Gewässer-Tipps Mecklenburger Seenplatte – ein Interview mit Müritzfischer S. Paetsch
Mecklenburg-Vorpommern ist für viele das Angelland Nr. 1 in Deutschland. Das Bundesland bietet mit seiner schier unendlichen Seenplatte und seinen Küsten- und Boddenrevieren aber nicht nur für die weniger als 2 Millionen Einwohner MVs genügend Platz zum Fischen, sondern für jede Menge Gastangler aus der ganzen Republik.
Schließlich ist das Land mit über 2000 Seen sogar mehr als das Land der 1000 Seen. In dieser Rechnung sind übrigens nur die Seen mit einer Größe von mindestens einem Quadratkilometer enthalten…Kurzum, hier findet jeder seinen Platz und seinen Fisch. Und das in oftmals unberührter, ursprünglicher Natur. Jede Saison werden Anglerträume aufs Neue wahr. Denn der Fischbestand des Bundeslandes ist einmalig. Neben Dorsch, Hornhecht, Lachs, Meerforelle und Co. sind natürlich insbesondere der Hecht, der Zander und der Barsch begehrte Beute. Insbesondere an den Großseen im Landesinneren gibt es schöne Ecken um Barsch und Hecht auf die Schuppen zu legen. Wer hier das Herzstück, die Mecklenburgische Seenplatte mit der Mutter aller Seen, der Müritz bereist, wird um ein Unternehmen nicht drum herum kommen: Die Müritz-Plau GmbH. Sie ist vielen Barschalarmern ja auch seit dem vorjährigen Forumstreffen auch bekannt.
Die GmbH ist historisch aus einer Genossenschaft mit ursprünglich 12.407 ha auf heute über 26.000 ha Gewässerfläche gewachsen. Heute bewirtschaftet sie neben den Großseen der Region eine Menge Kleingewässer [Liste siehe unten im Anhang]. Grund genug für mich mal bei der Müritz-Plau GmbH vorbei zuschauen und mich genauer über die vielen Gewässer zu informieren. Schließlich bin ich ein ausgesprochener Fan der Region und war schon immer neugierig, wie die Gewässer dort bewirtschaftet werden. Also habe mich dort im August mit Sebastian Paetsch von der Müritz-Plau GmbH getroffen. Er ist ausschließlich für den Angeltourismus zuständig. Wir hatten uns in Eldenburg zum gemeinsamen Fischen auf Barsch und Plaudern über die Seenplatte verabredet. Das Ergebnis könnt Ihr hier lesen:
Unsere Tour startete vom Fischereigehöft in Eldenburg, wo auch die neuen Ferienappartements liegen. Schon um 6.30 Uhr habe ich mich dort mit Sebastian getroffen. Es folgte eine kurze Lagebesprechung mit Jürgen, einem weitern Mitarbeiter der Müritz-Plau GmbH, den Tag mit dem „Angelkutter“ Prof. Wundsch ebenfalls auf dem Wasser verbringen wollte. Während Jürgen noch alles für die kommenden Gäste vorbereitete, fuhren Sebastian und ich mit einem der grünen Mietboote los. Es ging über den schmalen Kanal hinaus auf die Binnenmüritz bei Waren. Von dort fuhren wir durch den „Hals“ auf den offen See. Auf dem Wasser haben wir dann folgendes Interview geführt:
Strehl: Mecklenburg-Vorpommern – Angelland Nr. 1. Du bist hier aufgewachsen und kennst Dich nicht zuletzt aufgrund deines Berufs gut aus mit den großen Seen der Region. Was reizt Dich Saison für Saison deine Rute immer wieder aufs Neue hier zu schwingen?
Paetsch: Natürlich die großen Fische, die man hier fangen kann. Und die Menge, gerade beim Barschangeln. Natürlich auch die großen Gewässer, wo man nie weiß, was einen erwartet. Wo beißen die Fische, beißen sie überhaupt, muss ich tief angeln, muss ich flach angeln. Also die Abwechslung und die Möglichkeiten hier. Die reizen mich eigentlich jeden Tag aufs Wasser zu fahren, wenn ich könnte.
Strehl: Wir sind hier jetzt auf dem größten gesamtdeutschen See, der Müritz. Welche Seen bewirtschaftet Ihr denn noch?
Paetsch: Wir haben zusammen ca. 80 Gewässer, die wir bewirtschaften mit einer Gesamtfläche von ungefähr 26.000 Hektar. Dabei sind auch der Plauer See, Kölpinsee, Tollensesee und viele andere. Damit sind wie die größte Fischerei in Deutschland, wenn nicht sogar in Mitteleuropa, was die bewirtschaftete Gewässerfläche angeht. Von diesen Seen sind auch der Grossteil für die Angler zugänglich, bis auf ein paar Ausnahmen, die in Naturschutzgebieten oder im Nationalpark liegen. Als Angler kann man so mit einer einzigen Angelkarte auf extrem großen Gewässerflächen fischen.
Strehl: Welchen Stellenwert hat denn die Sportfischerei und der Angeltourismus für die Müritz-Plau GmbH?
Paetsch: Der Angeltourismus hat einen recht hohen Stellenwert, das ist natürlich ganz klar. Das Angeln hat in den letzen Jahren zugenommen. Viele Gastangler aus dem gesamten Bundesgebiet und dem nahegelegenen Ausland kommen zu uns zum Angeln auf diverse Fischarten, Hechte natürlich, aber auch Karpfenangler und es ist schon eine sehr sehr wichtige Geschichte für uns. Nicht umsonst bin ich dafür zuständig, mich um die anglerischen Belange zu kümmern. Um den Anglern eine bessere Erfolgschance zu bieten, haben wir unsere Fänge in den letzten Jahren stark zurückgefahren, bestimmte Fische (z.B. große Hechte) werden gar nicht mehr gezielt befischt.
Strehl: Was bietet Ihr denn den Petrijüngern neben den Berechtigungen für Eure Gewässer?
Paetsch: Wir haben an den verschiedenen Standorten einen Bootsverleih. Das ist unter anderem in Eldenburg, das werden sicherlich auch viele Barschalarmer kennen, die da auch öfter mal zum Angeln hinfahren und wo auch letztes Jahr das Barschalarmtreffen stattgefunden hat. Da haben wir insgesamt 12 Mietboote. Wir haben in Eldenburg auch noch zusätzlich sieben Ferienwohnungen plus Seminarraum wo man mit größeren Gruppen Veranstaltungen durchführen kann. Ferienwohnungen und Mietboote haben wir auch noch in Vipperow, im Süden der Müritz und in Malchow, zwischen dem Fleesensee und dem Plauer See. Seit Mitte dieses Jahres haben wir auch in Röbel ein Boot zu vermieten. Außerdem gibt es ab sofort auf unserer Homepage (www.mueritzfischer.de) die Tiefenkarten für (fast) aller unserer Gewässer als Download.
Strehl: Brauche ich ein Boot, um an die Fische zu kommen?
Paetsch: Also an den Großgewässern, wenn man Ambitionen hat viel oder groß zu fangen ist ein Boot in meinen Augen ein Muss. Klar kann man aber auch in einigen Häfen angeln oder an irgendwelchen Badeständen aber das ist in aller Regel nicht so erfolgreich wie vom Boot. Gerade auf der Müritz, Kölpinsee, Plauer See, Fleesensee oder Tollensesee ist man ohne Boot aufgeschmissen. Und man sollte darauf achten, egal ob man das bei uns macht oder wo anders, ein ausreichend motorisiertes und großes Boot mieten. Bloß nicht damit anfangen mit Zwei-Meter-Schlauchbooten weit raus zu paddeln, denn das kann schnell gefährlich werden.
Strehl: Wird der Fischbestand in den einzelnen Seen von den Müritzfischern mit Besatzmaßnahmen gestützt?
Paetsch: Wir besetzen eine ganze Reihe von Fischarten. Wir besetzen Aale, bei denen ja in letzter Zeit viel unter Anglern und in Magazinen über Fangverbote usw. diskutiert wurde. Die besetzen wir in großem Maße, trotz der stark gestiegenen Preise für Satzaale. Darüber hinaus besetzen wir natürlich Karpfen. Wir besetzen aber auch einige Seen mit Hechten und Zandern. Allerdings wirklich nur ausgewählte Seen, weil die Reproduktion dieser Fischarten im Normalfall von alleine ausreicht. Darüber hinaus werden auch Maränen von uns besetzt, die auch Futterfische für Barsche und Hechte in den Großseen sind.
Strehl: Wie groß ist Eure Zuchtanlage für den Nachwuchs?
Paetsch: Also wir haben zwei Teichwirtschaften, eine in Boek und eine in Canow. Wir haben in Boek ein großes Bruthaus wo wir die Maränen vermehren aber natürlich auch Karpfen, Welse und Störe, die wir dann in den Teichen halten. Dann haben wir noch eine Forellenzuchtanlage. Da machen wir allerdings Saiblinge und neuerdings auch Quappen. Außerdem haben wir noch eine Zanderproduktion die grade wieder umgebaut wird. Das ist eine Kreislaufanlage.
Strehl: Wie sieht es mit den verschiedenen Zielfischen des passionierten Raubfischanglers aus? In welchen Gewässern bestehen jeweils für Hecht, Zander, Barsch und Wels die besten Chancen?
Paetsch: Für Hechte und Barsche sind auf jeden Fall die Großseen sehr gut, wobei wir auch im Plauer See, im Fleesensee und im südlichen Teil der Müritz durchaus gute Zanderbestände haben. Wer einen großen Hecht will, sollte in meinen Augen zur Müritz fahren und es da mit großen Ködern beim Schleppen versuchen. Wer lieber werfend auf Hechte angelt, ist auf dem Kölpinsee gut aufgehoben und wird dann auch große Mengen natürlich inklusive vieler Untermaßiger fangen. Da besteht aber auch immer die Chance einen Großen zu fangen. Für Barsche sind ganz klar die Müritz aber auch der Fleesensee und der Plauer See hervorzuheben. Ja und für den Zander sind entsprechend Fleesensee, Plauer See und südliche Müritz gut. Welse gibt’s bei uns ganz wenig. Da haben wir nur zwei Gewässer von den ich mit Sicherheit weis, dass Welse drin sind. Das ist einmal der Specker Hofsee. Der liegt allerdings im Nationalpark, was mit Einschränkungen verbunden ist. Man darf da nur einen kleinen Teil beangeln und auch nicht mit Motorkraft fahren. Man muss also mit einem Ruderboot angeln, auch weil die Uferbetretung generell schwierig ist. Der zweite See ist der Krickower See. Der liegt bei Neubrandenburg direkt an der B 96. Da hat ein Kollege von mir, der in Neubrandenburg arbeitet, schon einen 1,60 Meter-Wels mit der Bojenmontage gefangen. Aber grundsätzlich ist es zum Welsangeln bei uns eher schlecht, das muss man ganz klar sagen.
Strehl: Hast Du auch einen Gewässertipp für den begeisterten Karpfenangler?
Paetsch: Karpfen sind im Zuge der Besatzmaßnahmen in der DDR eigentlich in alle Gewässer reingekommen, da sind ganz wenige Ausnahmen wo man sagen kann, da sind gar keine Karpfen drin. Die Bestände schwanken natürlich je nach Gewässer. Es gibt auch Karpfen in der Müritz wobei da die Beangelung wegen der riesigen Fläche schwierig ist. Allerdings sind die Großseen, speziell der Fleesensee und der Plauer See ein beliebtes Ziel bei Karpfenanglern. Die haben den Vorteil, dass sie in der normalen Standard-Angelkarte von uns für 30 Euro in der Woche dabei sind. Und man hat die Chance auf sehr große Fische, allerdings gilt auch da das gleiche wie für die Raubfischangler: Bitte nicht mit Zwei-Meter-Schlauchbooten sondern mit einem vernünftig motorisierten Boot. Am besten mit einem größeren Ruderboot kommen. Darüber hinaus sind auch in einigen kleineren Landseen Karpfen drin, auch sehr große. Natürlich haben wir auch Spezialgewässer wo die Preise etwas höher sind [Vgl. Liste unten im Anhang]. Da können wir aber auch garantieren, dass bei rechtzeitiger Buchung der Platz am See auch wirklich frei ist, was ich bei normalen Gewässern einfach nicht sagen kann. Da ist es auch so, das in aller Regel mit den Uferbesitzern abgesprochen ist, dass die Karpfenangler dort parken und ihre Zelte aufbauen können. Da sind die Chancen sehr gut, schöne Fische zu fangen.
Strehl: Wie steht es um die schöne grüne Tinca?
Paetsch: Also, wer Bock auf Schleien hat, der sollte zum Kölpinsee fahren, das ist ein super Revier. Ich hab selber noch nicht drauf geangelt. Aber es ist dafür ein sehr gutes Gewässer. Man muss aber vom Boot aus angeln und kann dann, glaub ich, richtig abräumen.
Strehl: Meister Esox hat in den Gewässern der Müritz-Plau GmbH keine Schonzeit. Warum?
Paetsch: Das liegt daran, weil die wirklich ein gute Reproduktion haben. Aufgrund der verbesserten Wasserqualität seit der Wende, wo viele Kläranlagen gebaut wurden und die Berieselung der Felder mit Düngemitteln stark zurück gegangen ist. Dadurch sind die Bedingungen mit viel Kraut und riesigen Schilfgürteln für die Vermehrung ideal. Es ist außerdem ganz klar hervorzuheben, dass letztendlich nicht die Anzahl der ablaichenden Hechte über den Erfolg des Laichens oder der nächsten Generation entscheidet, sondern es sind vielmehr die Umweltbedingungen. Da haben wir wenig Einfluss drauf. Wenn es ein strenger Winter ist und die Hechte unter dem Eis laichen und da dann viele Larven aufgrund von Futtermangel sterben, ist es ein Problem. Wenn es zu schnell heiß wird und die Eier durch die große Hitze schneller verpilzen und Mikroorganismen sich daran schneller zu schaffen machen, ist es auch ein Problem. Insofern können wir mit einer Schonzeit wenig machen. Auch Besatz macht wenig Sinn, weil an so einem großen See, ähnlich wie an den Boddengewässern, sind die Bedingungen so, dass wir mit dem Besatz nur die anderen Hechte füttern.
Strehl: Gibt es viele Angler, welche die fehlende Schonzeit nutzen, um die z.B. in anderen Bundesländern „hechtfreie“ Zeit in Euren Seen zu überbrücken?
Paetsch: Also es ist so, dass grade für das Umland, also die Angler aus Berlin und Brandenburg die Möglichkeit bestünde. Gerade in Berlin ist die Schonzeit bis zum 1. Mai sehr streng, ich glaube selbst das Angeln mit Twistern oder ähnlichem ist in der Zeit verboten. Von Berlin sind wir ungefähr zwei Stunden weg, das ist also kein Problem. Es könnten durchaus noch mehr Angler sein, die dann zum Hechtfischen kommen.
Strehl: Der Zander ist ja bekanntermaßen nachts besonders aktiv. Darf der Zanderbegeisterte es bei Euch auch nachts versuchen?
Paetsch: Nachtangeln ist bei uns erlaubt. Das ist ganz normal, ist in der normalen Angelkarte dabei. Man darf bei uns übrigens mit drei Ruten angeln, man dürfte also theoretisch auch drei Spinnruten dabei haben. Ich hab im Forum neulich gelesen, dass es da woanders Probleme gab [bei der Kontrolle], wegen montierten Ruten die man an Board haben darf, oder überhaupt dabei haben darf. Also solche Probleme gibt es bei uns nicht. Man dürfte auch gerne noch eine vierte oder fünfte unmontierte Rute dabei haben. Insgesamt darf aber nur eine mit totem Köderfisch bestückt sein.
Strehl: Der Barsch wächst im Allgemeinen recht langsam ab. Wie steht es um die Wachstumsraten in Euren Gewässern?
Paetsch: Die Wachstumsrate ist wie in den anderen norddeutschen Gewässern ähnlich. Es schwankt ein wenig von Gewässertyp zu Gewässertyp. Wo das Nahrungsangebot ein bisschen größer ist, wächst der Barsch ein bisschen schneller ab. Ich würde sagen z.B. im Tollensesee, da ist ein sehr guter Maränenbestand, an dem die Barsche sich gütlich tun. Da werden sie wahrscheinlich ein wenig schneller wachsen, wobei wir das nicht im Einzelnen untersuchen.
Strehl: Ich frage deswegen, weil mir z.B. vom Bodensee gesagt wurde, dass die Barsche dort angeblich nicht mehr so gut abwachsen würden wie früher, weil das Gewässer einfach so sauber und nährstoffarm geworden ist.
Patsch: Das ist generell ein Problem. Das ist das Missverständnis, dass viele Angler aber auch Naturfreunde haben, die denken, je sauberer ein See ist desto mehr Fische ist drin. Wobei die natürlich verkennen, dass die Trübung des Gewässers nicht durch Dreck und Chemikalien hervorgehoben wird, die würde man nie sehen. Bei uns ist es wie bei anderen Gewässern auch, die Seen werden sauberer sowie nährstoffärmer und dadurch nehmen die Fischbestände auch ein Stück weit ab, das ist ganz klar.
Strehl: Kommen wir zurück auf die Mütter aller Seen, die Müritz. Wie würdest Du hier die klassische Raubfischsaison beschreiben?
Paetsch: Die Raubfischsaison ist ganzjährig. Das hängt natürlich auch vom Eis ab. Normalerweise kann man im Januar schon sehr gut Hechte angeln. Man kann dann natürlich schleppen auf der Müritz. Das bringt am allermeisten, weil die Fische teilweise sehr weit verteilt stehen. Das zieht sich dann im Prinzip bis in den Mai, wo man immer noch mit Schleppfischen sehr gute Erfolge haben kann. Natürlich variieren die Standorte der Fische im Laufe des Jahres. Sie ziehen zum Laichen ins Flachere. Dann lohnt sich auch mal das Wurfangeln auf Hechte an den Kanten, an den Krautfeldern. Ab Mai sind schließlich auch die Barsche interessant, die sich ebenfalls zum Laichen im Flachwasser einfinden. Grade das Ostufer ist da eine legendäre Stelle, wo geschleppt wie auch geworfen die Chance besteht, richtig große Einzelfische zu fangen. Dieses Barsch- und Hechtangeln im Flachwasser zieht sich so bis Mitte Juni. Wobei die Hechte mit zunehmenden Temperaturen schlechter beißen und die Barsche mehr und mehr die Oberhand gewinnen. Ab Mitte Juli bis Mitte September ist dann eigentlich die Hauptzeit der Barsche. Man fängt allerdings auch noch jetzt [Anfang August] große Hechte, wie wir grade von dem anderen Angler erfahren haben [Klönschnack von Boot zu Boot, fing mutmaßlich am Tag vor unserem Interview einen 1,20 Meter-Hecht]. Aber im Sommer angeln die allermeisten Einheimischen auf Barsch. Da rauben die Barsche teilweise in großen Schwärmen wie die Bekloppten. Das variiert allerdings von Jahr zu Jahr und Tag zu Tag. Wenn’s wieder kälter wird, ziehen sich die Barsche ins Tiefe zurück. Sie lassen sich dann gut mit kleinen Zockern fangen. Jetzt geht die Hechtsaison wieder los. Am besten versucht man es dann schleppend an den Kanten oder im Flacheren. Das Barschangeln flaut in der kalten Jahreszeit ab.
Strehl: Hast Du spezielle Tipps auf Lager, wie und wo man Hecht und Barsch auf dem Binnenmeer finden kann?
Paetsch: Also bei den Barschen ist der klassische Tipp, dass man sich an den Möwen orientiert. Wo diese in größerer Zahl ins Wasser stechen, da kann man von ausgehen, dass dort die Barsche jagen und die kleinen Fische an die Oberfläche drücken. Ansonsten hilft natürlich die moderne Elektronik, Echolot und GPS auch aus Sicherheitsgründen. Echolot ist sowieso ein Muss, ohne ist man aufgeschmissen. Ein anderer Indikator sind Einheimische Angler, die sich sehr gut auskennen was die Standplätze der Fische angeht. Mit den modernen Methoden haben die es oft nicht so, aber die wissen einfach wo der Fisch ist. Für Hechte lohnt sich letztendlich das Abklopfen von bekannten Topstellen, wie z.B. der dicke Baum im nördlichen Teil der Müritz, weiter südlich haben wir den Schäferberg vor Sembzin, wir haben die Sietower Bucht mit Kanten und Krautflächen. Wir haben dann noch Rosen- und Rodenberg bis runter zur Wolldüp, wo es auch flache Flächen mit scharfen Kanten gibt. An den Kanten sollte man vor allem Schleppen. Über 5-6 Metern macht das Werfen nur noch bedingt sinn. Da kann man besser die Tiefwasserbereiche durchaus das ganze Jahr über abschleppen. Es gibt einige die machen das, die fangen dann mit Riesen-Wobblern große Hechte.
Strehl: Wie sieht es mit den Angelmethoden aus? Hast Du ein paar heiße Tipps?
Paetsch: Für Hechte würde ich wie schon erwähnt das Schleppen als absolut als erfolgreichste Methode ansehen. Da wären meine Ködertipps z.B. der Nilsmaster Invicible in 18 cm, da hab ich mir meinen größten Hecht von 1,30 Meter mit erschleppt. Ein anderer Klassiker ist der Super Shad Rap in Firetiger. Natürlich gehen auch Castaic Forellen oder auch andere amerikanische Schleppköder. Ansonsten zum Werfen würde ich auch, das machen noch relativ wenige, mit Jerkbaits an den Krautkanten angreifen. Vielleicht auch mal im Sommer mit Oberflächenködern. Es gehen natürlich auch Gummiköder geworfen, wie der Bulldawg. Auch eine ganz klassische Sache ist der Mann’s Twinler. Für Barsche kann man letztendlich auch alles benutzen, was man an seinen heimischen Gewässern benutzt. Meine Favoriten sind ganz klar Oberflächenköder. Das geht zwar nur in einem ganz kleinen Teil des Jahres, aber macht einfach am meisten Spaß. Im krassen Gegensatz dazu wäre als erfolgreichste Methode der kleine Zocker mit zwei Beifängern. Es sind bei uns drei Anbissstellen erlaubt. Ein kleiner Zocker plus zwei Beifänger würde dem genau entsprechen. Damit lässt sich im Tiefen relativ schnell feststellen, ob man da Barsche auf dem Echolot hat oder nicht. Dann kann man mit anderen Methoden ein bisschen selektiver Angeln, z.B. mit Dropshot. Über den Krautfeldern funktionieren natürlich die klassischen Suspender wie Squirrel, Pointer und Co. Nicht zu vergessen ist der Spinner in Größe 3 oder 4. Mein Favorit wäre der Mepps in Fluo-Orange, das ist eine feine Farbe. Zwei Beifänger davor, das funktioniert im Flachen, wenn die Barsche da sind, eigentlich immer. Ansonsten ist es so, dass man die Angelmethode an die Angeltiefe anpasst. Denn es ist natürlich ein Unterschied, ob die Barsche auf drei Meter rauben, oder ob ich sie am Grund auf 15 Meter suche.
Strehl: Für uns wird heute der gestreifte Stachelritter die Hauptrolle spielen. Wie werden wir vorgehen?
Paetsch: Wir werden uns erst mal auf die Flachwasserbereiche konzentrieren, weil das einfach das lustigere Angeln ist. Das machen wir mit Oberflächenködern, flach laufenden Suspendern und Spinnern. Wenn das nicht funktioniert, werden wir auch mal ins Tiefe gucken und schauen, ob wir mit Dropshot noch ein paar Barsche bekommen.
Strehl: Sehr schön. Dann wollen wir mal. Ich hoffe auf Barschalarm!
Eins vorweg: Leider blieb der erhoffte Barschalarm an dem Tag aus. Wir haben wirklich alles gegeben, doch die Fische waren uns offensichtlich immer ein paar Bootslängen voraus. Zuerst versuchten wir unser Glück nahe des „dicken Baums“. Wir ließen vom Flachen ins Tiefe driften und experimentierten mit allerlei Ködern. Sebastian zeigte mir auch wie er seine Softjerks führt. Er lässt sie so durchs Wasser tänzeln, so dass die Spitze des Gummifischs immer wieder die Oberfläche durchbricht und aus dem Wasser guckt. Ein echtes, potentiell Barsche-verückt-machendes Köderspiel! Aber der erhoffte, spektakuläre Oberflächenbiss blieb leider aus. Ich versuchte derweil mit kleinen Rapala Wobblern und Squirels mein Glück. Doch auch die blieben leider ohne Fischkontakt. Schließlich fuhren wir Richtung Sietower Bucht. Dort versuchten wir es am Westufer, wo wir einige Möwen lokalisieren konnten. Das Echolot zeigte vereinzelte Signale und hier und dort durchbrachen Fische die Oberfläche. Leider stellte sich heraus, dass die vermeidlichen Räuber Plötzen waren. Ein Nachbarboot konnte einen Babybarsch am Beifänger verhaften, doch das war auch schon alles an der Stelle. Sebastian rief jetzt Jürgen, der mittlerweile auch mit den Gästen auf dem Wasser war, per Handy an. Leider stellte sich heraus, dass es auch für die Gästemannschaft des Prof. Wundsch nicht sonderlich gut lief. Doch wir wollten noch nicht aufgeben. Also versuchten wir es noch einmal an der steilen Kante zum Flachwasser, hinter der roten Markierungstonne „dicker Baum“. Hinter der Kante versuchte Sebastian zu dropshotten. Und siehe da, er bekam Bisse. Leider konnte er keine richtig verwerten. Ich wechselte derweil mehrere Spinnermodelle durch. Schließlich: Biss! Nach kurzer, heftiger Gegenwehr tauchte der Fisch am Boot auf. Doch wie hätte es an diesem Tag auch anders sein können, es war ein halbstarker Hecht der sich den silbernen Spinner hatte schmecken lassen. Wenigstens befreite sich der Fisch, zur Sebastians Freude, der derartigen Beifang beim gezielten Barscheln nur mit strafenden Blicken würdigt, von selbst. Jetzt wurde es leider Zeit zurückzufahren. Sebastian hatte schließlich noch einen Haufen Büroarbeit vor sich. Nun ja, Mutter Müritz hat uns bei diesem Trip nicht wirklich in die Arme genommen. Aber Schneidertage gehören ja schließlich zum Angeln dazu! Selbst in diesem Toprevier.
Jedenfalls wünsche ich allen eingefleischten und zukünftigen Fans der Seenplatte ein kräftiges Petri Heil, und möglichst wenig solcher „verhexten“ Angeltage, wie Sebastian und ich im August erlebt haben.
Nachfolgend habe ich noch ein paar wissenswerte Infos zu den Gewässern und Services der Müritz-Plau GmbH zusammengetragen. Viel Spaß beim Stöbern wünscht Euch
Clemens
ANLAGEN
Anglerhotline:
Sebastian Paetsch ist werktags zwischen 09:00 und 16:00 Uhr unter 03991/153425 zu erreichen. Er ist für den Angeltourismus zuständig und hat immer ein paar Tipps auf Lager.
Seenliste und Angelkartenpreise:
• Jugendliche unter 16 Jahren erhalten auf normale Jahreskarten (Bereich 1-28), Tages- und Wochenkarten einen Rabatt von 50%!
• Mitglieder des DAV aus Berlin/Brandenburg erhalten einen Rabatt von 20% auf ihre Jahreskarte, wenn diese direkt in der Verwaltungszentrale der Müritz-Plau GmbH in der Straße Eldenholz 42 in Waren erworben wird!
Ferienwohnungen und Bootsverleih:
• Bootsverleih: 5 PS Boote exklusive Sprit für 50 € pro Tag, 25 € bei gleichzeitiger Mietung eines Ferienhauses
• Ferienhäuser: ab 52 € pro Tag (Eldenburg, Vipperow und Malchow)
Online Services auf www.mueritzfischer.de:
• Die Angelkarten für alle Gewässer können online bestellt werden.
• Seit neustem können auf der Homepage die Tiefenkarten zu fast allen Gewässern kostenfrei herunter geladen werden!
• Detaillierte Infos zu den Gewässern, Ferienhäusern usw. sowie aktuelle Preislisten.
• Infos über weitere Angebote: Geführte Angeltouren, Fischspezialitäten, Angelteiche etc.
Highlights der Angelregeln:
• Nachtangeln ist erlaubt
• maximal 3 Handangeln (davon maximal eine mit totem KöFi)
• Kunstköder dürfen mit maximal 3 Haken bestückt sein (sollte ausreichen.. ;-)
• Paternoster und Hegenen mit bis zu drei Anbissstellen sind erlaubt
• Beim Schleppen mit der Sonderberechtigung „Schleppangelkarte“ sind maximal 2 Handangeln mit je einer Anbissstelle erlaubt
• Ohne Schleppangelkarte muss das Boot beim Angeln verankert werden
• Verwendete KöFis dürfen nur aus dem Angelgewässer stammen und dürfen keine mit Mindestmaß geschützten Fische sein (also auch keine Barsche)
• Pro Fangtag dürfen nicht mehr als 25 Barsche und nicht mehr als 3 Fische der Arten: Hecht, Zander, Aal oder Karpfen gefangen und mitgenommen werden
• Mindestmaße:
• Schonzeiten: