Eigenbau Lasst die Korken knallen!
Schon immer war ich fasziniert von den Korkgebilden, die als Verschluss für Champagner-, Sekt- oder auch Prosecco-Flaschen bereits eine uralte Tradition haben. Je nach Alter und Güte des Flascheninhaltes verändert sich die Form der Presskork-Pfropfen nach dem Entfernen ganz unterschiedlich. Bei älteren Jahrgängen bleibt der Stiel/Schaft – also das, was im Flaschenhals steckt – schmal und leicht konisch zum Kopf hin zulaufend. Ich muss dabei unweigerlich an Steinpilze denken. Bei jüngeren Ausgaben läuft das Material – nachdem der Pressdruck des
Flaschenhalses weggenommen wurde – oft wieder zu einem voll-zylindrischen Pfropfen auf, der sich in der Dicke kaum noch vom Kopf unterscheidet (siehe Bild 01_basismaterial).
Wie auch immer – in jedem Fall bekommt man sie nicht mehr in die Flasche zurück. Und obwohl ich bis vor einigen Jahren keinen wirklich genialen Verwendungszweck dafür hatte, konnte ich mich nie dazu überwinden, sie wegzuwerfen, denn ich war mir sicher, es würde diesen Zweck geben. Also sammelte ich Sektkorken, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab und bewahrte sie in Dosen und Schachteln auf.
Ich hatte mich – vor etlichen Jahren – wieder einmal dazu entschlossen, eine neue Rute zu bauen und war gerade dabei, die nötigen Bauteile zusammenzustellen. Das einzige was mir noch fehlte war eine elegante Rutenabschlusskappe. Die damals überwiegend angebotenen schwarzen Plastikhülsen gefielen mir jedoch ganz und gar nicht. Auf der Suche nach Alternativen in meinem eigenen Fundus fiel mir auf einmal eine Dose mit “Kork-Steinpilzen” in die Hand. Das war die Lösung!
Voller Eifer machte ich mich an die Arbeit, um einen Prototypen herzustellen. Presskork – ein künstlich aus Korkabfällen hergestelltes Material – ist geschlossenporig und gleichmäßig dicht, ohne Löcher und versteckte Lunker, wie das bei Naturkork der Fall ist. Daher ist dessen Oberfläche absolut glatt und die Verarbeitung viel problemloser, was zu einem nahezu makellosen Ergebnis führt. Überdies ist Presskork wesentlich unempfindlicher und belastbarer gegenüber mechanischen Einflüssen, als das bei Naturkork der Fall ist.
Schritt 1 – Der Kopf
Mit der geraden Fläche einer Holzraspel – meist sind diese auf einer Seite halbrund und auf der anderen gerade – gebe ich dem Kopf schon einmal grob seine spätere kugelige Form. Alternativ geht auch eine grobe Feile. Etwaige Schrift- oder Symbolaufdrucke werden dabei ebenfalls gleich mit entfernt. Dazu halte ich den Stiel des Korkens einfach in der Hand. Auf diese Weise kann ich ihn drehen und positionieren, wie ich ihn gerade brauche. So sieht man auch am schnellsten, ob er schön symmetrisch wird.
Tipp: Um eine wirklich gleichmäßige, kugelige Form zu erhalten, führt man die Raspel in einer halbrunden, zügigen Gegenbewegung zur Silhouette des Kopfes über dessen Oberfläche. Auch wenn sich das für ungeübte Handwerker widersinnig anhört, so ist das dennoch die professionelle Vorgehensweise.
Wenn die Form des Kopfes einigermaßen passt, arbeite ich zunächst mit 60er bis 80er Schleifpapier nach, um sowohl die Form zu egalisieren, als auch die Oberfläche zu glätten. Durch weiteres Verfeinern der Körnung des Schleifpapiers – z.B. 120 – 150 – 180 – 240 – stelle ich den “Pilzkopf” fertig. Er hat nun eine schöne, glatte und gleichmäßige Oberfläche.
Schritt 2 – Der Stiel/Schaft
Mit einer kleinen Bügelsäge und feingezahntem Blatt oder alternativ mit einem höllisch scharfen Messer begradige ich die Keilform des Stiels (Bild oben). Ich bevorzuge die Säge, weil die Verletzungsgefahr wesentlich geringer ist und man präziser arbeiten kann. Ich achte darauf, dass umlaufend etwa gleich viel Material entfernt wird, um zu gewährleisten, dass der Kopf am Ende mittig auf dem Schaft sitzt.
Mit der Holzraspel wird ebendieser Schaft nun annähernd rund geschliffen. Bitte achtet darauf, dass am Anfang nicht gleich zu viel Kork weggeschnitten wird, denn durch das Egalisieren mit der Raspel wird auch noch Einiges an Substanz entfernt. Ihr ahnt es sicher schon – auch hier wird das Werkzeug entgegengesetzt zur Form des Schaftes geführt, um diesen schön zylindrisch rund zu gestalten.
Nun erfolgt die Nachbehandlung mit Schleifpapier wie unter Schritt 1 beschrieben. Zum Abschluss schleife ich speziell den Kopf des “Pilzes” mit 400er Papier. Dadurch wird er glatt wie ein Kinder-Po.
Der Stiel wiederum muss natürlich an den Innendurchmesser des dafür vorgesehenen Blanks angeglichen werden. Er sollte gerade schön satt mit einer Drehbewegung “einzuschrauben” sein. Sollte der Durchmesser des Stiels einmal zu klein ausfallen, dopple ich mit Krepp-Klebeband auf. In jedem Fall bestreiche ich den Schaft nach dem Anpassen zur finalen Montage mit 5-Minuten-Epoxy. Damit wird der “Pilz” felsenfest eingeklebt. Den Überstand an Kleber wische ich mit dem Finger ab. Je nach Belieben kann der Stöpsel vor oder auch erst nach Fertigstellung des Griffes angebracht werden.
Einen schöneren Abschluss für eine Rute kann ich mir kaum vorstellen. Im Übrigen kann man auch jederzeit bereits fertige Ruten damit nachrüsten (siehe Bild).
Tipp: Die Oberfläche des “Pilzkopfes” sollte nicht lackiert werden, da der Lack durch die natürliche mechanische Beanspruchung im Laufe der Zeit Schaden nimmt. Lassen Sie das Material einfach unbehandelt – so wie es ist. Und wenn Euch der Knubbel irgendwann zu schmutzig wird, schmirgelt Ihr die Oberfläche leicht mit 240er und 400er Papier ab und er wird wieder wie neu.
Petri Heil!
hapede