Salmoniden Erfolgreiche Forellenköder: Eine statistische Auswertung aus 15 Jahren Praxis
Beitrag enthält WerbungIhr wollt wissen, mit welchen Ködern Ihr am besten Forellen überlisten könnt, welcher Monat der erfolgreichste dafür ist und ob es einen Unterschied beimBeutespektrum zwischen Bach- und Regenbogenforellen gibt? Dann seid Ihr hier genau richtig!
Seit 15 Jahren notiere ich mir zu jeder gefangenen Forelle den entsprechenden Erfolgsköder. Mein Ziel war es, herauszubekommen, welche Köderart in meinen Gewässern die Erfolgreichste ist. Zwar gibt es bereits einige Köderstatistiken für Forellen, nur leider werden diese Auswertungen von Ködern wie Teig, Bienenmaden und Würmern dominiert – klassische Forellenteich-Köder! Für mich sind diese Auswertungen aber unbrauchbar, da in den Gewässern, die ich befische, nur Kunstköder erlaubt sind und sich die Bedingungen sehr von der typischen Teichangelei unterscheiden.
Kurze Gewässerbeschreibung
Es macht einen großen Unterschied, ob man Forellen in Süßwasserseen, an der Küste, in großen Flüssen oder in kleinen Gebirgsbächen befischt. Deswegen möchte ich, bevor wir zur eigentlichen Auswertung kommen, meine Gewässer kurz beschreiben, damit ihr wisst, auf welche Gewässertypen sich die Statistik bezieht.
Ich befische zwei Gewässertypen. Zum einen eine ca. sechs Hektar große Trinkwassertalsperre mit einem guten Salmoniden- und einem kleinen Zander- und Karpfen-Bestand. Das Wasser dieser Talsperre ist glasklar und das Ufer ist an vielen Stellen völlig zugewuchert. Die Talsperre liegt auf ca. 520 Meter Höhe im thüringischen Mittelgebirge.
Als zweiten Gewässertyp befische ich ein Fluss-System, bestehend aus insgesamt fünf einzelnen Flüssen, die eine durchschnittliche Breite von fünf Metern und eine Durchschnittstiefe von ca. einem Meter haben – also typische Mittelgebirgsbäche mit schnellfließendem, klarem und frischem Wasser. Hauptfischart in den Bächen ist natürlich die Forelle, wobei in den größeren Flüssen vereinzelt Barsche, Hechte und Aale vorkommen.
Die Statistik
Nun zur eigentlichen Statistik. Die Auswertungen beziehen sich auf die Monate Mai bis September, (da in Thüringen von Oktober bis Ende April eine Schonzeit für alle Forellenarten festgesetzt ist).
Die Köder habe ich als Erstes grob in zwei Gruppen aufgeteilt – in Insekten- und Fisch-Imitationen. Wie der Name dieser beiden Ködergruppen bereits sagt, lässt sich daraus die Vorliebe der Forellen ableiten, ob und wann bevorzugt kleine Fische oder Insekten gefressen werden. Als Zweites habe ich alle Köder, mit denen ich gefangen habe, in sieben Gruppen aufgeteilt – Wobbler, Spinner, Blinker, Gummifische, Streamer, Trockenfliegen und Nymphen.
Gute Forellenköder gibt es viele, aber welche fangen wirklich?
Diese speziellere Auswertung geht weniger auf die Biologie der Forellen ein, wie es bei der groben Auswertung der Fall ist, sondern eher auf die Fängigkeit der einzelnen Köderarten.
Einschränkend muss ich erwähnen, dass sich eine „Ungenauigkeit“ dieser Statistik nicht vermeiden lässt. Es ist logisch, dass man auch ohne Auswertung merkt, welcher Köder gut fängt. Und genau diese Favoriten werden häufiger gefischt als solche Köder, in die man kein Vertrauen hat. Dies führt zu einer statistischen Ungenauigkeit, da man bei einer „sauberen“ Auswertung jeden Ködertyp gleichlang und unter vergleichbaren Bedingungen gefischt haben sollte, was aber innerhalb von 15 Jahren für mich nicht realisierbar war.
Die Köder im Vergleich
Die Abbildung 1 stellt die erfolgreichen Köder (also alle Köder, die Fisch brachten) meiner Forellenfänge der letzten 15 Jahre in den bereits erwähnten Kategorien dar. Wie Ihr deutlich erkennen könnt, waren die Wobbler mit 49 % meine erfolgreichsten Köder, gefolgt von Trockenfliegen (15 %) und Spinnern bzw. Streamern (jeweils 10 %). Auf der rechten Seite der Grafik ist der Vergleich zwischen den fischartigen und den insektenartigen Ködern dargestellt. Hier waren die Fisch-Imitationen mit 78 % deutlich erfolgreicher.
Soweit irgendwie nichts Neues – das habe ich ehrlich gesagt genau so erwartet, da ich zu einem großen Teil in der Saison mit Wobblern fische.
Hier war es ein prächtiger Saibling, der dem Wobbler nicht wiederstehen konnte.
Ich habe die Köderauswertung anschließend auf die Fische über 45 cm Körperlänge eingeengt, um eine Aussage speziell für große Forellen treffen zu können (siehe Abbildung 2). Da bekommt man ein völlig neues Bild, das selbst mich überrascht hat. Das Verhältnis verschiebt sich bei den Fängen über 45 cm Körperlänge in Richtung der Insektenimitationen, die jetzt mit 42 % gegenüber den Fisch-Imitationen mit immerhin noch 58 % einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen als in der Gegenüberstellung aller ausgewerteten Fänge in Abb. 1. So hat sich auch als bester (Großforellen)Köder mit 37 % die Trockenfliege herauskristallisiert, dicht gefolgt vom Wobbler mit 35 %. Das habe ich in der Form nicht erwartet!
Verengt man nun die Auswertung weiter und betrachtet nur die zehn besten Fische (von 55 cm bis 66 cm) der letzten 15 Jahre kommt man zu folgendem Ergebnis:
Die Fänge auf Insektenimitate nehmen erneut stark zu und liegen bei 50 %. Bei den einzelnen Ködern bleibt die Trockenfliege vorne. Doch interessanterweise schiebt sich der Spinner mit der gleichen Anzahl an Fängen wie die Trockenfliege am Wobbler vorbei. Jedoch ist die Auswertung in Abbildung 3 mit Vorsicht zu genießen, da der Umfang der Daten (zehn Fische) sehr gering ist. Sie spiegelt lediglich die Tendenz wieder, dass die größeren Fische in meinen Gewässern verhältnismäßig öfter auf Insekten-Imitate gefangen werden, als dies bei kleineren Artgenossen der Fall ist!
Meine Theorie zu diesem „Phänomen“ ist, dass gerade die großen, schlauen Forellen schon häufig mit Angelködern in Kontakt gekommen sind und vor allem Wobbler, Spinner und Blinker von echter Beute unterscheiden können. Dies ist oft in Form von Fehlbissen zu spüren, wenn die Forellen die Köder testen und nur vorsichtig zubeißen oder die Köder nur anstupsen. Bei Insektenimitationen fällt dies den Fischen deutlich schwerer, da die kleinen Fliegen eine nahezu perfekte Imitation darstellen und von den Fischen möglicherweise nur sehr schwer als Fälschung erkannt werden.
Nachdem ich nun meine Köderstatistiken ausgewertet hatte, stellte sich mir die Frage ob es einen Unterschied bei der Köderwahl von Regenbogen- und Bachforellen gibt.
In Abbildung 4 ist deutlich zu erkennen, dass die Unterschiede bei der Köderwahl der beiden Forellenarten zu vernachlässigen sind. Eine deutlichere Abweichung ist lediglich bei den Trockenfliegen zu erkennen, die öfter von Bachforellen angenommen wurden. Obwohl z. B. das Revierverhalten der beiden Arten völlig unterschiedlich ist (Bachforellen haben im Gegensatz zu Regenbogenforellen ein ausgeprägtes Revierverhalten), bevorzugen Bach- und Regenbogenforellen in freier Wildbahn nahezu die gleiche Beute, was auf eine deutliche Nahrungskonkurrenz der Regenbogenforelle zur heimischen Bachforelle hinweist! Dies könnte vor allem in nährstoffarmen Gewässern ein Problem für Bachforellen werden. Jedoch kann man anhand dieser Auswertung nicht von einer allgemeingültigen Konkurrenzsituation zwischen den beiden Forellenarten ausgehen. Wer mehr zum Thema Konkurrenz zwischen Regenbogen- und Bachforellen lesen möchte, dem sei die Regenbogenforellen-Expertise von REY, P. UND KONSTANZ, H. empfohlen: www.hydra-institute.com/de/ifah/pdf/Expertise%20Regenbogenforelle.pdf
Forellenfänge im Saison-Verlauf
Weiterhin interessierte mich, wann ich innerhalb einer Saison die meisten Fische fing. Gefühlt war das immer der Monat Mai für mich. Aber um dem Spekulieren ein Ende zu bereiten habe ich da mal etwas vorbereitet. Die folgende Grafik (Abb. 5) veranschaulicht meine Forellenfänge über die 15 Jahre auf die einzelnen Monate (Mai bis September – wegen der bereits erwähnten Schonzeit) verteilt:
Und siehe da, mein Bauchgefühl hat sich bestätigt – der Monat Mai ist mit Abstand der beste „Forellenmonat“. Nun ist das z. B. bei einigen Hechtanglern, deren Saison auch im Mai startet, ähnlich gelagert. Einerseits geht man am Saisonanfang in der Regel verdammt oft zum Fischen, andererseits bin ich der Meinung, dass die Fische nach der Schonzeit die Köder argloser attackieren als einige Wochen später, wenn sie schon ein paar Mal Kontakt mit Spinnködern hatten. Schön ist in der Abbildung das oft zitierte Sommerloch im Juli/August zu sehen, von dem ich immer stolz behauptete es zu umgehen, aber nein – mich trifft’s auch! Doch der September macht mit ein paar Prozent mehr an Fängen NATÜRLICH alles wieder gut.
Fette Sommer-Bachforelle, welche die Beißflauten in der Hitze vergessen lässt.
Um diese ganze Auswertung des Saisonverlaufes nicht nur an den bloßen Fangzahlen aufzuhängen, habe ich eine Köderauswertung der unterschiedlichen Monate nachgeschoben, wobei ich mich diesmal aber auf die Fisch- und Insektengruppe beschränkt habe. Alles andere macht meiner Meinung nach recht wenig Sinn. Abbildung 6 zeigt diese Auswertung in einem Diagramm.
Die Verteilung deckt sich zum Teil wunderbar mit den Gegebenheiten, die ein Forellenangler draußen am Wasser so vorfindet. Im Mai sind oftmals (bei mir im Thüringer Mittelgebirge jedenfalls) die Insekten noch nicht in großer Anzahl vorhanden, da teilweise die Temperaturen noch unter den Gefrierpunkt fallen können. Die Forellen haben den Fokus noch ganz klar auf fischähnlicher Beute. Nicht selten ist es der eigene Nachwuchs, der da als Nahrung herhalten muss. Dies spiegelt sich in der Grafik wieder. Mit 86 % sind die Fisch-Imitationen klar im Vorteil. Im Juni steigt der Anteil der insektenartigen Nahrung stark an, da viele Fliegen und Käfer schlüpfen und am Schwärmen sind und stellenweise massenhaft vorkommen. In der Trinkwassertalsperre, die ich befische, kann man deutlich beobachten, dass die Fische eindeutig auf die Wasseroberfläche und die oberen Gewässerschichten fixiert sind. Sie sammeln in aller Ruhe die Insekten von der Wasseroberfläche, die gerade ihre Eier dort ablegen, oder fressen in der oberen Wasserschicht die gerade schlüpfenden Eintagsfliegen. Im Juni ist das Verhältnis zwischen fisch- und insektenähnlichen Ködern beinah ausgeglichen. Warum sich im Juli die Verhältnisse dermaßen drastisch ändern ist mir ein Rätsel, da nach wie vor viele Insekten vorhanden sind. Im August erreichen letztendlich die Fisch-Imitationen mit 90 % ihren Höhepunkt, um im September wieder etwas von ihrer Fangkraft einzubüßen – und dann beginnt ja (leider) ab dem 1. Oktober die Forellenschonzeit…
Fazit:*Zusammenfassend stelle ich für die von mir befischten Talsperren und Flüsse fest, dass vor allem Wobbler bei der Forellenangelei die Masse bringen. Mit 49 % sind es meine erfolgreichsten Forellenköder. Trockenfliegen sind in meinem Fall für die Klasse zuständig und bringen die größeren Fische in den Kescher. Einen Unterschied im Beutespektrum von Regenbogen- und Bachforellen konnte ich nicht feststellen. Im Saisonverlauf stellt sich der Mai als bester Monat für die Forellenangelei dar. Zusammen mit dem August sind dies die beiden Monate, in denen man mit Fischimitationen am Erfolgreichsten ist. Der Juni hingegen gehört den Fliegenfischern!
Wobbler für die Masse, die Trockene für die Klasse!
Ich möchte Euch nochmals darauf hinweisen, dass man diese Auswertungen nicht verallgemeinern kann, da die Verhältnisse am Wasser von Region zu Region und von Gewässer zu Gewässer sehr unterschiedlich sind. Letztlich spielt Ihr als Angler mit euren Köder- und Methodenvorlieben die größte Rolle in eurer eigenen Statistik! Nichts desto trotz hoffe ich, dass ihr ein wenig Spaß mit dieser Auswertung hattet (das hat doch recht viel Mühe gemacht…) und das ihr einiges mit in euer Anglerleben und ans Wasser nehmen könnt.
Außerdem würde ich mich wirklich freuen, wenn Ihr mal auf meinem Blog (www.mafu2.wordpress.com) vorbeischaut!
In diesem Sinne – Petri Heil bei der Forellenpirsch!
Christian