Salmoniden Forelle in Sicht! Trockenfliegentippen in Stillgewässern
So Leute, jetzt pack ich aus! Ich möchte euch meine Methoden vorstellen, mit denen ich seit vielen Jahren absolute Ausnahmefänge in meinen Forellengewässern lande. Im ersten Teil geht es um die Angelei an Stillgewässern, oder besser gesagt an Trinkwassertalsperren. Doch dazu muss ich etwas weiter ausholen und ein paar Worte über die Gewässer und die dort üblichen Angelmethoden auf Forellen verlieren.
Mein Lieblingsgewässer ist eine ca. 5 Hektar kleine Trinkwassertalsperre im Süden der Republik. Das Angeln ist hier ausschließlich mit Kunstködern erlaubt und der Fischbestand setzt sich aus traumhaft schönen Bachforellen, Regenbogenforellen, Zandern und großen Karpfen zusammen. Rings um die Talsperre wächst ein Buchenwald, der bis an die Ufer des Gewässers reicht. Das Astwerk der Bäume ragt weit über das Ufer auf die Wasserfläche hinaus und viele Äste berühren fast die Wasseroberfläche, was das „normale“ (Spinn-) Fischen an vielen Stellen nahezu unmöglich macht, da man seine Köder nicht auswerfen kann (das ist ein wichtiger Faktor, der meine Methode so erfolgreich macht, aber dazu komme ich später).
Da die meisten Angler mit Spinnern, Wobblern, Gummis oder sehr oft auch mit der Fliege oder Nymphe am schwimmenden Sbirolino fischen, suchen sie natürlich nur die Stellen auf, an denen sie auch werfen können. Dort postiert, geht es dann um Distanzwürfe. Jeder Meter zählt! Mit diesen Methoden werden natürlich recht gute Fänge erzielet, jedoch ist das Gewässer stark beangelt und die Forellen (gerade die Großen) reagieren schon wenige Tage nach Saisonstart mit äußerster Vorsicht auf jegliche Art von Kunstködern. Ich habe schon so oft die kurzen Zupfer in der Rute gespürt, die entstehen, wenn eine gute Forelle den Köder prüft, dass diese schon fast reaktionslos an mir vorbeigehen! Selbst die Fliegenangler, die ihre kleinen Imitationen an sehr dünnen und unauffälligen Vorfächern (0,12er Monofil!!!) anbieten, können nur schwer punkten, da die Kunstfliege ja absolut passiv auf der Wasseroberfläche treibt und der Fisch wirklich nah an die Fliege heranschwimmen muss (die Fliege reizt ja nicht die Seitenlinie oder den Geruchssinn) um sie als solche zu identifizieren. Das lässt diese Art der Angelei zur absoluten Zerreisprobe werden (was auch sehr spannend ist, ohne Zweifel!). Sobald die Sbirolino-Montage bewegt wird, um die Fliege ein wenig „tanzen“ zu lassen, fällt der Sbirolino oder das Vorfach auf, und gerade die großen Forellen reagieren da sehr empfindlich. Sicher werden mit dieser Methode auch gute Fische gefangen, doch gelingt dies nur äußerst selten!
Ich selbst greife zwar auch zu Trockenfliegen als Köder, jedoch unterscheidet sich meine Methode grundsätzlich von der Sbirolino-Angelei. Recht ungewöhnlich ist meine Ruten-Rollen-Kombination. Ich fische eine ca. 3 m lange Teleskop-Fliegenrute mit einer sehr weichen Aktion und montiere eine Stationärrolle mit 0,08er geflochtener Schnur, an die ich die Fliege mit einem ca. 2m langem Vorfach aus 0,16 Monofil ohne zusätzliches Gewicht knote, da ich die Fliegen nicht weit befördern muss! Das ist am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, da gerade im Drill die Rolle hinter der Hand sitzt, die die Rute führt, wenn man sich aber daran gewöhnt hat, ist diese Kombination sehr gut zu bedienen.
Immens wichtig sind eine gute Polarisations-Brille und eine Kopfbedeckung, welche das Sonnenlicht abschirmt. Anders als meine Angelkollegen konzentriere ich mich ausschließlich auf die Randbereiche des Gewässers. Ganz heiß sind die Uferabschnitte, an denen die Äste über das, oder in das Wasser hängen. Hier schleiche ich förmlich zwischen den Bäumen und Sträuchern am Uferstreifen entlang, bleibe immer wieder kurz stehen und warte, den Blick immer auf die Zone unter den überhängenden Ästen gerichtet. Meine Angelkollegen suchen mit ihren Montagen die Fische weit draußen und verhalten sich dementsprechend nicht vorsichtig genug am Ufer.
Ich dagegen bin absolut übervorsichtig und versuche so wenig wie möglich aufzufallen. Und dann kann man sie beobachten – direkt vor meinen Füßen ziehen die großen Bach- und Regenbogenforellen unter den Ästen entlang und sammeln Insekten, die vom Astwerk ins Wasser stürzen.
Absolut aufmerksam beobachten die Fische ihre Umgebung, schon bei der kleinsten Unachtsamkeit, sei es eine ungeschickte Bewegung, oder das Funkeln der Armbanduhr im Sonnenlicht, verschwinden die Kapitalen in die Tiefe, oft unbemerkt von vielen Anglern, die ihre Kunstköder oder Sbirolinos in die Gewässermitte peitschen. Selbst wenn man die Fische nicht verscheucht, hat man mit Wobblern, Spinnern oder ähnlichem wenig Chancen, da zum Einen zwischen den ganzen überhängenden Ästen (denn nur da halten sich die Fische auf!) kaum Platz ist, um diese Köder zu animieren und zum Andern die Forellen gar kein Interesse an Fisch-Imitationen haben, sie haben sich voll und ganz auf Fliegen , Käfer oder Larven „eingeschossen“. Es ist schon ein echtes Schauspiel, wenn eine gute 50er Bachforelle im glasklaren Wasser, keine 2 Meter vor den eigenen Füßen, genüsslich eine Fliege von der Wasseroberfläche schlürft. Das lässt jedes Anglerherz höher schlagen.
Nun zur eigentlichen Methode. Wie bereits erwähnt ist es immens wichtig, sich absolut unauffällig zu verhalten. Ich stehe meistens hinter einem Baum oder bewege mich im Schneckentempo am Ufer entlang. Habe ich nun eine Forelle entdeckt, erstarre ich förmlich. Ich werfe die Fliege nicht aus, dass geht ja auch gar nicht, da eine Trockenfliege fast nichts wiegt, sondern ich setze die Fliege lediglich unter der Rutenspitze auf die Wasseroberfläche, oder schnippse sie ein wenig hinaus, indem ich ganz vorsichtig die Schnur mit der linken Hand, welche die Fliege festhält, straffe und die Rute unter Spannung bringe. Jetzt muss ich nur noch, ohne große Eigenbewegung die Fliege auf die Wasseroberfläche schnippen lassen. Dafür braucht man nicht viel Platz zwischen den Ästen! Man sucht sich einfach eine kleine Lücke. Schon alleine das Auftreffen der Fliege auf die Wasseroberfläche ist oftmals der Schlüsselreiz für die Forelle den Köder zu nehmen. Oft jedoch stellen sich große Bachforellen unter die Fliege und betrachten diese – ein wahnsinnig spannender Moment.
Ein Vorteil ist, dass man sein Vorfach nicht auf die Wasseroberfläche ablegen muss, sondern es über Wasser halten kann, so kann es vom Fisch nicht bemerkt werden. Es liegt wirklich nur die Trockenfliege auf dem Wasser! Wenn der Fisch die Fliege nach dem Auftreffen nicht bemerkt hat oder diese nur begutachtet, bringt man die Fliege durch minimale Bewegungen in der Rute zum „Tanzen“ und Zittern und es entstehen die typischen Kreise auf der Wasseroberfläche. Das gibt der Forelle den Rest. Jedoch sind es keine heftigen Attacken, sondern die Fliege wird in aller Ruhe ganz genüsslich eingeschlürft, ohne jeglichen Argwohn.
Die Bombe platzt erst nach dem vorsichtigem(!!!) Anhieb. Nun kommt mir meine ungewöhnliche Zusammenstellung von Teleskop-Fliegenrute und Stationärrolle zu Gute. Die superweiche Aktion der Rute federt die ersten heftigen Fluchten super ab und verhindert ein Ausschlitzen des Fisches. Die Stationäre gibt zuverlässig Schnur frei, das ist extrem wichtig bei Fischen jenseits der 50 cm Marke und einem 0,16er monofilen Vorfach. Unter den überhängenden Ästen wird der Drill zum absoluten Drahtseilakt, jedoch zeigt sich hier ein weiterer Vorteil der Teleskop-Fliegenrute, diese kann nämlich bei Platzmangel Stück für Stück eingefahren werden. Der Rest ist Formsache und ein bisschen Glück.
Ganz entscheidend bei dieser Methode ist eine gute Sicht ins Wasser, um die Fische beobachten zu können.
Beste Bedingung bieten Tage mit absoluter Windstille und Sonne pur! In dem schattigen Bereich der Bäume sieht man jede Schuppe Unterwasser! So habe ich vor allem im Hochsommer, wenn sich alle Anderen über die sogenannte Sommerflaute beklagen, die dicksten Fische landen können. Für mich ist die ufernahe Angelei auf Sicht eine der schönsten und spannendsten Arten Forellen zu überlisten!
In diesem Sinne – Tight Lines
Christian