Meeresräuber Fishing in Paradise I: Der Hawaiianische Kult um die Angelei


Nachdem ich nun ein wenig mehr Zeit hier im Paradies habe, starte ich eine kleine Serie die euch hoffentlich meine Impressionen des Hawaiianischen Angelns näher bringen kann. Starten sollte man wie immer mit den Basics und das sind auch hier die Anfänge des hawaiianischen Fischens und dessen Kultur.

Die einzige indigene an Land lebende Säugetierart auf Hawaii ist eine Fledermaus. Diese schmeckt nicht besonders gut und ist wenig nahrhaft. Deswegen begannen die Hawaiianer schon früh, sich auf das Meer als Eiweißquelle Nummer 1 zu verlassen. Das ist der Hauptgrund, warum sich auch heute noch viele Mythen und Legenden um Fische, auch I’a genannt, aber auch die Fischer, sogenannte Iawai’a, ranken. Da wir als Angler mehr praktisch orientiert sind, halte ich mich nicht so lange mit den Legenden auf und komme direkt zu den Techniken. Bei jeder der genannten Angeltechniken waren den Hawaiianern stets einige Regeln wichtig: Der Fang wurde gerecht aufgeteilt. Es wurde kein Fisch verschwendet. Es musste respektvoll mit den oftmals heiligen Tieren umgegangen werden.

Haken und Leine

Schon sehr früh begannen die Hawaiianer, Fische mit Haken und Leine zu fangen. Hergestellt wurde die Leine meist aus Olona, einer Pflanzenfaser, die weltweit zu den stabilsten zählt. Wie man es heute von geflochtenen Schnüren kennt, färbten die Hawaiianer die Leinen mit Koki`o, einer einheimischen roten Hibiskus Art. Der Haken wurde je nach Verwendungszweck aus Holz, Knochen (von Fischen, Walen, Hunden, die von anderen polynesischen Völkern eingeführt wurden oder sogar Menschen), Korallen, Stein oder Muscheln gewonnen. Verbundhaken aus zwei verschiedenen Materialien waren damals besonders beliebt. Haken dieser Bauart, Makau genannt, sind heute noch auf Hawaii zu sehen, jedoch meist als Schmuck.

Die Leine wurde meist per Hand bedient. Ruten waren nicht bekannt bzw. einfach nicht nötig. Normalerweise fuhren die Hawaiianer mit ihren Booten aufs Meer um Fische mittlerer Größe, aber auch Haie mit ihrer primitiven Ausrüstung zu fangen. Auf dem Meer setzte man die Leinen meist mit Steingewichten auf Grund. Ähnlich wie bei modernen PopUp-Karpfen-Ködern wurde jedoch versucht, den Haken mit dem Köder leicht auftreiben zu lassen, um noch mehr Fische anzulocken. Zur Anköderung wurden Tintenfische, Muscheln, Krebse, Kokosnüsse oder ähnliches benutzt. Hierbei vertraute man auf Erfahrungswerte, fischte aber auch viel auf Sicht. Um die Sicht in die Tiefe zu erhöhen, verwendete man Kokosnussfett – Quasi eine moderne Polarisationsbrille.

Doch nicht nur in Sachen Durchblick waren die Ureinwohner Hawaiis uns sehr ähnlich. Sie entwickelten ebenfalls Kunstköder, welche hinter Booten geschleppt wurden. Am bekanntesten und erfolgreichsten sind hier Muschelköder, die lu he?e genannt wurden. Die Muscheln wurden teilweise mit Steinen gefüllt und wurden so zur Rassel. Diese zeigten sich vor allem auf Oktopus und Tintenfische als besonders erfolgreich.

Ähnlich wie bei vielen modernen Hardbaits und Gummis wurden erfolgreiche Köder magische Kräfte zugesagt und von Generation zu Generation weiter gegeben. Es gibt sogar Geschichten, die von Fischern handeln, die beim Versuch, ihren Kunstköder aus einem Korallenriff zu bergen, ertrunken sind. Klingt schwer nach der modernen Tacklesucht, würde ich sagen. Ähnlich wie die heutigen japanischen Hightech Tackleschmieden, waren auch Hawaiianer die besonders erfolgreiche Köder bastelten, besonders hoch in der Gesellschaft angesehen.

Speerfischen

Ich werde mich beim Speerfischen hier sehr kurz halten, da ich plane hierzu einen extra Artikel zu schreiben. Das Speerfischen war vor allem unter jungen Hawaiianern beliebt. Während die älteren Fischer meist auf Meer fuhren, blieb die Jugend nah am Ufer und fing Fische mit Hartholzspeeren. Hölzer hierfür waren meist die heimischen Kauila, O`a, Koai`e, und Uhiuhi. Diese Speere waren meist um die 2m lang. Die gefangenen Fische wurden meist als Köder für größere Fische, aber auch als Nahrung verwendet. Später wurde auch das Speerfischen während des Tauchens sehr beliebt. Da jedoch Harpunen oder andere Schlingen kaum bekannt waren, jagte man vor allem nach am Boden lebenden Steinfischen, Rochen, Tintenfischen oder andere Tieren, die leicht zu fangen waren. Eine ebenfalls sehr erfolgreiche, aber auch sehr gefährliche Technik war das Nachtspeerfischen. Oktopusse, Tintenfische und andere Fische wurden durch das Licht von brennenden Palmblättern angelockt und dann gefangen. Die vielen Riffhaie, die besonders nachts aktiv sind, machen diese Technik jedoch sehr gefährlich.

Netze

Mehr als alle anderen Techniken bevorzugten die Hawaiianer Netze zum Fangen von Fischen. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Mit Netzen ist es möglich, viele Fische mit relativ wenig Aufwand auf einmal zu fangen. Das Netzfischen war ein soziales Ereignis unter den Hawaiianern. Egal ob Männer, Frauen oder Kinder, jeder hatte hier seine Aufgabe. Dieses gemeinsame Fischen ist als Hukilau bekannt. Hierbei breitete man im Flachwasser ein Netz aus der schon genannten Olona Faser aus. Schon die Hawaiianer variierten den Durchmesser ihrer Netzlöcher, um kleine Fische zu schonen. Sowohl aus Nachhaltigkeitsgründen als auch um sich die aufwändige Arbeit mit kleinen Fischen zu ersparen. Zu besonderen Anlässen wurden auch Netze ausgebracht, die dazu dienten, heilige Haie zu fangen. Diese Netze wurden aus Hau Fasern gewonnen und waren noch reisfester als Olona-Netze. Den Hawaiianern waren ebenfalls Stell-, Treib- und Schleppnetze bekannt, welche hinter den Ruderbooten gespannt wurden, um so für Nahrung zu sorgen. Wurfnetze waren den Hawaiianern wie den meisten anderen Völkern auch bekannt.


Fallen und Reusen

Vor allem den Frauen kam in den frühen hawaiianischen Kulturen die Aufgabe zu, Fallen zu bauen und diese auch aufzustellen. In diesen Fallen, die den modernen Reusen nicht unähnlich waren, wurden sowohl Hummer, Schrimps als auch kleinere Fische gefangen. Große Fallen erreichten eine Größe von 1,5m auf 1m. Das Fallenstellen hatte jedoch eine Schwäche, mit der die Hawaiianer auch heute noch zu kämpfen haben. Tiere die in den Fallen gefangen waren, waren ein willkommenes Fressen für Haie. Diese zerstörten viele der Fallen und brachten die Hawaiianer um ihre Beute. Noch heute sind deshalb Hummerfallen selten länger als 5-6 Stunden im Wasser.

Mit Schlinge und Manneskraft auf Haijagd

Um die Inselgruppe von Hawaii tummeln sich viele verschiedene Arten von Haien. Von Schwarz- und Weißspitzenhaien, zu Hammerhaien, über Tigerhaien und Makohaien, zu saisonal heimischen Großen Weißen Haien ist so ziemlich alles vertreten. Einige dieser Haiarten sind für Hawaiianer noch heute heilig. Diese werden auch heute häufig nach einem erfolgreichen Angelturn gefüttert.

Andere Haie galten nicht als heilig und dienten sowohl der Nahrungs- als auch der Rohstoffgewinnung. Eine Technik, die wohl auf Hawaii einmalig auf dieser Welt angewandt wurde, ist das Angeln mit einer Schlinge. Hierbei wurden Haie meist tagelang gefüttert, um sie an die Anwesenheit des Menschen zu gewöhnen. Nach knapp einer Woche kamen die Haie so nahe an die Boote, dass es möglich war den Haien eine Schlinge umzuwerfen um den Hai an dieser zu bändigen und anschließend an Land zu bringen.

Fischzucht

Die in meinen Augen technologisch beeindruckenste Technik zur Gewinnung von Fischen als Nahrungsmitteln war das bauen von Fischzuchten. Die Hawaiianer waren immer in Sorge, dass der enorme Reichtum an Fisch um die Inseln irgendwann abnehmen konnte. Im Süß und Brackwasser wurden deshalb Fischzuchten angelegt um das Volk nachhaltig mit Fisch und Schrimps versorgen zu können.

In flachen Küstengebieten wurden oftmals zehntausende Männer zusammengezogen, um Dämme und Becken mit Steinen zu errichten. Es gibt archäologische Beweise, die bezeugen, dass die Loko I‘a in der Größe von 25ha erbaut wurden. In diesen Becken gelang es den Hawaiianern, nahezu alle Fischarten zu züchten. Diese „Monumente“ sind auf vielen Inseln heute noch zu sehen. Die größte Dichte von Überbleibseln dieser Fischbecken findet man heute auf der kleinen Insel Molokai’i.

D
Super, Alex. Ich habs Dir ja schon per Mail geschrieben: Ich finde solche Berichte super. Und auch User, die so eine Eigeninitiative an den tag legen und uns ein bisschen teilhaben lassen, an ihrem Leben, find' ich spitze! Ich freue mich auf die nächsten Episoden und wünsche Dir ne schöne Zeit im Paradise...
S
super bericht alex!!! bin gespannt was folgt!! sieht auch alles echt traumhaft aus da!!!bin etwas neidisch
T
Das ist doch mal ein richtig exotischer Bericht.
War interessant mal einen Einblick zu gewinnen, dankke dafür.
Mich wundert dass sie damals doch auch Haie gefangen haben,
ich habe des öfteren von Hawaianern gehört dass diese Kreaturen schon immer heilig waren und man nie auf die Idee gekommen wäre diesen nachzustellen.
Man lernt immer dazu!
Tight Lines aus Berlin!
M
Sehr schöner Bericht. Da bekomm ich richtig fernweh...
C
Klasse Bericht!
H
Super interressanter Bericht,absolut lesenwert :D Also auf geht´s Jungs,ab in den Wald und Hawaii-Tackle nachbauen :wink:
V
Genial. Südseefeeling auf Barschalarm !
K
Interessanter Bericht und Dankeschön für Deine Bemühungen.
J
Wow!!!! Ich bekomm Fernweh😄
J