ist es gut, wenn der Einhänger nicht ausklinkt. Ein Crosslockverschluss ist deshalb von Vorteil.
Auch wenn der Blinker blitzt, empfehlen die meisten Cracks brünierte Modelle, die einfach etwas unauffälliger sind. Gegen das Aushebeln hilft ein zweiter Sprengring zwischen Haken und Köder.
Drilling/Einzelhaken: Bei den wenigen Kontakten möchte man natürlich jeden Fisch verhaften. Weil der Owner ST 36 erstens sauscharf ist und zweitens stärker als die meisten „Original-Drillinge“, tauschen fast alle Mefoangler, die ich kenne, das Original gegen den Owner aus, wenn sie einen Drilling am Köder haben wollen. Die Alternative sind Einzelhaken von Owner oder Gamakatsu. Der Vorteil von Einzelhaken ist, dass sie nicht so viel Schwimmkraut sammeln und auch nicht so leicht am Findlingen oder im Tang hängen bleiben. Außerdem ist ein Einzelhaken natürlich „fischfairer“ (und billiger).
Köder
Ich habe mir mein Meerforellenblinker-Arsenal schrittweise aufgebaut und immer mal wieder ein paar Blinker gekauft, wenn mir mal jemand was empfohlen hat. Und jetzt sind es fast schon zu viele Köder. Ein paar sind aber absolute „Must-Haves“.
Abu Toby (rechts): Kein Weitwurfwunder. Dafür flattert er schön und kann deshalb auch ganz langsam geführt werden. In 10 Gramm etwas fürs Flachwasser. In 20 Gramm ein Allrounder. Und in 28 Gramm was für die Heringsfresser.
Hansen Stripper (links neben dem Toby): Auch einer von der agilen Sorte. Mein Kumpel Jochen nennt ihn „Türklinke“. Und so sieht er auch aus. Durch den Schwung flattert der Stripper beim langsamen Einholen lebhaft und ist was für faule Forellen und zum Beangeln von Nachläufern.
Snaps Draget: Der Klassiker unter den Bleikernblinkern. Ein Weitwurfgeschoss, das in keiner noch so kleinen Mefo-Blinker-Box fehlen darf. Gut bei Gegenwind oder für große Wurfdistanzen. Läuft auch etwas tiefer. Wenn man mehr Leben reinzaubern will, biegt man das Blech ein wenig nach innen.
Spöket: Seitdem ich auf Rügen einmal zwei Anglern zugeschaut habe, wie sie mit einem grellen Spöket-Wobbler eine Mefo nach der anderen gefangen haben, weiß ich, dass man den unbedingt in ein paar Ausführungen dabei haben muss. Der 10-Grämmer, den ich dabei hatte, war den Rügen-Mefos zu klein.
Über die besten Köder haben wir uns hier im Forum vor kurzem ausgetauscht. Wer was zu sagen hat, fühlt sich hiermit am besten aufgefordert, seinen Senf dazu zu geben!
Beifänger
Manche schwören drauf. Andere verzichten komplett darauf. Ich habe auf Springerfliegen auf jeden Fall schon Bisse bekommen. Die sind aber beide nicht hängen geblieben. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass ich einen flexiblen Springerknoten (ein Stopperknoten) gebunden habe, der nach dem Haken des Fisches zum Blinker durchrutscht. Vorteil: Wenn die Forelle zwischen Steine oder durch Krautfelder flitzt, kann sich der Blinker nicht so leicht an Hindernissen festsetzen. Der Nachteil ist, dass der Knoten den Biss nicht kontert und deshalb nicht jeder Biss verwertet wird. Nach reiflicher Überlegung behalte ich das mit dem flexiblen Knoten aber bei. Lieber mal einen Biss nicht verwerten als einen Fisch am Stein verlieren.
Beliebte Forellen-Muster sind der Seeringelwurm, die Garnele und klassische Kleinstfisch-Imitationen. Wobei die Wurm-Imitate oft recht lang sind und ganz schön auf die Wurfweite drücken.
Damit die Dinger schön spielen, werden sie am besten in eine Schlaufe gebunden.
Angel-Strategien
Meerforellen ziehen oft an der Küste entlang und halten ihre Standplätze nur solange, wie ihnen diese optimale Bedingungen bieten. Sind die Garnelen abgeräumt, wird das Wasser zu warm oder zu kalt, kommt kein Futterfisch mehr vorbei oder schlüpft kein Würmchen mehr, geht’s weiter zum nächsten Platz.
Diesem Phänomen kann man mit zwei verschiedenen Taktiken begegnen. Die eine ist, Strecke zu machen und die Dinger zu suchen. Die andere ist, sich an einen guten Platz zu stellen und darauf zu vertrauen, dass dieser von den Mefos im Laufe des Angeltages schon irgendwann angesteuert wird.
Ich wünsche allen Einsteigern schnelle Kontakte und den Profis natürlich auch. Ich fänd‘s auch super, wenn ihr ein paar Fänge posten würdet, wenn’s geklappt hat!