Fangberichte Inferno in Barschhausen
Jedes Jahr Anfang September zieht es mich mit aller Macht nach Rügen. Ende August/ Anfang September sammeln sich an einer ganz bestimmten Stelle der ausgespülten Fahrrinne die Dickbarsche der Umgebung. Zwei, drei Wochen dauert das Treiben und ist dann schlagartig wieder vorbei. Wenn es im Zentrum dieses Hotspots rappelt sind es fast ausschließlich 40er: feist, bullig, hochrückig mit entschlossen-grimmigem Räuberblick. Die Barsche der unmittelbaren Umgebung sind kleiner und bei gleicher Größe schlanker, irgendwie havelmäßiger. Als wir vor zwei Jahren eher per Zufall diese Stelle entdeckten, fischten wir am letzten Tag probeweise noch ohne optimale Methode und fingen auf Anhieb zehn Dicke. darunter einen 52er(!).
Letztes Jahr wurde dann zwei Tage lang intensiv diese Stelle beangelt, an der Fangtechnik gefeilt, diverse Köder durchprobiert und das Ergebnis war sehr erfreulich: zu zweit ca. dreißig 40er Barsche, darunter einige über 45cm! An den Rändern etliche nicht gezählte kleinere (25-30er), die unter normalen Umständen durchaus manchen Barschalarmer erfreut hätten. Seither heißt die Stelle bei uns nur noch Barschhausen!
Aber auch an diesem Hotspot fängt sich der Barschkapitale nicht von alleine. Der Wind sollte aus Westen wehen, es sollte eine konstante Hochdruckwetterlage herrschen und: an dieser Stelle fängt ein Twister am besten, Mann`s Curly Tail, perlmutt/karamel, 7cm (leider aus dem Programm genommen). Andere Twister gehen natürlich auch, fangen aber deutlich weniger. Essentiell ist, dass von einer ganz bestimmten Stelle, so groß wie mein Wohnzimmer, geworfen wird und extreme Wurfweiten erzielt werden. Jede Methode, die nicht zuverlässig 50-60 m mit einem kleinen Köder erreicht u. auch bei Strömung acht Meter tief stetigen Grundkontakt zu halten vermag, ist untauglich.
Dieses Jahr sollte es wieder genau so werden wie die Jahre davor, oder vielleicht besser? So war jedenfalls war der Plan: das Häuschen und ein Boot waren gemietet, die Restbestände der superfängigen Twister von Mann´s eingepackt, die ganze Zeit vorher gab´s herrliches Wetter, das sich die nächste Zeit fortsetzen sollte, was sollte also schief gehen? Einiges, wie ich retrospektiv berichten kann.
Als erstes fiel kurzfristig mein nichtsnutziger Neffe als Angelpartner aus, eine Mathearbeit war wichtiger. Wenn`s Pisa hilft… Meine Lust die Dreitagestour allein durchzuziehen war eher gering. Kein Problem, dachte ich, bei den Aussichten müsste sich doch unter den Berliner Barschalarmern ein Mitfahrer finden lassen. Und was war? Nix war! Einer war zum Gartenzwerg mutiert, der andere zum Suppenkoch, der dritte war verarmt und der vierte weilte in Dresden, einer, wenigstens einer, war standesgemäß an dem Wochenende auf der Ostsee den Dorschen hinterher. Jungs, keine Sorge, ich oute Euch nicht! OK, alleine also!
Als sehr erfreulich ist die, bis auf kurze Abschnitte Bundesstraße, fast fertige Stralsunder Autobahn (A20) zu erwähnen, die die Fahrt angenehm abkürzt.
Am ersten Morgen vor Ort ging`s um halb sieben ans Wasser, denn der frühe Gummiwurm fängt den Barsch. Seltsamerweise dauerte alleine alles doppelt so lange: das Beladen und Klarmachen des Bootes, einfach alles!!! Wieso hatte ich denn schon wieder einen halben Angelladen dabei, wenn dort eigentlich eine Rute, ein paar Vorfächer, 5er Mepps und ein paar Twister mit 30er Bleien völlig ausreichen? Na ja, man weiß ja nie und wenigstens hatte ich immerhin doppelt Platz!
Ungefähr eine Stunde später als geplant erreichte ich Barschhausen. Kein Einheimischer weit und breit, ein schlechtes Zeichen! Sollten die Barschen noch nicht da oder schon wieder weg sein? Egal, Anker raus, Ankerball setzen, schon flog der bewährt fängige Twister dahin, wo sich sofort der Riesenbarsch auf ihn stürzen sollte…
Die Erfolgsmontage ist primitiv, aber dit isset ja oft: in den Wirbel wird ein 30g Blei (ja, echt mal ehrlich: 30!) eingeklinkt, an das ca. 60cm Vorfach einen Einzelhaken 2/0 geknotet u. darauf der Twister gezogen. Als Vorfachmaterial hatte ich 25lbs Fluorocarbon (Seaguar) gewählt um bei einem etwaigen Hechtbiss wenigstens die Spur einer Chance zu haben. Klingt dick für Barsch und dünn für Hecht? Stimmt beides. Man nennt so was halt Kompromiss… Stahl kringelt mit der Methode zu schnell u. die Barsche wollen auch nicht mehr. Die Rute, 30-60G DAM Hypron, wirft das Ganze fast bis zum Horizont und taugt auch für Mepps 5. Mepps 5 ist zu groß für Barsch? Dort nicht, selbst 12er Barsche stülpen sich gierig über den Drilling, eher würde ich’s noch mit einer Nummer größer versuchen.
Der anfängliche Optimismus flachte in der nächsten bissfreien Stunde etwas ab. Doch dann endlich: Kontakt! Doch was war das? Ein Barsch sicher nicht! Viel zu starker Zug! Der Fisch schwamm zunächst gemächlich gegen die Strömung um sich dann am Boden festzusetzen. Allzu großen Druck wollte ich wegen des Monovorfachs nicht ausüben und so stand ich erst mal zehn Minuten mit gekrümmter Rute im Boot und tippte auf einen großen Hecht bis wieder Bewegung in die Angelegenheit kam. Leider machte es dann peng, der Fisch war weg! Aber das Mono hatte gehalten, der Twister war noch dran, sehr erfreulich für beide Seiten! Evtl. ein im Körper gehakter Hecht? Seine Anwesenheit könnte die Beißflaute erklären. Man wird es nie erfahren.
Nach weiteren 15 Minuten stieg der erste Dickbarsch ein, zwar mit 38 cm kein 40er aber immerhin: ein Dickbarsch!!! Bullig, feist und hochrückig! Ein weiteres Problem des Alleinfischens offenbarte sich nun deutlich: das Fangfoto per Selbstauslöser!
Also, das geht so: der Fisch ist abgehakt, jetzt Kamera auf der Tacklepyramide abstellen, durchgucken, Selbstauslöser klarmachen u. jetzt geht’s richtig los: in zehn Sekunden um den ganzen Kram rumklettern, Fisch greifen, hinsetzen, präsentieren und l ä c h el n! War meistens die absolute Slapsticknummer aber ein paar Mal ist es mir dieses Wochenende bei den Barschen gelungen, bei den Hechten nie, die hatten zu wenig Lust auf Fotosession. Der einheimische Opi, der sich als einziger mit mir an dieser wirklich brandheißen Stelle eingefunden hatte schüttelte mehr als nur einmal verständnislos seine Prinz-Albert-Mütze.
Immerhin ging`s endlich nach Plan, die Barschkategorie, wegen der ich mich auf die 300 km Strecke gemacht hatte, war am Platz! Dickbarsche, die rabiat den Köder nahmen, ganz anders als unserer Binnenbarsche. Das Training der Fische in der Strömung zeigte sich immer wieder, eine Beute, die nicht sofort erwischt wird ist im nächsten Moment wieder außer Reichweite deshalb überlegen die Barsche hier nicht lange. Unglaublich die Kampfkraft dieser Fische, die sich in der Strömung vehement widersetzten. Die Rute war krumm, da wurde ernsthaft Schnur von der Rolle gezogen u. Widerstand geleistet. Am Abend sollte mir ungelogen das rechte Handgelenk wehtun!
Nachmittags, ich wollte gerade einen Barschmoppel über den Kescher führen, schob sich plötzlich ein Schemen immer näher an den renitent opponierenden Barsch heran: ein ca. 80er Hecht. Eigentlich schon halb über dem Kescher stehend, wartete er augenscheinlich auf den letzten Schlüsselreiz zur Attacke. Mit etwas mehr an Geistesgegenwart meinerseits hätte ich ihn wahrscheinlich keschern können aber ich war einfach zu perplex. Bei dem dann nur halbherzig ausgeführten Versuch war er natürlich sofort weg. Auch gut, schließlich ist man ja auch Angler und nicht Kescherer….
Mittlerweile herrschte Windstille, das Wasser war spiegelglatt, im Westen allerdings verdüsterte es sich zusehends. Da einige Bisse schon beim Absinken des Köders gekommen waren vermutete ich die Gestreiften jetzt im Mittelwasser Der Wind hatte aufgefrischt, schwarze Wolken waren aufgezogen, das Opilein neben mir lichtete den Anker: „Jetzt beißt sowieso nix mehr“, meinte er, zeigte nach oben auf den inzwischen schwarzen Himmel und fuhr nach Hause. Wird schon recht haben, der kennt sich als Einheimischer bestimmt aus, dachte ich, wollte es aber, des dunklen Himmels wegen, mit einem rotweißen Twister noch ein bisschen versuchen, schließlich bin ich nicht jeden Tag in der Ecke. Stimmt, als Beißen konnte man das, was dann vor sich ging wirklich nicht mehr bezeichnen, eher als wildes, gierigstes Verschlingen des Köders kurz nach Aufprall am Gewässergrund: Barsch auf Barsch! Eine halbe Stunde lang! Wahnsinn!
Der einsetzende starke Regenguss zwang mich unter den BW-Poncho und beendete die Orgie. Ganz gut eigentlich, meine Nerven brauchten Erholung! Ich musste mich jetzt jemand anvertrauen und suchte per Handy bei Angelkumpel Charles seelischen Beistand. Der sprach mir Mut zu und meinte, es sei eigentlich alles ganz in Ordnung.
Als der Regen aufhörte war’s mit der Barscherei weitgehend vorbei. Aber ein 70er Hecht nahm den rotweißen Twister und versetzte mich noch etwas in Aufregung wegen des Vorfachs. Ich drillte ihn extrem vorsichtig. Ob es nun an der Widerstandsfähigkeit des Fluorocarbons lag oder an der hypnotisierenden Wirkung meines antiautoritär durchgeführten Drills kann ich nicht sagen aber es ging alles gut, puh!
Es war 18Uhr geworden, ich war absolut barschsatt, hungrig auf ein Stück Schwein mit Bratkartoffeln und die Kehle lechzte nach einer Tasse Bier, also hörte ich auf, schließlich hatte ich noch einige Fische zu versorgen. Es müssen an diesem Tag wohl an die fünfzig Barsche, davon knapp zwanzig Großbarsche und ein Hecht gewesen sein. Genau kann ich das beim besten Willen nicht sagen, weil die Biester so glitschig sind und wenn sie einen dann noch mit ihren spitzigen Stacheln stechen flutschen sie einem durch die Finger ganz schnell wieder zurück ins Wasser. …
Nächster Tag: Wecker weckt um halb sechs, schneller Kaffee, schnelles Frühstück u. ab ans Wasser! Hecht soll es heute sein!
Nicht weit von Barschhausen gibt es eine Bucht, die um diese Jahreszeit zuverlässig Hechtbisse bringt, leider auch, und das noch zuverlässiger, jede Menge Krautbisse. Beste Wassertiefe sind ziemlich genau 1,5m, die Esoxe hocken im Kraut und schießen nach oben auf die Köder. Beste Köder sind große Spinner, die schnell eingekurbelt werden: Balzer Colonel Nr.14 bzw. Mepps Gr. 5!
Vor Ort angekommen, stellte ich schnell fest, dass ich seemännisch doch ein echt krasser Versager bin. Beim Versuch, vorschriftsmäßig zu ankern, schlang sich die Ankerleine regelmäßig wie ein Webeleinenstek um die Ankerflunken, so dass der Anker nicht richtig fassen konnte. Notgedrungen musste ich den ganzen Tag über vom langsam driftenden Boot fischen. Dafür aber wenigstens mit gesetztem Ankerball Das mit dem Ankern muss mir echt noch mal jemand zeigen!
Leider war auch das Krautaufkommen extrem hoch, der Jerkbait sammelte durch seine Zick-Zack- Bahnen deshalb gleich doppelt Salatbeilage auf.
Also: Spinner frei! Und natürlich nur mit Stahlvorfach! Kurze Zeit später tobte vor dem Boot der erste Hecht, kein Riese zwar aber mit ca. 80cm auch nicht ganz verkehrt, Ein letzter Sprung….. und weg war er, leider mit dem Spinner. Der Karabiner war aufgegangen! Scheiße, das darf einfach nicht passieren! Der Drilling des Colonel 14 ist nur brüniert und mit etwas Glück und dem hohen Salzgehalt des Wassers sollte er ihn hoffentlich wieder loswerden.
Also neues Vorfach ran und mit Mepps 5 weiterfischen. Drei weitere Hechte ließen sich betören: ca. 20(!), 50 u. 70cm. Auffällig wie dünn die Hechte dieses Jahr waren. Weniger Beutefischaufkommen? Die Stelle wo ein Barsch sich als Nachläufer zeigte wurde mit einer roten H-Boje markiert. Bisse erfolgten aber keine mehr. Dann wurde das Treibkraut so stark, dass man sich vorkam wie auf der Heuernte, und es echt keinen Spaß mehr machte. Weg von dem Grünzeug hieß darum die Devise, dahin natürlich wo ich am Tag zuvor so gut gefangen hatte. Als ich dann die Boje wieder einsammeln wollte stellte ich fest, dass sie verschwunden war, weg, ich fand sie einfach nicht mehr, auch nicht nach intensivem Suchen! Sch…teil! Wahrscheinlich ist es erforderlich, die Stelle noch einmal mit einer Markierungsboje extra zu markieren, um die Boje wieder zu finden. Kann doch wohl nicht wahr sein?!!!!? Gab es irgendwo eine versteckte Kamera? Egal, taugt offensichtlich nix das Teil, konnte also auch da bleiben wo sie war! Sollte sie der haben, der sie findet. Und will!
Es war bereits Mittag als ich in Barschhausen eintraf. Unterbrochen wurden dann meine emsigen Vorbereitungen durch den Besuch der Wasserschutzpolizei, die alles sehen wollte: Angelkarte, Fischereischein, Rettungsweste, das neuerdings auch an sonnigen Sommertagen mitzuführende Topplicht(!), die dauerhaft im Boot angebrachte Anschrift des Vermieters, der beidseits sichtbar angebrachte Bootsnamen. Gerade wollte ich mich zu der bestimmt als nächstes anstehenden Koloskopie freimachen als sie nach einer haben Stunde doch noch von mir abließen ohne irgendetwas gefunden zu haben, um nach neuen Missetätern Ausschau zu halten. Das passiert mir und anderen auch jedes Mal, wenn ich da oben bin. Tendenziell wird man an einem WE eher zwei Mal als gar nicht kontrolliert.
Barschmäßig ging wieder alles seinen Gang: siehe Bericht von Tag1! Nach den Massenfängen des Vortags wäre ich mir unanständig vorgekommen, wieder einen Barsch nach dem anderen zu ziehen. Ging schließlich hier zu wie im Forellenpuff. Einerseits würde ich auch nie so viele Fische mitnehmen, wie ich dort fangen kann. Andererseits halte ich es auch für problematisch, mit einer gut funktionierenden Methode fünfzig Fischen pro Tag einen Haken ins Maul zu jagen nur um sie zu drillen u. zu fotografieren.
Ausprobieren neuer Köder, bei reichlich vorhandenem beißwilligem Fisch war also angesagt! Wenn dann in so einem Fall die Fänge weniger zahlreich sind, ist das nicht weiter schlimm, vielleicht lässt sich noch was dazulernen. Als erstes sollte die 2er-Hegene gestestet werden, bestückt mit zwei kleinen Fin S Shad, an den beiden Seitenarmen. Es war alles natürlich etwas derber gefertigt, es sollten auch keine Maränen damit gefangen werden: 25lbs Fluorocarbon, 1er Haken und als Wuchtgeschoß ein 30g Blei im unteren Karabiner. Herrlich wie geradezu viagrasteif die beiden kurzen (5cm) Seitenarme von der Hauptschnur abstanden. Erster Wurf: Barsch , zweiter Wurf: Doublette, allerdings kleinere (30er), dritter Wurf: Barsch usw. u.s.f. Ich fischte mit Bedacht am Rand des Pools, um die Fängigkeit zu testen, die Größe war erstmal egal, ich hatte aber gemerkt, dass es dort fast jedes Mal Fischkontakt gab. Die Hegene funktionierte zwar fast besser als die bisherige Methode, da es aber weder darauf ankam, die Kühltruhe bis zum Rand zu füllen, noch Rekorde zu brechen, wechselte ich wieder zum Einzeltwister. 40er Barsche will ich lieber einzeln drillen schon aus Respekt vor dem kapitalen Fisch.
Zu allem Überfluss begann nun auch noch Fischaktivität an der Oberfläche, über der flachen Krautbank hinter mir. Da wurde geplatscht und gesprungen dass es eine Freude war. In der Fahrrinne vor mir tat sich bei 8m im Augenblick nicht mehr viel.
Als besonderes Vorhaben hatte ich mir vorgenommen, mir bei passender Gelegenheit probeweise ein paar Barsche zu erjerken. Dazu hatte ich extra meine kleinen und dafür sauteuren Illex-Köder eingepackt, ein paar Popper mitgenommen (wo hatte ich wohl davon gelesen, na? Hier bei BA natürlich!), aus 40lbs Flouorocarbon Jerkvorfächer geknüpft und als Light-Jerke sollte die kurze 16-22G Vertikalrute dienen. So ein Ausprobieren endet bei mir leider meistens damit, dass ich den Kram mitschleppe, es 10-15 min. probiere, nix passiert und ich dann wieder mit 5er Mepps bzw. Twister fische, weil ich weiß, dass ich damit schon sehr viele Fische gefangen habe. Dass ich dann mit den alten Ködern auch nach einer Stunde ohne Biss weiterfischen kann, ist reine Kopfsache, ich weiß der alte Köder fängt und deshalb habe ich einfach mehr Vertrauen in ihn. Neue Köder müssen es gleich zu Anfang bringen, sonst kommen mir sehr schnell Zweifel an ihrer Fängigkeit, und sie wandern für sehr lange Zeit in die Verbannung meiner Angelkiste.
Als das Geplatsche um mich herum mir dann doch zu doll wurde, fand ich es an der Zeit, mal den neumodischen Kram zu Wasser zu lassen: Ein Popper mit Rasselkugeln sollte es sein: „glucks“, „glucks, schepper“, „glucks“ machte er. Beim dritten und vierten Wurf sagte er immer noch „glucks“, „glucks“, „glucks, schepper“ aber es tat sich nichts und ich wollte schon den Mepps zu Rate ziehen, als die erste Attacke kam, natürlich verpennt, die zweite zu früh (?) angeschlagen, bei der dritten hing einer, kein Riese und der schlanken Figur nach auch nicht aus dem tiefen Graben vor mir stammend aber dat funktionierte ja wirklich! Faszinierend!!! Es gab zwar noch einige Attacken, aber keiner blieb mehr hängen. Ein weiterer Versuch wurde gestartet, mit dem Water Monitor von Illex, einem 8cm langen schlanken sinkenden Minijerk im perfekten Laubenlook. Soll laut Firma „eine Waffe auf Hecht und Barsch“ sein. Na ja, schreiben kann man viel, jetzt sollte mal der Beweis her…Auswerfen, absinken lassen, bis zwei zählen und dann gefühlvoll heranzupfen, mehrere Würfe: nix!
Na bitte, mal wieder alles nur Werbung, und ich habe für so ein Spielzeug 16€ ausgegeben! Vielleicht wenn man tiefer absinken lässt? Gut, also auswerfen, bis fünf zählen, gefühlvoll ranzupfen und: Biss! Ein dickes Barschmoppelchen lag vor mir und rasselte wie eine wild gewordene Kinderrassel mit dem Köder. Mein erster Jerkbarsch! Geil, oh Mann, wie… oh so geil!!! In der nächsten Viertelstunde fing ich mit der Methode noch sieben massive Barsche, der größte 45cm, mehrere Nachläufer waren zumindest stark interessiert.
Überzeugend, absolut überzeugende Performance! Als nächstes wurde noch der Illex Squirrel, ein Suspender, getestet und brachte ebenfalls einige Fische. Natürlich zaubert auch ein solche Köder nicht die Kapitalen an jeder Angelstelle herbei, wenn es dort keine gibt. Für mich wird es eine aber auf jeden Fall eine Methode sein, die ich weiter verfolgen werde. Zu dieser Art des Lightjerkens ist wahrscheinlich eine Rute mit eher parabolischer Aktion besser geeignet als die Vertikalrute mit Spitzenaktion.
Irgendwann war es schlagartig mit der Beißerei vorbei, der Picknickausflug der Barsche ins Flache war wohl beendet oder ich hatte die gesamte Ausflugsgesellschaft verhaftet.
Mit diesen vergnüglichen und erfolgreichen Spielereien war es 16 Uhr geworden, ich kehrte zur altbewehrten Twistermethode zurück und testete Farben. Alles fing seinen Fisch, allerdings war der nicht mehr erhältliche perlmutt-karamel-farbene von Mann`s mit Abstand der fängigste. Hell knows why!
Ich hatte vor, die letzten zwei Stunden bei den Hechten vorbei zu schauen und hatte mit mir selbst ausgemacht, 10 letzte Würfe in die Mitte von Barschhausen zu machen. Machen das eigentlich alle auch so? Zehn letzte Würfe? Und auch mit einer Verlängerung bei Fischkontakt?
Beim fünftletzten Wurf hatte ich wieder einen Biss, mit anschließender heftiger Gegenwehr. Beim Herandrillen sah der hin und her schießende Fisch zunächst aus wie ein zappelnder weißer Waschlappen. Hä, was war das? Ein runder Albinobarsch? Nein, es war die Bauchseite einer… Flunder, oh welch ein Wunder, ne olle Flunder! Zwar in der Schwanzwurzel gehakt aber im Boot und deshalb mein! „Bienvenue leckere Freundin, willkommen an Bord, dich hab ich zum Fressen gern!“ frohlockte ich still vor mich hin.
Der Versuch am Abend in der Hechtbucht ergab trotz deutlich weniger Schwimmkraut im Wasser nur noch zwei Bärschlein und einen Hechtnachläufer. Gefunden habe ich dann zum Schluss doch noch meine Markierungsboje, die seitdem bei mir allerdings einiges an Wertschätzung verloren hat.
Einmal muss immer Schluss sein, warum nicht jetzt? Ich fuhr die Strecke zurück zum Bootsanleger über Barschhausen, müde, glücklich und sehr dankbar, denn ich war hier wieder sehr reich beschenkt worden.
Und ich hatte für mich wieder einiges gelernt:
• Jerken auf Barsch kann sehr fängig sein, auch sehr steifes, dickes Fluorocarbon als Vorfach stört die Barsche kaum. Ist es wirklich unsichtbar?
• Auch wenn die Bisse „immer“ am Grund kommen lohnt sich der Versuch im Mittelwasser und an der Oberfläche.
• Ein kleiner Fin S Shad ist in Kombination mit einer Hegene ein absoluter Geheimtipp.
• Meine Flunder war nicht nur nichts Besonderes sondern an der Stelle werden von den Einheimischen gezielt Platte in großen Stückzahlen gefangen, wie mein Vermieter beiläufig erwähnte, als ich schon Boot und Unterkunft für nächstes Jahr klar machte. Das nächste Mal werde ich schon deshalb neben den Spinnangeln immer eine Plattfischangel auf Grund legen.
Denn natürlich heißt es auch nächstes Jahr wieder am ersten Wochenende im September: Inferno in Barschhausen! Oder in Flunderstetten? Oder vielleicht noch besser in Hechtingen?
Euer PharmaMan