Fangberichte Eisnachtfischen auf Quappe
Schweden am Anfang dieses Jahres: Es war ein anstrengender Tag gewesen, als Holger und ich am Mittag plötzlich einen Anruf von unserem Freund Jari bekamen. Er fragte uns, ob wir heute Abend mit ihm und einem Freund Quappenfischen gehen wollten. „Was? Wie das denn? Die Seen sind doch alle zu!“ dachte ich mir. Die Antwort auf meine Frage erübrigte sich schnell. In Schweden hat das Eisangeln eine lange Tradition. Also sagten wir zu.
Am Abend so gegen fünf Uhr, es war bereits schon ziemlich düster, fuhren wir mitten in den Wald hinaus. Nach etwa 30 min. Fahrt, hielten wir plötzlich im Nirgendwo. Jari packte schnell seine Ruten und marschierte zielstrebig in den Wald hinein.
Inzwischen konnte man gerade noch etwas ohne Taschenlampe erkennen. Holger und ich folgten ihm eine Weile, bis wir endlich vor einem großen Ausläufer der Schären standen. Hier sollte das Abenteuer beginnen. Holger und ich hatten so etwas noch nie gemacht. Eisangeln auf Quappen. Und dann noch die Nacht hindurch. Ich muss wohl keinem erzählen, wie wir uns angezogen hatten. Wir hatten so viele Sachen an, dass wir uns kaum noch bewegen konnten. Der dicke Überlebensanzug sollte uns später vor dem Auskühlen schützen. Nun hieß es, die Ruten klar zu machen und die Löcher in das bis zu 15 cm dicke Eis zu bohren.
Wir köderten die in der Mitte auseinander geschnittenen Lauben an und liefen hinaus auf den See. Es war gar nicht so leicht mit dem Eisbohrer die Löcher in das Eis zu bohren. Doch mit etwas Übung konnten wir dann endlich die Köder im Wasser platzieren. An den Stellen, welche wir uns ausgesucht hatten, waren in den letzten Jahren immer wieder sehr gute Quappen gefangen worden. Das Wasser war hier nur etwas 1,5 m tief. Als Bissanzeiger dienten die ganz normalen Fox-Bissanzeiger, welche auf einen selbstgemachten Rutenständer platziert wurden. Insgesamt hatten wir etwa 15 Ruten auf dem See verteilt. Die Bissanzeiger wurden in die Richtung gedreht, wo man sich später am Rand des Sees aufhalten würde.
So, die Köder waren im Wasser. Inzwischen waren alle Wolken verschwunden und der mächtige Sternenhimmel tat sich über uns auf. Hier draußen konnte man so viele Sterne sehen, nicht zu vergleichen mit dem „laschen“ Sternenhimmel in Deutschland. Der Mond schien hell und gespenstisch über den See. Das andere Ufer des Sees konnte man gerade als dunkle Silhouette erkennen. Gespannt saßen wir nun auf einem kleinen Bootssteg und warteten. Die Stunden vergingen und manche tolle Angelgeschichte wurde erzählt.
Das Eis knarrte unheimlich unter unseren Füßen. Gerade als Jari von seinen tollen Erlebnissen beim Schleppen auf dem Vättern erzählte, meldete sich der erste Bissanzeiger mit einem lauten Piiieeeeep. Der erste Biss des Abends. Leise gingen wir in Richtung des Bissanzeigers. Noch einmal: Piiieeeeeppp. Wir sahen, dass der Fisch langsam aber stetig Schnur von der Rolle nahm. Jari nahm die Rute auf und schlug an. Die Rute krümmte sich heftig und Jari gab alles, um den Fisch so schnell wie möglich aus dem Eisloch zu bekommen. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir das Prachtexemplar von Quappe sahen. Die hatte bestimmt 7 Pfund! Ein genialer Fisch. Schnell wurde noch ein Foto geschossen und der Fisch wurde wieder durch das Eisloch zurückgesetzt.
Der Abend war schon gerettet. Einen tollen Fisch hatten wir schon. Und gerade als wir wieder am Steg angekommen waren, meldete sich schon der nächste Bissanzeiger. Diesmal von Jaris Freund. Wieder gingen wir leise zu dem Eisloch. Dieser Fisch nahm deutlich heftiger den Köder als der Vorherige. Der Anhieb saß und schon ging der Drill los. Die Quappen sind an sich keine großen Kämpfer, doch nutzen sie geschickt ihre Masse um am Grund zu bleiben. Mit heftigen Kopfschütteln versuchte die Quappe wieder loszukommen. Doch vergebens. Diese Quappe war ein wahres Monster! Über 8 Pfund schwer und an die 80 cm lang! Ein Prachtexemplar! Auch diese Quappe wurde wieder nach dem Foto zurückgesetzt! Nun war alles in Ordnung.
Wir packten so gegen 23 Uhr unsere Sachen und machten uns auf den Heimweg. Auf der Rückfahrt verabredeten wir uns gleich noch für Freitag Abend. Diesmal sollte uns allerdings das Nachtleben Oskarshamn kennen lernen. Fischen wollten wir erst am Sonntag wieder. Diesmal allerdings auf Hecht und Barsch.
Andreas Knausenberger
TEAM – FISH & nature
TEAM Wels / Karpfen