Tipps & Tricks Florida: Kann Catch & Release die Bestände retten?
Daniel’s (lohmann’s) Artikel über das Angeln in Florida und die Lektüre einer amerikanischen Angelzeitung mit dem Namen „Fishing Lines“ haben mich inspiriert, Euch einmal ein bisschen was zu Lesen über die die Zusammenhänge von Angeldruck, Besiedlung und Fischbestände in Florida vorzusetzen und gleichzeitig ein paar Ratschläge über schonendes Releasen an Euch weiterzuleiten. Daniel hatte sich ja sehr löblich über das Verhalten der Amis am Wasser geäußert, weil dort fast jeder Angler seine Fische zurücksetzt. Allerdings gibt’s auch dort schwarze Schafe und einfach eine Unmenge von Anglern, die den Herausgebern von „Fishing Lines“ Anlass zur Sorge bereiten. Außerdem hatte Daniel ja schon bemerkt, dass auf jedem zweiten Boot ein paar montierte Ruten zu sehen waren.
Sicher ist richtig, dass dort drüben viel mehr released wird als hierzulande üblich. Dennoch sind auch in Florida die Bestände rückläufig, was erstens auf den hohen Angeldruck (und gleichzeitiger Entnahme) und zweitens auf die immer weiter fortschreitende Erschließung der Küste zurückzuführen ist. Die Herausgeber der Zeitung ziehen die Bestandsentwicklung der „spotted seatrout“ als Beispiel heran…
Das Pech der Meerforelle ist, dass sie lebensrhythmusbedingt genau dieselben Gebiete bevorzugt wie die Menschen. Durch Abwasser und andere Einträge wird das Wasser immer trüber. Folge: Die Sonne kommt nicht mehr durch. Resultat: Das Seegras kann nicht mehr wachsen und so findet die spotted seatrout kaum mehr Seegrasfelder vor, in denen sie Nahrung findet bzw. in denen sich Jungfische verstecken können. In Tampa Bay zum Beispiel gingen in den letzten 20 Jahren 40 Prozent der Seegraswiesen verloren.
Aber auch die Angler tragen enorm zur Dezimierung der Mefobestände bei. DURCHSCHNITTLICH entnimmt ein Angler 9,7 amerikanische Pfund Seatrout pro Jahr. Das ist eine ganz schöne Menge (denn da sind wirklich tausende von Anglern aktiv) und diese Entnahme pro Mann hat sicher dazu beigetragen, dass der Anteil an Meerforellen am gesamten Fischbestand in Flüssen wie dem Indian River (dem dort bekanntesten Fluss für große Meerforellen) von gut 30 bis 35 Prozent auf weit unter 15 Prozent gesunken ist.
Das Problem sind einfach die Unmengen Angler. Selbst wenn die Mehrheit viel zurücksetzt bzw. sich an die Fangbeschränkungen hält, bleiben eine Menge Angler, die mit ihrem „Fehlverhalten“ (Entnahme übers Limit hinaus) dafür sorgen, dass die Bestände zurückgehen.
In Zahlen: Man geht in Florida von 3 Mio. Anglern aus. Von diesen halten sich 99 Prozent zumindest an Schonzeiten und Mindestmaße. Doch da bleiben immer noch 30.000 Angler, die das nicht tun.
Deshalb stehen in den amerikanischen Zeitschriften auch Headlines über den Artikeln wie:
LIMIT YOUR TAKE – DON’T TAKE THE LIMIT
Darüber hinaus wir massiv für korrektes Catch&Release geworben. Das meint:
1. Das Tackle an den Fisch anpassen. Niemals zu fein fischen!
2. Abschlucken verhindern. Damit die Fische nicht an ihren Verletzungen sterben Kunstköder statt Lebendködern verwenden!
3. Den Fisch schonend abhaken. Zum Schutz der Schleimschicht macht man das am besten im Wasser. Wenn das nicht möglich ist, dann mit feuchten Händen anfassen. Auf Kescher am besten verzichten.
4. Schnell zurücksetzen. Um den Haken möglichst schnell zu entfernen, kann man den Fisch ruhig stellen, indem man die Augen mit einem nassen Tuch bedeckt oder den Fisch auf den Rücken dreht.
5. Schonend zurücksetzen. Der Fisch wird solange mit dem Kopf in die Strömung gehalten, bis er wegschwimmt. Wenn man ihn vom Boot mit einer hohen Bordwand oder vom Pier released, immer mit dem Kopf voran ins Wasser gleiten lassen.
6. Hart drillen. Man sollte seine Fische nie auslaugen. Je kürzer der Drill, desto besser für den Fisch. Wenn ein Fisch dennoch völlig platt ist, darf er nicht aus dem Wasser genommen werden. Das wäre das Gleiche wie wenn man einem Marathonläufer nach dem Lauf eine Plastiktüte über den Kopf stülpt.
7. Fische, die aus großer Tiefe herangepumpt werden, tauchen oft mit herausgestülptem Magen (es ist der Magen, nicht die Schwimmblase) auf. Diesen niemals selber hereindrücken. Die Fische ziehen ihn sich wieder herein, wenn sie die Aktion überleben. Wenn man nachhelfen will, dann kann man ein kleines Loch in den Magen piecksen, so dass sich der Druck reguliert und es der Fisch einfacher hat, nach unten zu kommen.
Ich denke mal, dass man durchaus Konsequenzen aus den Lehren dieses Artikels ziehen und sich die Ratschläge fürs Releasen aneignen kann. Denn was da drüben gut für die Fische ist, kann hier nicht schaden.