Fangberichte Es rappelt in der Kiste
Im Moment sitze ich vorm Rechner, lasse das vorletzte Wochenende Revue passieren und versuche einen packenden Bericht aus all den Erlebnissen zu basteln. Gar nicht so einfach in Anbetracht der vielen Eindrücke. Es hat nämlich gewaltig gerappelt! Aber fangen wir von vorne an:
Es ist Samstag Vormittag und langsam kristallisiert sich heraus, dass ich morgen doch angeln gehen kann. Also schnell bei Barsch-Alarm eingeloggt und vorsichtig herausfinden, wer wie und wann morgen unterwegs ist. Ein paar PNs und Telefonate später hat sich eine gute Truppe gefunden: angeliter und nomada wollen zum Sonnenaufgang am Wasser sein. Clausen, daniel und ich beabsichtigen erst mal unsere Samstagabendaktivitäten zu verarbeiten und wollen gegen 13:00 die Stadt verlassen. Irgendwie müssen wir uns dann treffen.. Unser Ziel ist klar – noch unbekannte Gewässer im Berliner Umland ‚anjerken’. Wir alle brennen darauf unsere, an dunklen Wintertagen mühsam kreierten Eigenbauten auf Herz und Nieren zu testen.
Am Sonntag gegen 12:30 rufe ich erst mal bei angeliter und nomada an. Die beiden haben schon einen 70er erwischen können. Na also – es geht trotz strahlendem Sonnenschein was! Also Sachen fix das Tackle ins Auto gemissen, daniel und clausen eingesammelt und los.
Mit Hilfe des Gewässerverzeichnisses und einer Straßenkarte fragen wir uns zu den ersten beiden Seen durch. Etwas ernüchternd müssen wir feststellen, dass die Gewässer zwar schön anzusehen und bestimmt gut zu beangeln sind, aber leider nicht vom Ufer aus. Also geht’s weiter zum dritten Teich. Hier sieht es endlich danach aus, als ob wir vor das Schilf waten können. Also Auto abgestellt und rein in die Buchsen! Kurzer Fußmarsch und dann passiert das Unglaubliche: ein riesengroßer, schwarzer Hund kommt laut kläffend auf mich zugerannt. Im ersten Moment denke ich, dass sich das Tier seines Lebens freut und wie ich die freie Natur genießt. Dann steht fest, dass er es auf mich abgesehen hat. Ins Wasser flüchten ist nicht mehr drin und so stellt er mich und erwischt mich voll im rechten Oberschenkel. Glücklicherweise wird das Tier sofort von seinem Besitzer zurückgezogen, so dass es nicht zu einem weiteren Kampf kommt. Was bleibt ist der Schreck und ein Loch in der Wathose.
So ein Mist! Den Besitzern ist das ganze furchtbar peinlich, doch was hilft’s? Erst mal ab ins Wasser und prüfen, ob die Hose noch dicht ist. Leider ist sie es nicht mehr. Aber da ich schon mal im Wasser stehe kann ich auch gleich einen gezielten Wurf vors Schilf platzieren. Wie es so beim Jerken ist: auf einem Bein steht sich schlecht. Also noch ein Wurf, ein zwei Rutenschläge aus dem Handgelenk und plötzlich explodiert das Wasser an der Stelle, wo eben noch mein Köder gelandet ist. Reflexartig setze ich den Anhieb – sitzt! Mein Puls ist von einem Moment auf den anderen in astronomische Höhen geschnellt, zumal ich an der Rute spüre, dass nicht unbedingt ein Minihecht meinen Köder geschnappt hat. Drill, Handlandung, schnell ein Foto und ab dafür.
War da nicht noch was? Ach ja, mein nasses rechtes Bein. endorphingeschwängert wate ich zu den zwei Hundebesitzern zurück, die mich groß anschauen. Ich muss erst mal auf die schnelle erklären wie man mit bunten Holzklötzen Fische fangen kann und dass Hechte keine gefahr für Schwimmer darstellen. Die vormals schwarze Bestie hat sich mittlerweile auch zu einem braven und lieben Hund gewandelt.
Da meine Wathose sowieso schon mehrfach geflickt ist und die Hundebesitzer echt nett und besorgt sind, habe ich keine Lust aus dem Vorfall eine große Sache zu machen, lasse mir das Geld für eine Tube Flickzeug geben und gut ist. Mit dem Gefühl etwas Gutes für das Image der Angler getan zu haben, steige ich wieder zu daniel und Clausen ins Wasser.
Die beiden arbeiten sich werfender Weise am Ufer entlang. Ich geselle mich zu ihnen und habe gerade meinen Köder zum zweiten Mal ins Wasser geworfen, als von Clausen ein freudig erregtes ‚Fisch’ zu hören ist. Schnell hole ich meinen Köder ein, und sehe aus dem Augenwinkel, dass Clausens Rute ordentlich krumm ist.
Die Hechte haben sich mittlerweile gut vom Laichgeschäft erholt und das Wasser ist soweit angewärmt, dass sie richtig Radau an der Angel machen. Trotz heftiger Gegenwehr schafft Clausen es dieses Prachtexemplar sicher zu landen. Da wir kein Maßband dabei haben, halten wir das Tier fix an die Rute und messen später irgendwas um die achtzig Zentimeter nach!
Wow, was für ein Auftakt! Wir scheinen zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Köder zu fischen. Wenn das so weitergeht, könnte aus dem bis jetzt schon Super- ein Toppfangtag werden. Doch in der Ruhe liegt die Kraft. Um die, hoffentlich noch in der Nähe stehenden, Hechte nach dem ganzen Radau nicht zu verscheuchen machen wir eine kleine Jerkpause. Nach einem kräftigen Schluck Kaffe arbeiten wir uns weiter am Ufer entlang. Und was soll ich sagen – es wird ein Topptag! Immer wieder setzt es Attacken und wir können ein paar schöne Tiere landen.
Dem daniel steigen zwei gute Hechte im Drill aus. Wahrscheinlich kennt ihr alle solche Tage, an denen die anderen besser fangen, man selbst nichts falsch macht und dann auch noch Pech hat und die wenigen, gehakten Fische wieder aussteigen. Er trägt es mit Fassung, obwohl er noch gar nicht weiß, dass er später eine persönliche Bestleistung aufstellen wird.
So geht es eine ganze weile weiter: Fisch, Foto, Pause, weiter waten. Gibt es einen schöneren Rhythmus beim Jerken?
Dann klingelt mein Telefon. angeliter und nomada sind wieder bei ihrem Auto angekommen und bereit, uns zu treffen. Wir verabreden uns in einer Dreiviertelstunde an einem anderen See. Wenn’s am schönsten ist, soll man bekanntermaßen aufhören. Schließlich wollen wir immer noch neue Gewässer erkunden. Also vereinbaren wir für Jeden noch zehn Würfe, bevor wir aufbrechen. Es kommt, wie es kommen muss. Nach ein paar Würfen hat Clausen schon wieder einen wirklich guten dran! Der Hecht steht in vollem Saft und zeigt sich bei den ersten Versuchen nicht bereit zur Landung. Aber Clausen fackelt nicht lange und setzt beherzten einen Kiemengriff. Leider ist ihm dabei der Ringfinger zwischen die Kiemenbögen gerutscht. Den Schmerz lässt er sich auf dem Foto aber nicht anmerken.
Zuerst wird der Fisch versorgt….
…und dann der Finger.
Bedingt durch die kleine Verzögerung treffen wir leicht verspätet auf angeliter und nomada. Auch die beiden präsentieren den Brandenburger Hechten Eigenbauten der feinsten Art.
Aber erst mal fängt daniel seinen neuen PB. Mit einer gekonnten Handlandung fischt er dieses Prachtexemplar aus dem Wasser und beweist damit, dass dessen Eltern seit ein bis zwei Wochen das Kopulieren eingestellt haben. Das Tier bringt es auf geschätzte 1,5 – 2cm.
Da nomada seine nagelneue Diaflash mit ans Wasser genommen hat und neues Spielzeug auch benutzt werden will, hat er diesen kleinen Racker von seinem eingeleierten Gummifisch überzeugen können.
Fünf Jerker können bekanntlich nur schwer an einer Stelle angeln und so teilen wir uns auf: Daniel, nomada und clausen waten nach links weg, angeliter und ich gehen am rechten Ufer weiter. Gleich zu Beginn werde ich von angeliter mit einer äußerst kurzweiligen Köderrettungsperformance unterhalten.
Der Mann hat Entertainerqualitäten, das wird er an diesem Abend nicht nur einmal beweisen. Zuvor jedoch rappelt es noch einmal an meiner Rute.
Wir kommen zum letzten Spot. An der Stelle fällt das Ufer direkt am Schilf sehr steil ab, so dass zwei Angler nicht nebeneinander stehen können. Angeliter besinnt sich des kompentativen Charakters dieser Situation und kreiert auf die schnelle den ‚angeliter-Kreisel’, ein ‚Spiel’ in dem jeder nacheinander fünf Würfe entlang der Schilfkante machen darf. Natürlich beinhaltet seine Idee, dass er höchstpersönlich den ’angeliter-Kreisel’ eröffnet. Auch hier kommt es, wie es kommen muss: zweiter Wurf – Treffer! Für den Großhechtjäger ist es ein Tier an der Grenze zum Schniepel.
Ich sag mal: Es ist ein schöner Hecht um die siebzig und allemal der Auftakt zum krönenden Abschluss eines absolut runden Angeltages.
Fünf Angler, alle dem Eigenbau zugetan, tauschen sich nach befriedigenden Angelstunden miteinander aus, geben Tipps & Tricks zum Besten und lernen wieder einiges dazu…
Kann es besser kommen?