Eigenbau Made of Steel: Stahlvorfach-Kniffe
Berichte über das Herstellen von Stahl oder Titanvorfächern gibt es ja schon mindestens fast so viele wie selbst gebundene Vorfächer an sich. Dennoch wollte ich an dieser Stelle nochmal kurz zusammenfassen, wie ich meine hechtsicheren Vorfächer für den täglichen Gebrauch herstelle. Vielleicht ist ja für den ein oder anderen noch etwas mit dabei, was er für sich mit auf den Weg nehmen kann.
Ich beschreibe hier auch jetzt nur Methoden, die ich selbst immer wieder benutze und die mich in der Anwendung zu 100 Prozent überzeugt haben. Ich will auch nicht behaupten, dass alleine diese Methoden die einzig richtigen sind. Für meine Gewässer und Verhältnisse funktionieren sie jedenfalls absolut zufriedenstellend.
Ich verwende nicht nur eine einzige Art von Vorfächern, da ich großen Wert auf eine möglichst kontrollierte Art der Köderpräsentation lege. Wenn ich eine gewisse Bewegung meines Köders möchte dann soll diese nicht negativ vom Vorfach beeinflusst werden.
Für die meisten linearen Arten der Köderpräsentation nutze ich am liebsten Titan. Es bringt eine gewisse Steifigkeit mit sich, was einem Überschlagen des Köders beim Wurf entgegen wirkt. Des Weiteren hat Titan eine gute Haltbarkeit und verformt sich recht selten. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn sich meine Vorfächer kringeln. Da bin ich kompromisslos und wechsele sie sofort aus. Nicht etwa weil ein kleiner Kringel die Tragkraft schwächen würde, sondern einfach weil es mir optisch nicht zusagt.Fische ich also zum Beispiel mit Gummiködern, die ich im Freiwasser und/oder über Grund jigge oder einfach nur stur einkurbele, dann kommt Titan zum Einsatz.
Wenn ich eine maximale Bewegungsfreiheit meines Köders haben möchte, so wie es bei Softjerks der Fall ist, dann nehme ich 7×7 Stahl. Der 49-fähdige Stahl ist im generellen sehr flexibel und lässt den Köder schön frei spielen. Mit diesem weichen Material kann man die Softjerks auch wunderbar unter Bäume und so weiter skippen, da sich der Köder schön frei drehen und bewegen kann.Steiferes Material neigt hier leider dazu, den Köder in der Bewegung abzubremsen, was sich negativ auf den Wurf auswirkt. Währende normale Hardbaits durch das steife Titan weniger überschlagen, so ist es beim Skippen eher umgekehrt, hier sind die auftretenden Kräfte aufs Vorfach einfach zu hoch und der Köder neigt dazu, das Vorfach einzufangen.
Für Hardbaits suche ich meist den Kompromiss, um das Überschlagen der Baits etwas zu unterbinden: flexibler als Titan, aber dennoch steifer als 7×7 ist 1×19 Stahl.
Ausnahme sind kleinere Hardbaits, die eigentlich nicht für Hecht in Frage kommen. Also beim gezielten Barschfischen mit Hechtgefahr. In dem Fall verwende ich meist ein 3-5kg tragendes Titanvorfach mit einem Snap am Ende der einen verhältnismäßig großen Bogen hat, um dem Köder möglichst viel Freiraum zu lassen.
Zum Binden bzw. Klemmen der Vorfächer ist gar nicht mal viel Material notwendig. Einen guten Seitenschneider der das Titan oder Stahl sauber abknipst, so dass der Stahl nicht ausfranst, eine Klemmhülsenzange mit mehreren Druckpunkten und eine Aufbewahrungsmöglichkeit für die fertigen Vorfächer.Ich bin mit den Seitenschneidern von Knippex sehr zufrieden. Die Klemmhülsenzange ist von Cormoran und die Vorfachtasche ist von Daiwa.
Titan
Titan kann man auf verschiedene Arten verarbeiten. Seit langem ist das Knoten für mich die Methode der Wahl. Hält bombig, ist unauffällig und geht super schnell.Der einfachste Knoten ist eine einfache Achterschlaufe die vorsichtig an dem Ende, das abgeknipst wird, zugezogen wird. Das andere Ende wird nur stramm gehalten. Auf diese Art und Weise bleibt das Vorfach absolut knickfrei. Das wär’s auch schon, bereits so hält der Knoten absolut sicher. Ich für meinen Teil schiebe das abzuschneidende Ende nochmal durch irgendeine Schlaufe des Knotens zurück. Es ist eigentlich egal welche solange man das Ende nicht in das gleiche Loch steckt aus dem das es heraus gekommen ist. (Ich hoffe die Erklärung ist einigermaßen verständlich.)
An das andere Ende des Titan’s kommt entweder ein Pitzenbauer Ring oder ebenfalls ein Achterknoten durch den das Fluorocarbon geschoben wird, um es dann mit einem Grinnerknoten um das Titan zu wickeln.Über den fertigen Knoten habe ich sonst immer ein kleines Stück Posengummi geschoben, damit sich kein Kraut darin verfängt. Seit kurzem experimentiere ich allerdings mit einem kleinen Tropfen UV-Lack aus dem Fliegenbindebereich: Einfach einen kleinen Tropfen auf den Knoten geben und mit der UV-Lampe aushärten. Der Lack trocknet innerhalb weniger Sekunden und der Knoten ist gegen jegliche mechanische Einflüsse geschützt. Da der Lack auch zwischen die kleinen Schlaufen im Knoten fließt, kann er sich nach dem Aushärten des Lackes nicht mehr weiter zuziehen und die Gefahr, dass das Vorfach im Knoten bricht, wird minimiert.
Neben dem Knoten kann man Titan auch noch mit Klemmhülsen verarbeiten. Will man dies tun, sollte man unbedingt auf qualitativ hochwertige Hülsen achten. Außerdem sollte sie recht lang sein. Oft sieht man ganz kurze Hülsen. Da ist die Gefahr sehr groß dass das Titan einfach durch rutscht. Des Weiteren ist darauf zu achten, die Klemmhülsen so auszuwählen, dass sie vom Durchmesser genau zu der verwendeten Stärke des Titans passen. Bei Hülsen mit zu großem Innendurchmesser rutscht das Titan ebenfalls früher oder später aus der Hülse und der Köder oder Fisch und Köder sind weg. Man sollte auch darauf achten, die Schlaufe so klein wie möglich zu halten, ansonsten kann es passieren, dass bei schweren Ködern die Schlaufe bricht.Daher knote ich lieber, beim Klemmen von Titan sind mir einfach zu viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen.
1×19, 7×7 und ummantelte Vorfächer
Sämtliche mehrfähdige Vorfächer kann man entweder Twizzeln, Klemmen oder Knoten. Welche Verarbeitungsmethode ich verwende, hängt von der Situation ab. Wenn ich freitagabends gut Zeit habe, dann setze ich mich schon mal hin und klemme mir ein paar Vorfächer auf Reserve. Ich muss aber zugeben, das ist sehr selten der Fall, da ich mit dem Binden von Fliegen eine schönere Freizeitbeschäftigung gefunden habe. Beim Klemmen sollte man auf lange und vom Durchmesser passende Hülsen achten.
Am häufigsten greife ich aber auch hier aufs Knoten zurück, da es einfach sehr viel schneller geht und mindestens genauso gut hält. Bei den normalen Stahlvorfächern nutze ich ebenfalls nur einen Snap auf der einen und eine Pitzenbauerring auf der anderen Seite. Vor Jahren benutze ich noch Tönnchenwirbel. Das hat mir aber keinerlei Vorteil gebracht. Im Gegenteil, die Wirbel sind wahre Krautfänger.
Eine ebenfalls sehr schnelle Verarbeitungsmethode ist das Twizzeln der Vorfächer. Hier wird ein Snap aufgezogen und das Ende des Vorfachs mit einer Arterienklemme umfasst. Dann wird der Snap und das Vorfach stramm gehalten und das Ende mit der Klemme schnell um das straffe Vorfach geschleudert. Am Schluss braucht man nur noch das Ende abkneifen und man hat ein sicher haltendes Vorfach.
Ummantelte Vorfächer kann man neben den bereits beschriebenen Methoden auch verschmelzen. Dabei wird einfach eine Schlaufe in das Vorfach gedreht, um dann die verdrallte Stelle mit einem Feuerzeug vorsichtig zu erhitzen. Man glaubt es anfangs zwar nicht, aber diese Methode hält ebenfalls absolut bombenfest.
Im Gegensatz zum Titan verzichte ich bei diesen Vorfächern auf ein direktes Anknoten des Fluorocarbons. Bisher habe ich keine absolute zuverlässige Methode gefunden, die den Knoten nicht zu sehr schwächt. Das raue Material scheuert das Fluoro einfach zu schnell durch wodurch die Verbindung zu sehr geschwächt wird.
Man kann mit Titan auch wunderbar hechtsichere Barschrigs montieren. Für das Texas-Rig eignet sich Titan meiner Meinung nach zum Beispiel wunderbar. Die Vorgehensweise ist auch ähnlich wie bei einem normalen Vorfach. Einfach den Haken mit einem Achterknoten an das Titan binden, alternativ geht auch ein Quicksnap der für Streamer im Fliegenfischerbereich verwendet wird. In diesen wird dann der gewünschte Haken einfach eingeklinkt. Auch hier benutze ich mittlerweile einen kleinen Tropfen UV-Lack um den Knoten vor der Perle und dem Blei zu schützen.Geht ganz easy und es ist endlich Schluss mit verangelten Hechten an modernen Montagen.
Ich hoffe, da war für jeden ein kleiner Tipp dabei.
Desperados