Gewässer-Tipps Fischereimanagement an den Talsperren des Ruhrverbands – Teil 4
Nachdem ihr in den letzten drei Teilen sehr viel über das Fischereimanagement, die Angelbedingungen und die einzelnen Zielfische an den Ruhrverbandstalsperren erfahren konntet, möchte ich euch hier im 4. und letzten Teil der Serie die einzelnen Gewässer (namentlich die Biggetalsperre, Möhnetalsperre, Sorpetalsperre, Hennetalsperre, Versetalsperre, Ennepetalsperre, Listertalsperre und die Fürwiggetalsperre sowie den Ahauser Stausee) kurz vorstellen und Euch ein paar weitere nützliche Infos (Preise, Schonmaße, Verzehrempfehlungen, ein paar hilfreiche Links und ähnliches) zur Verfügung stellen. Und schon geht’s los:
Die Biggetalsperre hat von allen neun Gewässern im Portfolio des Ruhrverbands mit über 170 Mio. m3 das größte Stauvolumen. Der Stausee liegt im Kreis Olpe und ist sehr gut über die Sauerlandlinie (A45) zu erreichen. Der See sieht sehr idyllisch aus, weswegen er auch seit Jahren in der Fernsehwerbung einer großen Biermarke aus der Region zu sehen ist. Im Mittel ist die Bigge rund 19 Meter tief, die tiefste Stelle kratzt an der 50 Metermarke. Die Ufer sind überwiegend steil und baumbewachsen.
Die Biggetalsperre aus der Luft
In den letzten Jahren hat der Biggesee immer wieder mit tollen Seeforellenfängen Schlagzeilen gemacht. Aber auch der im ersten Teil dieser Serie erwähnte Endhecht von 1,40 m aus dem See hat die Biggetalsperre ins „Scheinwerferlicht“ gerückt. Solche Fänge dürfen aber natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Angelei an dem großen Stausee nicht unkompliziert ist. Das Wasser ist sehr sichtig, die Fische sind entsprechend vorsichtig. Außerdem haben die Räuber mit der Kleinen Maräne, welche die Hauptfischart des Sees ist, immer ausreichend Futter vor der Nase. Und ein voller Hechtmagen jagt nun mal nicht mehr jedem Wobbler hinterher. Mit entsprechender Ausdauer können in der Bigge allerdings jederzeit wahre Traumfische einsteigen. Neben Seeforelle und Hecht bietet der See auch einen guten Bestand an Barschen. Auch ein gezielter Aalansitz ist dank des jährlichen Besatzes mit jungen Aalen erfolgversprechend. Für Uferangler bietet sich übrigens auch das flache und nährstoffreiche Opler Vorbecken an. Den hier können Sie auch ohne Boot mit guten Zandern, Aalen und Karpfen rechnen.
Die Möhnetalsperre hat eine Speicheroberfläche von über 1000 ha und ist damit flächenmäßig die größte Talsperre des Ruhrverbands. Sie liegt nördlich von Arnsberg. Im Vergleich zu den anderen Talsperren ist sie verhältnismäßig flach und durch viele Buchten geprägt. Im Sommer bildet sich eine ausgeprägte Sprungschicht, weswegen man in der warmen Jahreszeit die tiefen Wasserschichten beim Angeln getrost außer Acht lassen kann. Am Ende der Sommerstagnationsperiode kann am Grund sogar eine bis zu 8 m mächtige sauerstofffreie Schicht entstehen.
Leider ist die Möhnetalsperre in der jüngeren Vergangenheit durch die Verunreinigung mit PFT in die Schlagzeilen gerügt. Fischereimeister Kühlmann hält aber nach wie vor den maßvollen Verzehr von Fischen aus der Möhne für unbedenklich [Anmerkung: siehe auch die Verzehrempfehlung weiter unten]. Und das führt uns auch direkt zur guten Nachricht für alle Angelsportfreunde, die auch mal für den Kochtopf ans Wasser fahren (bzw. natürlich auch für alle Freunde von selektiver Entnahme sowie C&R): Die Möhne beherbergt einen hervorragenden Bestand an Edelfischen. Allen voran ist die Talsperre auch über die Landesgrenzen NRWs für seinen sehr guten Hechtbestand bekannt. Aber nicht nur Meister Esox wird Eure Kunstköder verfolgen. Auch Barsche werden sich auf eure Wobbler, Gufis und sonstigen Köder stürzen. Denn die Stachelritter stellen die Hauptfischart der Talsperre dar und können beachtliche Gewichte von bis zu 2,5 kg erreichen [siehe auch Teil 1 dieser Artikelserie]. Außerdem können auch noch die Edelfische Aal, Seeforelle und Zander an den Haken gehen. Ein „Geheimtipp“: Die einheimischen Experten fangen zunehmend gute Große Maränen bis ca. 60 cm beim Schleppen auf kleine Wobbler.
Große Maräne aus der Möhnetalsperre
Die Sorpetalsperre stellt gemessen am Stauvolumen von rund 70 Mio. m3 und einer Oberfläche von 330 ha die drittgrößte Talsperre dar. Die Talsperre befindet sich ca. 10 km südwestlich von Arnsberg entfernt bei Sundern. Sie hat bei einer durchschnittlichen Sichttiefe von 5,6 m sehr klares Wasser. Das sagt insbesondere den häufig vorkommenden Blaufelchen besonders zu. Aus diesem Grund ist die Angelei auf Felchen hier besonders vielversprechend. Zweithäufigste Fischart ist der Flussbarsch. Hechte werden in der Sorpe nicht mehr besetzt, kommen aber reichlich vor. Jährlich werden Aal, Blaufelchen, Karpfen, Seeforelle und seit 2008 auch der Alpine Seesaibling im Hauptbecken besetzt. Das Vorbecken erhält ein jährliches Kontingent an jungen Schleien, Karpfen und Zandern.
Die Sorpetalsperre aus der Luft
Die Hennetalsperre hat eine Größe von 210 ha. Sie liegt hinter Arnsberg am Ort Meschede. Die Talsperre hat abgesehen von der Horbachbucht fast keine Buchten. Sie hat außerdem von allen Verbandstalsperren den größten Trophiegehalt. Der hohe Nährstoffgehalt des Gewässers könnte ein Grund dafür sein, dass der Zanderbestand sehr gut ist. Der Zander kommt in der Henne sogar öfter vor als der Hecht. Der jährliche Besatz umfasst neben jungen Hechten auch Aale, Seeforellen, Karpfen und Schleien. Die Forellen reproduzieren sich mittlerweile übrigens nachweislich erfolgreich in der Horbachbucht.
Die Versetalsperre hat eine Speicheroberfläche von 183 ha und liegt im Märkischen Kreis zwischen Lüdenscheid und Herscheid. Sie zählt zu den Trinkwassertalperren, weswegen nur ein begrenztes Kontingent an Jahreskarten für interessierte Angler zu Verfügung steht. Die Talsperre hat nur wenige größere Buchten. Der Salmonidenbestand ist sehr gut. Neben der Bachforelle kommt hier auch der Alpine Seesaibling sehr zahlreich vor. Neben diesen Salmonidenarten werden jährlich auch Schleien besetzt. Der unerwünschte Bestand an Aalen und Hechten wird hier vom Ruhrverband gezielt reduziert, da er sich negativ auf die erwünschten Salomindenbestände auswirkt.
Guter Saibling aus der Versetalsperre
Die Listertalsperre mit 168 ha der kleine Schwester der Biggetalsperre. Sie grenzt unmittelbar an die Bigge. Sie wurde vor der Biggetalsperre erbaut und stellt heute ein Vorbecken für die größere Talsperre dar. Die häufigste Fischart ist der Barsch. Ebenfalls beherbergt die Listertalsperre viele Hechte. Die Hechte können sich aufgrund des relativ konstanten Wasserstands und den flachen Buchten an der Stauwurzel sehr gut vermehren, weswegen der Bestand auch seit 2009 nicht mehr mit Junghechten gestützt wird. Neben Aal, Karpfen, Schleie und Zander werden seit 2007 auch Seeforellen und seit 2008 auch Blaufelchen besetzt. Für Angler ist die Talsperre „zweigeteilt“. Für den Trinkwasserteil gibt es nur ein begrenztes Kontingent an Jahresangelkarten. Für den restlichen Teil können neben Jahresscheinen auch die üblichen Gastangelkarten erworben werden.
Die Listertalsperre
Die Größe der Ennepetalsperre beträgt mit einer Fläche von 103 ha nur rund ein Zehntel der Möhnetalsperre. Sie liegt im Ennepe-Ruhr-Kreis bei Breckerfeld. Die dominierenden Fischarten sind Flussbarsch und Rotauge. Die dritthäufigste Fischart ist der Hecht. Dies liegt insbesondere an dem ausgeprägtem Gelegefeld im Stauwurzelbereich, welches seine natürliche Reproduktion begünstigt. Dieser verkrautete Flachwasserbereich ist 2003 entstanden, als das Stauziel der Talsperre nach der Beendigung von Bauarbeiten an der Staumauer um 2 m angehoben wurde. Die Seeforelle konnte sich aufgrund des hohen Hechtbestandes nicht richtig etablieren, so dass sie auch nicht mehr besetzt wird. Die jährlichen Besatzmaßnahmen beschränken sich auf Hecht, Schleie und Zander. Im Vorbecken werden Karpfen besetzt. Da auch die Ennepetalsperre eine Trinkwassertalsperre ist, steht hier nur ein begrenztes Kontingent an Jahresangelkarten zur Verfügung.
Die Fürwiggetalsperre ist mit 18,5 ha die kleinste Talsperre des Ruhrverbands. Sie liegt direkt unterhalb der der Versetalsperre, in der Nähe von Meinerzhagen. Die Fürwiggetalsperre ist vergleichsweise flach, die tiefste Stelle ist rund 24 m tief. Sie ist oligotroph, d.h. von einem geringen Nährstoffgehalt geprägt. Deswegen beträgt die durchschnittliche Sichttiefe auch beachtliche 13,3 m. Diese nährstoffärmste Ruhrverbandstalsperre ist ein reines Salmonidengewässer. Der Bachforellenbestand wird mit jungen Besatzforellen gestützt. Daneben werden auch laichreife Elritzen (drei Jahre bis 2010 zum Bestandsaufbau) und der Alpine Seesaibling besetzt. Auch die Fürwiggetalsperre ist eine Trinkwassertalsperre und somit wird jährlich nur eine begrenzte Zahl von Jahresangelkarten an Petrijünger ausgestellt.
Die Fürwiggetalsperre aus der Luft
Der Ahauser Stausee ist zwar mit 33 ha größer als die Fürwiggetalsperre, hat aber nur Stauinhalt von weniger als einer Mio. m³. Somit ist der Stausee zwar nicht flächenmäßig, aber vom Wasservolumen her das kleinste Gewässer des Ruhrverbands. Der Ahauser Stausee liegt im Kreis Olpe, nördlich von der Biggetalsperre. Der See wird nicht wie die anderen Seen von einer Talsperrenmauer aufgestaut, sondern von einem Erdwall. Der Ahauser Stausee ist im Mittel nur 3 m und an der tiefsten Stelle 10,5 m tief. Hauptfischarten sind die Bachforelle gefolgt vom Gründling. Allerdings ist es auch nicht auszuschließen, dass eine starke Regenbogenforelle ans Band geht. Dabei handelt es sich um Zuwanderer aus der oberen Bigge. Es werden jährlich Bachforellen besetzt.
Einlauf am Ahauser Stausee
Ihr seht, zwischen Hagen, Arnsberg und Olpe gibt’s viele schöne Angelreviere mit guten und fortlaufend nachhaltig bewirtschafteten Fischbeständen. Naturgemäß ist die Angelei an den Talsperren nicht einfach, insbesondere an den größeren Stauseen. Dort wollen die Fische erst einmal gefunden werden. Wer allerdings das nötige Engagement nicht scheut und eine Talsperre intensiv befischt, wird sicherlich früher oder später gute Fänge machen. Was auch immer der Zielfisch ist, ob Zander aus der Hennetalsperre, Seeforelle aus der Bigge, Hecht aus Möhne oder Barsch aus der Lister: Der neue jeweilige Zielfisch-PB schwimmt garantiert irgendwo zwischen Stauwurzel und Staumauer. Wer sich übrigens nicht auf eine Talsperre beschränken möchte, dem steht seit 2010 die neue Verbandsangelkarte zur Verfügung. Diese Karte ermöglicht die Angelei an Möhne-, Sorpe-, Henne-, Bigge- und Listertalsperre. Mit dieser „All-Inclusive“-Karte für 150,- € könnte man theoretisch den totalen „Grand-Slam“ aus Hecht, Barsch, Zander, Seeforelle, Saibling, Karpfen, Schleie und Renke auf die Schuppen legen. Kein schlechtes Angebot, wie ich finde.
Zur anglerfreundlichen und serviceorientierten Einstellung des Ruhrverbands passt übrigens, dass jede Talsperre kostenfreie Slippanlagen für Euer Boot bietet. Wer kein eigenes Boot besitzt und/oder sich ein Gewässer gerne auf abenteuerlicherem Wege erarbeitet kann natürlich bei entsprechend windarmen Wetter auch in sein Bellyboat steigen. Wer in einer schmalen Bucht mit seinem Belly langsam an überhängenden Sträuchern und ins Wasser ragenden Büschen mit seinem vertikal geführten Gummifisch entlang treibt, wird bestimmt nicht lange auf ein paar schöne Barschbisse warten.
Ich denke wer diese Artikelserie verfolgt hat, kann nur zu einem Schluss kommen: Die Talsperren im Sauerland haben echtes Potenzial und einiges zu bieten. Wer hier seine Freizeit mit der Rute verbringt, wird über kurz oder lang seinen Zielfisch fangen, kapitale Überraschungen nicht ausgeschlossen!
Anbei habe ich noch ein paar Infos (Preise etc.) kurz zusammengefasst.
Anhang – Daten und Fakten:
1. Preisliste für die Erlaubnisscheine (in €)
Für die Trinkwassertalsperren Verse-, Fürwigge- und Ennepetalsperre sowie den Trinkwasserbereich der Listertalsperre gibt es nur ein begrenztes Kontingent an Jahresscheinen (Vorgabe der Bezirksregierung Arnsberg).
2. Verzehrempfehlung
Herausgegeben vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (vom 18.7.2006). Angaben ohne Gewähr, Irrtum/Tippfehler/Änderungen vorbehalten!
3. Schonzeiten und Mindestmaße
Es gelten die gesetzlichen Schonzeiten und Mindestmaße des Landes NRW (Landesfischereiordnung NRW) sowie zusätzliche Bestimmungen des Ruhrverbands.
a. Schonzeiten:
See-, Bach-, und Regenbogenforelle sowie Bach- und Seesaibling: 20. Oktober bis 15. März
Äsche, Nase: 1. März bis 30. April
Zander: 1. April bis 31. Mai
Barbe: 15. Mai bis 15. Juni
Hecht: 15. Februar bis 30. Apr
Blaufelchen, Große Maräne: 01. November bis 31. Dezember
b. Schonmaße:
Aal 50 cm
Aland 25 cm
Äsche 30 cm
Bachforelle 25 cm
Bachsaibling 25 cm
Barbe 35 cm
Hecht 45 cm
Karpfen 35 cm
Nase 25 cm
Schleie 20 cm
Seeforelle 50 cm
Seesaibling 30 cm
Zander 40 cm
Anmerkung: Der Wels hat seit neustem kein Mindestmaß mehr und das des Aals wird seitens des Landes NRW in Kürze auf 50 cm erhöht.
4. Ausgewählte Touristik-Links
Die jeweiligen Touristik- und Fremdenverkehrsinstitutionen sowie die örtlichen Angelgeschäfte an den Talsperren halten viele weitere Informationen für Sportfischer (Unterkunft, Ausgabestellen für Angelscheine, Bootsvermietung, Komplettangebote für Angler, Angeltipps etc.) bereit. Nachfolgend einige ausgewählte Links:
Biggetalsperre: http://www.biggesee.de/
Möhnetalsperre: http://www.moehnesee.de/
Sorpetalsperre: http://www.sorpesee.de/
Wichtiger Schlussvermerk für die gesamte Serie (Teil 1-4):
Das Copyright der Fotos liegt beim Ruhrverband. Die Angaben in diesem Artikel und der gesamten Serie unterliegen keinem Anspruch auf Vollständigkeit. Fehler vorbehalten.
Das war der letzte Teil der vierteiligen Serie über das Fischereimanagement an den Talsperren des Ruhrverbands. Allen, die ich jetzt dazu angeregt habe, in dieser Saison einen Versuch an den Talsperren im Sauerland zu wagen, wünsche ich viel Spaß und Petri Heil! Vielleicht trifft man sich ja mal am Wasser!
Clemens Strehl