News Ein weiteres Corona Statement…
Keine Ahnung, ob ihr drauf wartet, dass der Yoda mal ein paar Worte sagt zur Lage. Ich habe mir lange Zeit gelassen. Aber heute früh fühlt sich das so an, als wäre es höchste Eisenbahn, mich mal zu melden. Nun beraten sie also über die Ausgangssperre oder eine Ausgangsbeschränkung. In meinen Augen viel zu spät. Ich möchte mich aber nicht politisch äußern und am Ende ist es auch egal, was ich hier schreibe. Zeitliche Abläufe kann man eh nicht ändern. Dass es schlimm werden wird hier, habe ich evtl. ein bisschen früher ahnen können, als andere, die eigentlich besser informiert sein müssten. Denn Corona hat meinen Kopf seit Wochen fest im Griff.
Flucht aus Spanien
Wie ihr vielleicht wisst, verbringe ich das Frühjahr wochenlang in Spanien, um dort zusammen mit dem Dori Reisegruppen zu beherbergen und sich mit den Menschen eine schöne Zeit zu machen. Ein Mix aus Angeln und das Leben genießen. Sonne auftanken. Gut essen. Intensiv pokern. Und viel Spaß haben. Es kommen Deutsche, Österreicher und Südtiroler. Südtiroler? Mit dem Zander-Mozart und Patrese hatten wir zwei Menschen in Woche II dabei, deren Heimat viel früher vom Corona-Virus heimgesucht wurde als unsere. Jeden Tag wurde mit den Mädels telefoniert. Immer mehr Kranke. Immer mehr Tote. Immer striktere Regeln. Wir haben es geschafft, den Corona-Komplex immer mal beiseite zu schieben. Doch ab einem gewissen Punkt ging es nicht mehr. Spätestens als es keine Flüge nach Italien mehr gab und die Mädels am Telefon geweint haben, weil sie befürchteten, dass sie ihre Jungs monatelang nicht mehr sehen würden. In einer Nacht-und Nebel-Aktion sind die beiden dann mit einem Flieger nach München geflogen, haben dort die letzten beiden Plätze in einem kleinen Shuttle-Bus eingenommen, um dann im allerletzten Moment zu den Liebsten in die Heimat gefahren zu werden.
Einen Tag später war dann Markus soweit, dass er dem Aufruf der österreichischen Regierung Folge geleistet hat, nach Hause zu kommen. Abbruch. Umbuchung. Und am 14.3. ging’s in den Flieger nach Wien. Von Maxi, der am selben Tag nach Frankfurt geflogen ist, haben wir gehört, dass es schon zu erheblichen Verzögerungen in Barcelona kam. Aber auch er hat es geschafft. Am selben Abend bekamen unsere Münchner Gäste Silvia und Helle einen Anruf von ihrem Reisebüro, dass ihr Flieger am Dienstag nicht fliegt und dass sie schnellstmöglich einen früheren Flug buchen sollen. Daraufhin bot ihnen Rolf an, sie im Wohnwagen zu begleiten. Er würde sie auf dem Weg nach Ettlingen in München absetzen. Diese Gruppe war dann am Sonntagmorgen um 8 Uhr auf der Piste.
Im Camp waren zu der Zeit noch Andi, Dori und ich. Und wir waren eigentlich der Meinung, dass es besser ist, im ausgestorbenen Mequinenza zu sitzen und das Ding auszuangeln, als nach Hause zu fahren, wo auch bald das Chaos ausbrechen wird, wenn es nicht schon ausgebrochen ist. (Ich wurde immer wieder von meinen Berliner Freunden unterrichtet, wie es in der Hauptstadt aussieht.) Als am Sonntagmittag ein Angelverbot ausgesprochen wurde (dabei hätten wir nur 10 Meter vom Haus bis zum Boot gehabt), haben wir uns nochmal neu sortiert und beschlossen, das Camp (also das Casa Rio), das wir in zwei Tagen aufgebaut hatten mit Bellyboaten, Booten, Angeln für jeden Einsatzzweck, Nahrung für mehrere Wochen, Fotoapparaten und Kameras, Millionen von Ködern etc. schnellstmöglich zu räumen und dann doch nach Deutschland zu flüchten. Nicht weil da alles besser ist als in Spanien. Aber wochenlanger Hausarrest in Mequinenza war keine besonders verlockende Aussicht. Daheim ist daheim. Das sah auch Vermieter Jürgen Stegherr so und half uns dabei, das Casa Rio in den Urzustand zurück zu versetzen.
Parallel habe ich mich mit Catchtastic-Felix besprochen, der eigentlich auch der Ansicht war, dass man besser bleiben könnte. Bis zum Angelverbot. Es wurde ein Fluchtplan aufgestellt, in dem auch noch ein Wittenberger Pärchen eine Rolle gespielt hat, das wir auch noch evakuieren mussten. Und ein paar Stunden später war der aus zwei VW-Bussen bestehende Mini-Konvoi dann auf dem Weg nach Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt waren die Grenzen noch offen. An der von Spanien zu Frankreich war zu dem Zeitpunkt noch gar nix los. Also keine Polizei. Kein Zoll. Keine Fiebermessungen. Die deutsche Grenze, die um 8 Uhr schließen sollte, passierten wir um 5 Uhr. Hier liefen die Vorbereitungen, wir konnten aber auf einer Spur durchrollen. Und 21 h nachdem wir losgefahren sind, waren Felix und ich in Berlin. Erstes Ziel war die Metro. Bisschen Proviant einkaufen. Und Tatsache: Es war so schlimm, wie man mir vorhergesagt hatte. Klopapier, Hefe, Tomatenpampe… Alles aus. Also nix mit einer Eigenbau-Willkommens-Pizza. Wahnsinn.
Wie geht’s weiter?
Und jetzt sitze ich hier in Berlin. Am letzten Donnerstag habe ich noch eine Folge für Youtube finalisiert. Chebu 2.0. Die habe ich mit Zander-Mozart und Patrese in Spanien angefangen. Wir wollten an einem Tag von Land angeln und am zweiten vom Boot. Zum Dreh der Bootsaction ist es nicht mehr gekommen. Stattdessen gibt’s jetzt einen Solo-Part von mir. Brandenburg. Uferangeln. Mit reichlich Corona-Blues als Hintergrund-Musik.
In der Zwischenzeit habe viel mit meinen Freunden und Teamkollegen gesprochen. Natürlich. Aber auch mit vielen Werbepartnern, mit Shimano. Mit Camo. Denn irgendwie soll es ja weitergehen. Es wird womöglich einiges durcheinandergewirbelt auf dem Angelsektor. (Natürlich nicht nur da.) Aber es geht weiter. Ich befinde mich selber im Ausnahmezustand, wie die meisten von uns. Ich musste mich hier erstmal sortieren und für mich persönlich einen Weg finden, wie ich mit dieser schrecklichen Situation umgehe. Ich habe mir Quarantäne verordnet. Hätte ich was aus Spanien mitgebracht, läge ich schon flach. Inzwischen ist der Virus aber hier viel präsenter als er es in Mequinenza war. Ich achte sehr auf Handhygiene nach dem Einkaufen. Isoliere mich so gut es geht. Halte Abstand. Usw. Wenn ich allerdings sehe, wie lässig manche Leute noch sind, kann ich nur den Kopf schütteln. Leute. Das, was in Italien und Spanien los ist, wird auch hier los sein, wenn wir nicht alle den Rückzug aus der Öffentlichkeit antreten und uns wegsperren. Kann sein, dass es schon zu spät ist für Ausgangsbeschränkungen. Ich habe keine Ahnung, warum sich ausgerechnet Berlin so viel Zeit lässt. Man hätte eigentlich anders handeln können.
Ich habe keinen Plan, was das alles für mich persönlich bedeutet. Ob mein System in ein paar Monaten dasselbe ist? Diese Frage werden sich viele von euch stellen. Heute werden wir wissen, ob wir wenigstens noch allein angeln gehen dürfen. Auch da gibt’s verschiedene Einstellungen. Mein einziger Menschenkontakt fände ab und an an der Tankstelle statt. Ich habe Einweghandschuhe und denke, man könnte das verantworten. Der Trip am Donnerstag hat mir sehr gutgetan. Überhaupt wäre isoliertes Angeln sicher Balsam auf der Seele für viele von uns hier. Vielleicht muss ich diese Meinung ja aber auch revidieren in diesen Zeiten, in denen sich die Sachlage so schnell verändert.
Ich habe jetzt immer noch kein Konzept für BA und den YouTube-Kanal. Ich weiß nicht, ob ich einfach auf heile Welt machen soll, weil es da draußen genug Krise gibt. Oder ob ich auf Werbebeiträge verzichte. Oder ob ich jetzt vermehrt Bastelanleitungen und Ideen zur Heimarbeit poste. Ich weiß es echt nicht. Ich weiß nur, dass es richtig beschissen ist, was da gerade passiert. Aber auch, dass es weitergehen wird.
Passt auf euch auf in der Zwischenzeit. Bleibt gesund. Isoliert euch. Handelt vernünftig. Aber macht euch nicht fertiger als es unbedingt sein muss. Die Sonne scheint.
Johannes
PS: Heute ist ne neue Folge BA auf YouTube hochgeladen worden. Mit massiv Dickbarsch und einem Rig-Experiment. Vielleicht hilft die ja, den Corona-Shit für ein paar Minuten in den Hintergrund zu drängen.