Finesse-Methoden Mit dem Shaky Head angeln: Dropshotten am Grund!
Stichwort Shaky Head – Seine Laudatio zum 65. Geburtstag des Wiggle Worms hat Dave Precht (Chefredakteur vom Bassmaster Magazine) mit folgenden Sätzen geschlossen: „With the proliferation of plastics, the good old Texas rig has become an afterthought for many. … Jigs and creature baits have earned the reputation for catching bigger bass in the same seasonal and cover situations we used to fish Texas rigs. And when weather or fishing preasure puts bass in a finicky mood, shaky heads or wacky rigs get more bites…” Auf den Punkt gebracht: Das T-Rig ist da drüben so langsam out. Stattdessen wird in klassischen T-Rig-Situationen mit (Rubber-)Jigs und Creature Baits gefischt, weil diese Kombination die größeren Fische bringt. Und wenn die Bass mal abzicken, kitzelt man mit Shaky Heads und Wacky-Rigs mehr Fische raus als mit dem Texas-Rig.
Nun stehe ich total drauf, Barsche und Zander mit extrem langsam hinter dem Bullet herschleichenden Würmern und Shads aus ihrer Passivität herauszuzuppeln (siehe auch Finesse-Angel-Basiscs: das Texas-Rig). Und das lasse ich mir auch vom Bassmaster-Magazin nicht madig machen. ABER: So ein bisschen was muss an den Worten ja dran sein. Der Mann muss ja wissen, was die Profis fischen und die Profis wären keine Profis, wenn sie keine Fische fingen. U.a. auch davon inspiriert, dass immer mehr Hersteller spezielle Shaky Head Ruten an den Start bringen, habe ich mich vor einer Spanienreise im Frühjahr 2014 nochmal richtig bei CAMO eingedeckt mit den neusten Shaky Heads. Nachdem ich da unten am Lake Caspe mit dem T-Rig sehr gut gefangen habe, werde ich niemals von einer Wachablösung sprechen. Aber in ein paar Situationen hat der Shaky Head wirklich extrem gut gezündet und sich einmal mehr als hervorragende Alternative erwiesen.
Ich will das Thema jetzt auf keinen Fall als superheiße Neuentdeckung am Finesse-Firmament abfeiern. Über Shaky Heads habe ich bereits vor ein paar Jahren was in der Fisch&Fang geschrieben.
Und zu jenem Zeitpunkt hatten die Pioniere aus Japan, den USA und auch die deutschen oder französischen Freaks schon länger Shüttel-Jigs gefischt. Neu ist das Thema also nicht. Aber so richtig im Fokus sind die Jigs, die den Wurmschwanz bzw. die Krebsscheren nach oben halten auch nicht. Zumindest sehe ich in meinem Dunstkreis niemand, der den Shaky Head so anbietet, wie das von den Erfindern angedacht wurde. Sie ermöglichen nämlich eine Art aktives Ansitzen mit Kunstködern, für das die meisten von uns keine Nerven haben.
Shaky Head-Zuppeln ist Dropshotten am Grund: Die Shakyheads und Shaky Worms wurden so konzipiert, dass man sie in der Ablage anzittern kann. Der Köder wird also am Platz gehalten und mit einem feinen Zittern aus der Rutenspitze in die Schnur in Schwingung versetzt – Passiv-Dropshotten am Grund sozusagen. Damit eignet sich diese Technik nicht dafür, große Wasserflächen abzuklappern. Es ist eine Kleinraumtechnik mit der man die Hotspots im Zeitlupentempo penetriert, um Fische aus der Reserve zu locken, die nicht sofort auf einen schnellen Köder reagieren und denen schon ein langsam gezupftes T-Rig zu schnell ist.
Shaky Head-Features
Das Kern-Element dieser Technik ist – der Name verrät es ja schon – der spezielle Jighead. Wobei es die unterschiedlichsten Ausprägungen gibt. Da man die Jigs ja konsequent und nonstop am Grund hält, erlauben es die meisten Jigs, den Köder weedless anzubringen. Statt des Offset-Knicks finden wir an fast jedem reinrassigen Shaky Head dafür eine Spirale. Aber Vorsicht: Je keiner der Haken, desto weniger Sinn macht die Spirale. Denn wenn der Abstand von Spirale zur Hakenspitze zu klein wird, hagelt es nur noch Fehlbisse. Für kleine Köder eigenen sich also Jigs mit einem Offset-Knick deutlich besser. Um den Wurm zu fixieren, verwendet man dann am besten einen Tropfen Sekundenkleber. Als Haken finden mehrheitlich langschenklige Straight Shank Hooks Verwendung, die sich zum Anködern langer Würmer bzw. schlanker No Action Shads eigenen. (Das optimale Verhältnis von Hakengröße zu Ködergröße beträgt beim Wurm übrigens bei 1:3.) Die Öse liegt bei den meisten Shaky Jigs (zumindest bei den guten) eng am Kopf an. Das ist einerseits gut, weil die Öse das Eindringen der Hakenspitze beim Anhieb nicht blockieren kann, andererseits kann sich so nicht ständig Gras einhängen. Die Öse steht bei vielen Shaky Jigs auch nicht im 90-Grad-Winkel zum Hakenschenkel, sondern im 60 Grad-Winkel. Das begünstigt nicht nur den „Hookset“, sondern auch die Führung.
Bei CAMO-Tackle habe ich einen ganzen Haufen Shaky-Jigs gefunden:
Owner Ultra Head Finesse Type (Hakengröße 1 und 2/0 – Größe und Gewicht korrelieren):
Mega Strike e2 Shaky Head (Hakengröße 2/0, 4/0 und 6/0)Dieser Jig ist an die menschliche Anatomie angelehnt. Nur dass hier das schmale Ende des Fußes nach vorne zeigt. Diese „Ferse“ erzeugt ein Gegengewicht zur hinteren Platte, so das Gummitier immer nach oben zeigt und sich frei bewegen kann. Die Hakenöse schließt bündig mit dem Jigkopf ab, um die Hängergefahr zu reduzieren. Haken: chemisch geschärfter Mustad Ultra-Point Haken. 3 verschiedene Farbdesigns: Brown, Black und Green Pumpkin.
Picasso Shake-E Football (Hakengröße 3/0, 4/0 und 5/0 – Hakengröße korreliert mit der Grammierung):Hier ist der Football-Jig abgeflacht, so dass es auch dieser Jig ermöglicht, den Köder in aufrechter Position zu halten. Die Köder werden auf eine flexible Spirale aus Nickel-Titanium geschraubt. Ösen-Hakenschenkel-Winkel: 60 Grad. Öse nah am Jig. Haken: Gamakatsu. In 6 verschiedenen Farben erhältlich: Black, Brown, Green Pumpkin /Tiger, Green Pumpkin / Tiger / Orange, Watermelon / Chartreuse / Tiger und Watermelon / Tiger.
Alternativen zu diesen Köpfen sind herkömmliche Tip-Up Jigs, die man teilweise auch mit Spirale bekommt. Gerade in Kombination mit auftreibenden Würmern kann man auch langschenklige Jigs ohne Spirale und Offset-Knick verweden.Dazu muss man sie dann wie folgt aufziehen. Hakenspitze auf der Unterseite des Wurmes (so es eine flache Seite gibt) einstechen und durchführen. Wurm Richtung Baitholder schieben. Wurm umdrehen. Aufstecken. Wurm leicht biegen und den Haken wieder auf dem Rücken herausführen.
Shaky Head-Köder
Natürlich eigenen sich alle üblichen verdächtigen Finesse-Baits, die ich euch in den letzten Finesse-Features (z.B. über die Rubber-Jigs oder das Texas-Rig) vorgestellt habe, auch zum Shaken. Top-Köder am Shaky Head sind neben Krebse und Creatures aber vor allem Würmer. Aus dem CAMO-Universum drängen sich besonders fürs Barschangeln auf:
Top Shaky Head-Würmer
Keitech Live Impact (2,5’’, 3’’ und 4’’): Rippenwurm mit plattgedrücktem V-Schwanz. Bewegt sich toll und schmeckt den Fischen auch am Shaky Head ganz hervorragend.
Keitech Sexy Impact (2,8‘‘, 3,8‘‘, 4,8‘‘ und 5,8‘‘) : Wie immer bei den Finesse-Geschichten muss auch hier der Sexy Impact mit rein. Am abgeflachten Ende sitzt ein kleiner Pintail. In allen Größen verfügbar und damit auf alle Barsch- und Zander-Formate abstimmbar .
Lunker City Ribster (3’’ und 4,5’’): Rippenwurm mit stabilem Körper und einem kleinen Biberpaddel, das an einer flexiblen Wurzel sitzt.
reins Shake Swamp (3‘‘): Ein ganz filigraner Wurm mit einem fein auslaufenden Schwanz, der sich beim kleinsten Schüttler biegt.
reins Swamp Mover (4,8’’) und Swamp Mover Jr. (3,8’’): Glatter Wurm mit einer kleinen Keule.
reins Bubbling Shaker (3’’, 4’’ und 5’’): Sehr geschmeidiger Rippen-Wurm mit dem bewährten reins-Aroma. An der Keule ist hier noch ein kleiner Fortsatz, der noch ein bisschen weiter ausschlägt.
Roboworm Fat Straight Tail (4,5’’): Klassischer sich verjüngender Straight Tail Wurm in psychedelischen Farben.
Tiemco PDL Multi Stick (4,5’’): Wurm mit feinem Pintail, der auf Micro-Vibrationen reagiert.
Nories Shrilpin (4‘‘ und 5‘‘): Durchgestylter Finesse-Wurm, der schon wackelt, bevor man etwas macht. Gummimischung mit Tintenfisch und Grundel-Flavour.
Keitech Salty Core Stick (5,5’’): Klassische Wurst mit dem klassichen Tintenfisch-Flavour. Sicher etwas schwergängiger als die anderen Würmer durch die Länge dann auch nicht wirklich unflexibel.
Nories Firimp (4,5‘‘): Den hatte ich bislang noch nicht auf dem Zettel. Wie alle Norries-Sachen sieht aber auch der Firimp sehr gut aus. Ein Pintail-Wurm mit hohem Eigengewicht und in tollen Farben.
Lunker City SlugGo (3‘‘, 4,5‘‘, 6‘‘, 7,5‘‘ und 9‘‘): Den 12er lasse ich mal außen vor. Schon der 9er ist nichts mehr zum Shaken. Die anderen Größen aber schon. Solide Mische, guter Ausschlag, klasse Farben und erwiesenermaßen fängig.
Trigger X Probe Worm (4‘‘ und 5,5‘‘): Den gibt’s zwar nicht bei CAMO, das ändert aber nix daran, dass er auf die Liste muss, wenn ich diesen Artikel verfasse. Ein ganz filigraner Wurm mit Flavour und in tollen Farben, von dessen Shaky-Eignung es ein Auqrium-Video gibt.
Tp Shaky Head-Creatures & -Krebse
reins Ring Claw (3‘‘): Hebt sich von vielen Krebsimitaten durch die auftreibenden Scheren ab.
Nories Escape Swim Twin (3,25‘‘): Krebsimitat mit hochsensiblen Scheren
Nories Composite Twin (4‘‘): eigentlich als Swimback-Krebs gedacht, dürfte dier Composite Twin auch am Shaky Head eine gute Figur machen.
BassAssassin Pure Craw (4‘‘): schlanker Body mit weit abgespreizten Scheren. Super Mischung. Tolle Farben. Muss einfach funktionieren, wenn Krustentiere auf dem Speiseplan stehen.
Nories Escape Twin (4,2‘‘): Eine schöne Creature mit platten Flügeln, seitlichen Armen und Fühlern.
reins Big Hog (4,5‘‘): Relativ große Creature mit Flügeln, Beinen und Fühlern.
…
Shaky Head-Tuning-Tipp:
Würmer mit einem dicken Knubbel hinten kann man gut mit einer Rassl tunen. So gibt’s im trüben Wasser noch ein bisschen Schallwellen-Unterstützung für Zander und Barsch.
Shaky Head-Ruten
Auch in den USA werden die Shaky Heads meistens mit Spinnruten präsentiert. Diese sind zwischen 6‘ und 7‘ lang. Fast alle Spezial-Ruten haben eine schnelle oder extraschnelle Aktion, die sich mit einer Medium Power paart. So kann man den Wurm bzw. den Shaky Head akkurat beim Spinnfischen bearbeiten und mit feinen Schnüren fischen, ohne befürchten zu müssen, dass die Fische schon beim Anhieb abknallen. Hier in Deutschland sind z.B. die 6‘ und 10‘‘ langen G Loomis GLX BASS- Shaky Rods erhältlich. Hier könnt ihr euch mal auf einem Video anschauen, was so eine Rute ausmacht:
Die Loomis Shaky Head-GLX gibt’s in 3 Abstufungen:
- Mag-Light
- Mag-Medium
- Mag-Heavy
Schnurwahl beim Finesseangeln mit dem Shaky Head
Die größte Köderkontrolle hat man mit geflochtener Schnur. Davor kommt ein Fluorocarbon-Leader. Wer hätte es gedacht… Natürlich funktioniert das Shaken auch, wenn man einen Einhänger verwendet.
Da würden sich aber so ziemlich jedem Insider die Nackenhaare hochstellen vor lauter Grauen. Wenn man es richtig machen will, knotet man das FC direkt an die Öse, um auch wirklich direkten Köderkontakt zu haben.
Ich würde mich wie immer freuen, wenn euch das jetzt inspiriert, auch ein bisschen damit herumzuexperimentieren. Ich habe wirklich gute Erfahrungen mit dem „System“ gemacht. Erst unlängst auf meinem Spanientrip im März dieses Jahres habe ich serienweise Zander aus dem Holz gejuckt, die auf nichts anderes beißen wollten.
Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist dieses Youtube-Video mit Aaron Martens, der eine etwas andere Köderführung empfiehlt:
Einen weiteren Basch-Alarm-Artikel zum Thema Shaky Head mit Krebsen, müsst ihr euch auch noch durchlesen, wenn ihr euch richtig reinschütteln wollt in die Materie. Und zwar den hier: Krebs-Shaking – gut geschüttelt ist halb gefangen!
Viel Spaß beim Shaky Head-Shaken!
Johannes