Salmoniden Forellen-Pirsch am Bach
Beitrag enthält WerbungNun ist auch in Brandenburg die Forellensaison eröffnet. Startschuss ist hier traditionell der 16.4. jeden Jahres. Auch wenn wir es hier mehrheitlich mit Satzforellen zu tun haben und die „Bäche“ vielerorts begradigt wurden, habe ich mich auf die Saisoneröffnung schon Wochen vorher gefreut. Schließlich ist das Bachangeln eine ganz andere Disziplin als beispielsweise das Jiggen auf großen Wasserflächen. Hier muss man die Strömung lesen, dann sehr genau werfen und außerdem sieht man viele Attacken durch die Polbrille. Ähnlich wie beim Topwatern wird am Forellenbach jeder Fehlbiss zum Erlebnis.
Klar, dass ich so einem spannenden Thema im Vorfeld viel Platz im Kopf einräume. (Für zusätzlichen Brennstoff im Hirn sorgt ja auch unser Forellenking, der mich für das Thema „Trutten-Pirsch“ erst so richtig sensibilisiert hat.) Und während ich hier sitze und diese Zeilen eintippe, laufe ich schon wieder heiß. Denn von jedem Ausflug nimmt man so viele schöne Bilder mit nach Hause, dass man am liebsten gleich wieder den nächsten Bach ausprobieren will. Und die spült es gerade wieder hoch.
Natürlich habe ich mich einigermaßen gewissenhaft auf die Forellenanglei vorbereitet. Der erste Schritt war, meine Wathose zu flicken (ein Hoch auf Aquasure!). Zwar darf man unsere Salmoniden-Gewässern nicht durchwaten, aber man darf die Gewässer überqueren, wenn dazu keine Brücken zur Verfügung stehen. Zum Landen darf man auch kurz rein. Und auch wenn’s geregnet hat, hilft einem so eine atmungsaktive Wathose trockenen Beines nach Hause zu kommen – vorausgesetzt, sie hat keine Löcher. Zum Flicken habe ich das gute Stück einfach „auf links“ gedreht und mit Wasser befüllt. Die undichten Stellen, wurden mit einem Edding markiert und nach dem Trocknen von Innen großzügig mit Aquasure, einem Kleber für Taucher-Klamotten, Schlauchboote, Belly-Schläuche etc., bestrichen. Resultat: Wathose wieder dicht.
Und dann habe ich mich den Ködern gewidmet. Genauer gesagt den Wobblern und Spinnern. Denn obwohl es bei uns hier nicht vorgeschrieben ist, rüste ich meine Köder konsequent auf Einzelhaken ab. Ich finde, das gehört sich so an einer Salmonidenstrecke. Außerdem bleibt man mit den Einzelhaken nicht so oft in Kraut und Holz hängen.
Schritt I: Endhaken-Aufhübschung mit Crystal Flash
Den hinteren Haken dekoriere ich gern. Ich finde, dass der dann aussieht wie eine wedelnde Schwanzflosse, wenn er eingekurbelt wird und nach links und rechts aussschlägt. Außerdem reflektiert das Crystal Flash das Licht.
Also zuerst eine Grundwicklung, dann das Flash anlegen und festbinden. Dann mit Lack abdichten. Fertig.
Pro Haken brauche ich gut 2 Minuten. Für die 20 Haken hier habe ich also keine Stunde investiert.
Schritt II: Spinnertuning
Bei Spinnern knipse ich den Drilling mit einem Seitenschneider ab. Dann wird ein Sprengring eingedreht und dann einer meiner frisierten Haken.
Schritt III: Wobblertuning
Bei den Wobblern werden die Drillinge rausgedreht und gleichzeitig die Einzelhaken eingedreht. Das funktioniert in einem Arbeitsschritt.
Trutten-Hardware
Jetzt kommt noch die passende Schnur auf die Rolle. Ich habe eine Spule mit Mono und eine mit Geflecht dabei. Ich habe mich bei der Monofilen für eine dehnungsarme 16er entschieden. Als Geflochtene nehme ich 6er Power Pro in Grün. Ich muss die Schnur ja nicht sehen auf die kurze Distanz. Und die Forellen sollen sie auch nicht sehen. Bislang habe ich allerdings nur mit der Geflochtenen geangelt. Schließlich ist die Spitze meiner Wobbel-Rute relativ weich, so dass ich auch am Geflecht keine Aussteiger befürchten muss. Wobei: Durch die Einzelhaken-Umrüstung kommt es schon zu relativ vielen Fehlbissen und Blitzaussteigern, die sich kurz nachdem Einstieg wieder verabschieden. Wenn aber mal ein Fisch hing, habe ich ihn auch nach Hause gebracht.
Forellen-Kescher-Optimierung
Beim ersten Ausflug hatte ich meinen Kescher noch in voller Länge dabei und ihn immer wieder abgelegt, wenn ich geangelt habe.
Das ging mir mit der Zeit aber aus den Zettel. Schließlich will man praktisch alle paar Meter mal einen Wurf riskieren oder auch zwei. Da nervt das ständige Ablegen und wieder Aufnehmen des Keschers mit der Zeit. Und das Ablaufen der Gewässer ist auch anstrengend genug. Also habe ich nicht lange rumgeeiert, sondern bin nach dem ersten Ausflug direkt zum Werkzeugkoffer gelaufen und habe meinen Kescherstab mit der Säge eingekürzt. Jetzt bin ich im Besitz eines kurzstieligen Gummikeschers, den ich in einen Watgürtel stecke und wie beim Mefo-Angeln spazieren trage, um ihn im Bedarfsfall vom Rücken zu nehmen. Das gefällt mir viel besser als so einen Mini-Trutten-Kescher mit einem herkömmlichen Netz am Rucksack bammeln zu lassen.
Pirsch-Gepäck
Apropos Rucksack. Da gibt’s richtig coole Modelle, die man an einem Gurt trägt und dann ohne Absetzen nach vorne ziehen kann, wenn man was aus dem Ködervorratsbehältnis braucht.
Wenn man mal seine Lieblingsköder definiert hat, tut’s aber auch eine kleine Tasche. Aber Achtung: Das Mitführen eines Keschers, eines Priests und eines Messers sind vorgeschrieben! Bei einer Kontrolle hilft es wenig, wenn man darauf hinweist, dass man nicht zum Nahrungsmittelerwerb unterwegs ist.
Auch um mich ein bisschen weiter in die Rapala-Palette hineinzuangeln und auf den Hausmessen besser beraten zu können, habe ich in diesem Jahr fast nur mit Rapala-Wobblern gefischt. Da gibt’s eine Riesenpalette, die ich en detail auf dem Shimano-Blog vorgestelle. Ich fische fast ausschließlich mit Forellen-Dekors. Zum einen glaube ich, dass auch in den Satzforellen-Genen ein Kannibalen-Gen hinterlegt ist. Das muss nach der Pellet-Fresserei in im ersten Lebensabschnitt zwar erst einmal wieder aktiviert werden, aber schließlich handelt es sich um Forellen. Und wenn das nicht geschieht, bieten die Forellendesigns Punkte und Kontraste, die den Fischen gefallen sollten. Zumindest steht es außer Frage, dass die Forellendesign-Wobbler wahrgenommen werden. Die auffällige Färbung hat auch Vorteile für den Angler. Eine Polbrille vorausgesetzt kann man gerade das Bachforellen-Design unheimlich gut mit den Augen verfolgen. So weiß man nicht nur, wo der Köder ist, sondern auch was er macht. So fällt es leichter, seine Stärken zu entwickeln.
„Allround-Waffe“ X-Rap Countdown
Unter all den tollen Rapala’s ist der kleine X-Rap Countdown mein absoluter Lieblingsköder.
Den muss jeder Forellenangler auf der Pfanne haben. Die sinkende Variante des X-Rap sinkt noch einmal um 30 Prozent schneller als der „normale“ CountDown. Die 5cm-Version ist so kompakt, dass man diesen kleinen Köder sehr gut und sehr genau werfen kann. Er arbeitet schon beim kleinsten Zug und flankt wild von einer Seite auf die andere. Deshalb kann man ihn sehr gut mit der Strömung fischen. Er arbeitet aber auch genau anders herum für den Angler: Wenn man ihn gegen die Strömung fischt, kann man ihn immer wieder stehen lassen. In leichter Strömung taumelt er dann ganz langsam in Richtung Gewässergrund und wackelt dabei noch intensiver auf der Horizontalachse wie der CountDown-Klassiker. Super funktioniert er auch, wenn man ihn quer zur Strömung fischt (leicht stromab werfen) und unter gelegentlichen Spinnstops einkurbelt oder einfach nur im Bogen zum Ufer herumtreiben lässt. Der kleine X-Rap Countdown läuft zwischen 60 cm und 1,2 m, wobei man beide durch das Sinkverhalten temporär tiefer fischen kann. Besonders toll: Durch die schlanke und kurze Tauchschaufel sammelt er im Vergleich zu anderen Wobblern sehr wenig Kraut. Und wenn man ihn mit Einzelhaken ausstattet, kommt er auch supergut durchs Schilf. Wichtig: am Bauch einen 8er, am Schwanz einen 6er Haken verwenden. Nimmt man auch am Bauch einen 6er, legt sich der Haken oft über den Wobbler-Körper oder über die Tauchschaufel, so dass man das immer wieder „Entfummeln“ muss. Rasselfaktor: 0 von 10 (silent). Die beiden X-Rap Countdowns gibt’s in RT (Rainbow Trout) und TR (Brown Trout). Interessant ist aber sicher auch der MD (Muddler = Koppenimitat).
Stromab oder stromauf angeln?
Es gibt ja immer wieder Diskussionen, ob es nun besser ist, zuerst stromauf und dann stromab zu gehen oder umgekehrt. Ich kann’s ehrlich gesagt nicht wirklich gut beurteilen. Meine Wobbler fangen in beiden Richtungen. Es gab Tage, an denen es besser war, sie mit der Strömung zu fischen und Tage, an denen es besser gebissen hat, wenn ich die Wobbler gegen die Strömung eingezogen habe. Manchmal war der Hinweg erfolgreicher, manchmal der Rückweg. Ich habe es meistens so gehalten, dass ich pro Weg konsequent eine Wurfrichtung durchgezogen habe, hauptsächlich um mir für den Rückweg eine unverbrauchte Option offen zu halten. Reine Kopfsache, wahrscheinlich. Das hilft aber, das Motivationslevel dauerhaft hoch zu halten.
Noch was? Eigentlich nicht. Außer: Viel Spaß bei der Trutten-Pirsch!
Johannes