Salmoniden Hungerleider
Beitrag enthält WerbungHiho Salmonidenfreaks! Nach der Fusion mit einem kleineren Verein wurde unsere Bachstrecke um ein paar Km verlängert. Da sich diese neue Strecke direkt vor meiner Haustür befindet, hat mich die Neugier in dieser Saison öfter an diesen Abschnitt gelockt. Dieser bachabwärts gelegene Teil gehört der Äschenregion an, während die „alte“ Strecke oberhalb eher der Forellenregion angehört. Fischbesatz und eine gezielte Bewirtschaftung war dem kaum ein Dutzend Anglern bei einer relativ hohen Pacht wohl kaum möglich, deshalb erwartete ich auch keine allzu grossen Salmonidenfänge. Aber so kann man sich eben auch täuschen, während der langen Hochwasserphase im Frühsommer konnte ich neben vielen Döbeln auch immer wieder sehr ordentliche Bachforellen bis Mitte 40 fangen.
Seit der Wasserstand runter ist, wurde es weniger was die Forellen angeht, aber dafür gabs endlich auch mal ein paar (wenn auch relativ kleine) Äschen und sackweise Döbel für die es vorerst eine Entnahmepflicht gibt.
Vor knapp 2 Wochen stand ich nun wieder mal am Bach und da so frühmorgens absolut nirgends ein Fisch am Steigen war, entschied ich mich dafür ein paar tiefere Rinnen mit der Nymphe abzufischen. An einem recht unscheinbarem Platz nach einer Schwelle gab es eine solche kleine Rinne hinter einem grossen Stein. Auf kaum 2-3 Länge konnte ich die Arthofernymphe abdriften lassen, aber schon beim dritten Wurf bekam ich einen zarten Biss, den ich sofort mit einem Anhieb quittierte. Der Widerstand war ordentlich, aber es kam keine Flucht, kein Sprung, kein Kopfschütteln, einfach gar nix… Naja wird wohl ein Döbel sein, der noch nicht gecheckt hat was los ist war mein erster Gedanke.
Also wie üblich bisschen den Druck erhöhen und dabei ein Stück entgegen gehen und gleich etwas Leine einholen damit die nicht in einen Strauch oder ähnliches treibt. Mittlerweile war ich sicher das da ein allenfalls Mittdreissiger Döbel am andern Ende hängt, als der Fisch nun endlich nach rechts aus der Rinne in die flache Rieselstrecke rausschiesst. Ich erkenne eine lange silbern glänzende Flanke, hm also doch kein Döbel, aber auch keine Äsche denn die würde in dieser Grösse ganz anders kämpfen… Der Fisch wird von der Strömung erfasst und gleitet an mir vorbei flussabwärts, Regenbogenforelle, nun konnte ich sie deutlich erkennen und keine Schlechte.
Sch… schiesst es mir durch den Kopf, hätte ich mal besser langsam gemacht und sie in der Rinne gelassen, denn nun wirds in der Strömung sicher ein Sprungfestival, am 14er Vorfach und der 4er Rute gar nicht lustig. Aber es passiert genau gar nichts, der Fisch steht ca. 8m unterhalb von mir im wieder etwas ruhigeren Wasser als ob ihn das alles nichts anginge. Ich gehe langsam runter auf den Fisch zu und schon ist sie im Watkescher.
Die Freude ist gross, 49 cm ist sie lang, toll gefärbt, grosse Flossen eigentlich ein wunderbarer Fisch, aber beim genaueren Hinschauen erkennt man auch die total eingefallenen Flanken. Auch am Rücken, wo sich grade bei den besseren Fischen ein richtiges Kreuz bildet ist kaum was dran. OK, die sieht wirklich schlecht aus denke ich mir und damit fiel auch die Entscheidung leichter den Fisch abzuschlagen und zu entnehmen.
Eigentlich erwartete ich nun beim Ausnehmen irgendwelche Anzeichen von Parasiten, einer Krankheit oder ähnliches. Nichts im Magen, noch nicht mal ein Steinchen oder Schneckenschalen, alles Sachen die sogar Teichforellen oder Fopufische fressen, aber organisch gesund, allerdings sehr weiches Fleisch. Da ich keinerlei Veränderungen an den Organen feststellen konnte, landete die Forelle abends in der Pfanne. Zubereitet wurde sie genau wie schon zig andere Forellen, aber das Fleisch war von einer derart weichen, schlabbrigen Konsistenz das mir nach wenigen Bissen der Appetit vergangen war.
Nun habe ich mich extra belesen, und es ist wohl so das der Körper, wenn alle Fettreserven verbraucht sind, die eigenen Muskeln angreift um den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Und dies war hier wohl der Fall. Der Fisch ist ziemlich sicher im Hochwasser im Mai/Juni aus einem Teich oberhalb getürmt, ein Vereinskollege berichtete mir ca. 3-4 Wochen vorher vom Fang einer noch etwas grösseren Regenbogen.
Aufschlussreich finde ich dies besonders weil in früheren Jahren öfters mal von andern Vereinen und Privatleuten besetzte Fische in unsrer Strecke auftauchten, die sich im Gegensatz zu diesem Fisch sehr gut angepasst haben. Diese Fische wurden im Setzlingsalter eingebracht und hatten damit wohl noch genug „Restinstinkte“ um sich an die Nahrungsbedingungen im Bach zu gewöhnen. Unser Verein setzt schon seit Jahrzehnten ausschliesslich Bafobrut und wir fahren damit sehr gut.
LG Randy