Fangberichte Fishingtales 2007
Vor einer Weile habe ich hier den ersten Teil eines Jahresrückblicks veröffentlicht und implizit einen zweiten Teil versprochen. Leider sind danach im Zuge einer Aneinanderreihung privater Katastrophen einige Textanfänge des zweiten Teils bei einem Festplattencrash verloren gegangen. Ich habe mich jedoch noch einmal aufgerafft und ein paar Stories aus 2007 für Euch zusammengestellt.
Das Schreiben macht mir einfach Spaß und Euch das Lesen hoffentlich umso mehr. Da das Jahr 2007 nun schon ein wenig zurückliegt und somit der Titel „Jahresrückblick 2007 Teil 2“ ein wenig deplaziert wirken würde, taufe ich diesen Bericht einfach Fishingtales 2007:
Nächtlicher Besuch
Mitten im Sommer wollte ich es auf Zander und Aal unter einer Brücke an einem See versuchen. Die Zielfische sollten mit einem Wurm am Grund und einem Köderfisch an der Pose zum Anbiss überredet werden. Gegen Abend wurde das Gerät zusammengestellt und im Auto verstaut. Ein guter Freund wollte mich begleiten, so dass wir schließlich zu zweit am Wasser ankamen. Schnell wurde alles für die nahende Dunkelheit vorbereitet. Alles sollte seinen festen Platz haben, damit im Falle des hoffnungsvoll erwarteten „Riesenfisches“ alles griffbereit war. Schließlich wurden die Ruten mit Ködern bestückt und ausgelegt. Für die Grundrute hatte ich mir für wenig Geld einen elektronischen Bissanzeiger bei einem Lebensmitteldiscounter zugelegt. Allerdings sollte mich die passende Batterie mehr kosten als das Gerät selber… Für die Bisserkennung der Posenrute wurde vorsorglich ein Knicklicht am Schwimmer angebracht.
Schließlich wurden die Ruten ausgelegt und die Dämmerung abgewartet. Der geringe Verkehr auf der Brücke über uns nahm weiter ab und das Licht der Sonne schwand langsam aber sicher. Jetzt galt es zu warten. Wir gönnten uns ein winziges Schlückchen auf diese laue Sommernacht.
Gespräche über Gott, die Welt und Fischen wurden geführt, Ruten kontrolliert, weitere Gespräche geführt… Kurz: fangtechnisch passierte herzlich wenig, bis plötzlich ein penetrantes „Pieeeep“ unsere angeheiterte Kommunikation störte. Irgendein Fisch machte sich am Köder der Grundrute zu schaffen. Mit einem schnellen Satz war ich bei der Rute. Ich tastete mit dem Finger nach der Schnur und fühlte wie sie schubweise Stück für Stück minimal von der Rolle gezogen wurde. Herzklopfen. Ein großer Fisch konnte es nicht sein. Oder hatte er einfach nur vorsichtig gebissen? Vorsichtig nahm ich die Rute aus dem Halter und stellte die Bremse fest. Anschlag. Ein leichtes Zucken geht durch die Rute. Mühelos läst sich der Fisch heranziehen. Das Taschenlampenlicht meines Freundes lässt die Schuppen des kleinen Fisches vor uns im Wasser silbrig reflektieren.
„Leider nur ein Weißfisch!“, entgeht es mir.
„Aber was ist es denn für einer? Sieht aus wie ein Brassen oder?“
Um die Frage beantworten zu können hebe ich den kleinen Gesellen vorsichtig mit nassen Händen aus dem Wasser. Schnell ist er vom Wurmhaken befreit.
„Nein das ist kein Brassen! Das ist ein Güster. Die werden nicht so groß wie Brassen und kommen hier oft vor.“
Wir sollten noch weitere Güster an diesem Abend fangen. Es war immer dasselbe Spiel. Kurz nach dem Neubeködern und Auslegen der Rute, spielten die Fische am Grund mit dem Köder. Oft hoffte ich auf einen Aal oder wenigstens mal eine andere Weißfischart. Doch wenn der Fisch nach dem Anhieb gehakt wurde, war es stets ein Güster.
Die Rute mit dem Köderfisch blieb gänzlich unangetastet. Nur ein niederes Nagetier interessierte sich für die restlichen Köderfische an Land, welche ich in einer kleinen Box aufbewahrte. Die Ratte schlich sich von hinten an und jagte uns einen gehörigen Schrecken ein. Sie flitze zwischen unserer Ausrüstung und Köderboxen umher. Als wir beiden angelnden (in den Augen der Ratte), übergroßen Säugetiere den kleinen Nager entdeckten und anfingen wild umher zu hüpfen, entschied sich das kleine Tier allerdings schnell die Flucht anzutreten. Glücklicherweise ist auf dem kleinen Vorsprung unter der Brücke kein größeres Säugetier vor Schreck ins Wasser gestolpert. Ebenso ist das ungewollte „Wässern“ von Ruten und Tackle-Boxen in der Aufregung gerade noch verhindert worden.
Letztendlich war die Beute an diesem Abend äußerst dürftig. Nachdem sich nur Güster für meine ausgelegte Grundrute interessierten und ich bereits zwei von ihnen notgedrungen mitnehmen musste (sie hatten den Haken leider viel zu tief geschluckt), entschloss ich mich die Segel zu streichen und mit meinem Freund die Heimreise anzutreten. Schließlich wollte ich nicht noch mehr Güster haken, die eventuell den Wurm zu tief schlucken würden.
Falls jemand übrigens ein gutes Rezept für notgedrungene Weißfischfänge hat, die als Köderfisch zu groß sind (oder ungewollt), immer her damit. Geschmeckt haben die Güster nämlich weniger…
Sommerbarsche
Die Barschjagd in großen stehenden Gewässern ist ja bekanntlich nicht immer einfach. Die Fische wollen erstmal gefunden werden. Wie sagt man doch so schön: 90% der Wassermasse sind fischleer.
Jedenfalls habe ich es im Sommer 2007 oft versucht die gestreiften Stachelritter vom Boot aus zu fangen. Insbesondere ein Erlebnis ist mir noch in frischer Erinnerung geblieben: Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen ich die kleinen Räuber einfach nicht finden konnte. Bisher hatte ich einfach noch keinen Biss. Doch plötzlich konnte ich lautes Plätschern unweit vom Boot vernehmen. Das Wasser fing förmlich an zu kochen. Immer wieder spritzten Fische aus dem Wasser. „Hier muss eine Barschjagd stattfinden!“, dachte ich zu mir. Mir kribbelten die Finger. Hier mussten doch einfach ein paar Räuber zu fangen sein!
Also wurde mit neuer Energie angegriffen. Wurf auf Wurf folgte, Spinner, Wobbler, Gufis einfach alles wurde in Richtung Fischtreiben gepfeffert. Aber es biss nix! Die Fische sprangen mittlerweile förmlich aus dem Wasser. Immer wider durchbrachen auch dicke, dunkle Fischrücken die Wasseroberfläche. In meiner Phantasie waren es alle gierig jagende 40+ Barsche. Ich griff zu meiner Digitalkamera und begann das bunte Treiben zu filmen, um es mir später Zuhause am Rechner anzusehen. Vielleicht konnte man ja wenigstens erkennen, was für Fische dort ihr Unwesen trieben. Nach dem kleinen Filmdreh versuchte ich weiter einen gestreiften Räuber aus der potentiellen Barschjagd zu fangen. Doch es biss nach wie vor: Nix!
Nun ja, irgendwann hatte ich dann auch den Kaffee auf und fuhr als Schneider nach Hause. Den Videoclip schaute ich mir später in Slowmotion an und entdeckte nach mühevoller Standbildanalyse, dass die springenden Fische große Rotaugen gewesen sind. Eventuelle Räuber am Platz hatten sich wohl schon gänzlich voll gefuttert.
An anderen Tagen hatte ich mehr Glück und konnte immer wieder viele kleine und öfter auch
mal ein paar bessere Stachelritter aus dem See ziehen.
Zu zweit fängt es sich besser
Im Sommer 07 habe ich mir vorgenommen zum ersten Mal gezielt im Kanal auf Barsche zu fischen. Was liegt da näher als sich mal im Barsch-Alarm-Forum übers Kanalfischen im Ruhrgebiet zu informieren? Es dauerte nicht lange und schon hatte ich mich mit einem gleich gesinnten Barschalarmer zur gemeinsamen Barschjagd verabredet. Da wir uns noch nicht kannten, dachte ich mir, ein kleiner Plausch bei einem Schlückchen Kaffee am morgen wäre genau das Richtige vor dem ausgiebigen „Gummipeitschen“. Und so packte ich mir früh morgens vorsorglich 2 Becher und eine volle Thermoskanne schwarzen Muntermacher ein. Im Gegensatz zu mir war Foley pünktlich am Treffpunkt (was bei unseren späteren Treffen zu einem ungeschriebenen Gesetz werden sollte). Meine Wenigkeit hatte am morgen mal wieder rumgetrödelt und die kurze Anreise zum Kanal noch kürzer eingeschätzt. Folglich war ich ein wenig zu spät. Trotzdem verstanden Foley und ich uns auf Anhieb und der Kaffe schmeckte auch (was bei unseren späteren Treffen leider nicht zu einem ungeschriebenen Gesetz werden sollte).
Schließlich gingen wir ans Wasser, um unser Tagewerk zu vollbringen. Leichter Nebel lag über dem stillen Gewässer. Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten die spiegelglatte Oberfläche. Wilde Büsche bewuchsen die Uferböschung. Der Kanal sah idyllischer aus als ich ihn mir vorgestellt hatte.
Foley war auf alles vorbereitet: Skeletor, Redarc, Fluorocarbon, Kopyto samt passenden Bleikopf. Ruckzuck hatte er alles montiert und schmiss seinen Gummifisch ins Barschflüsschen, während ich noch mein Vorfach aus viel zu dickem Monofil knüpfte. Ich hatte gerade meinen Gufi an der Leine befestigt, da hatte Foley auch schon den ersten Stachelritter am Band. Ich staunte nicht schlecht über diesen schnellen Erfolg und so begann ich nun auch eifrig zu jiggen.
Wir sollten noch mehrere Barsche an diesem Tag überlisten. Es war eine sehr kurzweilige Fischerei bei super Wetterverhältnissen. An diversen anderen Tagen im Spätsommer / Herbst fuhren wir gemeinsam ins Sauerland, um Erfahrungen an den Talsperren des Ruhrverbands zu sammeln. Oft waren wir sehr früh am Wasser. Es ist einfache eine einmalige Stimmung im Morgengrauen mit Wathose ausgestattet direkt im Element der Beute zu stehen und gespannt seine Rutenspitze zu beobachten, während der Köder langsam über den Grund läuft.
Gemeinsam konnten wir so den einen oder anderen Barsch vom Ufer aus überlisten und sogar ein paar kleine Hechte mit kleinen Slidern und Spökets verhaften.
Beim Fischen haben wir mit dem Auto immer wider mal die Uferseite gewechselt, um so schnell diverse Spots zu erreichen, die dann zu Fuß abgearbeitet wurden. Unter anderem haben wir es auch unter eine Brücke versucht. Dass man diese auch fangen kann, hat mir Foley eindrucksvoll bewiesen.
Mit Sicherheit werden wir beide in Zukunft öfter gemeinsam Raubfische ärgern gehen, denn zu zweit fängt es sich einfach besser. Und selbst wenn mal nichts beißt, kann man sich wenigstens zu zweit ärgern ;-).
Kleine Sünder
Ein krasses Erlebnis hatte ich diesen Spätsommer an einem kleinen Kanal mitten im Ruhrgebiet. Voller Tatendrang und hoffnungsvoller Grundeinstellung parkte ich an jenem Tag meinen PKW auf einem kleinen Parkplatz. Schnell wurde noch eine Tasse Kaffee geschlürft, die Tasche mit den nötigem Kleinkram über die Schulter geworfen und die Rute ergriffen.
Doch gerade als ich den Parkplatz verlassen und zum Kanal hinüber gehen wollte, musste ich stocken und betrachtete mit offenem Mund folgende Szene:
Eine kleine Gruppe von Drei-Käse-Hoch lief an mir vorbei, jeder einen stinkenden, vollen Müllsack in der Hand. Mit vollem Körpereinsatz schleuderten die Jungs den Müll vergnügt und unbekümmert die Böschung hinunter. Genug war genug!
„Eeeey! Geht das noch? Ihr könnt hier nicht einfach euern Müll wegschmeißen. Dafür gibt es eine simple, aber einfache Erfindung. Die nennt sich Mülltonne!“
Die unschuldige, böse Zungen mögen behaupten eintrainierte Antwort: „Wir verstehen nicht. Wir nicht so gut verstehen.“
So zogen die wilden Kerle nach links ab und hinterließen mich ziemlich unentschlossen wie nun zu handeln sei. Kurz darauf fuhren zwei PKWs quasi direkt aus dem Unterholz heraus quer über den Parkplatz auf die Straße und bogen nach rechts ab. In diesen Fahrzeugen fanden sich auch die kleinen Müllsünder wieder. Ich blickte den Waldrand entlang und sah an der Stelle, von wo die PKWs gekommen waren, einen Müllberg. Genug war genug! Zum Quadrat!
Ich erinnerte mich meiner Bürgerpflichten oder nach den Worten von Hausmeister Krause: „Ordnung muss sein!“ So zückte ich mein Mobiltelefon und wählte 110…
Bis ich den grünen Männern erklärt hatte, was vorgefallen war, bis ich ihnen die PKWs beschrieben hatte, bis sie vor Ort waren und bis sie sich die Müllberge angesehen hatten war natürlich eine gewisse Zeit vergangen. Ob sie jemals einen der „Müllsündersippe“ erwischt haben, kann ich leider nicht sagen. Für Rückfragen haben die Beamten zwar meine Adresse und Nummer aufgenommen, nur habe ich bis heute von der Geschichte nichts mehr gehört. Letztlich sollte sich die Polizei zwar vorrangig schwerwiegenderen Vergehen als Müllsünden widmen, aber eine Genugtuung wäre es schon gewesen, wenn sie diese frechen Gesellen gepackt hätten. Zum Quadrat!
Ein dringendes Geschäft
Im Sommer 2007 sollte ich eine weitere ungeheuerliche Szene an einem Kanal erleben. Wiedereinmal war ich auf die kleinen stacheligen Räubernaturen aus. Doch leider war die Ausbeute am Wasser ziemlich spärlich. Kleine Fische, Fehlbisse, nichts wirklich Spektakuläres.
Dennoch verbrachte ich einen angenehmen, leicht sportlichen Tag am schnurgeraden Gewässer. Viele Stellen wurden abgelaufen, viele Würfe gemacht, neue Erkenntnisse über die Bodenstrukturen gewonnen und natürlich auch die obligatorischen Kunstköderverluste in der Steinpackung verschmerzt.
Mittlerweile neigte sich der Tag dem Ende entgegen. Die Sonne stand bereits sehr tief, als ich mich entschloss die Uferseite für einen letzten Angriff zu wechseln. Ich lief also über eine Brücke und begann unter ihr auf der anderen Seite zu fischen. Die Sonne ging unter, langsam aber sicher wurde es dunkel. Doch solange es noch dämmerte wollte ich nicht klein bei geben. Die besten Fische beißen schließlich, wenn man nicht (mehr) mit ihnen rechnet. Je länger also die aktiv verbrachte Zeit am Wasser ist, desto länger ist auch die Zeit, in der man nicht mit einem guten Fang rechnet. O.k., das war jetzt ein wenig verwirrend und lenkt mich vom Thema ab.
Also zurück zur Brücke, zurück zum fortschreitend dunkler werdenden Abendlicht. Ich stehe also da über dem Kanal auf einer Spundwand und pfeffere meinen Gummifisch stetig und rhythmisch ins kühle Nass. Nichts ahnend gehe ich meiner Lieblingsbeschäftigung nach, als plötzlich auf der anderen Uferseite ein älterer Herr von links unter die Brücke tritt und stehen bleibt. In völliger Ruhe zieht er seine Hose runter und legt eine astreine Wurst auf den Weg…
Genauso gelassen zieht er seine Hose wieder hoch, ganz so wie wir es alle täglich tun. Doch suchen wir für unser Geschäft i.d.R. den sprichwörtlich stillen Ort, vornehmlich hinter einer geschlossenen Tür und unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf. Nun ja, offensichtlich fühlte sich der Wurst-unter-Brücken-legende-Herr durchaus unbeobachtet und an einem nahezu privaten Ort. In dieses Bild passt auch sein unbekümmerter Abgang nach rechts während dieser witzigen Szene. Und schließlich dürfen Hunde ja auch einfach so, und alle gucken zu.
Jedenfalls habe ich mich köstlich amüsiert und bin mit weiteren interessanten Eindrücken vom Kanal nach Hause gefahren (ohne große Fische).