Barsch Interview mit Barschking Holle
Seit dem Jahr 2007 dokumentieren diejenigen, die das wollen, ihre herausragenden Barschfänge in einem Thread im Barschforum, der den schönen Namen „Barschking“ trägt. Den Titel dieses Threads verpassen wir dann auch dem erfolgreichsten Angler. (Dem Angler, dessen fünf größte Barsche die höchste Durchschnittslänge erreichen.)
Im Jahr 2008 war dies unser inzwischen auch aus dem TV bekannte User Holle mit einer Durchschnittslänge von 50,2 cm!!! Neben einem 52er fing er drei 50er und einen 49er! Und allesamt vom Ufer! Ein sensationelles Fangergebnis und allemal Grund genug, dem guten Mann ein bisschen auf die Zähne zu fühlen. Und weil Holle nicht nur ein guter, sondern auch aufgeschlossener Angler ist, hat er sich bereit erklärt, meine Fragen zu beantworten. Ihr findet das komplette Exklusiv-Interview, wenn ihr hier unten auf mehr… klickt.
Johannes: Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Vielleicht so: Wie viele 50er hast Du vor dem Jahr 2008 gefangen?
Holle: Nicht einen.
Johannes: Natürlich wollen jetzt alle wissen, in welchen Gewässern Du unterwegs bist. Willst Du dazu was sagen?
Holle: Ich mag die klaren Talsperren, Kies- und Sandgruben in Brandenburg und Sachsen sehr.
Johannes: Wenn Du das Jahr Revue passieren lässt – zu welcher Jahreszeit hast Du die meisten Dickbarsche gefangen?
Holle: Im Frühjahr, oder war’s eher Herbst? Ich glaube das nimmt sich nicht so viel.
Johannes: Was ist für Dich das klassische Dickbarschwetter?
Holle: Wenn ich Zeit habe ist das beste Wetter :) Das klassische Dickbarschwetter gibt’s meines Erachtens leider nicht. Immer wenn ich dachte, ich hab ein System entdeckt, hat mich die Beißlaune der Streiflinge eines anderen belehrt. Schaut euch die Fotos an, ich hab bei allen möglichen Wettersituationen gute Fänge gehabt. Bei Sonnenschein macht’s mehr Spaß. ;) Allerdings gibt’s auch schöne Fische bei Sauwetter.
Johannes: Beobachtest Du Luftdruckveränderungen oder gehst Du einfach raus, wenn Du Zeit hast?
Holle: Ich beobachte den Luftdruck in der Hoffnung endlich ein System zu sehen, aber wenn ich heiß bin, geh ich auch so. Wenn der Luftdruck gestiegen ist, bin ich allerdings motivierter bei der Zeitfindung.
Johannes: Gab’s irgendwas, was alle Deine Dickbarschbisse vereint? Haben die Fische z.B. alle auf Distanz gebissen?
Holle: Eine schön dem langsamen, gemütlichen, gestreiften Moppel angepasste Köderführung. Die Bisse kamen total unterschiedlich. Mal direkt nur 10m entfernt an der Kante oder aber auch weit draußen. Bei schneller Führung, etwa die des Zockers oder des kleinsten Fin-S, sind meist nur kleine Gesellen herausgekommen.
Johannes: Welchen Ködertyp benutzt Du am liebsten zum Barschangeln?
Holle: In den stillen Gewässern auf Barschjagd ausschließlich Action- und Low-Action-Gummis. Zum Suchen auch gerne einen gold-silbern glitzernden Zocker um die 7-14 Gramm mit rotem Puschel am Drilling.
Johannes: Hast Du ein paar ganz konkrete Lieblingsköder?
Holle: Absolut sicher der kleine Mitchell Pulse Shad und der 2″ Wedgetail.
Johannes: Das freut mich jetzt aber ein bisschen. Der Pulse Shad ist jetzt zu Berkley rübergewandert und jetzt auch noch powerbaitgeflavourt. Und welche Ködergröße empfiehlst Du uns zu welcher Jahreszeit?
Holle: Da ich das ganze Jahr (wenn’s auf Barsch geht) meist nur mit 4-8cm Gummis losziehe, kann ich nicht wirklich Angaben machen. Ich habe bei uns größere Gummis probiert, aber auf 10-, 12- und mehr cm-Gummis stehen unsere Barsche zu selten, um Spaß dabei zu haben.
Johannes: Gab’s eine bestimmte Angeltechnik, die Dir zum Erfolg geholfen hat?
Holle: Auf alle Fälle die sensible Führung über die Rolle.
Johannes: Erzähl uns doch bitte mal was über Deine Rollen-Ruten-Schnur-Kombination!
Holle: Nichts Spektakuläres. Die Rute ist so gut wie immer meine mir fast an die Hand angewachsene Sportex Easy Cast in 3m mit 15-50g Wurfgewicht. Sie schnippst mir von 3-40 Gramm alles zuverlässig dahin, wo ich es hinhaben will. Wir haben schon viel durchgemacht und mit ihr komme ich bei den meist erforderlichen Weitwürfen am besten klar und der Anschlag sitzt auch noch auf weite Distanz. Die Rolle war bis vor einer Weile eine 10300er Red Arc. Nun ist es seit einer weile die 2500er GS8 von Daiwa. Als Hauptschnur – je nach Situation – einerseits eine grüne 12er Spiderwire und andererseits eine gelbe 10er Fireline aus einer nicht so schnell ausfasernden, haltbaren Charge.
Ich weiß, das sind eher Mefo- oder Zander-Setups. Aber ich möchte ja auch sicher sein, den heiligen 60er-Endbarsch landen zu können. Die kleinen Barsche machen trotzdem an dieser Konstellation auch Spaß.
Johannes: Nimmst Du irgendwelche Modifikationen vor, die wir hier noch niemals angesprochen haben? Benutzt Du beispielsweise irgendein Vorfachmaterial, von dem wir nichts wissen?
Holle: Ich nehme meist eine herkömmliche, leicht bräunliche 25-28er Mono als Vorfach. Ca. 2-3 Meter per Schlagschnurknoten (der namenlose in deinem Buch) vor die Geflochtene geschalten. Fluorocarbon habe ich schon verschiedenste getestet, aber zumindest beim Barscheln nicht wirklich irgendwelche Unterschiede feststellen können. Das Climax-Fluo finde ich aber, wenn’s auf Rapfen oder Zander geht ganz gut.
Johannes: Welche Art Einhänger fischst Du? Oder lässt Du die weg?
Holle: Weglassen wäre bei meinen recht häufigen Köderwechseln am Wasser eher hinderlich. Bei sehr kleinen Gummis unter Hakengröße 1 nehme ich die brünierten Fliegensnaps in Größe 3 oder 2 und bei etwas größeren Gummis die schwarzen Rosco-Duolocks in der Größe 1.
Johannes: Letzte Frage: Was willst Du denn dieses Jahr fangen? Meinst Du, dieses Ergebnis ist wiederholbar? Siehst Du vielleicht sogar die 60er Chance? Und wenn, dann wo und wann?
Holle: Dieses Jahr hab ich mir die Rapfen und Welse in der Elbe vorgenommen. Köder- und Tacklemagazin sind fast ausreichend aufgerüstet und so gut wie alles an erreichbaren Tipps hab ich in mich hineingefressen. Einige von mir unbesuchte barschträchtige Gewässer sind allerdings auch noch zu testen. Wiederholbar wird so eine Strecke wie letztes Jahr eher schwer sein, da ich mich dieses Jahr wohl etwas weniger um die dicken Barsche kümmern werde. Aber selbst wenn ich die Zeit hätte und mich nur um die Barsche kümmern würde, wäre es sehr fraglich ob es nochmal so gut laufen wird wie 2008. Aber ich weiß schonmal, dank C+R, wo sie sich immer noch herumtreiben. ;)
Die Hoffnung auf den 60er stirbt zuletzt. Die ist auch meist der Antrieb. Obwohl ja jetzt erstmal meine 52er PB zu toppen ist. Also in kleinen Schritten voran. Nen 55er wär ja schonmal ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ich wüsste, wo und wann der 60er fällt, hätte ich ihn wahrscheinlich schon längst :)
Wenn der Barschgott mir hold ist, zeige ich dir ja vielleicht bei unserem gemeinsamen Barscheln wie ein 60er aussieht. :) !!! Oder du mir. :)
Johannes: Vielen Dank, Holle! Und viel Erfolg beim 60er-Projekt! Würde mich natürlich freuen, wenn ich ausgerechnet an dem Tag der Tage dabei wäre :-D