Bass Man on a Mission: Die BASSion Ricki


Nachdem ich in den letzten Jahren schon einige Karpfentrips mit meinem Angelbuddy aus Augsburg erfolgreich (und weniger erfolgreich) absolviert hatte, war es endlich an der Zeit, die Sehnsucht nach einem Spinnausflug ins Ausland zu stillen. Seit meinem Australienaufenthalt, ist über die Jahre das Verlangen nach Abenteuern und dem Fang exotischer Fische ins Unermessliche gestiegen, nur leider benötigt man außer dem bloßen Wunsch vor allem zwei Dinge: Zeit und Geld.

Ersteres ist machbar, Letzteres – um das studentische Klischee zu erfüllen – eher nicht. Doch was braucht man genau betrachtet schon zum Angeln? Rute, Köder und Gewässer!

Natürlich assoziiert man mit Angelreisen Guides, Luxusunterkünfte und teure Tacklebestellungen, aber ist das wirklich nötig?…Nein! (So dachte ich, sollte aber später eines besseren belehrt werden)

Eine ausführliche Internetrecherche und Informationsaustausch mit Leuten die auf die jeweilige Fischart bereits geangelt haben und dabei – im Idealfall – am selben Gewässer unterwegs waren, sind solide Grundpfeiler für einen solchen Trip. Scrolling-Sessions bei Google Maps und eine Prise Youtubevideos (nicht zuletzt um sich ein Bild von den Spots zu machen), runden die gedanklichen Vorbereitungen ab. Doch bevor man sich diesen Planungs-Parametern widmet, muss man wissen was man will.

Schon seit einer Weile hatte ich eine Fischart auf dem Schirm, die auch im europäischen Raum zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Eine Fischart, der die Kunstköderveteranen der Neuzeit ihre Erfolge in Punkto Flussbarsch zu verdanken haben. Ohne sie würde es Dropshot, Texas/Carolina, Wacky und Co. vermutlich nicht geben. Die Rede ist natürlich vom Blackbass! Ich habe eine Schwäche für Fische mit urigem Erscheinungsbild, erst recht wenn es sich dabei um kampfstarke Räuber handelt. Ebenso gilt meine Liebe möglichst natürlichen, strukturreichen Gewässern, die – je unzugänglicher, bewachsener und verzweigter sie sind – eine enorme Anziehungskraft auf mich ausüben. Ich bin kein Fan von offenen Wasserflächen, ich will Totholz, Seerosen, Schilf und Sumpf, Spots die man nicht mit Hilfe seines Echolots, sondern seines Instinkts erkennt.

Der perfekte Fisch im perfekten Habitat – das war meine Motivation zum Bass-Angeln.

Glücklicherweise liegen diese Fanggründe nicht allzuweit von der deutschen Grenze entfernt: Italien und Frankreich sind dabei die lohnenswertesten Ziele für den kleinen Geldbeutel. Spanien, Portugal, Kanaren etc. wären wiederum mit Flügen, Mietautos oder Langstreckenfahrten verbunden, weswegen das Häkchen auf meiner To-Do Liste hinter diesen Orten noch eine Weile auf sich warten lassen wird.

Da man über Schwarzbarsche in Frankreich nicht allzuviel im Internet findet, außer dass es wohl ein gutes Stück südlich gehen muss und noch ein paar Restfetzen Italienisch aus meiner Schulzeit in den Tiefen meines Sprachzentrums verborgen liegen, fiel die Wahl relativ schnell auf den Norden Italiens. Bekannte Schwarzbarschgewässer wie etwa der Bolsena Lake bei Rom oder die Brenta Region versprachen zwar gute Fänge, waren aber auf Grund ihrer Größe oder Lage in der Stadt mit der Notwendigkeit verbunden sich einen Guide zu holen. Abgesehen davon, wollte ich das Risiko bei starkem Wind auf dem Wasser zu sein umgehen, da ich an mein Bellyboat gebunden war und weder ich noch meine Begleiter, das Geld für tägliche Bootsausleihe parat hatten. Allzu große Seen kamen daher nicht in Frage und irgendwie wiederstrebte mir die Vorstellung an einem See zu fischen, von dem es Tonnenweise Berichte und Fangfotos im Internet gibt, nennt es Angler-Ego, Pioniergeist oder Dumm-/Sturheit, jedenfalls war für mich klar: Ich will was Eigenes!

Da sich mein Angelkumpel aus Augsburg als Karpfenfreak niemals für einen Raubfischtrip erbarmt hätte, beschloss ich, einen Kollegen, den ich seit kurzem in meiner neuen Heimat beim Angeln am Rhein kennengelernt habe, in das Vorhaben einzuweihen. An dieser Stelle gilt es zu erwähnen, dass er das Angeln erst seit kurzem wieder aufgenommen hat und in so ziemlich allen Bereichen noch recht grün hinter den Ohren ist, vor allem Köderwahl und Führung sind ausbaubedürftig. Eine gesunde Portion Schusseligkeit und Scheiss-Egal Einstellung, machten die Umstände nicht gerade leichter. Aber das alles sind Sachen, die man mit der Zeit lernt, viel wichtiger ist das Interesse für die Materie und der Drang nach Abenteuer. Beides brachte er mit.

Schnell war die Sache entschieden und er holte noch einen weiteren Bekannten mit ins Boot, der ebenfalls noch relativ frisch im Game zu sein schien.

Ich selber habe mich erst seit etwas über einem Jahr mit der Finesse Fischerei intensiver auseinander gesetzt, sodass Skills und Knowledge in Punkto „Wann-verwende-ich-welches-Rig-und-welchen-Bait“ auch ziemlich mager ausfielen.

Gerade Creature Baits, hatte ich bis dato nur wenige Male durchs Wasser gezuppelt, mit sehr bescheidenem Erfolg. Kleine Gummis am T/C-Rig dagegen, habe ich mehrere Monate durchgehend gefischt und in ihren Variationen getestet was mir viele gute Barsche, sowie einiges an Kleinzandern bescherte. Vieles lässt sich bekanntlich von einer Fischart auf andere übertragen und im Endeffekt sind Spotwahl, Timing, Gefühl und Selbstvertrauen weitaus wichtiger als „perfekte“ Köder.

So blieben Ködertipps und Detailplanung automatisch an mir hängen und ich schusterte mir kurzerhand eine kleine Auswahl an Materialien zusammen, von denen ich dachte, sie könnten bei den Großmäulern gut ankommen.

Ein paar Päckchen Keitech Easy Shiners in gedeckten Farben, gefolgt von Sexy- und Fat Impact,
ein Tütchen schwarz/blauer Tubes, Krebse, drei Skirted Jigs (davor noch nie gefischt)
und paar Trailer sollten als Neuanschaffung vorerst reichen. Da der Lieferant die Bestellung irgendwie verkackt hatte und die Zeit für eine Nachsendung nicht mehr reichte, musste ich auf neue Hardbaits leider verzichten. Den Rest erhoffte ich mir von meinen gefühlten 20 Tackleboxen, in denen sich neben meinen Favoriten über die Jahre eine Menge unbrauchbares Zeug angestaut hatte. Ein bis zwei Rollen 30er bis 40er Fluo, Bullet-Weights zwischen 3 und 12 gr, sowie paar kleine Snaps rundeten die Ausrüstung ab.

Über spezielle Baitcaster Ruten verfüge ich (noch) nicht, die WFT Penzill Spin in 210 cm mit 4-17 gr. WG bestückt mit einer kleinen Blackarc und 0.12er Geflecht, erweist mir schon seit einigen Jahren gute Dienste und ist meine Nr.1 „Spaßrute“ am Rhein. Bis auf die relativ empfindlichen Ringstege, hält sie sich ausgezeichnet und erlaubt sowohl das saubere Jiggen von kleineren Gummis als auch das Twitchen von Hardbaits bis etwa 12 cm Länge.

Für das Fischen mit Texas-Rig bzw. Dropshot zweckentfremdete ich meine „STL-Pro Trout Lite“ von Jackson, eine relativ günstige aber durchaus passable Rute zum Angeln mit kleinen Kunstködern aller Art. Mit ihrer relativ weiche Spitze und einem nicht ganz so straffen Rückgrat, ist sie vlt. nicht die optimalste Wahl, wenn es um filigranes Zupfen geht, aber als Lösung für Zwischendurch durchaus akzeptabel, Vibrationen etc. werden von ihr sehr gut übertragen. An dieser Stelle will ich´s mit den Tackleinfos auch wieder gut sein lassen.

Gesagt, getan: Bei meiner Recherche stieß ich auf den Lago di Alserio, ganz in der Nähe des Comer See´s gelegen. Google Maps war zu entnehmen, dass der komplette See von Schilf und Seerosen umgeben ist, lediglich eine Stelle zum Slippen gibt es. Mit knapp 2km Länge und 500 m Breite stellt dieses recht flache Gewässer in meinen Augen die Maximale Größe für eine Erkundungstour ohne Guide dar, wobei 5 Tage bereits eine sehr knapp angesetzte Zeitspanne für solche Ausmaße sind, insbesondere vom Belly-Boat.

lago-di-alserio

Um die Unterkunft möglichst billig zu halten, entschieden wir uns für den nächstgelegenen Camping-Platz am Lago di Pusiano, welcher nur weniger Fahrminuten vom Alserio entfernt liegt.
Der Pusiano-See beherbergt ebenfalls einen guten Schwarzbarschbestand mit sehr großen Einzelexemplaren, allerdings ist er seit einigen Jahren im Privatbesitz (dank diversen Vorfällen und Streitereien in der Karpfenszene) und mit zahlreichen Vorschriften und Kosten verbunden. So gibt es rund um den See ausgewiesene Plätze für Karpfenangler, was die Spinnfischerei vom Boot enorm einschränkt. Eine Tageskarte vom Belly kostet 25 Euro + die Gebühren von 23 Euro für 3 Monate Angelerlaubnis in der jeweiligen Provinz (In diesem Fall Como). Auch die Größe (ca. das 3-Fache vom Alserio) schreckt für Erkundungstouren auf eigene Faust mächtig ab.

Der Alserio hingegen ist zusammen mit allen anderen öffentlichen Gewässern der Provinz für eben jene 23 Euro zu haben. Ein Schnäppchen im Vergleich zum Pusiano.

Als der Urlaub immer näher rückte wurde mir klar, dass ich schon den ersten großen Fehler in der Planung begangen habe: Ich hatte mich nicht richtig über den Zeitraum der Osterferien an meiner FH erkundigt und schaute ziemlich dumm aus der Wäsche, als mir klar wurde, dass ich nicht wie gewohnt im April, sondern bereits Ende März ein paar freie Tage zur Verfügung hatte…

Da Schwarzbarsche wärmeliebende Fische sind und erst bei höheren Temperaturen so richtig in Fahrt kommen, konnten wir die Hoffnung auf Sternstunden mit großer Wahrscheinlichkeit abschreiben. Und wir sollten Recht behalten.

2 Wochen später: Als wir in der Morgendämmerung von Berggipfeln umzingelt die Grenze zu Italien passierten, war die Vorfreude kaum noch zu bremsen. Das Wetter schien mitzuspielen, Stau gab es keinen, nur noch ein paar Stunden bis die Autositze denen meines Bellyboats weichen würden und dann… FUCK!!! Mein Kumpel schaute mich überrascht an und fragte was los sei.

Ich starrte mit verzweifelter Miene ins Leere und  sagte: „Was ist weich, viereckig und liegt auf meinem Dachboden?“ – „Keine Ahnung, was?“ – „Die Schaumstoffeinlagen für mein Belly…“

Ich hatte an ALLES gedacht, aber in der Pack-Hektik habe ich ausgerechnet sowas Essentielles vergessen…

Nach kurzer Schockphase versuchte ich mich positiv zu stimmen. Es hätte mich schlimmer treffen können: Ruten, Flossen, Geldbeutel, Tackleboxen. Ich meine es sind nur zurecht geschnittene Schaumstofffetzen oder? Styropor, Schaumstoff oder ähnliches gibt es schließlich in jedem Supermarkt, also alles kein Stress… Falsch gedacht!
Nachdem wir mit ordentlicher Verzögerung (Italienische Campingplatzbetreiber nehmen es nicht so genau mit  der Uhrzeit) endlich unser Bungalow bezogen hatten und der Dritte im Bunde angekommen war, versuchten wir mit Händen und Füßen den nächstgelegenen Baumarkt aufzusuchen. Vergleichbar war dieses Unterfangen in etwa mit dem Fang eines kapitalen Huchens auf Sicht, im Hochsommer, bei glasklarem Wasser und mit vorgeschaltetem 0.50er grün schimmernden Stahlvorfach. Also ein Akt der Unmöglichkeit. Englisch verstand wirklich niemand und damit meine ich NIEMAND, Styropor/Schaumstoff schien wie das Monster von Loch-Ness. Jedes Mal wenn uns irgendwer einen Tipp genannt hatte, wo wir besagtes Material denn finden könnten, standen wir entweder vor einem geschlossenen Laden, einem leeren Betriebsgelände oder ganz einfach in einem Baumark, der ALLES anbot – außer schwimmfähigem Material. Wir verbrachten 4 Stunden mit der Schaumstoffodyssee, bis wir völlig ausgelaugt einen großen Müllhaufen auf unserem Campingplatz entdeckten, wo gefühlte 100 Styrodurplatten in absolut perfekter Dicke auf ihre neuen Besitzer warteten…

Übernächtigt, verschwitzt und ausgehungert bastelte ich an meinem Belly-Sitz, während die anderen Zwei versuchten, einen passenden Boden für ihr überdeminsioniertes und qualitativ fragwürdiges Schlauchboot zurecht zu schnibbeln.

Als wir die Challenge mit Bravour abgeschlossen und unser Tackle für den Tag lieblos zusammengewürfelt hatten, sollte es endlich ans Wasser gehen. Zusammen mit dem Campbetreiber Riccardo, holten wir im nächsten Office die nötige Angellizenz und fuhren gemeinsam mit ihm zu einem kleinen, versteckten See, von dessen Existenz wir ohne ihn wohl niemals erfahren hätten.

Eingebettet zwischen bewaldeten Steilhängen lag er da: Ein tief blauer Krater, keine 4 Hektar groß.
Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass er extrem tief war. Scharfe, weiße Steine und Felswände säumten die Ufer, eine abrupt abfallende Kante zog sich in 2-3 Metern Entfernung zum Land um den kompletten See. Wenn ich mir so die Beschreibung vom Bolsena durchlese, sehe ich durchaus Parallelen, man könnte ihn sich evtl. als eine verwilderte Mini Version davon vorstellen.
Selten war ich so fasziniert vom Anblick eines Gewässers. Einerseits hatte man das Gefühl, er sei „tot“, keine einzige Wasserpflanze, kein Köderfisch, ja nicht mal ein Wasserläufer waren zu sehen.
Andererseits strahlte er eine mystische Aura aus, die einem das Gefühl gab, „irgendwo dort unten“ auf große Überraschungen zu stoßen. Das kristallklare Wasser am Rand, wich schon einige Meter weiter einem kalten Blau und verwandelte sich schließlich in Schwarz. Die Optik bat viel Spielraum für Angler-Fantasien…

Bild 2
Man beachte die Uferstruktur

„Very Big Bass; Very difficult to catch; not many“ waren Riccardo´s Worte im gebrochenen Englisch. Worte die einem Bass-Rookie nicht gerade viel Mut machen, besonders nicht wenn darauf noch der Satz „it´s too cold for Bass now“ und ein mitleidiger Gesichtsausdruck folgen.

Egal, es war schon fast Abend und so beschlossen wir den Alserio auf den nächsten Tag zu verschieben und die letzten Stunden für ein paar Würfe am Krater zu nutzen.

Um die Struktur halbwegs erfassen zu können und möglichst viel Fläche abzusuchen, entschied ich mir erstmal für die simpelste Variante: Shads am Bleikopf. Absinkphasen von kleinen Gummis an 10 Gramm Heads dauerten an die 30 Sekunden und teilweise darüber, was einem schnell das Gefühl von Hilflosigkeit vermittelte.
In welcher Tiefe soll ich bei so einer Wassersäule die Fische suchen?? Sehen die 20 Meter unter der Wasseroberfläche überhaupt meinen Köder? Welche Farben wollen sie? Was ist überhaupt ihre Nahrung hier drin? Gibt es hier überhaupt Köfis? Mit jedem weiteren Wurf schwand mein Optimismus, ich fühlte mich wie ein blutiger Angelanfänger der zum ersten Mal eine Spinnrute in der Hand hat. Dem Blick meiner Mitstreiter war zu entnehmen, dass auch sie völlig überfordert waren.

Die einzig sichere Info die ich hatte, war die Aussage über die Vorliebe von Schwarzbarschen sich dicht am Ufer aufzuhalten, logischerweise besonders dann, wenn im Frühjahr die Sonne die flachen Bereiche erwärmt. Ich klammerte mich an diesen Informationsfetzen und versuchte so gut es, ging die Abbruchkante abzutasten. Nach diversen Hängern schaltete ich auf Easy Shiner am Texasrig um und ermahnte mich, die Strukturen systematisch und langsam zu bearbeiten.

Natürlich fiel in unserem Fall die Sonne genau auf das gegenüberliegende Ufer (wo zudem ins Wasser ragenden Äste und 2 Flachwasserplateaus zu sein schienen), das zu Fuß kaum erreichbar war, außer man hatte schon immer mal Bock von einer Steinlawine erschlagen zu werden oder von einem 10 Meter hohen Hang ins 10 Grad kalte Wasser zu stürzen.

Ein paar Stunden waren vergangen – natürlich ohne Biss – und die davor durchgemachte Nacht zehrte an den Nerven. Konzentriertes Angeln war nicht mehr möglich. Als die Sonne verschwunden war, gaben wir uns geschlagen, um Kräfte für den ersten richtigen Tag zu sammeln.

Nachdem eines unserer Autos auf einem privaten Feldweg im Schlamm stecken geblieben war und die Frau des Bauers uns auf Italienisch mit Hassparolen bombardiert hatte (bis ihr Mann kam und uns mit dem Traktor rauszog), erreichten wir den einzigen Parkplatz am Lago di Alersio.

Hammergeiles Wetter und ein noch geilerer See! Verzeiht dass ich in dem ganzen Stress nicht rechtzeitig an die Fotos gedacht habe, aber wir waren 2 Stunden später als geplant am Wasser und Angeln war das einzige an was ich denken konnte. Dazu kam, dass das Aufblasen und Schleppen bei den anderen Zwei sehr viel Zeit in Anspruch nahm und ich mich (an das Auto meines Kumpels gebunden) leider danach richten musste. Ich hatte sie zwar von Anfang an gewarnt, die Bootsgeschichte nicht halbherzig anzugehen und ihnen unnötigen Stress vorausgesagt, aber es gab leider keine andere Möglichkeit, immer noch besser als kein Urlaub oder?

Bevor wir mit dem Auspacken fertig waren, sahen wir bereits zwei Locals – ihr Bellyboat auf dem Rücken -– Richtung Slipstelle laufen. Das war schon mal ein gutes Zeichen und bestätigte unsere Vermutung, den einzigen Zugang des Sees gefunden zu haben. Im Laufe der nächsten halben Stunde kamen noch weitere Belly-Boater dazu, mit denen wir kurzerhand ins Gespräch kamen.

Einer davon entpuppte sich als Bass-Guide vom Pusiano, sprach gutes Englisch und stopfte unsere Wissenslücken mit durchaus brauchbaren Informationen. Auch er beteuerte unsere Fehlentscheidung als Bass-Frischlinge bezüglich der Jahreszeit. Das Wasser sei noch zu kalt, die Barsche noch träge und vorsichtig. Andererseits ist eben diese Pre-Spawn-Season (Periode vor der Laichzeit) erste Wahl wenn es um kapitale Exemplare geht. Es beißen wenige Fische, aber dafür die Dicken! Ein Blick auf seine 5 Baitcastercombos sagte mir, dass er mit eben jenen Kalibern rechnete. Einige der Geräte könnten ohne Probleme als Hecht-Jerke durchgehen!

Krebsimitate am Texas Rig seien für ihn erste Wahl, besonders wenn das Wasser noch einen Tick zu kalt ist und wenig Brutfische vorkommen. Louisiana Sumpfkrebse sind in Südeuropa sehr häufig und vermehren sich in vielen Gewässern wie die Pest. Fluch und Segen zu gleich. Ein ausgewachsenes Tier, das problemlos die Länge von um die 20 cm erreichen kann ist zwar ein ordentlicher Happen, aber dennoch kein Problem für einen ausgewachsenen Schwarzbarsch.
Wie sich später herausstellen sollte war der See regelrecht verseucht von ihnen. Als wir abends mit der Kopflampe das Flachwasser absuchten, haben wir nach dem ersten Quadratmeter aufgehört zu zählen. Kein Wunder, dass die Großmäuler hier so gut abwachsen!

Procambarus Clarkii in seiner ganzen Pracht, kurz vor seiner Hinrichtung per Kochtopf
Procambarus Clarkii in seiner ganzen Pracht, kurz vor seiner Hinrichtung per Kochtopf

Ferner gab der Profi preis, dass man Wert auf dunkle und natürliche Töne legen sollte. Blau/Schwarz oder Lila mit Glitzerpartikeln waren seine Favoriten. Angst vor großen Ködern sollte man nicht haben. Etwas demotivierend war die Info über Kormorane: In Italien ist es verboten, sie zu schießen und scheinbar haben sich die verhassten Fischräuber die letzten Jahre ordentlich am Bestand bedient, begünstigt durch das flache Wasser. Dennoch soll der Bestand an Hecht und Schwarzbarsch gut sein, in Relation zu anderen Gewässern aber höchstens durchschnittlich.

Ich plumpste mich aufs Bellyboat und stellte schnell fest, dass die selbstgebastelten Sitzpolster keinen Wellnessurlaub versprachen. Das Styrodur gab keinen Milimeter nach und ich hatte ständig das Gefühl nach vorne ins Wasser zu rutschen. Egal, selber schuld. Da musste ich jetzt durch.

Das sonnenbeschienene Ufer, an dem ich mich entlangarbeiten wollte, musste ich mir jetzt leider mit 4 heimischen Anglern teilen, die jede noch so kleine Lücke vor mir mit ihren Baits totklopften. Und jeder einzelne von ihnen hatte wohl das Zig-Fache an Bass-Erfahrung vorzuweisen. Ich entschied mich, das Beste aus der Situation mitzunehmen und beobachtete sie einfach eine Weile. Genauso wie man es von den Videos gewohnt war,  pfefferten sie ihre Lures zwischen Schilfhalme und Wurzelgeflechte, dabei hielten sie kaum mehr als 5-6 Meter Abstand zu ihrem Spot. Ich denke das resultiert aus dem Wissen heraus, dass Schwarzbarschbisse meist auf den ersten Metern nach Anwerfen ihres Unterstandes beißen und sich der „restliche“ Weg durch freies Wasser nicht lohnt und damit verlorene Zeit ist.

Zumindest während meiner Beobachtungszeit fing keiner von ihnen, soweit ich das beurteilen konnte, einen Fisch und ich beschloss – solang das Ufer unter Angeldruck stand – etwas weiter draußen über den heranwachsenden Seerosen einen Versuch auf Hecht zu starten. Was das angeht, habe ich viele Jahre an  Baggerseen gefischt und mit der Zeit hat sich die Methode eines unterbleiten Gummis, der im Zeitlupentempo über dem Kraut absinkt als besonders fängig erwiesen. Ein 16 cm Kopyto River in blassem Grün/Silber/Rot bestätigte sich mal wieder als gute Wahl und ich fing 3 kleine Pikebabies  (35-45cm) innerhalb einer knappen Stunde. Zwei weitere Stunden tat sich auch nach einigen Köder– und Spotwechseln gar nichts mehr und da Hechte offiziell sowieso geschont waren und sich die größeren  Exemplare vermutlich gerade Mitten im Laichgeschäft befanden, verschwand das Stahlvorfach wieder in meiner Tacklebox und ich beschloss, mich erneut dem eigentlichen Ziel zu widmen.

Mittlerweile war die Belly-Flotte außer Sichtweite und das Ufer lange genug unberührt, um einen Versuch zu starten. Konzentriert suchte ich mit Tubes und Crawfishes am Texas Rig den Unterwasserdschungel ab und um es kurz und schmerzlos auszudrücken: Bis zur Abenddämmerung ohne Erfolg. Auch meine Kollegen gingen leer aus, hatten aber zu viel mit verschiedenen Ködern experimentiert, so mein Eindruck.

Für den nächsten Tag war schlechtes Wetter angesagt und so einigten wir uns, einen weiteren Versuch am Krater zu starten, diesmal vom Boot! Die anderen zwei fischten vom Ufer aus, da sie mittags noch einen Fluss in der Nähe auskundschaften wollten.

Es war ein mulmiges Gefühl durch die Blau-Schwarzen Wassermassen zu gleiten, vor allem mit einem beschränkt intakten Bellyboatsitz. Das Wasser war spürbar kalt und trotz Skiunterwäsche und Jogginghose merkte ich nach einer Weile wie sich die Kälte durch die Wathose fraß.
Zu unserem Glück schien doch die Sonne und ich genoss die wärmenden Strahlen, während ich das steile Waldufer Stück für Stück abfischte.

Dieses Ufer war deutlich interessanter und hatte unzählige Strukturen zu bieten. Tobi (des Kumpel´ s Kumpel) war den kompletten Weg bis an den flachen Plateau Spot gekrakselt und suchte systematisch mit seinem Gummikrebs die Flächen ab. Für einen Anfänger zeigte er extremes Durchhaltevermögen und Vertrauen in seinen Köder. Auch die Führungsweise war in meinen Augen ganz ok, für den Einsatz hätte ich ihm einen Fisch gewünscht.

Jeder fischte für sich, stundenlang, konzentriert, ohne Erfolg. Als die Zwei für ein paar Stunden wegfuhren, steuerte ich gezielt die überhängenden Bäume an, um dann von einer einzigartigen Unterwasserkulisse umgehauen zu werden:

Das andere Ufer & Bild 5 In the jungle, the mighty jungle
Das andere Ufer.

Direkt am Ufer ist es bereits über 10-15 Meter tief und die vermeintlichen Äste entpuppten sich als versunkene Baumriesen. Das waren Spots, wie sie im Süßwasser nur schwer an Schönheit und Potential zu überbieten sind. Mit Sonne und Polbrille sah man über 10 Meter tief, teilweise sogar komplett bis zum Grund. Kein Wunder dass die Barsche bei solchen Verhältnissen schwer zu überlisten sind. Bis zu diesem Zeitpunkt, hatten wir was Köderfische angeht, noch nicht wirklich viel gesehen, nur Tobi hatte eine Hand voll im Flachwasser gespottet, sowie am Abend unserer Ankunft einen dicken Krebs wegflitzen sehen. Wirklich überzeugen konnte uns dieses bescheidene Angebot allerdings nicht. Ich verließ mich also auf die Sonne und die magische Anziehungskraft des Unterwasserdschungels – wenn es Fische in diesem Loch gab, dann hier!

In the jungle, the mighty jungle...
In the jungle, the mighty jungle…

Ohne Offsethaken keine Chance! Jeder Wurf wäre ein Hänger. So schabte ich meinen Keitech am leichten Bullet in Zeitlupe durch das Astgewirr, beschleunigte zwischendurch und machte unregelmäßige Pausen. Jeder Wurf und jeder Lauf war ein eigenes kleines Kunstwerk. So konzentriert hatte ich selten gefischt. Irgendwann montierte ich den 3D Crawfish von Savage Gear an die Route und beschloss mich an einer Lücke zwischen den wohl 2 größten versunkenen Bäumen zu versuchen. Da sich diese Köder für den Offsethaken leider nicht eignen und ich demnach einen normalen Stand-Up Jig montiert hatte, blieb ich natürlich beim ersten Wurf hängen. So eine Scheisse! Jetzt musste ich den noch jungfräulichen Spot zerstören und mich direkt über den Ästen positionieren.

Langsam paddelte ich Richtung hellgrüner Fläche, doch als ich mich fast direkt darüber befinde,  bleibt mir der Atem stehen: Ein halbes Dutzend Schwarzbarsche zieht gemächlich seine Kreise im Schutz des Unterwasserdschungels. Alles Fische ab 50 cm aufwärts, ein paar davon sogar deutlich größer. Lediglich ein „Kleiner“ von ca. 40 cm steht zwischen ihnen. Das konnte doch nicht wahr sein!? Die komplette Zeit kein Lebenszeichen und genau dann, wenn ich einen Hänger habe, bekomme ich DAS serviert. Auch hier tut es mir leid, dass in diesem Moment kein Foto, insbesondere kein Unterwasserfoto zu Stande kam, das wär definitiv ein visuelles Schmankerl geworden. Aber ich war völlig neben der Spur. Ich probierte, so ruhig und unauffällig wie möglich den Gummi aus dem Geäst zu lösen, aber scheiterte kläglich. Die Fische bemerkten den „Feind“  und als sich ein fetter Ast lockerte, waren sie weg.

Nichtsdestotrotz, die Motivation war größer denn je! Ich packte mir wieder den Offsethaken und bearbeitete jeden Quadratmeter des Ufers aus allen erdenklichen Winkeln. Stunde für Stunde verging…Ohne Erfolg. Als die anderen Zwei wieder da waren, berichtete ich ihnen von meiner Begegnung und jeder gab bis zur Abenddämmerung sein Bestes – vergebens.

Für mich war es beschlossene Sache: Der Alserio fiel von der Liste, ebenso die Anforderung viel Fisch zu fangen. Alles was ich wollte, war ein einziger Blackbass aus dem Krater. Riccardo hatte, was die Größe angeht, nicht zu viel versprochen, ebenso aber hatte sich seine Aussage über den Schwierigkeitsgrad des Sees bewahrheitet.

Abends war keine Zeit zum Entspannen, wir grübelten am Tisch über die bestmögliche Köderkombi die unser bescheidenes Arsenal hergab, angefangen von der Länge des Fluo-Vorfachs, über das Weglassen der Glasperle vor  Bullet-Blei, bis hin zu Theorien über  Zupfrhythmus und Einholgeschwindigkeit.

Noch am selben Abend waren wir in der Dunkelheit am Alserio gewesen, um uns paar Krebse für den Kochtopf zu sichern und hatten uns das typische Flucht- und Abwehrverhalten eingeprägt, um daraus womöglich Parallelen zu unseren Baits zu ziehen. Mir ist klar, dass ein Imitat  niemals so arbeiten wird wie das echte Vorbild und anstatt zu versuchen, es zu 100 % nachzuahmen, sollte man sich darauf konzentrieren, die Stärken seines Spinnköders auszunutzen. Aber dennoch nahm ich mir vor, die schnellen Fluchten der echten Krebse in meine Präsentation mit einzubeziehen. Langsame Führung mit gelegentlicher „Durchbrechung“ der Zeitlupe. Ein solch variabler Lauf erfordert 100 %iges Mitdenken und volle Konzentration und im Krater könnte jeder Wurf entscheiden.

Als der Wecker morgens klingelte und Tobi mit dem Kaffe in der Hand motiviert vor meinem Bett stand, schnauzte ich ihn mit unverständlichen Lauten an, zog die Decke über den Kopf und versank wieder in meinen Träumen. Das Schlafdeffizit der letzten Tage hatte mich spürbar geschlaucht, sodass ich der Versuchung nachgeben musste. Auch mein Kumpel Ruben machte keine Anstalten, aufzustehen. So zog Tobi alleine los und kehrte am späten Vormittag erneut als Schneider zurück.
Da es sowieso sein letzter Urlaubstag gewesen wäre, packte er seine Sachen und war bereits eine Stunde später auf dem Weg Richtung Grenze. Am selben Tag sollte ein anderer Bekannter von Ruben zu uns stoßen und so ließ ich mich alleine samt Belly am Krater abladen, während Ruben ein paar Einkäufe erledigte und zu Hause auf seinen Kollegen wartete.

Es war deutlich bewölkter als am Vortag, gelegentlich nieselten ein paar Tropfen, dennoch war es erstaunlich warm. Kein Wind, kein Mensch weit und breit, alles was die Stille durchbrach, war das Platschen meiner Flossen.

Ich hatte mir am Vorabend eine Handvoll vielversprechender und subjektiv für gut befundener Köder in einer kleinen Tacklebox zurechtgelegt, um unnötige Entscheidungsschwierigkeiten am Wasser zu vermeiden. Konsequenz und Vertrauen, so lautete das Motto.

Ein 14g Skirted Jig von Tiemco (Farbe: Muddy Shrimp), bestückt mit einem ca. 8 cm dunklen Krebsimitat (ich glaube von reins) sollten mich den Tag über gut durch den Unterwasserwald bringen. Der Skirted Jig hat genug Gewicht, um schnell auf die nötige Tiefe zu kommen und arbeitet selbst bei minimalsten Bewegungen  mit seinen Tentakeln. So lässt sich der auftreibende Krebs perfekt auf einer Stelle am Grund anbieten, ohne dass ich ihn vom Fleck bewegen muss. Wenn die Fische träge sind, muss das früher oder später funktionieren. Sollte ich sie in den oberen Wasserschichten umherziehen oder gar rauben sehen, lag ein kleiner Easy Shiner am 3g Bullet ohne Glasperle bereit.

Waffe des „Vertrauens“
Waffe des „Vertrauens“

Und so plumpste der „Zappelphillip“ am ersten Spot zwischen die Äste. Ich hatte schon über eine Stunde gefischt, als ich endlich am Spot ankam, in den ich heimlich all  meine Hoffnungen gesetzt hatte. Schließlich war es der einzige Platz, an dem sich die Fische bis jetzt hatten blicken lassen. Aus großzügiger Entfernung – um ja nichts zu verscheuchen – schlenzte ich das Gummibündel 5 cm vor die Steilwand und ließ es entlang der Felsen ins Tiefe purzeln.

Bei solchen Tiefen, den Köder unbedingt am offenen Bügel absinken lassen, da er sonst vor den Füßen landet. Liegt er nach dem Auswerfen noch auf den Felsvorsprüngen, reicht es völlig aus die Rutenspitze anzuheben, sodass er die Steilwand „herunterpurzelt“. Dieses Procedere wiederholt man bei geschlossenem Bügel und leicht gespannter Schnur (wobei man dem Köder ein wenig entgegen kommen oder ggf. sogar kurz nochmal den Bügel öffnen sollte, damit man nichts an Strecke einbüßt) bis der Köder endgültig am Grund angekommen ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Erfasse Bodenstruktur und Tiefe und halte durchgehend Grundkontakt. Bei solch extremen Strukturen erfordert das ein wenig Fingerspitzengefühl, doch nach ein paar Versuchen klappt das ohne Probleme. Ich hoffe, ich habe das jetzt einigermaßen verständlich ausgedrückt.

Mit kurzen aber raschen Kurbelumdrehungen beschleunigte ich den Jig, um dann eine Pause zu machen und daraufhin durch langsames Einholen eine Art Kriechbewegung zu imitieren. Zwischendurch ließ ich ihn auf der Stelle tanzen und durchbrach anschließend mit kräftigeren Rucks in entgegengesetzte Richtungen die monotone Laufbahn, um dann wieder etwas langsamer zu werden.

Ich spürte den steinigen Grund am Jigkopf schaben als plötzlich ein kleiner undefinierbarer Ruck durch den Blank fuhr. So leicht, dass ich ihn kaum wahrgenommen hätte, aber zu markant um ihn als Hänger einzustufen. Ich setzte den Anhieb und… ER HING!!!

Danach ging alles sehr schnell: Ich dirigierte den noch unsichtbaren Gegner mit kräftigem Zug Richtung Wasseroberfläche um ihn aus der Risikozone zu schaffen und wenige Sekunden später, sah ich die grünliche Flanke meines ersten Schwarzbarsches im Sonnenlicht schimmern.
Ich hatte wohl selten einen Drill so wenig genossen und versuchte mit allen Mitteln schnellstmöglich Daumen und Zeigefinger um die Unterlippe des Fisches zu legen. Nach ein paar halbherzigen Fluchten, die mich stark an das Drillverhalten eines Zanders erinnerten, war es vollbracht! Ich hielt meinen ersten Blackbass in den Händen! Der Krater war genknackt!
Für einen Jubelschrei war ich zu fassungslos. Ich saß einfach nur da, die Finger kräftig an die wulstigen Lippen gepresst. Meine Gliedmaßen zitterten.

Mit Ach und Krach kramte ich die unpraktisch verstaute Digicam aus den Tiefen meines Rucksacks und knipse mir die Finger wund. Gut kompositionierte Selfies unter Stress sind keine einfache Sache und so brauchte es ein paar Versuche, bis ich ein halbwegs passables Foto schoss.

Voll weggeblasen.
Voll weggeblasen.
Selfie Time.
Selfie Time.

Den Jig hatte er komplett inhaliert – sicher nicht sein erster Versuch einen Krebs zu erbeuten. Die Blanks der Vortage waren schlagartig vergessen, jede noch so kleine Anstrengung – angefangen von den Styrodurplatten, bis hin zu den nächtlichen Grübelaktionen –  hatte sich bezahlt gemacht. Die Schwanzflosse dockte bei etwas über 39 cm an, sicher kein schlechter Fisch, doch verglichen mit dem Rest der Großmaulbande in diesem Revier, ein kleines Exemplar. Aber das war mir egal. Noch nie hat mir ein so kleiner Fisch, so große Freude bereitet. Mit meinem Vorhaben auf Risiko ein unbekanntes Gewässer ohne Guide zu erkunden, bin ich mit einem blauen Auge davongekommen. Aber Erfolg ist relativ. Was am Fiume Brenta 20 Barsche am Tag gewesen wären, war für mich dieser eine Fisch in einer halben Woche! Alles eine Frage des Blickwinkels…

Den Rest des Nachmittags ging ich es etwas ruhiger an, zu laut hallte das Echo von Freude und Überraschung in mir nach. Es blieb bei diesem einen Biss. Einen Tag hatte ich ja schließlich noch vor mir. Abends fischte Ruben noch eine Weile von seinem Boot aus das Ufer mit mir ab, doch immer mehr wurde mir klar, dass ein so kurzer Abschnitt sich eher für einen Ego-Trip eignete, nicht zuletzt weil das Boot meines Kumpels mit seinen über 3 Meter Länge und der gelben Farbe ein ungutes Gefühl in mir auslöste. Natürlich konnte ich ihm das schlecht beibringen und entschied mich, nichts zu sagen. Bei einer anderen Gelegenheit würde ich ihm das besser vermitteln können. Aber nachdem er einen Nachmittag mit Warten verbracht und ich als einziger den Fisch gefangen hatte, war das definitiv nicht der richtige Zeitpunkt. Ich denke aber, dass er auch selber seine Fehler gemerkt und einiges an Erfahrung für die kommenden Male mitgenommen hat, schließlich war es sein erster Angeltrip und das Gewässer hatte sich alles andere als dankbar gezeigt.

„Ich muss nicht unbedingt einen Schwarzbarsch fangen, ich weiß mir fehlt es noch an Gefühl und Knowhow“ waren seine Worte am Abend, bevor es am nächsten Tag mit dem zugereisten Kumpel an den neben dem Camp gelegenen Forellensee gehen sollte. Einerseits finde ich gut, das zu erkennen, andererseits hat es irgendwo den Beigeschmack von Ausrede und fehlender Begeisterung. Klar, ist für Angelanfänger tagelang zu blanken eine Zerreißprobe, andererseits hatte Tobi, der seine Spinnrute sogar seit kürzerer Zeit schwingt, den Willen eines Löwen und alles daran gesetzt an seiner Technik zu feilen und zu verstehen wie die Bass ticken.

Wieso ich euch mit diesem zwischenmenschlichen Gedöhns langweile? Weil Harmonie und Teamgeist beim Angeln mindestens genauso wichtig sind wie Skills und Tackle. Sind alle Beteiligten auf demselben Nenner und motivieren sich gegenseitig, entsteht ein unendliches Potential an Energie, Energie die man für das Erreichen schwieriger Ziele braucht. Diese Energie wird gespeist durch Vertrauen und Offenheit. In diesem Fall kannten wir uns noch nicht so gut, und haben schnell gemerkt, dass wir alle Drei aus komplett verschiedenen Umfeldern/Richtungen kommen.
Bis auf das Angeln, haben wir nicht viel gemeinsam, aber genau das ist der springende Punkt! Angeln allein reicht aus, um aus Menschen, die sich im Alltag wahrscheinlich nicht mal die Hand reichen würden, Freunde zu machen. Das schafft nicht jedes „Hobby“.

Trotz kleiner Differenzen, waren es extrem geile und – für jeden einzelnen von uns – lehrreiche Tage, und heute –  paar Tag nach unserer Rückkehr –  steht bereits der nächste Blackbasstrip in Planung. Mitte Juli oder im Frühherbst nehmen wir es wieder in Angriff. Diesmal mit entsprechender Ausrüstung, einem Hauch mehr Gewässerkenntnis und definitiv keinem verschissenen 3,5 Meter Gummiboot!

Was am letzten Tag geschah, fragt ihr euch jetzt vielleicht? Nun ja, ich war von morgens bis abends alleine auf dem Wasser, die Sonne schien, zum ersten Mal sprangen Fische vereinzelt an der Oberfläche. Selber Spot, Selbe Uhrzeit, Selber Köder aber… anderer Fisch.

Nach einem kraftvollen Ruck setzte ich den Anschlag und wusste: Dieses Mal ist es einer von den Dicken, die Riccardo gemeint hat.

Ich bekam die geballte Basspower zu spüren. Eine steile Flucht nach oben, ein Sprung in Zeitlupe, eine Flucht ins Holz. Das war der Moment in dem ich verloren hatte. Das Tier hatte sich mit einem Sprint in die Tiefen des Baums manövriert und lag 2 Meter unter mir mit der Flanke Richtung Oberfläche im Geäst. Die Schnur war so um die Zweige getangelt, dass ich keinen Druck mehr auf den Fisch ausüben konnte. Hilflos starrte ich ihn an. Einige Sekunden stand die Zeit still. Dann schüttelt er langsam seinen Kopf und…war frei. Der Jig baumelte lose am Ast. Langsam – als würde er sich seiner Leistung  bewusst sein – glitt der Sieger in die Tiefen des Kraters. Das war´s, jedes weitere Wort wäre zu viel. Den Kampf hat er gewonnen… und den Krieg? Der hat noch nicht mal angefangen!

Das Schlachtfeld: 3 versunkene Bäume, in deren Schutz wer weiß wie viele Schwarzbarsche auf Beute lauern.
Das Schlachtfeld: 3 versunkene Bäume, in deren Schutz wer weiß wie viele Schwarzbarsche auf Beute lauern.

Danke für´s Lesen. Sry für wenig Bilder und viele Worte, nächstes Mal umgekehrt oder mindestens 50/50! Fortsetzung folgt!

TL Rick

Als ich das Dokument geöffnet habe, habe ich mir gedacht: Oh Mann. Shit. Das ist aber viel Text. Nach ein paar Zeilen hat sogar das Korrekturlesen Spaß gemacht (waren auch kaum Fehler drin). Für mich einer der besten Berichte, die je auf der Seite veröffentlicht wurden. Super geschrieben. Gute Message in und zwischen den Zeilen. Ganz stark! Vielen Dank im Namen aller echten Angelfans! Brutal gut. Ich schick Dir heute ein kleines Wobbler-Paket für den nächsten Schwarzbarsch-Trip raus, Rick.
Toller Bericht! Lediglich mehr Bilder währen gut gewesen :) - das Gewässer sieht Hammer aus!
Super Bericht! Ist ja fast schon ein Dietel vom Gefühl das man beim Lesen bekommt! Macht Laune mal Westitalien auszutesten!

Danke fürs Schreiben!

MfG Matthias
Hi Rick! Geil, dass ihr es durchgezogen habt! Bist wieder in Monnem? Bald gehts auf die Heidelberscher Bläckies mit Topwater, mein bester :)

Petri zu deinem ersten Bass und Danke für die Mega Bericht! Richtig geil find ich die Planung und die Low-Budget Ausführung, kenn ich nur zu gut! Hau rein und bis bald am Wasser. Grüße Simon
Einfach extrem geil geschrieben. Hat wirklich Spaß gemacht den Bericht zu lesen. Danke dafür!
Toller Bericht und schöne Gegend da unten
Ein riiiesengroßes Danke für alle Kommis und Komplimente und vor allem an Monsieur Dietel für die Mühe und das Geschenkpaket! :) @Aspiusfan: War bisschen was los in der Uni, musste mich um nen Nebenjob kümmern etc. etc., War seit dem Trip nur einmal für ne Stunde am Wasser (erstes Mal gezielt auf Rapfen und beim zweiten Wurf ist einer gehangen, hat man auch nicht alle Tage :D). Jetzt wird's mal Zeit, dass wir zusammen losziehen, hab schon richtig Bock! Vlt. sogar am Wochenende, wenns bei dir klargeht? Näheres dann PN. Dicke Grüße und tl
Sehr guter Bericht. Als wäre man dabei gewesen!
Jamann sehr gerne! Ich geh morgen früh Trutten ärgern bei HD in der "Nähe". Wenns geil ist erfährst dus als erster ;) Das gibts dann quasi als Alternative und die Saison geht ja bald erst richtig los! Petri und bis bald, TL
ebenfalls gelesen und mitgefiebert. kann mich sehr gut in dich hineinversetzen, gerade was diverse zweifel angeht, wenns hart auf hart kommt. vergessene dinge, falsches ufer, ... geht uns wohl allen öfters so. super niedergeschrieben jedenfalls und gratuliere zum happy end!
Respekt! Das ist ein stark geschriebener Bericht. Ihn zu lesen hat richtig Spaß gemacht. Meinetwegen kann die Fortsetzung mit genau so vielen Worten daher kommen. Bei der Textqualität gibt es kein einziges Wort zu viel.
Chapeau! Super Bericht!!!
Da kann ich nur beipflichten, KLASSE Bericht! Wenn man mal angefangen hat zu lesen, hört man nicht mehr auf.
Wäre super, wenn es mehr davon geben würde
Einmal auf Schwarzbarsch, das ist mein Traum. Jetzt glaube ich daran, dass es nicht nur ein Traum bleiben wird
Schönes Wochenende und ein fettes Petri
Gruß Perch
Ich kann ebenfalls allen nur beipflichten, wirklich ein toll und fesselnd geschriebener Text, der zum einen Spaß zu lesen gemacht und große Lust zu angeln generiert hat. Viele Bilder sind natürlich klasse, aber hier, weil alles so malerisch und gedanklich auf unterschiedlichsten Ebenen dargestellt, überhaupt nicht schlimm, sodass man, wie bei einem guten Roman, ganz in die Phantasie abgetaucht ist. Ganz großes literarisches Angelkino :)
TL, Till
Super gut geschriebener Bericht,
es kommt nicht so häufig vor das ich jeden Buchstaben lese oft überfliegen ich nur aber diesmal war es fast so als wäre man(n) selbst dabei gewesen echt fesselnd.
Ich freu mich schon auf kommende Berichte und wünsch Dir denn großen Fang.
Gruß M.F
Kannst du uns was zum Belly Boat sagen ?
Welches Modell ist das und wie macht es sich zum Spinnangeln ?
Jo, also ich hab bisher sehr wenig Bellyboat-Erfahrung. Das ist das Hart Defender VI, Hab mir das im Frühjahr geholt und bin sehr zufrieden für den Preis (229 Euro). Flossen und Pumpe sind dabei, allerdings kannst du die Flossen getrost wegschmeißen, kompletter Müll (Is aber scheinbar bei den meisten Belly-Komplettsets so). Hab mir dann separat Cressi Flossen bei Amazon für 40 Euro geholt, Preis Leistung Top. Das Bellt lässt sich relativ schnell aufbauen und das Außenmaterial wirkt ziemlich robust. Sitze sind mit Schaumstoffeinlagen, ziemlich bequem und für meine Größe (179cm, 78 kg) perfekt. Sitzposition ist auch n Stück überm Wasser, n kompletter Tag aufm Wasser geht easy klar. Bei den Luftkammern aus Venyl (Legst du separat in die die jeweiligen "Taschen" rein) bin ich n bisschen skeptisch. Hatte noch keine Probleme, wirken aber nicht sehr langlebig. Dafür kannst du die aber auch nachliefern lassen falls was ist, und Flickset ist auch dabei. Wobei der Service von Kundenservice von Hart (is ne spanische Marke) auch nicht der beste sein soll. Wenn du nicht gerade jeden Tag draußen bist bei Wind und Wetter, kann man mit dem Ding aber durchaus ne lange Zeit Spaß haben denk ich. Also ich würds weiterempfehlen, vom Gefühl her so 7/10, der Preis ist halt sehr attraktiv.
Klasse geschrieben und vieles kann man gut nachvollziehen. Man erkennt sich in einigen Situationen doch selbst wieder. Diesen "Wahnsinn" verstehen halt nur Angeljunkies! :) Mehr davon, bitte!
S