Salmoniden Forellenhandling- und Bach-Codex
Beitrag enthält WerbungDer Forellen-King hat sich in den letzten Jahren zu einem der aktivsten „Permanent-Threads“ unseres Boards gemausert. Überhaupt hat man das Gefühl, dass die Forellenangelei immer beliebter wird. Und so zieht es immer mehr Barsch-Alarmer raus an Bäche und andere Gräben. Das ist durchaus nachvollziehbar. Schließlich macht die Pirsch unheimlich Spaß und außerdem darf man vielerorts auf Forellen angeln, wenn andere Raubfische noch ihre wohlverdiente Schonzeit genießen.
Als eine Reaktion auf den letzten Bericht über die „Pirsch am Trutten-Graben“ habe ich eine Mail von Tom69 erhalten, der seine Denkanstöße nicht in irgendeinen Thread schreiben will, weil sie da untergehen und er der Meinung ist, dass ein von mir veröffentlichter Startseitenbericht evtl. nachhaltiger wirkt. Ihm geht’s um das Wohl der Forellen und um einen pfleglichen Umgang mit deren Habitaten. Weil dieses Thema in meinen Berichten mit Ausnahme des kleinen Einzelhaken-Features ein bisschen kurz gekommen ist und wir mit dem Forellen-King und Startseitenberichten womöglich zu einem Trutten-Hype beitragen, habe ich mich noch ein bisschen mit Tom ausgetauscht und einen kleinen „Leitfaden“ fürs waidgerechte Verhalten am Forellenbach mit ihm erarbeitet. Der greift ein paar Aspekte auf, die nicht jeder Angler weiß bzw. wissen kann – schon gar nicht, wenn er sich noch nicht intensiv mit der Materie auseinandergesetzt hat.
Diese Satzforelle hier ist schon verspeist. Trotzdem: Kein gutes Foto.
Der Kiemengriff führt oft zu Verpilzungen.
Also nicht nachmachen, wenn ihr die Fische nicht essen wollt!
In vielen Forellengewässern tummeln sich hauptsächlich Satzfische. Das liegt u.a. daran, dass der Mensch hart in die Natur eingegriffen hat und viele Bäche begradigt wurden, so dass Unterstände und Laichplätze fehlen bzw. die Wege zu den Laichplätzen versperrt sind. Die natürlichen Bachforellenpopulationen sind also bedroht. Daher wurde die heimische Bachforelle zum wiederholten Male zum Fisch des Jahres gewählt – eine Tatsache, die gerade uns Angler zu einem besonders respektvollen Umgang mit dieser Fischart motivieren sollte.
Forellen sind unheimlich quirlig. Deshalb ist es nicht einfach, sie schonend vom Haken zu lösen. Gleichzeitig handelt es sich um sehr empfindliche Fische, die zu Verpilzungen neigen. Verletzungen der Schleimhaut gilt es deshalb dringend zu vermeiden. Pilze können auch entstehen, wenn man die Fische per Kiemengriff landet bzw. an den Kiemen hält. Sobald man die Schleimhaut verletzt hat, kann man Fische am besten entnehmen. Wer kleine, große oder auch mittlere Fische zurücksetzen will, muss also darauf achten:
- dass die Fische nicht mit trockenem Gras in Berührung kommen
- die Fische nicht auf den Boden gelegt werden
- dass die Hände von den Kiemen wegbleiben
- dass weder Kescher noch der Klammergriff etwas von der Schleimschicht abreiben
- das Handling, Fotografieren etc. kurz gehalten wird
Die Verwendung eines engmaschigen Gummikeschers ist sicher von Vorteil. Außerdem sollte man die Fische im Wasser abhaken, wenn das möglich ist. Bei der Handlandung muss auch darauf geachtet werden, dass die Bauchhöhle der Fische nicht zu arg gequetscht wird, denn dann drohen auch anatomisch bedingt innere Verletzungen. Und Drillinge haben eigentlich nichts am Forellenbach zu suchen – besonders wenn sich dort Kleinforellen aufhalten. In Gewässern, in denen sich die BaFo’s natürlich fortpflanzen, sollte man auch den Widerhaken anklemmen, um die kleinen Trutten schnellstmöglich frei lassen zu können. Also:
- Fische im Wasser abhaken, wenn man sie zurücksetzen will
- Nicht zu fest drücken
- die Wobbler und Spinner auf Einzelhaken umrüsten
- die Widerhaken andrücken, wenn viele Forellen im Wasser sind, die man nicht essen kann/darf/…
Wichtig ist auch ein nachaltiger Umgang mit den Bächen an sich. Beim rücksichtslosen Waten zerstört man den Untergrund. Das ist vielleicht nicht ganz so schlimm wie wenn Fischfangflotten den Ostseeboden mit Rollnetzen plattwalzen. Aber auch mit unseren Füßen können wir Einstände, Futterquellen und Laichplätze zerstören. (Forellen laichen an flachen und kiesigen Stellen, wo die Weibchen Laichgruben in das Kiesbett schlagen.) Deshalb ist das Watangeln in vielen Bächen bzw. auch in ganzen Bundesländern verboten. Dort wo es erlaubt ist, sollte man wann immer es möglich ist vom Ufer angeln.
Ich möchte Tom hier nochmal danken. Solche Denkanstöße sind wichtig. Ich habe selber schon viel verkehrt gemacht am Bach. Beweise dafür sind u.a. hier und auf einem youtube- bzw. Fisch&Fang-Clip dokumentiert. Künftig will ich mich natürlich waidgerechter verhalten. Ich hoffe, dass dieser kleine Bericht den einen oder anderen Trutten-Einsteiger dazu ermuntert, auch ein bisschen bedachter ans Werk zu gehen, wenn es das nächste Mal zum Spinnangeln an den Forellenbach geht.