Gewässer-Tipps Embalse de Mequinenza
Der Ebro-Stausee zwischen Caspe und Mequinenza war schon dreimal mein Urlaubsziel. Eigentlich stimmt das nicht ganz, das erste mal war er nicht das Ziel, sondern wir haben ihn entdeckt, indem wir im Herbst (c. 1984) den Ebro fast von der Quelle abwärts abgeklappert haben, nachdem wir die Region um Tortosa schon kannten. Damals sind wir dann an diesem See hängen geblieben. Der erste Einruck, als wir Abends ankamen, war: hier wimmelt’s vor Fischen.
Überall sprangen Karpfen aus dem Wasser, es war kaum jemals ein paar Sekunden ruhig! Am nächsten Tag probierten wir dann auch unser Glück auf die Karpfen, aber es wurde bald langweilig, sie bissen zwar wie verrückt, aber es war kaum mal einer von mehr als 1Kg dabei. Von den anderen Anglern auf dem Zeltplatz erfuhren wir dann, dass die meisten wegen der Schwarzbarsche hier waren.
Es war das erste Mal, dass ich so richtig auf Schwarzbarsche gefischt hab. Ich glaube es war im Anschluss an diesen Urlaub, dass ich beschloss, die anderen Methoden aufzugeben, und nur noch zu Spinnfischen, aber es ging noch ein Weilchen, bis ich es wirklich tat. Wir waren gar nicht gerüstet für Schwarzbarsch, besassen weder Oberflächenköder noch Gummiwürmer, aber hatten trotzdem die ersten Erfolge an der Cuesta de Falcon, einer Bucht die vom Campingplatz zu Fuss zu erreichen war, und sich vom Ufer befischen liess.
Ich fischte mit Aglia Long Spinner auf raubende Barsche im offenen Wasser und mit Big S Wobbler als Popper-Ersatz in den Wipfeln versunkener Bäume. Mein Kumpel hatte sich kurzerhand aus einer Pose mit Draht und Drilling einen primitiven Oberflächenköder gebastelt, den die Barsche ebenfalls vehement attackierten. Heute weiss ich, dass wir damals eine Phase mit extremem Niedrigwasser und beisswütigen Fischen erwischt hatten, so gut bissen sie in den späteren Touren nicht mehr, vielleicht auch, weil seither der Befischungsdruck zugenommen hat. Jedenfalls lernten wir dann einen Exilbayern kennen, der ab und zu einen von uns mit in seine Nussschale nahm und uns beibrachte mit Poppern und Gummiwürmern zu fischen. Die Würmer (beste Farbe war schwarz mit chartreuse Sichelschwänzchen) wurden einfach am Stamm eines versunken Baumes entlang in die Tiefe geschickt, bis ein Barsch dran zuppelte. An der Oberfläche schienen sie auf fast alles zu beissen, wenn sie’s taten, unter anderem auch auf das skurrile Devil’s Horse, einen Köder den ich für unmöglich gehalten hätte.
Zum Zweiten
Die zweite Reise im Sommer 1990 führte dann direkt an den See. Wir konnten ein Boot günstig mieten, denn das hatten wir beim letzten mal schon gemerkt: ohne Boot kann man’s hier fast vergessen. Die Ufer sind grösstenteils sehr steil und aus bröckeligem Fels, fast nicht begehbar. Jetzt sah der See aber ganz anders aus, viel höherer Wasserstand und deutlich heisser war’s auch. Nur die planschenden Karpfen waren noch da, sie tummelten sich sogar in überfluteten Wiesen. Die Angler meinten alle, man müsse tief mit Gummi fischen, aber wir erwischten auf die bewährten Oberflächenköder trotzdem unsere Fische.
Ebenfalls erfolgreich war das Schleppen mit Shad Raps und ähnlichen Wobblern. Beim Schleppen ging dann auch hin und wieder ein Zander an den Köder. Neu entdeckt habe ich das Fischen mit unbeschwerten Gummiködern ohne Eigenaktion, den sogenannten Soft Jerk Baits: ich hatte mir einen Sluggo im Angelladen in Caspe gekauft und probierte ihn an einem brütend heissen Nachmittag über einem versunkenen Buschfeld, das an überhängende Bäume grenzte, aus. Der Erfolg war überwältigend, etliche Schwarzbarsche, aber keine wirklich grossen, konnte ich überlisten. Eines Abends befischte ich einen harmlos aussehenden überhängenden Busch, kaum grösser als ein Medizinball, an der Ecke zu einer kleinen Bucht. Und ich hatte Biss auf Biss auf einen Oberflächenköder, der nur mit Schwanzpropeller versehen war. Ein halbes Dutzend schöner Barsche hatte sich an diesem unscheinbaren Örtchen versammelt. Den grössten Barsch des Urlaubs verpasste ich ganz in der Nähe: ich schlenzte einen Gummifisch vielleicht 3 Meter vom Boot mitten in eine aus dem Wasser ragende Baumkrone. Kaum war der Köder einen halben Meter abgesunken, schoss ein riesiger Barsch aus der Tiefe hervor und schnappte ihn. Ich bin so erschrocken, dass ich ganz vergass anzuschlagen und er spuckte ihn sehr schnell wieder aus. Natürlich probierte ich in den folgenden Tagen alle möglichen Köder an dem Baum aus, aber der Fisch liess sich nicht mehr blicken. Eines Abends bringt jemand einen schönen Wels von c. 1,5m zum Camping, der von allen gebührend bestaunt wird. Am letzten Tag unseres Urlaubs nahmen wir dann noch an einem Schwarzbarsch-Wettfischen Teil, in dem wir den 4. Platz von c. 50 Teilnehmern belegten, nur wenige Gramm hinter dem dritten.
Und Zum Dritten
Noch ein drittes Mal bin ich an diesen See gefahren, diesmal später im Herbst des Jahres 1997. Ausgerüstet mit dem eigenen Schlauchboot sollte es mal wieder den lieben Schwarzbarschen an den Kragen gehen. Das Wasser war erstaunlich hoch für Herbst und bald stellt sich heraus, das mit Oberflächenködern diesmal überhaupt nichts ging, obwohl ich es bis zum letzten Tag immer mal wieder probierte. Beim Schleppen mit Wobblern fingen wir die ersten Zander, deren Bestand ziemlich zugenommen zu haben schien. Die Barsche erwischten wir erst, als wir mit Gummiwürmern und -Krebsen schattige Steilufer mit und ohne Bäumen befischten. Das Boot über c. 12m Wasser, warfen wir die Köder fast direkt ans Ufer oder in die Bäume. Schön absinken lassen bis zum Grundkontakt, einen Moment warten, ein kleiner Zupfer und wieder sinken lassen. Die Ufer waren so steil, dass es manchmal nur wenige Zupfer brauchte, bis der Wurf ausgefischt war. Ausser den Barschen fingen wir so auch immer mal wieder einen Zander. Einmal trieben wir in einer flachen Bucht, Rücken an Rücken warfen beide die Ufer an, als es auf einmal einen kräftigen Rumms gab. Wir schauten uns an, jeder dachte der andere hätte irgendwie einen Fehltritt gemacht, aber im Wasser war noch ein grosser Schwall zu sehen. Das konnte doch nicht… muss es aber doch. Wir sind wohl von einem grossen Wels gerammt worden! Fazit der letzten Tour: es gibt wohl weniger Schwarzbarsche als früher (oder sie bissen einfach etwas schlechter), dafür sind die Welse und Zander im Kommen. Mal sehen was das nächste mal bringt!
Unterkunft und Information: lake caspe camping (auf Spanisch). Mehr Gewässerberichte findet Ihr hier auf meiner eigenen Homepage!