Gewässer-Tipps Kanu-Tour durch Lappland
Mit diesem Beitrag möchte ich ein bisschen was zurückgeben ans Forum. Hier habe ich vor diesem großen Abenteuer Input bekommen. Es ist schon genial. Man muss einfach einen Thread eröffnen und findet immer Menschen, die einem etwas sagen können. In diesem Fall über Hornavan im schwdischen Lappland. Also:
Servus, oder Hej, wie der Schwede so schön sagt! Ich habe nun im vergangenen August eben jene erwähnte Reise an den tiefsten See Schwedens gewagt. Zusammen mit Kanu, einem guten Angelkumpel, Zelt, Schlafsack und einem Haufen Angelzeug verlief unsere gut 110km lange Tour vom Norden (Jäckvig) bis zum Süden (Arjeplog) des Sees. Nun liegt die Reise schon ein paar Tage hinter mir. Im Forum hatte ich angemerkt, dass die Erinnerungen nicht mehr frisch genug sind, um aus ihnen einen schönen Artikel für die Startseite zu zaubern. Wenn man sich aber hinsetzt und ein bisschen Bilder schaut, kommen die Erinnerungen wie von allein zurück.
Die Anreise am 16.8. gestaltete sich recht turbulent. Mein erster Flug, der erste Flieger hatte gleich eine Stunde Verspätung. Anschluss in Stockholm verpasst. Irgendwann dann gegen 20 Uhr in Lulea angekommen, war unsere Mitfahrgelegenheit nirgends zu sehen. So standen wir zwei nun im kalten (mit 15 Grad wirklich recht kalten) Einöd des nordischen Flughafens, während sich die Deutschen an 30 Grad im Schatten erfreuen und an den Badesee fahren. Nach zwei (!) Stunden nervenzerreißenden Wartens und einigen unbeantworteten Anrufen, Mails uns SMS kam dann endlich unsere Mitfahrgelegenheit, ein Guide vom Arctic Mountain Team, über die wir die Tour organisiert hatten. Als Entschädigung durften wir im Gästehaus in Arvidsjaur übernachten, klang fair.
Von nun an fasse ich mich kurz und lasse Bilder sprechen. Die Eindrücke sind einfach viel zu umfangreich um sie in Textform zu fassen.
Tag 1
Morgens um 9 wurden wir abgeholt. 3 Stunden ging es mit dem Auto über Schwedens Landstraßen Richtung Norden.
Outfit für den ersten Tag. Regen von früh bis Abends, kaum wärmer als 5 Grad.. schwerer Start. Irgendwann kam auch Wind dazu.
Auch die Fische wollten nicht. Den ersten Tag fielen wir ins Zelt, ohne auch nur einen Fisch zu sehen. Harter Tobak. Aber geil wars trotzdem.
Feuer machen fiel schwer bei dem Wetter. Ging aber doch. Das macht schon stolz. Wer einmal da oben war, weiß dass gutes Feuerholz die halbe Miete ist. Da freut man sich auch über alte Reststücke einer verfallenen Bank..
Tag 2
Aufwachen. Windstille. Kein Regen. Freude. Wir wurden mit der wohl schönsten Aussicht begrüßt die man wohl nur nach einer harten Nacht haben kann.
Früstück. Die Blaubeeren gab es einfach überall und waren gern gesehene Snacks.
…und machten sich auch im Müsli gut.
Dann gings los. Wir paddelten ein paar Runden in unserer Bucht. Warfen mal hier, mal da. Kein Fisch. Wir blickten auf die Karte und sahen einen kleinen See, wenige hundert Meter im Wald versteckt.
So ging es durch Wald und Sumpf, mal bergauf, mal bergab…
… bis wir schließlich an einem kleinen Waldsee angelangt waren. Leider war die Umgebung um den Tümpel reinstes Sumpfgebiet, was ernsthaftes Fischen unmöglich machte. Wir erkundetet Spuren vergangener Zivilisationen und machten uns nach einer kurzen Pause zurück zu unserem Kanu. Auch hier blieben wir Schneider.
Am Kanu angekommen machten wir noch ein paar Würfe. Langsam waren wir schon etwas entmutigt. Beim wortwörtlich letzten Wurf an dieser Stelle gab meine Akilas Reiserute nach und gönnte sich somit auch einen kleinen Resturlaub. Bruch im dritten Teilstück, nix zu machen. Laune am Tiefpunkt. Meine ML Reiserute die ich noch dabei hatte wird wohl auch nichts für die Hechte sein. Also lieh Vincent mir eine seiner beiden Spro Globetrotters, ich fischte von nun an die 60g Version der Rute, er die 80g Version. Naja, Augen zu und durch. Muss man eben das beste daraus machen. Trotzdem ein ziemlich beschissenes Gefühl wenn einem die heiß geliebte Rute am zweiten Tag der Reise weg bricht..
Also machten wir uns weiter. Das Wetter war besser, fast schon schön. Nach ein paar Kilometern frischte der Wind merklich auf, wir machten einen kurzen Halt im Windschatten einer kleinen Insel und gönnten uns eine Pause.
Die Insel bestand eigentlich nur aus einem riesigen Felsen. Die eine Hälfte Steilküste, die andere ein flacher Kiesstrand. Wir beschlossen es im Windschatten noch einmal mit kleinen Blinkern auf die Forellen zu versuchen. Wir wollten endlich mal etwas richtiges essen. Nicht nur Tütensuppe und Müsli. So schleuderten wir die kleinen Löffel in den Wind, sahen hier und da mal etwas steigen. Vincent wanderte um die halbe Insel, ich blieb beim Kanu.
Kaum später fingen wir die erste Seeforelle unserer Tour. Mit knapp 40cm ein toller Fisch, überglücklich rannte ich zu Vince. Selten habe ich mich so über einen Fisch gefreut. Da war alles dabei. Kilometerlanges Paddeln im Regen, durchfrorene Füße, stundenlanges Schneidern. Das tat gut. Kurz darauf stieg bei mir sogar noch eine zweite Trutte ein. Hier in Schweden gönnten wir uns durchaus auch mal einen Fisch, und so kamen die beiden Forellen zusammen mit ein paar auf der Insel gesammelten Pilzen und Instant-Kartoffelbrei auf den Outdoor Herd.
(verzeiht mir das Bild mit dem Fisch auf dem Stein, zu mehr hats nicht gereicht. Wollte ich euch nicht vorenthalten.)
Mit das beste was ich bisher essen durfte, so einfach und doch so gut!
Frisch gestärkt gings dann weiter. Eine große Bucht im Windschatten war unser Ziel. Auf unserer Karte waren auch einige kleine Seen und ein Windschutz eingezeichnet, welcher sich allerdings als Nullnummer heraus stellte. Die Bucht wurde immer schmaler, bis sie schließlich durch einen kleinen Kanal in einem See mündete.
Wahnsinns Stimmung. spiegelglattes Wasser. Super Himmel. Flaches Wasser. Vince fing auch kurz darauf den ersten Barsch auf Spinner. Hier steht also Fisch. Das macht Mut.
Wasserflecken auf der Linse, wie es sich gehört für ein echtes Outdoor-Abenteuer-Survival-Fishing-Bild.
Wir entschlossen uns auf einer kleinen Anhöhe unser Lager aufzuschlagen und noch eine Weile zu fischen, bis es dunkel ist. Ab hier wurde alles anders. Nach kaum 2 Minuten fing Vince den ersten Hecht. Beim nächsten Wurf gleich den nächsten.
So ging das Schlag auf Schlag. Hecht auf Hecht auf Hecht. Alle zwischen 60 und 70. Dann auch mal ein fetter Barsch. Bis in die Dunkelheit fingen wir gut 15 Fische, innerhalb von 2 Stunden. So hatten wir uns das vorgestellt!
Nach einem kurzen Lagerfeuer und einem atemberaubenden Sonnenuntergang verkrochen wir uns zufrieden in unserem Zelt. So konnte es weiter gehen…
… und so sollte es auch kommen!
Tag 3
Wir beschlossen noch einen ganzen Tag an unserem kleinen See zu bleiben. Wir ließen uns nicht hetzen, einfach mal einen Tag entspannen. War zumindest so gedacht. Früh um 6 war ich der erste der aus dem Zelt kroch. Erst kurz pinkeln, dann gleich aufs Boot und den windstillen morgen nutzen. Ich war kaum 5 Minuten wach, als ich den ersten Hecht des Tages fing. Mein selbstgebauter Streamer hing wirklich bis zum Anschlag im Schlund, und da wir beide keine gescheite Zange mit hatten gab es ein ganz schönes Gefriemel bis der kurze wieder abdampfen konnte. Ging aber alles gut. Blutige Finger bleiben da natürlich nicht aus, und es sollten nicht die letzten sein.
Da unsere Schuhe und Socken eigentlich non stop nass waren, entschieden wir uns unsere Sachen beim Frühstück am Feuer zu trocknen. Das ging auch soweit ganz gut, so lange man aufpasste. Wenn man denn aufpasste. In einem unachtsamen Moment erwischte es meine Wanderschuhe und schmorte mir ein schönes Loch in die Seite. Ziemlich uncool, schließlich hatten wir noch den Rest der Reise vor uns, und außer ein paar Badeschuhen für das Boot nichts weiter dabei. Notdürftig mit Tape geflickt ging es dann doch noch irgendwie.
Mit der Zahnbürste im Mund ging es dann direkt weiter.
Lange dauerte es nicht bis wir zum Fischen aufbrachen. Ebenso dauerte es nicht lange bis sich die ersten Fische zeigten. Wir machten ordentlich Strecke und erwischten wieder gut 10 Hechte in kurzer Zeit. Wieder alle zwischen 60 und 70. Irgendwann packte uns der Ehrgeiz. Wir wollten eine Mutti. Keiner von uns beiden ist begnadeter Hechtangler, und somit schrammten unsere bisherigen Hechterfahrungen immer kurz am Meter vorbei.
In einer kleinen Bucht konnte ich endlich einen etwas besseren Hecht erwischen, gebissen hat der Endsiebziger auf einen Storm Searchbait. Direkt unterm Boot. Krasses Erlebnis. Das war doch mal ein Anfang!
Wir waren leider sehr in unseren Ködergrößen limitiert. Die Globetrotter bis 60g lies sich eigentlich nur gut bis etwa 30g fischen. Große Köder hatte keiner dabei. Vince fischte viel 5er Mepps und ich lieber schlanke 15er Softjerks und kleinere Twitchbaits wie den Jockie. Funktionierte alles, war eben nicht selektiv.
Wir gönnten uns eine kurze Mittagspause. Nudeln aus der Tüte sollten es heute sein, Abwechslung stand auch für den Rest der Woche nicht auf dem Plan. Wir hatten Nahrungsmittel für 9 Tage dabei, waren 11 Unterwegs. Alles durchgerechnet und geplant. Es fiel schwer nicht einfach über die Tafel Schokolade herzufallen die für den Rest der Woche reichen sollte. Also hieß es auch sich selbst zu versorgen. Blaubeeren gab es jedenfalls satt.
Vince verkroch sich für einen kurzen Mittagschlaf ins Zelt. Ich blieb am Wasser und baute uns einen kleinen Ofen aus Steinen, in dem wir am Abend Brot backen wollten. Natürlich schnappte ich mir nochmal die Rute mit dem Softjerk und zuppelte an dem Spot vor unserem Lager herum. Hier hatten wir schon mindestens 5 Hechte gefangen, direkt vorm Lagerfeuer, und dennoch knallte es direkt beim zweiten Wurf erneut. Diesmal etwas mehr. Besserer Fisch. Ich brauchte etwas bis ich Vince mit meinen Freudenschreien aus dem Zelt locken konnte, doch auch er kam langsam den Hang herunter getorkelt und half mir beim Landen. Fetter Fisch, sicher Mitte 80. Wieder eine Steigerung. Richtig geil!
Für uns Kleinhechtfänger war das schon ein ordentlicher Fisch, über den wir uns freuten wie kleine Kinder. Da war die Motivation wieder groß. Vince schnappte sich das Kanu, ich blieb am Ufer. Er fuhr nochmal raus auf den See, ich wollte den Kanal zum Hauptsee abfischen.
Bereits auf dem Weg dorthin schossen mehrere aufgescheuchte Hechte aus dem Schilf. Wahnsinn was hier los ist. Ich zuppelte meinen Softjerk durch das freie Wasser, als auf einmal eine riesen Bugwelle kurs auf das weiße Gummiding nahm. Riesen Schwall. Kein Wiederstand. Fuck. Daneben. FUUUUUUUUUUCK! Nie hatte ich so einen Schwall erlebt. Der Fisch muss DEUTLICH über einem Meter gewesen sein. Leider lies er sich auch nicht mehr blicken. Entmutigt trottete ich zum Lager zurück. Entfernt konnte ich Vincent seine Paddelschläge hören. Er bug langsam um die Ecke der Bucht und fragte mich schon aus dem Boot was das denn gewesen wäre. Er hat den Schwall tatsächlich bis zu seinem gut 400m entfernten Spot gehört. Wahnsinn.
So beschlossen wir noch einmal den Kanal mit dem Boot zu befischen. Hier gings nochmal richtig ab. Hecht, Hecht, Hecht. Bisse auf Sicht. Aber alles wieder Durchschnitt. Trotzdem geil. Ich krallte mir Vincents weißen Jockie und schlenzte ihn in eine kleine Krautlücke. Zupfte langsam. Bugwelle. Riesen Bugwelle. Riesen Einschlag! Ich brauchte einige Minuten bis ich den Fisch am Boot hatte. Doch dann sah ich was da am anderen Ende hing. Das musste er sein. Der Meter! War er auch. Nach etwas schwieriger Landung konnten wir den sportlichen Grünen dann vermessen. Glatte 100cm, kerngesund. Wahnsinnsfisch. Der Freudenschrei war groß, und noch schöner war es den Fisch wieder quicklebendig davon schwimmen zu sehen. Mindestens zehn Mal erzählte ich wohl noch vom Biss im knietiefen Wasser und schaute mir die Fotos im Zelt an. Kein Neid, keine Nervereien, nur Freude unter zwei angelverrückten Freunden. So muss das sein!
Auch Vince fing seine Fische. Einige richtig gute Barsche an einem kleinen See. Endlos viele Hechte. Sein Mepps war einfach eine Waffe hier oben.
Langsam wurde es dunkel. Das Panorama war unglaublich. Und so schoss ich mein Lieblingsbild unserer Reise. Keine Fische, keine Menschen. Einfach nur Stille und unberührte Natur.
Diesen Abend passierte nicht mehr viel. Ich machte Feuer im Ofen, knetete einen notdürftigen Brotteig zusammen und füllte kleine Laiber mit Salami und Käse. Im Ofen war es schon ordentlich heiß. Sollte klappen!
Klappte aber nicht. Das ganze dauerte trotz improvisierter Ofentür ewig und schmeckte einfach furchtbar, so dass wir den Käse und die Wurst aus dem Teig pulten und eine Tütensuppe zusammen mischten. Ein bisschen trockenen Teig würgten wir auch noch runter, Kalorien und so. Muss ja irgendwo herkommen. Witzig wars trotzdem.
Letzten Endes verabschiedete sich der Tag mit dem wohl schönsten Sonnenuntergang den wir hätten bekommen können. Wahnsinn wie lange das hier oben anhält. 3 Stunden Dämmerung heißt eben auch 3 Stunden Sonnenuntergang.
Da konnte man schon zufrieden schlafen gehen, super Tag.
Tag 4
Der Tag begann genauso wie der letzte. Aufstehen. Fischen gehen. Lief aber irgendwie nicht mehr so gut, und irgendwie hatten wir die Spots auch langsam satt. Wir wollten weiter. Vorher gabs aber Frühstück. Wir widmeten uns etwa eine viertel Stunde den Blaubeeren und hatten auch relativ schnell den kleinen Topf voll. Dazu etwas Wasser, Milchpulver und Puddingpilver (Vanille) und wir hatten über dem Feuer einen herrlichen Blaubeerpudding gezaubert. Hat garnicht schlecht geschmeckt und wärmt schön von innen. Genau das richtige für die anstehende Tour!
Der Pudding war schnell verputzt und die Sachen schnell gepackt. Weiter ging es zu unserem nächsten Stop auf der Tour, dem Riebnesströmen. Auf der Karte als große Flussverbindung zwischen dem Hornavan und dem Riebnes eingezeichnet. Ein Fluss also, darauf hatten wir Bock! Endlich Forellen!
Der Wind frischte allerdings ziemlich auf, was das ganze nicht unbedingt einfacher machte. Permanent pustete uns der Wind ins Gesicht, die Wellen fingen an sich zu kräuseln und schlugen immer mal wieder bis kurz unter die Bordwandkante unseres Voll beladenen Kanus. Wir blieben also in Ufernähe. Aber hilft ja nix. Da muss man eben durch. Da wir beide Kanuerfahrung haben schreckte uns die steife Brise auch nicht weiter ab.
Irgendwann wurde es dennoch etwas anstrengend, so dass wir ein Päuschen auf einer kleinen Halbinsel einnahmen. Dort prangte schon ein großes gelbes Schild mit der Aufschrift „Farliga Strömma“, welches uns vor gefährlichen Strömungen warnen sollte. Auf unserer Weiterfahrt kamen wir an immer mehr gelben Schildern vorbei, welche uns nun auch vor Flutwellen warnen sollten. Flutwellen machten für uns auf einem großen Binnensee erstmal keinen Sinn. Irgendwann kamen wir am Riebnesströmen an. Hatten uns irgendwie mehr erhofft. Der große Strom war nichts anderes als ein kleines Rinnsal, gespickt mit unendlich vielen Felsen. Nix mit Forellen. Ein Schild erklärte auch die mysteriösen Flutwellen:
Der Riebnes ist ein höher gelegener Stausee. Durch Ablassen großer Wassermengen entsteht eine Strömung, welche Strom erzeugt. Das abgelassene Wasser schwemmt dann in großen Mengen durch den Riebnesströmen in Richtung Hornavan.
Glücklicherweise nicht als wir da waren.
Wir beschlossen den großen flachen Auslaufbereich des Rinnsals zu befischen, da dort immer wieder Fische stiegen. Während ich mich mit ständigen Hängern in den Steinen rum ärgerte und einmal komplett ins Wasser geflogen bin, fing Vincent einige richtig gute Äschen auf einen kleinen Spinner. Keine unter 40. Manche über 45. Dazu noch seine ersten überhaupt. Da ist man lebenslang für die deutschen Gefilde versaut.
Ich gab alles um auch einmal eine zu fangen, aber die Biester wollten NUR Kupfer Größe 1! Hatte ich nicht. Nur silber. Da wurde ich tatsächlich gnadenlos abgezogen, nach einer guten Stunde stand es 6 zu 0 für ihn. Halb so wild, da freut man sich gemeinsam drüber. Auch wenn ich lieber nicht ins Wasser geflogen wäre, trockene Klamotten waren schließlich Mangelware.
Wir beschlossen die Nacht hier zu verbringen, und später noch einige spannende Buchten anzufischen. Fing dann auch an zu regnen. Zelt aufbauen und Feuer machen ging da umso schneller. Da waren wir schon ein routiniertes Team. Ich mach Feuer, er baut das Zelt auf. In kaum 10 Minuten hatten wir unser Lager komplett. Leider regnete es sich dann auch richtig ein, und so verbrachten wir den Rest des Tages im Zelt. Auch mal ok, so einen Nachmittag nichts tun.
Tag 5
Wir waren wieder früh auf den Beinen, generell sind wir nie später als um 7 aufgestanden. Wollten ja ans Wasser. Fische fangen, weiter fahren, neues entdecken. Bevor wir unsere Tour fortsetzten fuhren wir in eine große Bucht in der Nähe unseres Lagers. Super flaches Wasser, kaum tiefer als einen Meter. Wie an den Spots an denen wir bisher immer unsere Fische hatten. Wir fischten beide zunächst einen 3er Mepps. Der ging einfach immer und auf alles. Lange dauerte es nicht bis ich die erste Fritte fing, auch Vincent konnte kaum später seinen ersten kleinen Hecht fangen. So wanderten wir rund um die Bucht und fingen eigentlich bei jedem fünften Wurf einen kleineren Hecht. Irgendwann kam Vincent an einer Verengung der Bucht an und fing den ersten 70er. Und den nächsten. Und nochmal einen. Ich lies mich nicht lange bitten und stellte mich rotzfrech neben ihn, und fing so auch die ersten besseren Fische. Innerhalb einer dreiviertel Stunde hatten wir bereits gut 10 Hechte zusammen. Ein besonders fetter Kollege sollte uns hier später das Mittagessen sichern.
Während ich den Fisch zum Boot brachte, tönte ein lautes „Fiiiiiiisch“ durch die Bäume. Ich spurtete wie ein Irrer über die schroffen Felsen, stolperte hin und her und sah schließlich meinen Kollegen mit einer blitzkrummen Rute in der Hand. Am anderen Ende ein Fisch der sich einfach nicht bändigen lassen wollte. Irgendwann hatten wir den Fisch am Ufer. Landung geglückt. 96cm pure Freude! Klasse Fisch, wunderschön gezeichnet und richtig fett. Neuer PB für ihn. Geil!
So gings auch munter weiter. An dem Spot schienen sich die Fische zu stapeln. Vince fing noch einen 90er. Ich auch zwei. Einer locker Mitte 90. Wir maßen die Fische garnicht mehr, sondern hielten sie einfach an die Rute. Dort hatte sich jeder eine Markierung für den Meter gemacht. War schon witzig. Jeder Wurf ein Biss!
Irgendwann hatte ich Bock auf was anderes und fischte den weißen Jockie aus Vince seiner Box, mit dem ich bereits den Meter gefangen hatte. Direkt beim ersten Wurf schoss ein richtig wuchtiger Fisch vorbei. Beim nächsten Wurf folgte er mir bis vor die Füße. Und beim dritten knallte es dann. Er nahm einige Meter Schnur, bis diese schließlich erschlaffte. Fisch weg, Köder weg. FUUUUUUUUCK! Das dünne Geflecht (ich fischte meine 12er Kairiki auf meiner Rolle) hielt den vielen Steinen unter Wasser einfach nicht stand. Vincents Lieblingsköder war weg. Ich hatte den Meter verloren. Da war ich echt platt. Noch schlimmer war es dann Vincent zu beichten seinen Lieblingsköder verschossen zu haben (direkt in Dtl. bekam er selbstverständlich einen neuen). Er schien sichtlich bedrückt, fand dann aber auch ein paar aufmunternde Worte, welche meinen Frust irgendwann vergessen ließen. Aber da hab ich schon geflucht.
Jeder hat noch ein oder zwei Hechte gefangen, bis wir den Heimweg antraten. Unsere Hände waren von den gut 20 Fischen schon gut mitgenommen, jeder hatte einige Schrammen und Kratzer. An sich nicht schlimm, irgendwann machte sich das aber schon bemerkbar. Heilt ja nicht ab bei Regen, Kälte, Paddeln und Feuer machen.
An unserem Zelt bereitete ich das Hechtfilet zu, Vince baute das Zelt ab. Ich war Chefkoch. Hat auch geschmeckt!
Dann gings los.
Voll beladenes Kanu. Mehr hatten wir für unsere 11 Tage nicht dabei.
Man sieht schon an unseren Klamotten dass es an dem Tag echt deutlich kälter war. Kaum 7 Grad hatten wir tagsüber, dazu immer mal einige Regenschauer. Glücklicherweise hatten wir mit dem Wind Glück. Wir hatten uns vorgenommen den See an der schmalsten Stelle des Sees (ca. 4km) zu queren. Da kam uns die Windstille ganz gelegen.
Wir kamen gut voran. Das änderte sich allerdings schlagartig als der Wind auf einmal auffrischte. Wir mitten auf dem See. Mindestens 100m Wasser unter uns. 2km bis zu jedem Ufer. Wind von schräg links. Echt ungünstig. In gefährlicher Nähe sahen wir eine mächtige Sturmfront auf uns zu kommen. Shit.
Da schluckt man erstmal. Die Wellen wurden größer, und so kamen wir nicht mehr gut voran. Man muss die Wellen ab einer bestimmten Größe nämlich immer frontal nehmen um nicht zu kentern, und so bahnten wir uns in einem endlosen Zick-Zack unseren Weg Richtung Ufer. Das frisst richtig Zeit. Irgendwann kamen die ersten Schaumkronen dazu, es fing an zu nieseln und wurde richtig ungemüdlich.
Unser Zielufer war eine riesige Felsfront, sicher gut 50m hoch. An diesem Ufer wollten wir entlang in die nächste Bucht paddeln. Irgendwann wurde es aber doch zu brenzlig. Wasser schwappt ins Boot, wir kriegen nasse Füße. Die Felswand machte jeden Versuch zu pausieren unmöglich (In Ufernähe türmen sich die Wellen erheblich mehr, gerade an steilen Ufern), da man einfach nicht anlanden konnte. Brenzlige Situation. Nicht ganz ungefährlich. Irgendwann fanden wir glücklicherweise einen kleinen Steinstrand, den wir für eine kurze Pause nutzten. Die einzige Möglichkeit an das Ufer zu gelangen. Gut 1,5 Stunden haben wir gebraucht um hier rüber zu kommen.
So harrten wir der Dinge die da kommen würden. Unser Zelt konnten wir nicht aufbauen. Alles uneben. Steine überall. Und so hockten wir eine gute Stunde im Moos und warteten den Wind ab. Glücklicherweise gings dann auch bald wieder und wir setzten unsere Tour fort.
Wir hatten uns ein klares Ziel für diesen Tag gesetzt. Eine große Bucht im Windschatten. Das war noch ein gutes Stückchen hin. Aber da mussten wir durch. Wir machten richtig Strecke und hofften nach jeder Landzunge die Bucht zu sehen. Gefühlt wurde die Strecke immer länger. Irgendwann wurde es dunkel. Wir paddelten weiter. Mit der Dunkelheit setzte auch der Wind aus. Das war zumindest ganz positiv. Irgendwann nach weiteren 2 Stunden hatten wir unser Ziel erreicht. Fast zumindest. Wir hatten keinen Bock mehr. War dunkel, nass und kalt. Also Zelt aufbauen. Das ist leichter gesagt als getan. Es war echt schwer einen ebenen Untergrund zu finden, der nicht aus Steinen und Blaubeeren bestand. Auch an diesem Abend suchten wir wieder gut 10min nach einer geraden Fläche. Fanden aber keine. Schliefen dann irgendwo zwischen Holzstümpfen und Steinen. Ich versuchte wie ein Irrer ein brauchbares Feuer zu machen. Suchte vergebens nach trockenem Holz. Verfeuerte Unmengen Birkenrinde (bester Grillanzünder!). Half aber alles nichts. Dies war tatsächlich der einzige Abend an dem es mir nicht gelang ein Feuer zu entzünden. Das frustet schon. Der Gaskocher bescherte uns dennoch noch einen dicken Topf Käsenudeln.
Mit durchfrorenen Füßen (um unsere Wanderschuhe trocken zu halten liefen wir meist abends in unseren Badeschuhen herum, hatten also nonstop nasse Füße) schliefen wir dann irgendwann ein. Sau kalte Nacht.
Tag 6
Wir wachten recht früh auf an diesem Morgen. Die Nacht war wirklich super kalt, wahrscheinlich die kälteste auf unserer Reise. Ich schlief sogar mit Regenjacke im Schlafsack, und deckte mich mit der Schwimmweste zu. Half nix, hab gefroren wie Sau
Nach dem Frühstück gings auch gleich los, wir wollten ordentlich Strecke machen.
Das Wetter war nicht wirklich auf unserer Seite. Immer wieder Wind. Immer wieder Regen. War nicht so toll. Als Zwischenziel hatten wir uns eine große Bucht gesucht, welche im Windschatten eines Berges lag. Da sollte etwas gehen. Und ich wollte schon immer mal auf einen Berg steigen. Da hatte ich richtig Bock drauf.
Weit kamen wir jedoch nicht. Die erste interessante Bucht bot zugleich eine kleine Flussverbindung zu einem kleinen Waldsee. da mussten wir anhalten. Bereits beim Paddeln durch das seichte Wasser sahen wir ein paar Hechte davon schießen. Hier mussten wir fischen. Dauerte auch nicht lange bis wir die ersten Pikes überlisteten. Alles keine Riesen. Aber unter anderem die ersten Topwaterfische unserer Reise. Richtig geil! Einer der kleinen verpasste mir beim Haken lösen noch einen ordentlichen Cut im Daumen.
Passiert halt. Trotzdem packe ich beim nächsten mal eine ordentliche Hechtlösezange ein, statt der Arterienklemme.
Wir entschieden uns den Flusslauf zu erkunden. Vincent fing wieder einige Äschen. Ich natürlich wieder nicht. Dafür sah ich dann irgendwann den einzigen Elch auf unserer Tour. Gut 300m entfernt auf einer kleinen Halbinsel des Waldsees. Super toller Moment. Tagelang haben wir außer ein paar wenigen Vögeln NICHTS gesehen. Leider konnte ich das imposante Tier nicht auf Kamera festhalten, da er für meine Outdoorcam einfach zu weit entfernt war.
Auf dem Rückweg fing ich dann irgendwann tatsächlich auch noch meine erste Äsche. Auf 3er Mepps in Kupfer. Hat Vince mir geliehen. Geil. So konnte es weiter gehen!
In der Bucht fingen wir manche Hechte sogar noch ein zweites mal. Dann hatten wir die Nase voll und zogen weiter.
Bald kamen wir auf der anderen Seite der Bucht an, zwischen unserem Ziel und uns lag nur noch DER Berg. Der auf den ich unbedingt hoch wollte. Mit ca. 800m Höhe kein Riese, aber für uns völlig ausreichend, wie sich später heraus stellte.
Wirkt so winzig auf dem Bild. Ist aber gut 3km entfernt. Und 3km durch Sümpfe, Wälder, Felsen und enges Gebüsch fühlen sich gleich doppelt so weit an.
Das ganze zog sich einfach unendlich lang. Wir waren nicht mal am Fuß den Berges und hatten schon keinen Bock mehr. Unglaublich wie verwöhnt man durch die ebenen Wege in der Heimat ist. Aber ich wollte weiter. Die Blaubeeren unterwegs waren immer wieder eine kurze Pause wert.
Irgendwann ging es dann richtig bergauf. Das Gebüsch wurde furchtbar dicht. Man konnte keine 10m weit gucken. Super anstrengend. Dabei sind wir beide wirklich recht sportlich und so schnell nicht klein zu kriegen.
Irgendwann lichtete sich das ganze dann. Keine Bäume mehr. Keine Büsche. Nur noch kleine Sträucher und Bodenwuchs. Wir waren oben. Endlich! Die Aussicht war unglaublich. Überall Wasser, Berge, Wald. Keine Häuser, keine Menschen. Weit und breit. Da fühlt man sich richtig frei. Für den ganzen Aufstieg haben wir gut 2 Stunden gebraucht. Für nicht mehr als 4 oder 5km Strecke.
Sicher sind schon Leute auf höheren Bergen gewesen. Für uns war es jedoch das größte. Einfach klasse wenn man sich etwas vornimmt und es schafft.
Der Abstieg ging dafür deutlich schneller. Wir wählten einen anderen Weg. Steiler, an der Felswand entlang, und dann am Wasser zurück. Eine gute Stunde waren wir unterwegs. Dann wieder am Boot. Eine schnelle Tomatensuppe mit dem Gaskocher später gings dann weiter.
Wir fuhren eine gute halbe Stunde, bis wir wieder pausierten. Eine flache Bucht lag vor uns. Perfekt zum Fischen. Zuerst wollten wir vom Kanu angreifen. Wir fischten wieder mal Spinner. 3er Mepps. Da geht alles drauf. Lange dauerte es nicht bis Vince einen 30er Barsch fing. Kurz darauf hatte ich auch einen. Vince noch eine 40er Äsche. Dann gings ans Ufer.
Kaum 30min nach dem ersten Barsch klingelte es bei Vince in der Rute. Dicker Fisch, starker Wiederstand. Richtig schwer lehnte sich das Tier in die 80g Rute. Vince wusste irgendwie schon Bescheid dass das was anderes war als die 90er davor. Irgendwann hatten wir den Pike im flachen und konnten ihn genauer sehen. Ein richtiges Urvieh. Anders kann man das einfach nicht sagen. Ich kescherte, wir beide freuten uns.
Ein richtiger Charakterfisch. Vince sein erster Meter lag vor uns. 104cm pure skandinavische Wildheit. Wahnsinns Zeichnung. Als wir den Spinner lösten bemerkten wir dass der Hecht auch noch ein knallblaues Maul hatte. Hatten wir so noch nie gesehen. Nicht bei Hechten in der Größe. Nicht in völlig unbelasteten Gewässern. Schöne Laune der Natur. Für uns wohl einer der schönsten Fische unserer Reise.
Doch dabei sollte es nicht bleiben. Nicht an diesem Tag…
Vincents erster Meter war schon wirklich ein krasses Erlebnis. Dass es dabei nicht bleiben sollte hätte keiner gedacht. Wir paddelten weiter, eine kleine Fischersiedlung war unser Ziel. Hier wollten wir Pause machen. Eine große, super flache Bucht (nicht mehr als 70cm Wassertiefe) erstreckte sich vor den paar wenigen Hütten am Ufer. Ich setzte Wasser auf dem Gaskocher an und wir beschlossen noch ein paar Würfe im flachen Wasser zu machen. Die ersten Minuten passierte nix. Obwohl der Spot wirklich wie aus dem Lehrbuch vor uns lag. Flaches Wasser. Vereinzelte Krautfahnen. Steine die aus dem Wasser ragen. Ich lief ein gutes Stück in die Bucht hinein. Brachte auch keinen Fisch. Vince blieb am Boot. Kurz darauf rief er mich lauthals zu sich. Irgendetwas hatte sich einen 3er Mepps im knietiefen Wasser einverleibt.
Ich dachte erst an einen weiteren Hecht Mitte 90 und war sichtlich entspannt. Als sich der Kollege aber auch nach 5 Minuten nicht zeigen wollte wussten wir dass es etwas anderes war. Ich zog Schuhe und Hose aus und stiefelte ins Wasser um den Fisch zu sehen. Dann kam er vor mir hoch. Ich wusste erst garnicht was ich sagen sollte. Nie hatte ich so einen großen Hecht gesehen. Super massiv, riesen Schädel. Vince war sichtlich aus dem Häuschen. Jetzt musste alles klappen. Vince drillt, ich lande. Das war der Plan. Wir schätzten den Fisch auf gut 1,10m. Ich hatte sichtlich Schiss das zahnige Urvie auch nur irgendwie anzufassen, geschweige denn in den Kiemenbogen zu greifen. Also zog ich mir einen meiner Handschuhe an. Suchte nach dem Kiemenbogen. Fand ihn nicht. Ist viel weiter hinten als sonst. Handschuh wieder aus. Hand rein, Fisch raus, irgendwie zumindest sollte das so passieren. So stand ich dann im kalten Wasser, mit dem sich windenden Ungeheuer in den Händen. Vince kam mir zu Hilfe und stützte den Fisch am Bauch. Endlich geschafft. Ich rannte zur Kamera. Knippste was das Zeug hält. Dann das Maßband. Aus 1,10m wurden dann schnell 1,20m. Aus 1,20m dann irgendwann 1,27m. EINMETERSIEBENUNDZWANZIG. Nie hätten wir uns so einen Fisch erträumen können.
Einfach krass. Zwei Meter an einem Tag, nein innerhalb von gerade mal zwei Stunden. Und dann noch ein absoluter Endfisch. Auf 3er Mepps! Nie hätte ich gedacht dass sowas passieren würde. Der Spinner hing natürlich richtig weit hinten. Lösezange war 100m entfernt bei unserem anderen Krempel. Ich spurtete zurück und holte die Zange. Kaum wieder angekommen war der Spinner auch schon draußen. Vince hatte im Adrenalin einfach in das Maul des Fisches gegriffen und den Mepps mit bloßen Händen gelöst.. Da hätte einiges schief gehen können. Aber so richtig.
Die Dame erholte sich recht fix wieder und schwamm recht erholt zurück in die flache Bucht. Danach passierte erstmal kurz gar nichts mehr. Wir saßen einfach nur da, grinsten uns kopfschüttelnd an und freuten uns wie kleine Kinder.
Ich bereicherte meine „Knorr Waldpilzcremesuppe“ um ein paar echte Pilze und ließ es mir schmecken. Dann gings weiter.
In der Ferne noch einmal der Berg den wir heldenhaft erklommen haben. Da sieht er schon etwas höher aus.
Irgendwann hielten wir doch wieder in einer flachen Bucht. Überall Kraut. Da geht nur Topwater. Lange dauerte es nicht bis wir die ersten Abnehmer für unsere Stickbaits fanden. Das war schon richtig geil. Geiler als Bisse auf Spinner, Softjerks und Twitchbaits. Da kocht das Blut. Irgendwann bemerkte ich nach dem Wurf dass sich mein Spitzenteil etwas verdreht hatte. Ich stoppfe das Einholen des Sticks und richtete die Spitze. Genau in diesem Moment verschwand der Stick in einem riesen Schwall. Anhieb sitzt. Starker Fisch. Der Biss des Mitte 90ers war so ziemlich das kurioseste was ich bisher hatte. Auch ein geiler Fisch.
Irgendwann wurde es dann auch rasch dunkel. Wir mussten weiter, einen Lagerplatz finden. Musste schnell gehen. Wurde nämlich richtig ungemütlich. Irgendwann fanden wir ein geeignetes Ufer. Vince baute das Zelt auf, ich machte Feuer und Suppe. Ging richtig schnell. Das wars dann auch für den Tag. Wohlverdient schliefen wir dann irgendwann ein. Einfach nur ein super Erlebnis!
Tag 7
Der Morgen begann erstmal mit einem (für mich) herben Rückschlag. Ich hatte meine Badeschuhe letzte Nacht zum Trocknen ans Feuer gelegt und vergessen weg zu nehmen. Die waren nun leider völlig hinüber. Somit hatte ich eigentlich kein brauchbares Paar Schuhe mehr für den Rest der Reise. Die Wanderschuhe hatten ja auch ein riesen Loch. So war ich dann oft barfuß unterwegs, gerade im Boot und auch beim Zelt aufbauen. Damit die Schuhe nicht nass werden. Bei kaum 10 Grad tagsüber nicht so angenehm.
Der Morgen begann dann wie immer. Zusammen bauen und Strecke machen. Viel Strecke. Gut 8km später hielten wir für eine kurze Pause an. Das Wetter war heute mal wieder auf unserer Seite und erstaunlich mild und windstill. Da konnte man sich auch mal in dem 7 Grad kalten Wasser waschen. War selten der Fall und tat dann um so mehr gut. Wir warfen noch ein paar mal unsere Stickbaits in die schmale Bucht und jeder fing noch zwei schöne Hechte. Nach den Fischen der letzten Tage sparten wir uns allerdings die Fotos. Weiter gings.
Wir kamen echt gut voran und erreichten wenig später einen riesigen Flachwasserbereich. Hier wollten wir erstmal bleiben. Die Landschaft war einfach unglaublich. Glasklares Wasser, überall große Steine die aus dem Wasser ragten. NULL Wind. Nirgendwo. Da zeigte sich der See einmal von seiner friedlichsten Seite.
War wanderten ein bisschen hin und her und warfen natürlich auch mal hier und dort. Stickbaits machten sich hier wieder mal am besten. An manchen (wirklich richtig guten) Spots musste man erst einige Meter über die schmalen Felsen balancieren und von Stein zu Stein springen um an den Fisch zu kommen. Vince fing auch schnell den ersten Hecht. Bei mir war der Wurm drin. Ein kleinerer Pike attackierte meinen Stick. Ich drillte den Fisch behutsam an den Steinen vorbei. Hatte ihn fast. Dann fing er an zu strampeln, schoss hinter einen Felsen und blieb da auch. Ich nahm etwas Fühlung auf, der Fisch wehrte sich, die Schnur riss am Stein. Ohne großen Wiederstand. Fisch und Stick weg. FUUUUU*K!. Ich sprang von Stein zu Stein und versuchte den Fisch noch zu erwischen, bekam ihn aber nicht mehr zu greifen. Ich rutschte ab und fiel ins Wasser. Eigentlich so ziemlich das schlimmste was mir da passieren konnte, schließlich wollte ich meine Wanderschuhe unbedingt trocken halten. Ab da an war meine Laune echt am Tiefpunkt. Vince fing dafür einige schöne Hechte. Ich trottete zurück zum Boot und machte ein Feuer. Heute sollte es mal wieder Hecht geben und meine Schuhe konnte ich so auch einigermaßen trocknen.
Danach war meine Laune auch schon deutlich besser. Vince fand einen alten Wobbler zwischen den Steinen. Ein grüner Strike-Pro Twitchbait in 13cm Länge. Den wollte ich fischen, hatte schließlich keine anderen wirklich hechttauglichen Köder mehr dabei. Also ab aufs Boot und zwischen den Steinen nach den Hechten twitchen. Schnell bekam ich den ersten rabiaten Biss. Ein richtig guter Fisch. Wieder Mitte 90. Während dem Drill folgte ihm sogar noch ein zweiter Hecht in der selben Größe. Ähnlich wie bei Barschen, die versuchen sich noch den Köder aus dem Maul zu klauen. Habe ich so nie erlebt. Konnten wir aber zwei mal auf der ganzen Tour beobachten. Krasses Erlebnis.
Der Spot war echt der Hammer. Wir hatten zwar nicht wirklich übermäßig viele Bisse, aber wenn dann waren es wirklich gute Fische. Vince verlor noch einen in gleicher Größe beim keschern. Hatte dann noch zwei richtig fette Aussteiger die am Meter gekratzt haben. Egal. Weiter gings. Ich hatte da mit meinem grünen Twitchbait etwas mehr Glück. Das Teil entpuppte sich zu einer wahren Fangmaschine. Binnen einer Stunde konnte ich so drei Hechte über 90 fangen, einen noch größeren verlor ich leider auch im Drill.
Der Kollege war richtig fett. Dem Fisch hing noch die Schwanzflosse einer gut 40er Forelle aus dem Schlund. Der hatte Hunger.
Wir drifteten die Bucht noch einmal ab. Fingen noch den ein oder anderen Fisch. Langsam wurde es aber auch wieder windiger. Also entschlossen wir weiter zu fahren. Irgendwann erreichten wir eine wirklich riesige Bucht. Gesäumt von einigen kleinen und großen Inseln. Dazwischen ein paar menschenleere Häuser, kleine Sandstrände und Unmengen Blaubeeren. Hier wollten wir diese Nacht bleiben. Wir fingen natürlich auch hier noch unsere Fische. Wie eigentlich überall wo es flach und krautig war. Bilder machten wir davon an diesem Tag allerdings keine mehr.
Ich machte noch ein kleines Feuer. Dort sollten die restlichen Hechtfilets zum Mittag gebraten werden. Dazu gab es ein bisschen Brühe. War lecker, dann sollte es aber auch erstmal gut sein mit den Hechtfilets.
Dann wurde es fix dunkel und auch schnell kalt. Schnell waren wir im Zelt, und genauso schnell schliefen wir auch ein. Kalt wars in der Nacht trotzdem.
Tag 8
Der Tag begann erstmal mit einem richtig ausgiebigen Frühstück. Wir kratzten das letzte bisschen Müsli zusammen und verfeinerten es mit Unmengen Blaubeeren. Das macht schon Spaß, wenn man sich sein Frühstück einfach so zusammen suchen kann..
Wir wollten heute noch einmal ausgiebig den großen Flachwasserbereich ausfischen und dann richtig Strecke machen. Das Wetter zeigte sich mal wieder von der besten Seite. Absolute Windstille, angenehm mildes Klima – so lässt es sich fischen. Ich fischte wieder meinen grünen Twitchbait, den Vincent zuvor auf einer kleinen Insel gefunden hatte. Lange dauerte es auch hier nicht bis ich den ersten Fisch ans Band bekam. Wieder ein richtig fetter Fisch Mitte 90. Einfach super wenn der Tag so los geht.
Vincent hatte da weit weniger Glück. Trotz recht viel Aktivität an der Oberfläche kam er nicht an seinen Fisch. Insgesamt war es an dem Tag verdammt schwer die Fische zu finden. Irgendwann erkannten wir, dass die Hechte meist in einem bestimmten Kraut (ähnlich der Wasserpest) standen. So konnten wir zumindest in der großen Bucht noch eine Hand voll kleinerer Fische landen. Unbewusst trieben wir während dessen sogar eine beachtliche Strecke ab und waren schon gut 3km weiter als wir zunächst dachten. Das spielte uns natürlich ordentlich in die Karten und steigerte unsere Motivation nochmal ein ganzes Stück. Bei dem Wetter war auch das reine Paddeln sehr angenehm, und entschädigte für viele Tage Kälte und Gegenwind.
Da konnte man sich auch schon mal eine Pause mehr gönnen..
Zur Stärkung gab es wie so oft Nudeln mit Käse. Das schafft richtig Power und macht lange satt, optimal für lange Touren. Auch wenn sich der Topf danach furchtbar schlecht abwaschen lässt. Da lernt man das gute Spüli zuhause richtig schätzen.
Vincent gönnte sich eine kurze Verschnaufpause. Ich wollte nochmal raus, um endlich mal eine dicke Forelle oder einen Saibling zu erwischen. Sah auch einiges springen und steigen, was zu meinen Zielfischen hätte passen können. Auch eine richtig fette Trutte (die muss jenseits der 70 gewesen sein) schraubte sich etwa 50m entfernt von mir aus dem Wasser. Dann ein Biss auf meinen kleinen Blinker. Wildes schütteln, kein soooo großer Fisch. Ein Barsch wars dann. Auch darüber freut man sich in Lappland. Mehr kam dann auch nicht.
Wir fuhren weiter und ließen uns noch einmal über das Flachwasserplateau treiben. An der Kante zum Tiefen twitchte ich meinen kleinen grünen Twitchbait durchs Freiwasser. Gut 10m vom Boot entfernt schoss ein richtig fetter Hecht aus der Tiefe und inhalierte das grüne Plastik. Bremse kreischt, Fisch nimmt Schnur und ist auf einmal weg. SCHEI*E! Der Snap hatte irgendwann nach etlichen Hechten schlichtweg den Geist aufgegeben und ist einfach aufgebrochen. Der Hecht war ganz sicher jenseits vom Meter und meinen Twitchbait (welchen ich echt lieb gewonnen hatte) habe ich auch verloren. Dazu noch der schöne Fisch, der jetzt mit dem Ding rum schwimmt. Da war die gute Laune echt wieder vorbei. In meiner Köderbox hatte ich nichts vergleichbares mehr. Also jiggten wir noch ein paar Gummis durchs Tiefe, fingen außer einem lütten Barsch aber nichts mehr. Irgendwo musste ich einen neuen Twitchbait auftreiben. Da wir nicht mehr weit von Arjeplog entfernt waren beschlossen wir ordentlich Strecke zu machen, und evtl. heute schon dort anzukommen. Gewässer gibt es dort noch genug zu erkunden und wir könnten mit unserem schmalen Budget von 200 Kronen pro Mann (etwa 20€) noch etwas Essen kaufen und im Angelladen nach einem Twitchbait schauen. Das brachte Motivation. Endlich mal wieder richtiges Essen und kein Tütenfraß. Mal wieder unter Menschen zu kommen ist auch ganz ok. So sollte es sein.
Die letzten Kilometer kamen uns echt vor wie eine Ewigkeit. Schon lange vorher konnten wir die Fassade des Hotels in Arjeplog sehen (an dem übrigens eine Livecam befestigt ist, welche man sich 24/7 im Internet anschauen kann), kamen dem ganzen aber irgendwie nicht näher. Wir schleppten beide unsere Ruten hinter dem Boot, um vielleicht noch einen Bonusfisch zu erwischen. Motiviert auch weiter zu paddeln. Vince hatte einen schmalen Blinker am Band, ich einen 10cm langen, schmalen Twitchbait. Auf Hälfte der Strecke rumpelte es kurz in meiner Rute. Dann wieder normaler Wobblerlauf. Dann reißt es den Stock auf einmal rum. Bremse schreit. Anhieb sitzt. Die Rekordforelle oder der Riesenhecht entpuppte sich dann später als quer gehakte Seeforelle. Mit 40cm kein Riese, aber ein super schöner Bonusfisch. Den Rest der Strecke sollte dann kein Fisch mehr kommen. Allerdings konnten wir zwei Fischadler bei der Jagd beobachten. Einfach Wahnsinn wenn so ein großer Vogel aufs Wasser schlägt und einen Fisch erbeutet. Toll wie Mensch und Natur da oben nebeneinander funktionieren.
Irgendwann waren wir dann in Arjeplog. Ein kleiner verschlafener Ort mit vielen netten Leuten. Jeder grüßt sich und man fühlt sich gleich richtig zuhause. Zunächst gings in den Supermarkt. Toll was es da so alles gibt. Wir wussten garnicht so recht was wir zu erst kaufen sollten. Letzten Endes waren es dann Brot, Schokolade, Kekse und eine Tüte Chips. Achso, und eine Zahnbürste für mich. Meine hatte ich nämlich am vierten Tag verloren.
Hoch motiviert suchten wir dann nach einem kleinen Angelgeschäft. Die nette Dame am Schalter der Touristeninformation erklärte uns freundlich den Weg und schien es garnicht zu fassen dass wir denn kein Auto hätten. Dass wir von Jäckvig mit dem Kanu kommen hat sie uns auch nicht geglaubt. Scheinen also auch hier oben nicht so viele zu machen.
Der Angelladen war ein nett sortiertes kleines Geschäft. Eigentlich bestand der Shop zur Hälfte aus Blinkern, und zur anderen Hälfte aus Wobblern. Ich entdeckte auch den Strike Pro Wobbler den wir gefunden hatten, hing direkt neben einer stattlichen Auswahl an flachlaufenden Bombern. Der Besitzer des Geschäfts war keine wirklich große Hilfe (empfahl uns im Tiefen zu fischen und zeigte mir im gleichen Atemzug die 3D Suicide Duck), also entschied mein Bauchgefühl. Wir beide krallten uns jeweils einen etwas auffälligeren Bomber. Vince seiner war wirklich quietschbunt, meiner sah wenigstens irgendwie nach krankem Barsch aus. Egal, bunt sollte es sein.
Rund um Arjeplog gab es reichlich Wasser. Der Skellefteälven floss hier durch große Wehranlagen, um sich dann sehr weitläufig in großen Wasserflächen zu verzweigen.
Hier gabs sogar eine recht witzige Vorrichtung zum Umsetzen der Boote, welche wir für unser Kanu zweckentfremdet haben. Dadurch waren wir flott auf der anderen Seite im Kehrwasser eines großen Wehrs.
Wir wollten hier erstmal unsere neuen Errungenschaften testen und warfen die Twitchbaits in die Strömung. War hier garnicht so leicht das Boot am Fleck zu halten. Irgendwann stieg mir aber ein richtig fetter Fisch in der Hauptströmung ein. Machte sich ordentlich schwer, nahm Schnur, zeigte sich lange nicht. Mit dem 12er Geflecht konnte ich nicht viel Druck machen. Der Fisch machte mit mir was er wollte…
Irgendwann zeigte sich der Pike dann unter dem Boot. Ein richtiges Schiff. Nicht so groß wie Vincent sein Brocken, aber ein richtig richtig guter Fisch. Mindestens der Meter. Nie hatte ich so Mühe einen Fisch zu kontrollieren. Erst nach 10 Minuten hatte ich ihn das erste Mal an der Oberfläche. Verkackte die Handlandung. Der Hecht schoss erneut ins Tiefe. Am Gewässergrund konnte man die Umrisse einiger großer Felsen ausmachen, in die der Fisch immer wieder hineinziehen wollte. Immer wieder schwamm er Richtung Boden, immer wieder hielt ich dagegen so gut ich konnte. Irgendwann regte sich nichts mehr. Der Fisch war FEST. Irgendwo da unten zwischen den Steinen. Trotz viel hin und her mit der Rute ging nix. Wir sind bestimmt 5 mal mit dem Boot hin und her gefahren. Trotzdem kein Kontakt zum Fisch. Meine Nerven lagen absolut blank. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon gut 20 Minuten gedrillt und es erst einmal geschafft den Fisch nach oben zu bekommen. Nach einigem herum hampeln auf dem schmalen Kanu konnte ich den Fisch endlich lösen. Das war Erleichterung pur. Nochmal durfte er nicht da runter. Nochmal durfte ich die Landung nicht vermasseln. Vince sollte also den Fisch landen, ich sollte mich aufs drillen konzentrieren. Es war ein ewiges Tauziehen. Erst der Fisch, dann wieder ich. Zentimeter für Zentimeter kam der nach oben. Dann wieder runter. Dann wieder hoch. Immer weiter. Irgendwann hatten wir ihn. ENDLICH. Ein wahnsinnig massiver und fitter Fisch. Nie habe ich so lange gedrillt. Gut 45 Minuten lang habe ich tatsächlich diesen einen Hecht aus der Strömung gedrillt. Und dabei war ich nicht zimperlich. Voll am Limit und an der Belastungsgrenze des Geräts. Hätte nie gedacht dass das möglich ist, und glaubt man wohl auch nicht so leicht.
Irgendwas über einen Meter hatte er. 1,05m oder so. Habs tatsächlich irgendwie verdrängt. So einen Fisch kann man nicht in Zentimetern messen. Riesige Flossen, völlig ohne Makel. In Deutschland habe ich nie so einen Hecht gefangen. Nichts vergleichbar kräftiges. Da hatte sich der Köder auch gleich bewährt.
Wir fuhren den seenartigen Flussabschnitt noch weiter nach unten und schleppten die Köder hinter dem Boot. Unterwegs fingen wir noch einmal eine Hand voll kleinere Hechte und einen Barsch auf den Bomber. Dann suchten wir unseren Lagerplatz. War garnicht so einfach. Überall Steine und unebener Boden. Irgendwann wurde es noch kalt und dunkel. Wir erreichten eine kleine Insel mit einer verlassenen Hütte. Letzte Chance, hier mussten wir irgendwas finden. Irgendwo zwischen den Bäumen stellten wir dann auch unser Zelt auf. So ganz geheuer war es uns da nicht. Machten dann aber ein kleines Feuer und aßen Brot und Suppe. Kaum im Zelt fuhr dann mit einem riesen Getöse ein Motorboot mit Flutlicht vorbei. Den Scheinwerfer suchend auf das Ufer gerichtet. Instinktiv machten wir die Lichter aus und verkrochen uns mucksmäuschenstill im Schlafsack. War aber alles ok. Waren wohl die Waldarbeiter hier, die einfach eine Routinefahrt machten. Vielleicht hatten sie uns auch vorher gesehen und wollten einfach schauen was die zwei Typen mit dem Kanu in ihrem Wald so treiben. Der ist den Schweden nämlich echt heilig. Aber anscheinend haben wir nichts falsch gemacht. Schiss kriegt man da trotzdem kurz. Dennoch gings irgendwann schlafen. Wohl verdient. Einen Tag hatten wir ja nur noch.
Tag 9
Der Tag begann erstmal mit einem ausgedehnten Frühstück im Zelt, Brot und Nutella gabs zur Feier des letzten Tages endlich mal. Allerdings war das Nutella (der, die oder das?) auf Grund der Kälte in der Nacht so hart, dass man sich beim streichen das Brot zerpflückte. War trotzdem super.
Die Kälte war an dem Tag aber allgegenwärtig. 4 Grad als Höchstwert und durchgängiger Regen sorgten für lange Gesichter. Irgendwann trauten wir uns mal aus dem Zelt und erkundeten die Gegend um unser Lager. Hier und da gab es wirklich schöne Flussläufe mit tiefen Gumpen, in denen devinitiv Forellen stehen MUSSTEN.
… allerdings wollten die unsere Köder nicht. Vince fand noch einen uralten Blinker zwischen den Steinen. Dann gings auch völlig durchfroren und durchnässt wieder zurück zum Zelt.
War garnicht so einfach wieder zu finden. Grünes Zelt in grünem Wald..
Viel mehr passierte an dem Tag auch nicht mehr. Es regnete sich richtig ein und blieb super kalt. Da konnte man nur Bilder angucken und Bücher lesen. Nicht das Optimum für einen letzten Tag, aber wir hatten ja noch einen guten Vormittag.
Tag 10
11 Uhr vormittags sollten wir am Hafen in Arjeplog abgeholt werden. Früh waren wir auf den Beinen, schließlich hatten wir noch gut 4km zu paddeln und wollten auch noch ein wenig fischen. Am Wetter änderte sich da leider nichts mehr. Es blieb kalt und regnerisch. Aber was solls.
Wir beluden unser Kanu und fuhren los. warfen mal hier und mal da. Nichts. Die Flachwasserzonen in denen sich die Fische die letzten Tage aufhielten waren wie leer gefegt. Kein Fisch. Letztendlich gab es in einem tieferen Bereich noch einen schönen Barsch für mich, der sich auf einen Kopyto stürzte. Schöner Abschlussfisch!
Das sollte es dann auch gewesen sein mit den Fischen auf unserer Tour. Der Barsch war das wunderbare Ende einer tagelangen Fangorgie.
Schnell kam dann auch das Auto was uns wieder zurück nach Arvidsjaur bringen sollte. Viel zu schnell ging das ganze vorbei. War aber auch ein wunderbares Gefühl endlich mal wieder gut essen und warm duschen zu können. Körperpflege bleibt da echt auf der Strecke. Da freut man sich um so mehr über die warme Dusche auf dem Campingplatz, die Kekse aus dem Supermarkt und ein warmes Bett. Und auch irgendwie wieder über den Sommer in Deutschland.
Bereut haben wir es allerdings keineswegs. Im Gegenteil. Für mich war es wohl das spannendste und tollste Erlebnis der letzten Jahre, und eine wahnsinnig schöne Erfahrung. Würde ich jederzeit wieder machen. Werden wir auch wieder machen. Es gibt nicht viel besseres als mit einem super Freund Zeit in einer recht ursprünglichen Form unserer Natur zu verbringen, ohne Stress, Zeitdruck, und Gedanken an Uni, Geld und sonstige Probleme. Spielt da einfach keine Rolle. Und alleine würde ich so etwas auch nicht machen wollen. Nun sitze ich schon wieder zuhause und recherchiere nach paddelbaren Gewässern in Skandinavien, Angelkarten und Bootsverleihen.. Wird nicht das letzte mal gewesen sein. Definitiv.
Vieles würde ich sicher noch einmal genau so machen. Manches aber auch nicht:
Mehr Zeit wäre super. Man hetzt sich schon etwas, wenn man weiß dass man in ein paar Tagen irgendwo abgeholt wird. 15-20 Tage können es beim nächsten Mal schon sein.
Ordentliche Pflaster, Salbe und Verbandszeug sind Pflicht! Mit meinen paar Pflastern und dem Tape flickt man zwar das nötigste, kommt aber schnell an seine Grenzen.
Mehr Klamotten habe ich beim nächsten mal sicher dabei. Vor allem warme Socken und warme Merinounterwäsche sind auch im Sommer unverzichtbar.
Ordentliche Schuhe sind die halbe Miete, da werde ich aufrüsten..
Schlafsack und Zelt werde ich mir auch besorgen. Das Leihmaterial war zwar gut, kostet aber auch sein Geld.
Ich werde NIE wieder Yum-Yum Nudeln essen! Abwechslung im Speiseplan wäre beim nächsten mal echt klasse, nur Nudeln schafft auch der gemeine Student nicht über 11 Tage.
Ich werde mir definitiv Vincents Ruten nachkaufen. Die Spro Globetrotter in 60g/80g haben sich wirklich bewiesen und lassen sich auf alles fischen was da oben unterwegs ist. Leichter muss es nicht sein. Gezielt Barschangeln im Land der Hechte ist nahezu unmöglich, ohne zahnigen Beifang zumindest.
Nächstes mal wollen wir auch etwas mehr sehen. Nicht nur See, sondern auch Fluss. Eine kombinierte Tour aus See und Fluss wäre für uns wohl das optimale.
Und letzten Endes werden wir wohl keine Tour mehr organisieren lassen. Die Leute unseres Anbieters waren zwar nett, das gestellte Material gut und der Service an sich auch. Allerdings lassen die sich das auch gut bezahlen, und man fühlt sich schon manchmal etwas abgefrühstückt, wenn man sich nach deren Zeitplan richten muss, damit die anderen Touristen auch noch dran kommen können. Das werden wir nächstes Mal anders machen.
Gute Vorbereitung war hier die halbe Miete. Sollte man definitiv machen. Informationen über Wetter, Gewässer (Stromschnellen, Wasserstand, Strömung, Tiefe) und Landschaft sind definitiv Gold wert. Eine gute Karte ist ein muss. Feuer machen sollte man auch ohne Grillanzünder sicher können. Wertvolle Informationen rund um Skandinaviens Wasserwelt und die Organisation solcher Touren findet man übrigens auf www.canoeguide.net/ (super ergiebige und informative Internetseite, sollte man sich mal anschauen!)