Zander Großer Zander futsch – was nun ???
Twisterangler, die über längere Zeit gute Reviere beackern, kommen um eine besonders leidvolle Erfahrung nicht herum: Ausgerechnet wirklich gute Exemplare verabschieden sich im Drill auf eher unspektakuläre Art & Weise, indem sie einfach aussteigen. Dies wird oft als „gottgegeben“ oder „die Chance, die der Fisch halt hat“, akzeptiert. Die Enttäuschung ist nichtsdestotrotz meist enorm und der Traum vom gelandeten Großzander rückt auf die Art in weite Ferne.
Ums vorwegzunehmen: Ganz ausschließen kann man Aussteiger (Gott sei Dank) nicht. Allerdings kann man seine Chancen beträchtlich erhöhen, einen gehakten Zander größerer Bauart auch zu landen. Des Rätsels Lösung liegt ganz eindeutig im Maul des Zanders!
Betrachtet man den Teil des Rechens eines 85+Fisches, wo der Haken sitzen sollte, und klopft man einmal den oberen Rachen mit einem geeigneten Gegenstand ab, stellt man schnell fest, dass dieses Maul von der Oberflächenbeschaffenheit und Stärke mit einer Kniescheibe zu vergleichen ist! Üblicherweise wird hier auch kein haken eindringen können: die Hakenspitze sitzt eher spitz auf und wird vom Fisch mehr oder weniger herumgetragen – bis er sie schließlich einfach abschüttelt.
Den Köder nun mit Drillingen zu spicken halte ich für den falschen Ansatz. Man muss sich eher Gedanken über den eigentlichen Haken machen, und Twisterhaken dort einmal näher untersuchen, wo es drauf ankommt – an der Spitze nämlich. Denn wirklich sicher hält der Haken den Befreiungsversuchen der Fische erst stand, wenn der Widerhaken zum Tragen kommt. Einen Haken in solch ein hartes Maul einzutreiben, verlangt also noch einem kleinen Querschnitt (Zeichnung: b – rund) und einem möglichst kleinen Abstand zwischen hakenspitze und Widerhakenende (Zeichnung: a).
Außerdem sollte der Haken im Bogen (Zeichnung: c) genügend Materialrückhalt bieten, um den Anschlag durch das Wegfedern nicht abzupuffern oder – noch schlimmer – womöglich aufzubiegen.
Wenn jetzt noch der Winkel (Zeichnung: d) zwischen Öse und Spitze nicht zu flach ausfällt, ist an der wichtigsten Stelle schon viel gewonnen. Den Rest hat der Angler selbst in der Hand.
Grundsätzlich sollte jeder noch so zaghafte Biss (große Zander beißen oft höchst unspektakulär) mit einem energischen Anhieb (ich setze stets zwei hintereinander) quittiert werden. Dies gelingt meiner Meinung nach nur mit dem geeigneten Gerät, d.h. wirklich eine steife Rute, gute geflochtene Schnur, kein unnützes Gerödel (Wirbel, Karabiner etc.) auf der Montage und zunächst einmal fast komplett zugedrehter Bremse. Stellt man nach dem Biss nun erfreut fest, dass ein richtig Guter hängt und „bockt“, unbedingt stramm Kontakt halten. Die Rute nicht zu steil stellen (11 Uhr-Position unter Biegelast). Bockende Zander federn die Rute um bis zu 2 m aus. Außerdem wichtig: die hand muss an der Kurbel bleiben. Denn man muss bisweilen sehr schnell Schnur aufnehmen, wenn der Fisch auf den Angler zutobt. Dies geschieht irgendwie ruckartig und in großen Sprüngen. Hat man die ersten Wutausbrüche solchermaßen gut überstanden, geht der Tanz in meistens mehr oder weniger ausgeprägte seitliche Fluchten über. Jetzt ist es Zeit, die Bremse etwas zu lösen (ich schlage dann noch einmal nach, für den fall, dass sich der Haken durch das vorangegangene Toben gelockert haben sollte).
Der Drill auf Distanz wird wahrscheinlich nicht allzu lange und stürmisch verlaufen und eher von spontanen Richtungsveränderungen, oft auf den Angler zu, geprägt sein. Hier einfach immer schön Kontakt halten!
Gegen Ende wird’s noch einmal richtig heikel. Der größte Fehler wäre es jetzt, einen großen Zander an der kurzen Leine ausdrillen zu wollen. Der Fisch ist meistens nicht müde und schlägt eher das Wasser in der ganzen Umgebung schaumig, als dass er „weiß zeigt“. Wenn also, wie nicht selten, ein guter Zander nach erstaunlich kurzer Zeit vor den Füßen des Sehen-Wollenden auftaucht, versuchen, vorsichtig seitlich Druck aufzubauen, um seitliche Schwimmbewegungen des Fisches zu provozieren. Mit einem genügend großen Kescher bekommt man es meist so hin, dass das der Fisch in den eingetauchten Kescher schwimmt. Das klappt zu zweit natürlich prima. Alleine geht es aber auch. Es kann aber auf jeden Fall nix schaden, sich vor dem Angeln mal die Angelstelle etwas näher anzusehen, und sich ein paar Gedanken über die Landungsmöglichkeiten zu machen. Der Kescher gehört – Omen hin oder her – aufgeklappt, ausgefahren und griffbereit! Und groß genug muss er sein – egal, ob die Kollegen lachen! Denn was garantiert nur in der Phantasie klappt, sind Handlandungen von großen Zandern auf glitschigen Steinpackungen. Auf das Herumgestochere mit einem Boga-Grip und auch auf Anlandeversuche reagiert ein großer Zander höchst allergisch!
So wichtig wie das mehrfache kräftige Anschlagen bei großen Zandern auch ist, soll hier gesagt sein, dass dies bei normalen und kleineren Zandern unterbleiben sollte. Ein guter haken ginge glatt durch den Kopf und der Fisch kann dann meist nicht guten Gewissens released werden. Außerdem sollte man noch erwähnen, dass man in der kalten Jahreszeit beim Fischen mit größeren Ködern irgendwann nicht mehr am Zusatzdrilling vorbeikommt. Dieser sollte unbedingt die nötige Qualität aufweisen und an stabiler Schnur (Stahl mit einer Tragkraft von mehr als 10 kg) spielfrei befestigt werden. Billigware biegt gnadenlos auf und führt automatisch zum Fischverlust. Alle haken unbedingt öfters prüfen und immer nadelspitz halten. Deswegen gehört eine gute Feile oder ein Schleifstein unbedingt immer an den Mann.
Und keine Angst: Eienem guten Zander haut man keinen Haken aus dem Maul – nur die Angst vorm eigenen „echten Anschlag“ hat mich bisher die besten Fische gekostet!
Euch allen immer dickste Fänge
Gruß Gonzo
Nachsatz: Toll fände ich auch, wenn bei mittlerweile weit über 500 Usern sonst noch jemand was mitzuteilen hätte oder Bilder einschickt. Wir sind ja keine Geheimniskrämer oder Wissensmaurer. Die Ding hier lebt von uns!