Eigenbau Jigköpfe im Eigenbau
Servus liebe Barsch Alarmer. Ich schreibe nun meinen ersten Artikel mal über das Jigkopf-Gießen, das ist der erste Teil meiner „Selbstbau Story“. Dabei soll nicht unbedingt nur Geld gespart werden, sondern es macht einfach Spaß, einen Fisch auf einen selbstgebauten Köder zu fangen! Da ist die Freude gleich doppelt so groß.
Viele von euch haben sicherlich den Bericht im Raubfisch gelesen, da steht das Ganze so oder so ähnlich auch drin. Ich schreibe den Artikel für alle die, die diesen Artikel nicht gelesen haben, ich denke für die anderen ist oder kann das auch mal ganz interessant sein. Wenn Fragen auftauchen, schreibt mir einfach eine PN. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich fang jetzt einfach mal an…
Das Material:
Das wichtigste Material ist natürlich das Blei. Blei (chemisch Pb) ist, wie viele wahrscheinlich wissen, ein Schwermetall. Es ist also giftig und nicht sehr gesundheitsfördernd! Mal kurz etwas zur Chemie des Bleies: Blei hat bei Raumtemperatur eine Dichte von ca. 11 g/cm3. Das heißt ein „Liter“ Blei wiegt ca. 11kg! Der Schmelzpunkt liegt bei 327°C der Siedepunkt (Siedepunkt wenn das Blei verdampft. Bei Wasser sind es die bekannten 100°C) liegt bei 1740°C! Diese Temperatur ist mit unseren Hilfsmitteln aber nicht zu erreichen.
Wo gibt es Blei?
Blei kann man sich z.B. bei Hakuma kaufen (das soll keine Werbung sein!!). Das Kilo kostet etwa 5€. Dann gibt es noch das Auswuchtblei für Reifen. Man bekommt es meistens kostenlos bei Autowerkstätten. Das Auswuchtblei eignet sich sehr gut zum Gießen, da es bereits mit Zinn und Antimon vermischt ist. Antimon was ist das- Antimon ist ein Metall das schon vor 5000 Jahren als Metallhärter benutzt wurde. Blei, das eigentlich sehr weich ist, wird dadurch härter. Aber zurück zu unserem Auswuchtblei: Das Blei schmilzt sehr niedrig, bei etwa 250-300 °C. Was unseren eh schon sehr teuren Formen viel besser zu schaffen macht. Dann gibt es noch das Dachdecker-Blei. Da dieses aber reines Blei ist, hat es eben einen sehr hohen Schmelzpunkt. Man kann aber natürlich Dachdecker-Blei mit Auswucht-Blei vermischen.
Haken:
Dann braucht man natürlich noch Haken. Sehr gute Jigkopf-Haken sind z.B. die VMC Barbarian Jighaken. Generell ist natürlich jedem selbst überlassen, welche Haken er nimmt, aber die VMC´s sind nach meiner Meinung eine der besten Haken auf dem Markt. Ein 100er Pack kostet etwa 15 – 20 €.
Wie bei allem anderen Tackle, sollte auf gute Qualität geachtet werden. Das war es auch eigentlich schon, was zu den Haken zu sagen ist.
Formen:
Die haltbarsten Formen sind sicherlich Aluminiumformen. Ein Anbieter für Alu Formen ist z.B. Do-It. Allerdings kann man für so eine Form, schon mal 50€ aufwärts ausgeben. Da lohnt es sich natürlich mit seinem Freund oder Angel-Kollegen sich so ein Form zusammen zu kaufen. Um das Geld wieder raus zu bekommen, muss man etwa 60-90 Güsse machen (ohne Material gerechnet). Eine andere Möglichkeit ist es, hitzebeständiges (HB) Silikon zu kaufen. Allerdings halten diese Formen nicht so viele Güsse aus, wie die Aluminium Formen. Wenn man allerdings nur ein paar Güsse z.B. bei Pilkern oder Jigköpfen, von denen es keine Formen gibt (z.B. Erie-Jigs in 30gr.), machen möchte ist das Silikon natürlich eine günstige Alternative. Es ist schwer zu sagen, wie lange so eine Form hält. Ich denke, dass die Silikon-Formen hundert und mehr Abgüsse standhalten, die Alu Formen mindestens das doppelte und sicherlich viel mehr. Es sollte deshalb auch nur Blei verwendet werden, das einen möglichst niedrigen Schmelzpunkt hat.
Man kann sich aber auch sehr günstige Formen selber bauen: z.B. Gips-Formen. Die sind erstens günstig und halten zweitens vergleichsweise lange (ca. 25-30 Güsse). Ich hab mir mal eine Form selber gebaut. Damit ihr auch ein sauberes Ergebnis bekommt, erkläre ich euch das ganze mal kurz.
Ihr braucht: Sperrholz, Gips (z.B. Moltofil), Heißkleber, eine Holzsäge, ein Trennmittel (z.B. eine fetthaltige Creme) und zu letzt Jigs oder andere Gegenstände zum abformen.
Der Bau:
Als erstes nehmt ihr das Sperrholz und schneidet es in kleinere Stücke. Meine Form ist 7 mal 11 mal 5 cm (Breite mal Länge mal Höhe). Berechnet für die Form immer etwas mehr Holz, so könnt ihr sie später auch noch mal für größere Köder verwenden.
Wenn ihr die Form ausgesägt habt, sägt ihr auf einer Seite Schlitze ins Holz, so könnt ihr die Jigs dort einklemmen.
Nachdem ihr alles ausgeschnitten und geschliffen habt, baut ihr die Form zusammen. Als Klebstoff benutzt ihr am besten Heißkleber.
So lassen sich die Formen später wieder gut voneinander trennen. Nachdem ihr die Form gebaut habt, müsst ihr die Jigs mit einer Fetthaltigen Creme, die als Trennmittel dient, beschmieren. Sonst könnt ihr die Jigs später nicht mehr aus der Form nehmen!
Wenn das alles gemacht ist, überprüft ihr besser noch mal ob die Jigs auch gut in diese „Schlitze“ passen. Wenn das nicht der Fall sein sollte, einfach noch mal nachfeilen oder sägen. Wenn das geschehen ist, könnt ihr auch schon den Gips anmixen (am besten nach Gebrauchsanweißung). Den Gips besser immer etwas fester als zu flüssig anmixen.
Dann füllt ihr den Gips in die Form und streicht ihn mit dem Finger glatt, legt die Jigs in die „Halterungen“ und lasst das ganze etwa zwei bis drei Stunden stehen. Nachdem die oberste Schicht getrocknet ist, bestreicht ihr sie wieder mit eurem Trennmittel und wiederholt den ganzen Vorgang mit dem Gips noch mal. Nach etwa einem halben Tag baut ihr die Form auseinander und lasst die nun fast fertige Gussform stehen. Etwa einen Tag in einem warmen aber nicht feuchten Raum. Nach dieser Zeit könnt ihr die Form auseinander nehmen, die Eingusslöcher mit einem Cutter vorsichtig einschneiden und die Form noch mal zwei Tage gut trocknen lassen. Diese ganze Zeit ist wichtig weil noch Feuchtigkeit in der Form ist. Wenn ihr in die nasse Form Blei gießt, fliegt sie euch um die Ohren! Das ist der Nachteil an diesen Formen. Aber sie sind nun mal viel günstiger als Alu- oder Silikon-Formen. Wenn ihr alles das gemacht habt, habt ihr eine fertige, gute und günstige Form, selber gemacht.
Was sonst noch benötigt wird:
Also erstmal natürlich eine Wärmequelle. Zu empfehlen wäre hier zum Beispiel ein Gaskocher vom Campen. Mit dem Gaskocher können nie so hohe Temperaturen erzeugt werden das, dass Blei verdampft (bei 1740°C). Dazu noch ein alter Kochtopf (aber bitte wirklich einen alten). Es gibt auch so genante Schmelzöfen in die ihr nur Blei einfüllen müsst und es unten wieder flüssig entleeren könnt. Ich halte aber nicht sehr viel von diesen „Öfen“. Erstens sind sie super teuer( 100€ und mehr) und zweitens kann man das Gleiche auch mit einem Topf machen. Dann braucht ihr noch eine alte Suppenkelle um das flüssige Blei abschöpfen zu können. Damit eure Werke auch nach dem Gießen auskühlen können, braucht ihr noch eine Kiste oder ähnliches. Einen Seitenschneider und dann habt ihr alles was ihr braucht. Jetzt geht’s aber los: Jetzt wird gegossen!
Vorbereitung und Sicherheitsmassnahmen:
Einer der besten Plätze ist die durchlüftete Garage. Hier können die Dämpfe, die beim Gießen entstehen können, richtig gut abziehen. Am besten ist ein Vordach und im Sommer könnt ihr auch unter freiem Himmel gießen, achtet aber auf einen wackelfreien Tisch! Am Platz sollte während der gesamten Zeit nicht gegessen und nicht geraucht werden! Sauberkeit steht hier an oberster Stelle. Und ganz wichtig: Achtet darauf, dass kein Wasser in das heiße Blei kommt! Das führt zu einer sofortigen Explosion! Das kann zu schlimmen Verbrennungen führen!! Deshalb besser immer Handschuhe (Schweißerhandschuhe) und auch wenn es albern klingt, eine Schutzbrille tragen. Vor dem Gießen sollten alle Sachen, die zum Gießen verwendet werden, am Platz liegen. Wenn ihr alles habt, könnt ihr den Brenner anschmeißen!!
Das Gießen:
Weil das Auswucht-Blei meistens stark verdreckt ist und auch noch ein Metallclip an ihm sein kann, werft ihr es in den Pott und schmelzt es ein. Vorher aber noch einen starken Magneten am Pott befestigen, er zieht die Clip an, wenn das Blei geschmolzen ist. Das müsst ihr auf jedem Fall unter freiem Himmel machen!!! Denn hierbei verdampft viel vom Dreck, der an dem Blei klebt. Wenn das Blei nun flüssig ist, sammelt sich der Dreck an der Oberfläche. Denn müsst ihr nun abschöpfen. Man kann das Blei nun in eine Barren Form gießen und es später wieder heiß machen. Das ist aber jedem selbst überlassen ob er das Blei direkt benutzt oder einschmilzt und zur Seite legt, um es später einfach nur noch einschmelzen zu müssen. Also wenn der Dreck nun von der Oberfläche entfernt ist, müsst ihr etwa 3-4 Leergüsse machen, um die Form anzuwärmen. Nach diesen Leergüssen werden die Haken eingelegt, die Form vorsichtig geschlossen und das Blei mit der Kelle ganz vorsichtig in die dafür vorgesehen Mulden gießen. Am besten nehmt ihr immer etwas mehr Blei in die Kelle, so bleibt es länger heiß. Nach etwa 15 sec. könnt ihr die Form öffnen und die Jighaken entfernen. Wenn es beim ersten mal nicht klappen sollte, nicht schlimm, einfach noch einmal versuchen. Ihr müsst auch nach und nach die richtige „Gieß-Temperatur“ des Bleis herausfinden. Die richtige Gieß-Temperatur liegt etwa 50-70°C über dem Schmelzpunkt. Da hilft aber nur probieren und versuchen, da es von Größe der Köder und vom Blei abhängt. Nachdem ihr die Haken entfernt habt, und der Guss gelungen ist, hängt ihr sie einfach auf. So macht ihr das nun bei allen anderen Haken auch.
Mögliche Fehlerquellen:
Wenn das Gießen beim ersten mal nicht klappt, ist das gar nicht so schlimm. Damit euch das ab sofort nicht mehr so oft passiert, hab ich hier mal ein paar mögliche Fehlerquellen aufgelistet:
1. Das Blei füllt das Formnest nicht komplett aus. Die Ursache ist wahrscheinlich das, dass Blei zu kalt oder zu heiß ist. Dann müsst ihr das Blei erhitzen oder abkühlen lassen. Was aber auch sein kann ist das, dass Blei die falsche Zusammensetzung hat, was aber selten vorkommt.
2. Wenn sich Schlieren auf dem Jigkopf bilden ist die Form zu kalt. Einfach noch mal Leergüsse machen und mit so genanten „Superguss“ (gibt´s bei Hakuma) einschmieren.
3. Wenn sich Einfallstellen am Jig bilden ist die Form zu kalt oder zu warm. Erhitzen oder abkühlen lassen ( das kann ich nicht sagen)
4. Wen das Blei unten wieder aus der Form rausläuft, müsst ihr die Formen besser zusammendrücken. Es kann aber auch sein das zwischen den beiden Formen ein Fremdkörper befindet. Was ihr da machen müsst ist ja wohl klar, oder?? Es kann aber auch sein, was ich euch nie wünsche, dass die ganze Form verbogen ist! Da kann man eigentlich nichts machen.
Farben:
Man kann die Haken auch nach dem Guss noch einfärben. Da sind zum einen Pulverfarben zu erwähnen. Diese Farben sind, wie der Name schon verrät, pulverförmig. Kurz zur Anwendung: Auf den erhitzten Jig, z.B. durch einen Heißluft-Fön, wird das Pulver einfach nur aufgestreut oder der Jig wird im Pulver „gebadet“. Nachdem die Farbe aufgestreut wurde, sieht man wie das Pulver langsam zu einer festen Lackschicht wird. Da die Farbe so aber nicht sehr lange halten würde, muss die Pulverfarbe in einem alten (!) Backofen eingebrannt werden. Man kann natürlich einfach mir Lackfarben die Jigs, wenn schon, lackieren. Die Jigs können natürlich auch mit Augen oder Haaren versehen werden, das ist jedem aber selbst überlassen.
Ich habe hier in diesem Artikel nur oder fast nur über das Jigkopf-Gießen geschrieben. Das soll aber nicht heißen, dass man keine Grundbleie und Pilker selber bauen kann. Das einzige was daran anders ist, dass man zum Grundbleie gießen natürlich keine Haken verwenden sollte, sondern Ösen oder Wirbel. Beim Pilker gießen verwendet ihr dann einfach Metallösen. Die kann man einfach kaufen oder selber machen. Wenn ihr die Ösen selber macht, könnt ihr sogar durchgehende Stahlachsen verwenden. Und dann müsst ihr die Pilker natürlich noch nach euren Wünschen lackieren.
Das wär’s eigentlich was man zum Jig-Gießen sagen kann. Ich hoffe, dass ich verständlich geschrieben habe und dass ihr auch etwas Spass beim Lesen hattet.
Ich möchte auch noch mal sagen das, dass was ich hier geschrieben habe keine Werbung sein soll!! Ich hoffe, ich bekomme viel Feedback, Kritik, Anregungen….
Euer Severin alias