Tackle-Tipps G. Loomis NRX Jig&Worm 802C JWR
Als ich bei Shimano eingestiegen bin, wollte ich ein bisschen was anders machen als auf meiner vorherigen Station. Zum einen wollte ich meine Berichterstattung auf Barsch-Alarm und in der Angelpresse ein bisschen verändern und über mein Angelgerät exklusiv auf dem Shimano-Blog schreiben. Zum anderen wollte ich auch ein bisschen nachvollziehbarer werden und mehrheitlich Material verwenden, das sich fast jeder leisten kann. Also keine Stella, keine Lesath und auch keine Loomis Shakyhead-Rute, die mir zum Barschzupfen sicher super gefallen hätte. Dafür Stradic-, Biomaster-, NASCI- oder Beastmaster-Ruten und Stradic- und Rarenium-Rollen.
Nur zur Barsch-Baitcasterei wollte ich eine Highend-Kombo fischen, weil ich wie die meisten anderen BC-Fans der Meinung bin, dass sich hochwertiges Material nicht nur deutlicher auf den Angelkomfort und das Handling auswirken, sondern auch in der Wurfperformance, sprich in Wurfweite und Präzision, niederschlagen. Ich wollte eine leichte Loomis-BC-Rute mit einem kurzen Griffstück, die möglichst viel abdeckt. Primär zum T-Rig-Fischen und Jiggen, aber auch zum Topwatern, Twitchen und zur Not auch ein bisschen zum Cranken – wohl wissend, dass sich für die Hardbaits eine etwas weichere Rute besser machen würde. Nach einigem Hin und Her habe ich mich dann auf die G Loomis NRX Jig&Worm 802C JWR (J = Jig, W = Worm, R = Rod) mit einem Wurfgewicht von 1/8 – 3/8 oz. festgelegt.
Einschub: So ganz sind meine Vorhaben also nicht aufgegangen. Jetzt steht doch ein Luxusstecken in meinem Ruten-Stall. Und drüber schreiben muss ich dann doch. Die NRX kann ich echt nicht unerwähnt lassen. Vielleicht war’s auch eine Schnapsidee, alle Tackle-Features auf den Shimano-Blog auslagern zu wollen. Den einen oder anderen interessieren die Shimano-, Rapala- oder G. Loomis-Entwicklungen ja doch.
Weiter im Text: Wenn man in den Foren ein bisschen nach G. Loomis-Ruten stöbert, stößt man teilweise auf kritische Äußerungen von Design-Freaks, denen die Ruten zu nüchtern gestaltet sind. Einfarbige mattgrüne oder blaue Blanks treffen hier auf relative voluminöse Griffteile aus Kork. Zu wenig Optik für zu viel Geld also. Was den einen stört, hört sich für den anderen umso besser an. Und so gibt’s natürlich auch viele Leute, denen die Retro-Designs bei Loomis richtig gut gefallen. Statt mit Verschnörkelungen und Applikationen zu glänzen, wollen die schlichten Loomis-Gerten mit Funktionalität überzeugen. Der Fokus liegt auf einem perfekten Wurf/Drill-Verhalten. Darüber hinaus bieten die einzelnen Serien Ruten für fast jeden Ködertyp, vom Crankbait, über den Shaky Head bis zum Jig&Worm, deren spezifische Aktionen, die Bisserkennung erleichtern und die Bissverwertung fördern. Nicht dass ich etwas gegen auffällige Ruten hätte. Aber der Loomis-Ansatz gefällt mir auch. Wobei mir gerade die NRX auch optisch total gut reinläuft und man hier gar nicht groß über eine Designschwäche texten muss.
NRX Jig&Worm 802C-Blank
Natürlich habe ich mich im Vorfeld schon ein bisschen zu einzelnen NRX-Features schlau gemacht. (Viel Input kam hier von Marco vom Baitcasterproshop.) Kernelement der Jig&Worm ist der MagBass-Blank. Der ist vorne recht dünn, läuft nach hinten aber stark konisch aus, so dass die Rute unten fast schon etwas klobig wirkt. Trotzdem ist sie schön leicht. „MagBass“ leitet sich von Magnum Taper ab. G. Loomis hat als erster Hersteller diesen Begriff verwendet und, wenn man so will diese Art des Blank Tapers „erfunden“. Die Begrifflichkeit MAG hat mittlerweile fast jeder Blankhersteller übernommen, manche haben für die gleiche Taperform andere Namen z.B. Bass Plus. „Mag“ kommt von „Magnum“ und steht für „mehr Backbone“, also ein stärkeres Rückgrat, was man zum Bass-Angeln unbedingt braucht. Einerseits um die Fische schnell aus dem Holz, zwischen Seerosenfeldern oder unter Grasmatten herauszuholen. Andererseits wirken auch beim Landen große Hebelkräfte, weil die Amis ja nicht lange mit dem Kescher herumfackeln, sondern die Fische ins Boot heben. Die Blanks haben ungefähr bis zur Hälfte ihre angegebene Wurfgewichtsklasse. Der Rest ist reine Kraft. Diese Kraft kann man entweder aus einer dickeren Wandstärke ziehen oder wie hier aus einem nach unten stärker werdenden Blank mit einer dennoch dünnen Wandstärke.
Wenn man sich die Chart mit den einzelnen NRX Jig&Worm-Modellen anschaut, fallen neben dem Wurfgewicht zwei weitere Begriffe ins Auge, nämlich „Action“ und „Power“.
Die Action bezeichnet die Biegecharakteristik der Ruten. Die Werte sagen etwas über das Rückschnellvermögen der Rute NACH einer Belastung aus. Zusätzlich beschreibt der Wert auch den Hauptaktionsbereich der Rute. Bei der Jig&Worm 802C ist die Action „Extra Fast“.
Die Powerrate beschreibt die Eigenschaften beim Heben, Drillen und Wurfvermögen. Früher wurden die Blanks mit Powerraten von 00 bis 8 bewertet. Aktuell ist man von den Zahlen weg und beschreibt die Power mit Worten. In unserem Beispiel „Medium“, „Med-Heavy“, „Heavy“ und „Ex-Heavy“. Bei der 802C wird die Powerrate mit „Medium angegeben.
Das sieht dann beim Werfen so aus (ein bisschen Weitwinkel-Effekt muss man da allerdings abziehen):
Und beim Drillen so:
NRX Jig&Worm 802C-Beringung
Auf Stabilität bzw. Langlebigkeit wird auch bei Beringung geachtet: Zwar sind der Leitring, der zweite und der dritte Ring „herkömmliche“ Premium-Fuji’s. Darauf folgt aber eine Reihe von flexiblen Ringe aus Titan (RECoil Ringe).
Den Abschluss bildet wieder ein Fuji Spitzenring. Die Titanringe sind um einiges leichter als Ringe mit SIC-Einlagen. Aufgrund der Elastizität des Material können sie praktisch nicht kaputt gehen (es gibt ja keine Ringeinlagen, die herausfallen könnten) und man braucht auch weniger Wickelgarn und Lack, um sie zu befestigen. Auch das spart zusätzlich Gewicht ein. Außerdem bleibt so nahezu die ursprüngliche Aktion des unberingten Blanks erhalten.
Hört sich doch gut an, oder? Ich war jedenfalls tierisch gespannt auf die Rute und habe mich sehr gefreut, als mir der Paketbote mit einem über 2 m langen Paket entgegenkam. Als ich die Rute in der Hand hielt, war mir gleich klar, dass wir beide dicke Freunde werden. Die ersten Eindrücke: Wirklich extrem schlicht. Wenig wiegt sie. Und schnell ist sie auch.
NRX Jig&Worm 802C im Einsatz
Inzwischen ist sie zu einer meiner absoluten Lieblingsruten geworden. Erst recht, seitdem ich sie mit einer Aldebaran BFS gepaart habe. (Die habe ich mir übrigens beim baitcasterproshop gekauft, weil Shimano die nicht im Europa-Programm hat.)
Ich kann alles mit ihr machen, was ich mir vorgenommen hatte. Die Rute wirft auch ein 3,5 Gramm leichtes T-Rig über den Kanal vor meiner Haustür. Optimal „performt“ sie meines Erachtens ab einem Gewicht von 6 Gramm. Dafür kann sie ein bisschen mehr als die angegebenen 10 Gramm ab.
Im Drill kann sie auch guten Fischen viel entgegensetzen. Dennoch machen auch mittlere Barsche schon richtig Spaß an dem feinen Loomis-Stock.
Die Rückmeldung ist hervorragend. Man merkt wirklich jeden noch so feinen Zupfer.
Und auch wenn sie darauf ausgelegt ist, Jigs und Würmer zu servieren, kommt meine Jig&Worm erstmal nicht drum herum, den einen oder anderen Wobbler rauszuschleudern. Auch das macht sie richtig gut.
NRX Jig&Worm802C-Spezifikationen:
Länge: 6’8“ (2,03 m) – einteilig
empfohlene Schnurstärke: 10 – 14 lb
Wurfgewicht: 1/8 – 3/8 oz (bis 10 g.)
Handle-Form: A (34 cm „lang“ bzw. kurz)
Aktion: Ex-Fast
Power: Medium
Farbe: grün
Fazit: Bei der G. Loomis NRX Jig&Worm handelt es sich um ein Meisterwerk der Rutenbauerei. Das Ding ist Handarbeit. 100 Prozent made in USA. Da ist eine lebenslange Garantie drauf. Das alleshat natürlich seinen Preis und mir ist klar, dass so eine NRX nichts für jeden Geldbeutel ist. Wenn man es sich aber leisten kann, kann man sich mit der Jig&Worm 802C für eine wirklich supertolle Rute entscheiden.
Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich ohne sie machen würde. Barsch-Casten jedenfalls ungern.