Hecht Fliegenfischen auf Hecht
Beitrag enthält WerbungHechte sind interessante Fische: sie werden wirklich groß, sind aggressiv und schön, wie wohl wenige andere Raubfische in unseren Gefilden. Sie lassen sich mit den unterschiedlichsten Methoden fangen. Eine von diesen möchte ich Euch kurz vorstellen. Das Fliegenfischen auf Hecht.
Eine meiner ersten Erinnerungen an das Angeln handelt von einem Hecht. Ich fischte zusammen mit meinem Vater an einem kleinen Kanal in Südfrankreich. Eigentlich hatte ich eine Posenrute zu bewachen, doch als mein Vater eine kurze Auszeit vom Spinnfischen nahm, nutze ich die Chance und schnappte mir seine Rute. Gleich beim ersten Wurf ging mir ein Hecht an den Haken. Wahrscheinlich keine 40cm groß – in meinen Erinnerungen war er allerdings riesig!
Jetzt, über 15 Jahre später, denke ich noch oft an diesen Tag zurück, wenn ich am Angeln bin. Denn irgendwie ist einem eine spannende Erinnerung ja wertvoller als ein möglichst großer Fisch – und genau solche Erinnerungen sammelt man beim Fliegenfischen auf Hecht meiner Meinung nach wie bei keiner anderen Methode, um diesem Räuber nachzustellen.
Hier gleich mal ein Video zur Einstimmung:
Faszination Fliegenfischen – Hecht
Die Bisse lassen einem jedes Mal wieder das Blut in den Adern gefrieren. Urplötzlich reißt einem ein wütender Esox die Running Line aus der Hand. Die Fliegenruten haben natürlich auch eine ganz andere Aktion als eine Jigge oder Jerke. Da sind Halbkreise vorprogrammiert! Ein 80er Hecht an einem der so populären Bigbaitprügeln? – Keine so spannende Angelegenheit. An der Fliegenrute? – Ein Thriller wie ihn Hitchcock nicht besser hätte drehen können. Alles, was um den Bereich der magischen Metermarke geht, ist an der Fliegenrute der absolute Wahnsinn. Dabei macht den besonderen Kick sicherlich der größtmögliche Kontakt zum Fisch aus.
Der Köder wird mit den Händen animiert, während man die Schnur zwischen den Fingern hält. Keine Rolle, egal ob Baitcast oder Stationär, die zwischen einem selbst und dem Fisch steht! Hinzu kommt noch die absolute Absurdität der Hechtattacken auf manche Streamer: Beim besten Willen kann man in ihnen keinen Beutefisch erkennen. Die Hechte beißen, um der Boss zu sein – das fasziniert.
Was auch nicht außer Acht gelassen werden darf: So ziemlich überall (in Deutschland) kann man Hechte fangen! Das kann man über die klassischen Fliegenfischerfische wie Forelle oder Äsche nicht wirklich sagen!
Warnen muss ich allerdings auch noch vor einer Sache: Auch wenn der Anfang im Fliegenfischen beziehungsweise -werfen schwieriger ist als der Start ins aktive Spinnfischen oder gar Baitcasten – wer einmal einen Hecht an der Fliegenrute gedrillt hat, will nichts anderes mehr! Nach einiger Zeit musste ich das einsehen, den Widerstand aufgeben und meine gesamte Spinnfischausrüstung verkaufen.
Vorurteile sollte man schnell ablegen! Das Fliegenfischen schränkt einen kaum ein. Vor allem nicht beim Hechtfischen! Es gibt Methoden und Ausrüstung mit der man genauso gut an der Oberfläche, wie in 2, 4 oder 6 Meter Tiefe fischen kann! Um die geringere Wurfweite muss man sich auch keine Sorgen machen. Seid mal ehrlich – wie viele eurer Hechte fangt ihr auf Distanzen größer als 25 Meter? Bei mir waren das zu spinnfischenden Zeiten keine 25% – wer vom (Belly-)Boot aus fischt, muss erst gar nicht über diesen Aspekt nachdenken. Man ist ja mobil.
Ein weiterer Vorteil des Fliegenfischens auf Hecht ist die, nennen wir es mal „fairere“, Umgangsweise mit dem Fisch – gerade wenn man in Gefilden fischt, in denen C&R gerne gesehen oder vorgeschrieben ist, eine super Sache! Es kommen zu 99% Einzelhaken zum Einsatz. Resultat: Keine zugenagelten Hechtmäuler mehr! Einige Hersteller sind bereits so weit, dass sie ihre Haken bzw. Streamer ausschließlich widerhakenlos anbieten. So einen Haken bekommt man auch gut, schnell und somit schonend gelöst, wenn der Hecht den Streamer mal voll inhaliert hat! Und wer jetzt denkt, man nimmt so eine höhere Fehlbissquote in Kauf, der irrt! So ein widerhakenloser Haken dringt schneller und besser ein als ein Drilling. Und wenn er einmal sitzt, dann löst er sich in den seltensten Fällen! Ein Gewinn also für beide Seiten.
Abschließend möchte ich euch noch einen kurzen Leckerbissen aus meiner persönlichen Erfahrung preisgeben. Meine besten Hechte konnte ich dieses Jahr fast ausschließlich dann fangen, wenn um mich herum Spinnköder ins Wasser flogen. Die Fliege ist, gerade wenn die Hechte träge sind oder stark befischt werden, unfassbar effektiv! So einige meiner spinnfischenden Angelkumpels haben die „Fussel“, wie manche die Streamer nennen, schon fürchten gelernt!
Also traut euch, probiert mal was Neues und schmeißt den grünen Gesellen verrückte Streamer vor die Schnauze. Vielleicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr. ;)
Im Folgenden findet Ihr eine Zusammenstellung von brauchbarem Gerät. Etwaige Fragen könnt ihr mir gerne über meine Homepage stellen. (www.facebook.com/pages/Pool-Productions/165671873590735)
Gerät:
Fliegenruten der Klasse 8-9 in klassischer Länge 9´
(gut sind z.B. Loop Booster oder die Vision Big Daddy)
Fliegenrolle in passender Größe
(z.B. Loop Evotec G4 7-9 oder (preisgünstiger) Vision Deep 9/10)
Wichtig: spezielle Hechtfliegenschnur (zum Werfen der großen, windanfälligen Muster)!
(z.B. Loop Booster WF9, interm. oder Vision Big Daddy WF8, interm.)
Vorfach: 1,5-2 m 0,45er Fluocarbon; daran eine Stahlspitze (Albright Knoten)
Köder: diverse Streamer von 15 – 30 cm Länge
Ein Letztes: Vertraut Euch zu Anfang einem erfahrenen Fliegenfischer oder Wurflehrer an. So kommt ihr schneller und langfristiger zum Wurf- und damit Fangerfolg!
Stay tuned!
Peter