Finesse-Methoden Jika-Rig aka „The Leaderless Dropshot-Rig“.
Beitrag enthält WerbungIch unterteile die Finesse-Rigs in „Haupt-“ und „Schatten“-Rigs, also solche, die sich inzwischen flächendeckend durchgesetzt haben und andere, die noch nicht so viel Sonne abbekommen haben. Dropshot-, Texas- und Carolina-Montagen sind die populären US-Rigs, die aus der Manege der heimischen Kunstköder-Dompteure nicht mehr wegzudenken sind. Splitshot eventuelle auch. Aber wie viele Menschen fischen denn wirklich weightless wacky? Wie viele Angler kommen ohne Shakyheads nicht mehr klar am Wasser? Und wer bitteschön kann die einzelnen Komponenten des Jika-Rig aufzählen und erklären, warum man diese Montage neben Cheburaschkas auch in petto haben muss? Für einen Artikel im Bliner und Esox habe ich mich auf die Suche nach Jika-Spezialisten begeben, bin dabei in Berlin, Lübeck und Japan fündig geworden und habe mir Aufbau, Vorzüge und Anwendungsgebiete erklären lassen. Was liegt näher, als auch die Barsch-Alarmer von deren Jika-Knowhow profitieren zu lassen? Richtig. Nix. Also los:
Jika-Montage
Das japanische „Jika“ wird bei uns mit „direkt“ übersetzt. Das passt gut, weil das Blei bei dieser Montage ja direkt vor dem Haken sitzt: Ein Offsethaken wird über einen Sprengring mit einem Blei und einem Wirbel zusammengeschaltet.
Generell kann man jeder Bleiform in den Sprengring an drehen, die mit einem Öhr ausgestattet ist. Das klassische Jika-Blei ist ein Stabblei, das sich besonders gut macht, wenn man den Köder durch Seerosen oder dichte Krautmatten jagen muss. Weil sich die Montage beim Absinken streckt, kommt man mit dem Rig durch kleinste Lücken im „Cover“ (Krautmatten, Seerosen, Totholz). Außerdem bewegt sich der Köder freier, als wenn das Gewicht wie beim Jigkopf fest auf dem Haken sitzt. Als Köder haben sich vor allem Krebse, Creatures, Pintails (schlanke Gummis mit Nadelschwanz) und Würmer mit Locke oder Schaufel bewährt.
So wird das Jika-Rig montiert:
Interview mit drei Jika-Experten
Meine Interview-Partner sind Max Hinsdorf (der hier als Krüppelschuster firmiert) aus Berlin, Henrik Haack aus Lübeck und NOIKE-Chef Mitsushiro Takeuchi aus Osaka. Während uns der japanische Köderbauer etwas über Ursprünge und die Anwendungsgebiete in Fernost erzählen kann, können uns die beiden Barschcracks Tipps geben, wie wir mit dem Rig hierzulande erfolgreich sind.
Woher kommt der Name?
Takeuchi san: Auch wenn das Rig in Japan noch relativ neu ist, wurden ihm schon verschiedene Namen verliehen. So genau kann ich das also gar nicht sagen. Jika-Rig, Leaderless Dropshot-Rig, Punchshot-Rig etc. Jika-Rig ist in Japan eher eine Handelsbezeichnung oder Verkaufsmarke. Wir bei NOIKE nennen es daher Leaderless Dropshot-Rig.
Wer hat es erfunden?
Takeuchi san: Das kann ich ebenfalls nicht genau sagen. Es ist eigentlich aus der Notwendigkeit heraus entstanden und plötzlich nutzten es eine ganze Reihe Angler, weil es entscheidende Vorteile bietet.
Wie populär ist das Rig in Japan?
Takeuchi san: Wenn ich mich zurück erinnere hatte es seinen Ursprung beim Angeln im Cover. Damals war das Texas Rig DAS Cover Rig. Allerdings bietet das Leaderless Drop Shot Rig (nennen wir es jetzt mal so) wie angesprochen einen entscheidenden Vorteil. Im Vergleich zum Texas Rig ist es möglich, das Cover mit leichteren Gewichten zu durchdringen. Das ist ein sehr großer Vorteil, weil es eine viel feinere und unauffälligere Präsentation ermöglicht. Ich würde schätzen, dass in Japan inzwischen fast genauso viele Angler das Leaderless Drop Shot Rig nutzen, wie das Texas Rig.
Damit hast du meine nächste Frage ja fast schon beantwortet: Was ist der größte Vorteil gegenüber dem Texas Rig? Kann man beide Systeme überhaupt vergleichen?
Takeuchi san: Genau. Der größte Vorteil ist das einfachere Durchdringen des Covers und das leichtere Gewicht, bzw. die feinere Montage. Mit dem Jika Rig lässt sich außerdem der Boden sauberer abtasten, da das von mir genutzte, schlanke Gewicht eine relativ kleine Auflagefläche besitzt. Ein Bullet ist im Vergleich ja rund und die Fläche, die auf dem Boden aufliegt, ist viel größer. Einen Vergleich finde ich schwierig. Ich benutze beide Systeme, da sie jeweils für einen anderen Lauf des Köders sorgen. Dadurch, dass bei der Leaderless Dropshot-Montage der Gummiköder immer etwas vom Grund abgehoben wird, selbst wenn das Gewicht den Boden berührt, finde ich das Köderspiel hierbei persönlich aber schöner. Nachdem ich die Montage angelupft habe, sinkt der Köder außerdem kopfüber ab. Ungefähr so, wie wenn ihr bei euch mit Gummifischen am Jig angelt. Am Texas oder Carolina Rig, in Kombination mit einem Bullet Weight, bewegt sich und sinkt der Gummiköder ja eher horizontal.
Max: Den größten Trumpf spielt das Jika-Rig holzigen Gefilden aus. Ich war ziemlich begeistert, als ich es das erste Mal inmitten von versunkenen Bäumen gefischt habe. Die Abrissquote ging gegen Null und mit jedem Wurf habe ich es lieber ins Holz geworfen.
Wie sieht deine Standard-Montage aus?
Takeuchi san: Drop Shot Slim, also Gewicht in Stabform, Sprengring, Offsethaken und Wirbel.
Henrik: Ein ovaler Sprengring sorgt für ein noch besseres Köderspiel. Stabgewichte verkanten sich nicht so schnell zwischen Steinen und bleiben auch nicht so einfach in Ästen und Grünzeug hängen.
Max: Ich nutze am liebsten die Birnenform. Sie fliegt wie eine Kanonenkugel.
Wie sieht der ideale Haken für das Leaderless Dropshot-Rig aus?
Takeuchi san: Auf jeden Fall ein klassischer Offsethaken mit großem Bogen. Mir ist außerdem wichtig, dass er möglichst stabil ist, da direkt an Hindernissen gefischt wird. Scharf sollte er natürlich auch sein. Ich benutze unsere NOIKE Trap Hooks.
Henrik: Auch bei uns nimmt man am besten nicht zu dünndrahtige Wide Gap-Haken, um der eventuellen Belastung standzuhalten, wenn es gilt größere Barsche aus dem Cover zu ziehen.
Max: Um es kurz zu machen: Scharf, stabil und passend zum Köder.
Benutzt ihr Gewichte aus Blei oder Tungsten? Warum?
Takeuchi san: Ich verwendete ausschließlich Tungsten, da es über eine hohe Dichte verfügt und wesentlich härter als Blei ist. So ergibt sich bei gleichem Gewicht eine viel kompaktere Montage. Auch kann ich mit Gewichten aus Tungsten den Grund, Steine, Sand, Kanten usw. wesentlich besser wahrnehmen.
Henrik: Auch bei uns ist Tungsten einfach besser.
Max: Mit Tungsten bekommt man weniger Hänger, weil das Gewicht kompakter ist.
Wie sieht die typische Leaderless Dropshot- Rig-Situation aus? Wann setzt du es ein?
Takeuchi san: Grundsätzlich passt es zu jeder Form von Cover, ganz besonders aber zum Fischen im Kraut. Ich komme mit dieser Montage viel einfacher und mit weniger Gewicht zum Gewässerboden hindurch. Persönlich finde ich auch, dass man die Struktur des Grundes mit keinem anderen Rig so gut “lesen” kann.
Henrik: Wenn Fische im oder dicht am Cover stehen. Sie sollten sich aber direkt am ausgemachten Spot befinden. Das Jika Rig ist keine Technik zum Fische suchen!
Max: Versunkene Bäume bei festem Gewässergrund damit das Jika darin nicht versinkt.
Welche Köder fischst ihr am liebsten damit?
Takeuchi san: Die Köderwahl hängt aber stark davon ab, welche Situationen ich am Gewässer vorfinde und auf was die Fische reagieren. Mein Lieblingsgummi ist der Donkey BOO. Aber auch die Mighty Mama!!, den NOIKE Wobble Shad in 3” oder 4” und den Kemnpa nutze ich gerne.
Henrik: Unsere Barsche stehen voll auf Creature Baits. Auch mein Favorit ist der Donkey BOO.
Max: Pintails!!! Die feinen Enden arbeiten am Jikarig perfekt.
Welche Ködergröße ist optimal?
Takeuchi san: Das lässt sich so pauschal nicht sagen, da saisonal und situativ eine ganze Reihe von Ködern eingesetzt werden können. Grob gesagt: Von 3inch bis 10inch!!!
Henrik: Beim Barschangeln für mich persönlich 3-4″ große Gummiköder.
Max: Alles von 3″ bis 5″
Wie animierst du das Leaderless Dropshot-Rig? Schnell oder langsam?
Takeuchi san: Das hängt von der Tagesform der Fische ab. Wenn die Bass (oder bei euch beispielsweise die Barsche) sehr aktiv sind, dann führe ich es durchaus schnell. Wenn die Fische andersrum nicht so recht wollen und sich eher passiv verhalten, wird es vorsichtiger und langsam gefischt. Für den Fall, dass ich nahezu überhaupt keine Bisse bekomme, da die Fische einfach nicht fressen, kann man mit einer sehr schnellen und ruckartigen Präsentation immer noch Reaktionsbisse auslösen.
Henrik: Schleifen am Grund oder leichtes Zupfen fängt bei mir die meisten „Jika“-Barsche. Gejiggt wird dann doch eher klassisch mit normalen Jigköpfen.
Max: Am liebsten mit leichten Zupfern in die lose Schnur. Das Blei schleift so über den Grund und wirbelt Sediment auf. Ein Pintail wirkt dann wie fressendes Fischchen und damit unachtsame leichte Beute.
Welche Schnur benutzt ihr? Geflochtene? Mono? Fluorocarbon?
Takeuchi san: In Japan ist Fluorocarbon als Hauptschnur sehr verbreitet. Nylonschnur würde ich aufgrund der Unterschiede, was die Abriebfestigkeit und die Sensibilität angeht, nicht benutzen. Geflochtene Schnur, wie sie bei euch die meisten verwenden, geht in Verbindung mit einem Fluorocarbon-Vorfach aber natürlich auch.
Henrik: Flourocarbon aufgrund der Abriebfestigkeit. Wir fischen das Rig ja nahezu ausschließlich zwischen Pflanzen und Holz.
Max: Ganz klar Geflecht! Es geht nicht über direkte Bissübertragung.
Spinnrute oder Baitcaster? Welche Aktion sollte diese haben?
Takeuchi san: Ich denke, ob man nun eine Spinnrute oder eine Baitcaster nutzt, ist Geschmackssache. Ich benutze Castingruten mit Fast oder Med Fast Taper, da sich mit ihnen die Montage schön animieren und der Anhieb gut setzen lässt.
Henrik: Ich nutze eine Baitcasting Rute. Aber eine Spinning geht natürlich ebenfalls. Meine Rute hat eine Med Fast Aktion. Die Spitze sollte gefühlvoll sein. Das ermöglicht ein gutes Animieren des Rigs. Wichtig ist ein straffes Rückgrat und ordentlich Power „hintenraus“, um Fische zur Not schnell aus dem Holz zu ziehen.
Max: Ich nutze eine Spinning, 2,20m lang mit Spitzenaktion, wie man sie vom normalen Gummifischangeln kennt.
Köderführungstipps fürs Jika-Rig bzw. zum leaderless Dropshotten:
- Das Rig kann fast auf der Stelle arbeiten. Um den Köder am Punkt zu halten und zittern zu lassen, schlägt man nur ganz leicht in die lose Schnur.
- Durch die V-förmige Anordnung bewegt sich das Duo aus Blei und Köder auch sehr schön, wenn man es mit ganz kurzen Zupfern über den Grund hobbeln lässt. Dazu geht die Rutenspitze in die 10 Uhr-Position und ruckt ein paar Zentimeter nach oben.
- Wenn die Fische eine aggressivere Präsentation wünschen, kann man das Jika-Rig auch in kurzen und steilen Sprüngen jiggen. Je dynamischer die Rute angeruckt wird, desto aggressiver fallen die Köderbewegungen aus und erinnern die Fische an einen flüchtenden Krebs oder Kleinfisch.
- Anheben und Schütteln: Sehr schön spielt der Köder auch, wenn man die Rute aus der 9 Uhr-Position auf die 10 Uhr-Position anhebt und dabei schüttelt, um den Fall mit einem Absenken den Rutenspitze zu begleiten.
- Kurbeln und Schütteln: Die Spezialisten kurbeln die Montage oft auch einfach über Steine und Steinpackungsgeröll und spekulieren sogar darauf, dass das Rig mal in einer Spalte stecken bleibt. Dann wird es freigeschnipst. Oft bekommen sie einen megaaggressiven Biss, wenn der Köder aus den Steinen nach oben schießt. Wenn die Fische knapp über dem Grund stehen, bekommt man auch aufs eingekurbelte Jika-Rig Bisse. Noch mehr werden es, wenn man die Rute beim Einholen vibrieren lässt.
- Stehen die Fische im tiefen Wasser nicht direkt am Grund, ist auch eine Vertikal-Präsentation erfolgreich, bei der der Köder immer wieder dezent angeschüttelt wird, um dann wieder auspendeln zu dürfen.
Unter Wasser sieht das so aus:
Fazit: Die Bezeichnung Jika-Rig ist in Japan mehr Markenname als offizielle Rig-Betitelung. Die Firma Owner verkauft dieses System komplett montiert und hat sich den Namen Jika-Rig schützen lassen. Die offizielle Bezeichnung ist Leaderless Dropshot Rig oder Punchshot-Rig. Das System wurde ursprünglich erfunden, um schnell durch Krautmatten durchzukommen, unter denen sich die Schwarzbarsche verstecken. Punkte bringt die Montage aber auch beim Beangeln von Steinpackungen oder im Holz. Es ist keine Suchmontage, sondern ein „Kitzel-Rig“, mit dem man die Fische mit subtilen Bewegungen täuschen oder mit aggressiven Bewegungen zu Reaktionsbissen verleiten kann. Die Köderführungsoptionen sind mannigfaltig. Und wenn ein Rig in Japan genauso oft gefischt wird wie das Texas-Rig, muss was dran sein. Probieren wir’s aus!
Hat der Artikel Bock aufs Finesse-Angeln mit den US-Rigs gemacht?