Meeresräuber Kutter-Pilk-Crash-Kurs für Einsteiger
Nachdem die Saison im Süßwasser so langsam auch für die Härtesten unter uns ausklingt (die Hechte sind jetzt auch bald in Meckpomm geschont), haben wir mal Zeit, uns ein bisschen mit den Angeltechniken fürs Salzwasser zu beschäftigen. Zum Beispiel mit dem Pilken vom Kutter:
Da sich die Dorsche immer in Grundnähe aufhalten, gilt es den Pilker schwer genug zu wählen. Neben der Gewässertiefe solltet Ihr bei der Wahl der Gewichtsklasse unbedingt auch das Wetter ins Kalkül ziehen. Hier gilt die Anglerweisheit „Je rauher die See, umso schwerer der Pilker“. Bei relativ flachem Wasser (bis ca. 20 m) und ruhiger See reichen 70 g bei einer Schnurstärke von 0,35 mm völlig aus. Weil die Ostsee nicht viel tiefer als 30 m ist, ist ein 100 g-Pilker fast schon eine Art „Allzweckwaffe“.
Solltet Ihr damit nicht bis nach unten gelangen, fahrt Ihr einige Gramm mehr auf. Anstatt das Ködergewicht zu erhöhen, könnt Ihr aber auch mit einer etwas feineren Schnur fischen. Denn schon ein um 0,05 mm verringerter Schnurdurchmesser macht sich deutlich bemerkbar. Das liegt daran, dass schwächere Schnur auch weniger stark auftreibt, und Ihr mit dem gleichen Gewicht doch wieder bis zum Grund kommt. Wenn Ihr jedoch merkt, dass Ihr den Grund sehr schnell erreicht, solltet Ihr Euch für einen leichteren Pilker entscheiden. Denn je geringer das Eigengewicht, desto verführerischer spielt Euer Köder.
Für dieses Light-Pilken seid Ihr mit einer gut 3 m langen Rute mit einem Wurfgewicht von 50 – 150 g bestens ausgestattet. Wer also über eine kräftige Hecht- oder Karpfenrute verfügt, braucht nicht extra zum Gerätehändler, bevor es auf den Kutter geht. Auch die Montage ist recht simpel: ca. 50 cm über dem Pilker sitzt ein Beifänger an einem kurzen und stabilen Seitenzweig. Japanrot fängt deutlich mehr Fische als alle anderen Rottöne zusammen. Warum das so ist? Dazu sollte man mal einen Dorsch interviewen… Aber auch gelbe oder schwarze Beifänger machen oft gut Beute.
Nach dem Auswerfen des Pilkers haltet Ihr die Schnur gespannt, so dass Ihr auch die Bisse in der Absinkphase registriert (manchmal halten sich die Schwärme auch im Mittelwasser auf). Wenn Ihr den Aufschlag am Gewässergrund spürt, führt Ihr den Pilker mit dem Doppelzug (die Rute zweimal anrucken) über den Grund – ohne dass Ihr Schnur einholt. Das funktioniert natürlich nur beim Angeln in der Abdrift (der Wind treibt das Boot vom Köder weg). Beim Angeln in der Andrift (der Wind treibt das Boot auf den Köder zu) müsst Ihr weiter werfen und Eure Schnur dann unter stetigen Doppelzügen aufspulen. Ein schwerer Pilker erreicht schneller den Grund und erlaubt Euch einige Doppelzüge mehr bis zum nächsten Auswurf.
Noch ein Tipp zur Platzwahl: Die besten Plätze auf dem Kutter sind Bug und Spitze. Von hier aus könnt Ihr taktieren – also auch mal Stellen anwerfen, an die die Kollegen, die in der Mitte stehen, nicht so einfach hinkommen. Damit fischt Ihr nicht mehr im Verbund von ca. 20 Pilkern, sondern sucht mit Eurem Köder die Randzonen ganz allein ab. Klar, dass sich die Chance auf einen Ostseebomber so vergrößern. Schließlich stehen den Dorschen in diesem Bereich nicht 20 blitzende und zuckende Alternativen zur Wahl.
Für die Dickdorsche ist eine ruhige Führung angesagt. Denn wie bei Menschen auch, sind die korpulenteren Exemplare oft etwas bequemer als ihre schlanken Schwarmkollegen. Sie haben nicht mehr ganz soviel Lust, einem Köder hinterher zu jagen. Wenn Ihr diesen Rat befolgt, braucht Ihr noch etwas Glück. Dann klappt’s auch mit dem Großdorsch.
Eine Sondersituation ist das Pilken an den Wracks. Hier fühlen sich die kapitalen Dorsche bekanntlich besonders wohl. Wer in einer solchen Situation auf Nummer sicher gehen will, befreit seinen Pilker vom Drilling und fängt nur noch mit dem Beifänger, denn über Wracks steigt die Hängergefahr. Doch der Verzicht auf den Drilling schadet gar nicht, weil der Pilker seine Taumelbewegungen auf den Beifänger überträgt und ihn verführerisch spielen lässt. Im Gegenteil: Viele Angler schwören darauf, den Drilling generell wegzulassen und nur mit den Beifängern zu jiggen (nicht nur in Risikozonen).