Barsch Fluorocasten auf Barsch
Lange Zeit habe ich des direkten Köderkontakts und der Wurfweiten halber nur mit Geflochtenen gefischt. Auch auf der Multi – obwohl mir damals, als ich mit dem Casten begonnen habe, der eine oder andere erfahrene Baitcaster empfohlen hatte, mit Mono einzusteigen. Ich hab‘s versucht. Einen Tag lang. Damals hat’s mir nicht gefallen. Kein Köderkontakt. Keine Wurfweite. Kein Feeling.
Im letzten Jahr hat ein Umdenken stattgefunden. U.a. weil ich beim Schwarzbarschangeln gemerkt habe, dass Mono bissverwertungstechnisch teilweise Vorteile hat. Und auch wenn’s richtig kalt wird, macht sich Mono gut, weil sie nicht so schnell an die Ringe friert. Ausschlaggebend dafür, dass inzwischen auf der Hälfte meiner Multis Fluorocarbon drauf ist, war aber ein „Twitcharm“, den ich mir im Herbst zugezogen habe, als ich fast täglich Wobbler durch die Kanäle der Hauptstadt gepeitscht habe. Dazu kam dann noch meine neue Oren’Ji MGS Cast bis 40 Gramm, die ja superleicht ist. Aber auch superstraff. Zusammen mit Geflochtener ist die nur was für XXL-Barsche oder für große Toppis & Konsorten. Für die 8 cm-Wobbler und die klassischen Citybarsche von 20 bis 35 Zentimeter erschien sie mir jedenfalls überdimensioniert – aber eben so geil, dass ich eigentlich nur noch mit dieser Rute fischen wollte. Twitcharm, harte Rute, relativ kleine Barsche. Da lag‘s nahe, es mal wieder mit Mono zu versuchen, um ein bisschen Puffer reinzubekommen und die Twitches nicht ganz so derb auf die Sehnen im oberen Unterarm wirken zu lassen.
Also die Geflochtene umgespult, 25er Mono auf die Rolle und rauf aufs Wasser. Wie üblich alle Bremsen der MGX voll offen. Erster Wurf. Was eine Wurfweite. Kurz vor der Landung: Tüddel. Krass. Die glatte Oberflächenstruktur will also erstmal gehandelt werden. Scheint ja echt was dran zu sein, dass man mit einer dickeren Mono genauso weit werfen kann wie mit einer dünnen Geflochtenen in der selben Tragkraftklasse. Warum ich das am Anfang meiner BC-Karriere nicht erkannt habe? Keine Ahnung. Einem Rotwein im Keller ähnlich müssen die Dinge in meinem Hirn wohl erst etwas reifen, bis sich die Erkenntnis einstellt. Nun ja. Die Fliehkraftbremse halb zu drehen. Nächster Wurf. Etwas vorsichtiger durchgeladen natürlich. Aha. Schon besser. Gute Wurfweite. Kein Tüddel. Mit der Zeit kam ich dann drauf, dass ich auch die Spulenbremse etwas weiter zudrehen kann, wenn ich voll durchziehen will. Wurftechnisch war das Ganze ein Aha-Erlebnis. Auch die Drills waren irgendwie lustig an der Gummi-Sehne. Allerdings waren die Bisse nicht mehr so schön zu spüren – was nicht mal mich gewundert hat. Mono dehnt sich halt schon extrem.
Nun hört man ja immer wieder, dass sich Fluorocarbon nicht so stark dehnt wie Mono. Wieder daheim habe ich also mein Schnurdepot abgecheckt und eine Spule 26er Vanish Transition gefunden. Diese golden eingefärbte FC Schnur, die man über dem Wasser so schön gesehen hat und versprach, unter Wasser weitestgehend unsichtbar zu werden, gibt’s schon eine Weile nicht mehr. Da steht aber was von verbesserter „Flexibility“ drauf. Die versprach also, sich einigermaßen gut werfen zu lassen. Rauf auf die Rolle damit.
Am nächsten Tag war ich schon ganz heiß, das zu testen (ich liebe es, wenn ich mal wieder was Neues für mich finde). Und tatsächlich: Die kleinen und mittleren Barschwobbler ließen sich super mit der FC-Schnur werfen. Was mir noch besser gefiel: Die Schnur lag immer so schön gestreckt zwischen mir und meinem Köder. Der Kontakt war eindeutig besser – auch wenn die Flexibility eine ähnliche Dehnung bedeutete.
Optisch ist diese Kombo na klar ein Hammer. Und Fisch fängt sie auch noch :-)
Wieder daheim wurden die Pure Fishing-Kataloge studiert. Bis ich bei Stren eine Fluorocast gefunden habe. Zwei Tage später war meine MGX mit der 25er bespult.
Die wirft sich auch hervorragend und liegt auch in Twitchpausen immer plan zwischen Rutenspitze und Suspender. Weitere Tests überflüssig. Ich habe meine Wobbel-Sehne gefunden.
Mit der Kombo MGS, MGX, 9 cm-Koolie Minnow und Fluorocast habe ich fast alle meine besseren Herbstbarsche erwischt.
Im Gegensatz zu meiner Kamera funzt FC auch in der Dämmerung.
Übrigens habe ich festgestellt, dass die Wobbler an FC etwas tiefer laufen, als an Geflochtener. Was ja auch klar ist, weil die eine Schnur sinkt und die andere auftreibt. Man sollte das aber einkalkulieren, wenn man flache und hindernisreiche Gewässerbereiche befischt.
Klar ist das für viele von den BC-Cracks hier an Bord ein alter Hut. Aber allen, die sich wie ich am Anfang mit Mono und der Baitcaster schwer getan haben und deswegen wieder auf Geflecht zurückgestellt haben, empfehle ich, den dehnungsstärkeren Schnüren nochmal eine Chance zu geben. Man ist echt erstaunt, wie gut die Wobbler fliegen. Und dann ist FC auch noch leise, schlechter sichtbar für die Fische und man muss kein FC-Vorfach binden, geschweige denn Angst um den Knoten haben, der immer wieder durch die Ringe fliegt. Außerdem bleiben einem die Wobbler auch bei einem Tüddel im Anfangsstadium des Wurfes treu, anstatt wie mit Geflochtener das Weite zu suchen…