Gewässer-Tipps Hellas im Frühling 2019: Viel Sonne, wenig Fisch
Beitrag enthält Werbung„Wir wollen den griechischen Fischern auch noch etwas drin lassen“ – das hatten wir uns für unseren Trip nach Griechenland vorgenommen und daran haben wir uns auch strikt gehalten. Aber der Reihe nach…
Einige von euch haben vielleicht mitbekommen, dass ich Ende letzten Jahres hier im BA Mitangler für einen Wolfsbarschtrip im Frühjahr auf die griechische Insel Euboia (Evia) gesucht (und gefunden) habe. Nach einigem terminlichen Hin und Her ist es die Woche der bayerischen Faschingsferien geworden, begleitet haben mich mein nicht angelnder Neffe Michael und Uwe (@Cybershot) aus Berlin, den ich über meine Anfrage im BA kennengelernt habe.
Samstag, 2. März
Wir reisen mit Ryanair aus Berlin bzw. Frankfurt an, treffen uns am späten Vormittag am Flughafen Eleftherios Venizelos in Athen, übernehmen unseren Mietwagen (Opel Astra) und fahren eine gute Stunde zu unserem Ferienhaus auf der Insel Evia, der zweitgrößten Insel Griechenlands.
Das idyllisch gelegene Häuschen hat mir mein griechischer Freund Christos zur Verfügung gestellt und wir fühlen uns sofort heimisch – kein Wunder angesichts des Ambientes:
Koffer ausgepackt, Zimmer bezogen und dann geht’s natürlich sofort zum Angeln. Weil die Zeit schon fortgeschritten ist, bleiben wir vor Ort und befischen eine Mole und einen kleinen Industriehafen – leider (noch) ohne jeden Fischkontakt.
Sonntag, 3. März
Uwe ist als erster wach und befischt erneut das Hafengelände, während wir uns noch etwas pflegen und dann das Frühstück vorbereiten. Erstaunt erfahren wir von Uwe, dass es auch in Griechenland Stippwettbewerbe gibt. Bei ihm wieder (noch) kein Fischkontakt.
Michael lernt für seine Prüfung (sagt er zumindest) und wir erkunden in Richtung des Hafenstädtchens Eretria Angelstellen, die Uwe bereits in Deutschland auf Google Maps markiert hat. Außerdem entdecken wir ein nettes Kafenion, wo wir in den nächsten Tagen Stammgäste werden, und nehmen Eindrücke unseres Gastlandes auf. (Noch) kein Fischkontakt.
Am späten Nachmittag erreichen wir eine Fischzuchtanlage und beschließen, dort bis in die Nacht hinein zu bleiben und Köder zu werfen. Uwe fängt beim Jiggen über Sandgrund die ersten Fische, die wir vorsichtig abhaken und releasen.
Ein Wort zur Taktik: Uwe und ich postieren uns nach waghalsiger Kletterei an einer felsigen Steinküste circa. 30 Meter auseinander. Uwe versucht, möglichst nahe an die Fischkäfige zu kommen, die ungefähr 80 Meter entfernt sind, während ich weiter im Inneren der Bucht stehe und im Wechsel Richtung Käfige und parallel zum Ufer werfe. Köder ist alles, was gut fliegt – bei mir vor allem die großen Keisons, mit denen ich mich bei Nippon Tackle eingedeckt habe.
Wie aus dem Nichts bekomme ich in der Abenddämmerung einen brachialen Biss: Mein Endgegner schnappt sich rund 20 Meter rechts von mir den Keison 115 und reißt sofort in einer ersten Flucht bestimmt 40 Meter DEKA PE von der Stradic 4000 HXG. Meine Savage Gear Roadrunner steht unter Volllast. Uwe bekommt das mit und klettert wie eine Bergziege zu mir – nur um in mein enttäuschtes Gesicht zu sehen: Der Fisch muss bei der zweiten Flucht dicht am Grund um ein Hindernis (Bojenkette, Steinblock…?) gezogen sein, die Geflochtene ist glatt zerschnitten. Das wäre DER Fisch unserer Tour gewesen, Uwe tippt aufgrund seiner Gran-Canaria-Erfahrungen mit Meeresräubern auf einen schönen Bonito. Wir sind jetzt beide für die nächsten Tage motiviert bis in die Haarspitzen und haben unseren Hotspot der Tour gefunden, zu dem wir in den nächsten Tagen jeweils zur Morgen- und Abenddämmerung fahren.
Abstecher nach Chalkida, der Hauptstadt von Evia, und an einen Binnensee im Hinterland (leider ohne Schwarzbarschbestand) runden das Programm ab.
Montag, 4. und Dienstag, 5. März
Unser Hotspot sieht uns regelmäßig und liefert zuverlässig Petermännchen, an einem Abend auch mehrere kampfkräftige Meeräschen. Der Besuch in einem örtlichen Angelshop mit einer sehr beachtlichen Palette an Kunstködern bringt die Erkenntnis, dass wir zu einer extrem schlechten Wolfsbarschzeit hier sind, aber ein Fisch namens γοφάρι (Bluefisch bzw. Blaubarsch) momentan wohl gut zu fangen ist. Montag abend und Dienstag früh treten wir den Beweis dafür an und fangen mehrere Exemplare bis 50 cm. Und Uwe zeigt, dass er mindestens so gut kochen wie angeln kann.
Mittwoch, 6. März
Leider endet für Uwe und Michael der Trip, ich bringe sie zum Athener Flughafen und kehre am späten Nachmittag nach Evia zurück. Ein abendliches Angeln an einer vielversprechenden Stelle endet ohne Fischkontakt, dafür aber mit dem Besuch einer fünfköpfigen griechischen Familie, die sich ausgerechnet an „meinem“ Platz ihr Abendessen (Tintenfisch hatte wohl Hochsaison) fangen will.
Überhaupt ist der Angeldruck in Griechenland durch professionelle und private Angler enorm, Tag und Nacht herrscht reger Verkehr von kleinen Fischerbooten und ganze Buchten sind tagelang mit Netzen zugestellt. Kein Wunder also, dass wir in den Häfen kaum Fisch zu Gesicht bekommen.
Donnerstag, 7. März
Weder der morgendliche Besuch an der Fischfarm noch das abendliche Angeln im Hafen von Chalkida bringen mir den ersehnten Fischkontakt. Dafür entschädigt die grandiose Bergkulisse und ein leckeres Mittagessen, das ich mir aus den Resten zaubere, die sich im Kühlschrank finden. Das nächtliche Packen versüße ich mir durch die restlichen Flaschen FIX-Bier. Übrigens ein wirklich trinkbares Gebräu, das auf den Braumeister Fuchs zurückgeht, den Otto I., der aus Bayern stammende erste König Griechenlands, mit nach Griechenland nahm.
Freitag, 8. März
Beim ersten Morgenlicht hole ich mir in Vasiliko meinen letzten Cappuccino und kämpfe mich im Moloch Athen durch die morgendliche Rush hour zum Flughafen. Die Rückgabe des Mietwagens klappt problemlos und schnell, das Flugzeug startet pünktlich und gegen Mittag empfängt mich Deutschland mit kaltem Schmuddelwetter.
Fazit:
Es war ein super Trip, bei dem – mit kleinen Einschränkungen beim Fangerfolg – einfach alles gepasst hat. Ein extra Lob für Uwe, der nicht nur anglerisch und kochtechnisch, sondern auch menschlich voll überzeugt hat. Uwe, du bist ein ganz feiner Typ!
Wenn ihr mal ans Mittelmeer zum Angeln reist, vergesst die Kleinigkeiten nicht! Sie bestimmen maßgeblich den Wohlfühlfaktor eures Trips: Sonnenbrille, Sonnencreme, Labello, Buff und leichte Handschuhe, denn die Felsen sind schroff, rutschig und scharfkantig.
Angeln ist eigentlich nur in den Stunden rund um die Morgen- und Abenddämmerung sinnvoll. Früh aufstehen und weite Strecken fahren ist ein Muss, ebenso das Relaxen während des Tages. Und vergesst neben dem Angeln nicht, euch mit Land und Leuten zu beschäftigen. Höflichkeit und Respekt sind die besten Empfehlungen, die man als ausländischer Gastangler dabeihaben kann.
Zum Abschluss noch einige Impressionen.