Barsch Let it roll – Barsch-Angeln mit dem gerollten Wurm
Schonzeit in Berlin. Seit ein paar Jahren nun dürfen wir vom 1.1. bis 1.5. nicht mehr auf Raubfische angeln. Nicht ganz logisch eigentlich, da die Zander Anfang Mai mit dem Laichen noch lang nicht fertig sind. Aber meines Erachtens jetzt auch noch nicht unbedingt geschont werden müssten. Na ja. So ist das eben hier. In anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus. In einigen hingegen ist man fortschrittlicher und passt die Schonzeit den tatsächlichen Laichgewohnheiten an. Der Barsch allerdings ist fast überall frei! Die Rettung. Doch die Sache hat einen Haken: Spinnangeln mit Wirbeltierimitaten ist oft verboten.
Nun sind Würmer aber keine Wirbeltiere. Und Barsche mögen Würmer gern. Für alle Kunstköderfreunde hat Berkley* mit den Gulp-Würmern Imitate auf den Markt gebracht, die auch noch auf Stärkebasis aufgebaut sind. Welcher Fischereiaufseher kann dazu schon „Nein“ sagen. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wie man mit den Dingern fischt…
Simple Rollmontage
An der Havel fischen wir ganz einfach: Eine kleine Bleikugel von ca. 5 Gramm kommt auf die Hauptschnur. Dann eine Stopperperle. Dann ein Wirbel. Und in den wird dann das ca. 50 cm lange Vorfach eingeschlauft. An diesem hängt ein 6er Haken. Das ist der auf der internationalen Skala kleinste dem Fang von Friedfischen zugeordnete Haken. Und in diesen Haken hängt man nun einfach einen GULP-Wurm ein (wer Tau- und Rotwürmer lieber mag auch das).
Am besten so, dass er beim langsamen Einkurbeln ein wenig trudelt. Diese Montage schleift man im Zeitlupentempo über den Boden. Die Rutenspitze ist knapp über dem Wasser. So entschärft man eventuell störenden Wind. Die Bisse sind deutlich zu registrieren. Erst anhauen, wenn man eine aggressive Attacke verzeichnet. Oft testen die Jungs erst an, bevor sie den Köder nehmen. Und wenn man ihn jetzt mit einem satten Anhieb vom Barsch wegholt, riskiert man, dass er die Fährte verliert. Hingegen darf man einigermaßen sicher sein, dass es einen Barsch wütend macht, wenn ein Köder langsam aber beharrlich die Flucht ergreift. Er wird meistens noch mal zupacken. Dann aber entschlossen. Mit der Zeit weiß man genau, wann der richtige Moment für den Anhieb gekommen ist.
Tackle-Tipp
Je größer die Distanz zwischen Angler und Fisch, desto länger die Rute. Aber auf kurze Distanz macht sich eine kurze Rute gut. Die kann man dann einfach runterhängen lassen. Das ist auf Dauer natürlich echt bequemer als eine 2,7 m-Rute vorzuhalten. Die Fische stehen jetzt oft in den ruhigren Bereichen. Also nicht zu schwere Bleie fischen (bei Wassertiefen von 2 bis 5 m reichen da 2-5 Gramm). So bewegt sich der Köder langsamer, heißt natürlicher. (Je leicheter das Blei, desto langsamer muss man fischen, wenn man am Grund bleiben will.) Wenn’s kalt ist, kommt’s auf Details an. 16er Mono reicht für die Barsche jetzt völlig aus. Wer’s gern geflochten mag, kann auf das dünnste Zeug zurückgreifen, was er auf den Rollen hat. Als Perle zwischen Wirbel und Blei sind auffällige Modelle gut. Auf den runden Knotenschutz sollte man nicht verzichten, denn gerade das Klackern von Blei und Perle kann die Fische anlocken und sich so fangentscheidend auswirken. Der 6er Haken sollte einen großen Bogen aufweisen. Karpfenhaken sind hier ideal.
Wie gesagt: Wer lebende Würmer und Maden nicht mag, findet in den Gulp- und Powerbait-Imitaten eine gute Alternative. Da gibt’s inzwischen Würmer und andere Insekten in allen möglichen Farben und Formen.
Fehlbiss-Korrektur
Oft hagelt es bei dieser Montage eine Menge Fehlbisse. Obwohl die Fische aggressiv zupacken und der Anschlag genau im rechten Moment erfolgt, hängt oft Nichts am Haken. Das liegt einfach daran, dass die Fische auf das Blei und die Lockperle ballern. Wenn man das zu oft bemerkt, kann man den Haken direkt an die Hauptschnur knüpfen und so die Lockwirkung des Bleis direkter auf den Hakenköder übertragen.
Schonzeit bleibt Schonzeit
Nun hat das Thema „Barschangeln in der Raubfischschonzeit“ na klar auch eine politische Komponente. Erstens kann man genauso wenig ausschließen, dass ein gerade unter Artenschutz gestellter Zander den Wurm nimmt wie eine Brasse. Zweitens laichen auch Barsche im Frühjahr. Und wenn man sie jetzt befischt und entnimmt, können sie nicht für Nachwuchs sorgen.
Da hat sicher jeder seine eigene Meinung. Ich wag’s mal in Frage zu stellen, ob jetzt Schlachtfeste sein müssen. Aber kein Problem wenn’s mal richtig gut rollt. Barsche haben ein poröses Maul. Und so kann bei der Landung ja immer recht viel schief gehen. Heißt: Es ist eigentlich jedem selbst überlassen, welcher Barsch weiter Nachwuchs produzieren darf…