Tackle-Tipps Heißes Würstchen
Während meines Aufenthalts beim Schwarzbarsch-Festival in Caspe/Spanien
(das ist inzwischen auch schon wieder ein Jahr her) habe ich den Anglern oft auf die Hände geschaut. Denn die meisten Raubfischtechniken, die sich
hierzulande in den letzten 10 Jahren etabliert haben, haben ihren
Ursprung im Schwarzbarschangeln. Das gilt fürs Angeln mit
Oberflächenködern genauso wie fürs Gummifischangeln. Dementsprechend gründlich habe ich denn auch die Köderkisten der Bass-Spezis inspiziert.
Auf meiner Suche nach „neuen“ Wegen zum Barsch, Hecht und Zander bin
ich schließlich auf ein Gummi-Würstchen gestoßen, von dem viele
Schwarzbarsch-Cracks extrem überzeugt sind. Manuel Nau (alias cooky),
der seit Jahren beim Caspe Bass mitangelt, hat mir den Umgang mit
diesen Ködern näher gebracht und möchte sein Wissen auch gerne mit Euch
teilen.
Erst auf den zweiten Blick überzeugend
Dieser Köder macht außerhalb des Wassers keinen wirklich fängigen Eindruck: Wir haben es mit einem schlanken länglichem Objekt aus relativ weichem Gummi zu tun, das an seinen beiden Enden gleichförmig ausläuft. Der Körper ist oft mit feinen Rillen versehen und hat soviel Eigengewicht, dass man unbeschwert (ohne Blei) fischen kann. Das Erleichtert den Fischen das Einsaugen. Die gängigen Größen sind 5 bis 15 cm.
„Senko“ heißt eine der Premium-Wurstsorten und kommt vom amerikanischen Hersteller Yamamoto. Man bekommt die unscheinbaren Teile in unendlich vielen Farben und Farbkombinationen – zumindest in Amerika. Hierzulande muss man etwas recherchieren, wobei z.B. Angelsport Engert in Worms eine gute Auswahl hat. Die 4 bzw. 5’’ langen Sinking Minnows von Berkley sind einfacher zu beschaffen und eine gute Alternative.
Salzgehalt entscheidet
Ein ganz wesentlicher Bestandteil der Senko-Mixtur ist Salz. Denn je mehr Salz in einem Köder enthalten ist, desto schneller sinkt er zu Boden. Das ist beim Angeln mit Bleiköpfen nicht so wichtig. Wenn man aber – wie die Schwarzbarsch-Experten das tun – unbeschwert fischen will, muss er einigermaßen schnell sinken. Ansonsten erreicht man die Fische nicht, die etwas weiter unten stehen. Außerdem verleiht Salz dem Köder eine Geschmacksnote, die die Fische anspricht. Deshalb spucken sie den Köder nicht so schnell aus und man kann die Bisse besser verwandeln. Die Cracks gehen bei einem Biss sogar noch etwas mit der Rutenspitze nach, so dass der Fisch keinen Widerstand spürt und den Köder weit genug im Maul hat, bevor sie den Anhieb setzen.
Multioptionaler Köder
Die Bass-Würste sind sehr flexibel einsetzbar. Am Carolina oder Texas-Rig kann man sie über den Grund jiggen. Das kann man mit Twistern oder Gummifischen aber auch. Mit denen kann man aber nicht so gut im Kraut fischen. Und schon gar nicht in Baumkronen oder zwischen Seerosenstängeln. Wenn man die Hakenspitze eines Z-Hooks wieder leicht im Würstchen versenkt (der Amerikaner spricht hier vom „weedless rigging“), erschließen sich völlig neue Möglichkeiten. Denn so ist man in der Lage, hängerfrei mitten in den größten Köderfallen zu fischen.
1. Jerken
Das Jerken funktioniert ganz einfach: Nachdem man den Köder „weedless“ montiert hat, wirft man ihn beispielsweise in das Geäst eines versunkenen Baumes, lässt den Köder leicht absinken, senkt parallel die Rutenspitze auf 8-9 Uhr und kurbelt die Schnur ein. Währenddessen schlägt man mit der Rutenspitze nach unten. Kleine Pausen erhöhen die Fangaussichten ungemein. In Punkto Aktion laufen die schlanken Teile vielen Holz- und Plastikködern den Rang ab und sind dabei um einiges billiger: 10 Stück kosten zusammen mit den Haken so um die 10 Euro. Kein Wunder, dass man damit risikobereiter und somit in fängigeren Bereichen fischt. Und weil die Köder nicht viel wiegen, kommt man auch ohne neue Jerk-Ausrüstung klar.
2. Zupfen
Da die Senkos und Sinking Minnows mehr zum Boden trudeln als dass sie fallen, kann man sie sehr langsam zupfen. Wenn man sie an kontrolliert schlaffer Schnur herunterfallen lässt, wackeln sie verführerisch mit ihrem freien Ende. Deshalb kommen die Bisse oft auch schon im Mittelwasser. Erfahrene Schwarzbarschangler zählen die Sekunden, die der Köder braucht, um auf den Boden zu fallen. Registrieren sie einen Biss vor dem Grundkontakt, stoppen sie den Fall beim nächsten Wurf in dem Moment, in dem der Fisch gebissen hat und halten dieses Tiefenniveau. Denn ein Blackie kommt selten allein – was ja auch für unsere Barsche und Zander gilt. Viele Bisse erkennt man daran, dass die Schnur sich bewegt oder plötzlich etwas schlaffer durchhängt (Hebebiss).
3. Wackeln
Alternativ kann man den Haken einfach durch die Mitte des Würstchens führen, so dass sie sich unter Zug auflädt und an beiden Enden wackelt, wenn man den Zug stoppt. Dazu hält man die Rute auf 9 Uhr und zupft den Köder zu sich heran, indem die Rutenspitze nach oben auf 10 bis 11 Uhr zuckt. Die freie Schnur wird natürlich immer wieder aufgenommen. Keine Ahnung, was sich die Fische denken, wenn sie sich auf den so präsentierten Köder gehen. Für mich sieht der Bewegungsablauf jedenfallls sehr „froschig“ aus. Die Bisse kommen oft in den Phasen, in denen der Köder steht bzw. weniger in Bewegung ist, also eher selten beim Anzupfen und vermehrt bei Spinnstopps oder in der Absinkphase.
Hardware-Check
Zum Jerken braucht man eine kurze und leichte Spinn- oder Vertikalrute um 1,8 m mit einer recht harten Aktion. Wer es auf Hechte abgesehen hat, sollte ein kurzes Hardmonovorfach direkt am Haken anbringen. Denn der unbeschwerte Köder wird leicht inhaliert. Wenn man Bäume ausfischt, sollte die Monofile Schnur stark genug sein, um einen guten Fisch aus dem Holz zu zerren. Die Cracks gehen hier bis auf 45er hoch! Zum Zupfen verwendet man eine ca. 2,4 m lange Rute. An die 12er oder 15er Fireline kommt ein 33er Fluorocarbonvorfach, das nicht fast unsichtbar ist, sondern vor allem auch gegen Abrieb schützt. Zum Jerken und Zupfen werden die Köder auf Z-Hooks (z.B. von VMC oder Gamakatsu) von 1/0 bis 4/0 gezogen. Zum Wackeln eignen sich spezielle Dropshot- oder auch große Karpfenhaken (Größe 1 bis 3).
Extra Tipp: Würstchen-Tuning
Die blanke Wurst macht so manchem Barsch schon richtig Appetit. Der salzige Geschmack und das Zappeln und Zucken im Wasser reicht meist schon aus, um einen Bass aus dem Baum zu locken. Doch manchmal reagieren sie erst, wenn der Köder akustisch auf sich aufmerksam macht. Mit kleinen Glas- oder Plastikrasseln, die man in den Gummifisch einbaut erzielt man einen ähnlichen Effekt wie ein Würstchenverkäufer wenn er „Heiße Würstchen“ ruft und motiviert oft auch etwas weiter entfernt stehende Fische zum Zupacken, auch wenn sie schon satt sind.