Fangberichte Ein gelungener Start: Saisonauftakt an der Mosel
Beitrag enthält WerbungAm 15 Juni war dann auch endlich bei uns an der Luxemburger Mosel, Grenzgewässer mit Deutschland, Schonzeitende. Normalerweise bin ich die Tage zuvor immer richtig aufgedreht und voller Vorfreude. Dieses Jahr war meine Vorfreude allerdings etwas gedämpft, hatte ich doch noch das Schonzeitende vom letzten Jahr im Hinterkopf. Normalerweise sind die ersten Tage nach der Eröffnung ganz ok, aber nicht so letztes Jahr. Da wollte es bei mir einfach nicht so richtig anlaufen. Wochenlang hab ich abgeschneidert. Verständlich also, dass ich dieses Jahr etwas zurückhaltender war. Denn je größer die Vorfreude, desto enttäuschter kann man sein, wenn es nicht klappt wie man es sich vorstellt.
Ich wollte montags pünktlich um 5 Uhr am Wasser sein, um auch jede Minute, die uns erlaubt wird, zum Fischen mitzunehmen. Das bedeutet von 5 Uhr bis 23 Uhr durchangeln. Daher ging es sonntags auch bereits um 21 Uhr ins Bett, um auch ja nicht zu verpennen. Ich kenne mich ja und weiß, wie gerne ich mich morgens noch für „5 Minuten“ umdrehe.
Aber ich habe es tatsächlich geschafft und war pünktlich am Wasser. Die erste Hürde war also gemeistert. Jetzt galt es bloß noch, die Fische zu finden und zu fangen.
Und es hat dann auch gerade mal 5 Minuten gedauert, um mit einem knapp 40er Zander in einen unvergesslichen Tag zu starten. Ich hab mich wirklich sehr über diesen Fisch gefreut, da er mir Hoffnung gab, dass es nicht so wie letztes Jahr laufen wird. Drei Würfe später kam noch ein kleiner Winzling von Barsch dazu und ich wechselte nach 40 Minuten das erste Mal den Spot.
Am zweiten Spot angekommen, sehe ich, dass da wohl jemand einen weit schlechteren Tag als ich haben wird. Da stand nämlich ein recht neues Auto mit eingeschlagener Seitenscheibe. Also erstmal Handy raus und die Polizei informiert, damit die dem Besitzer Bescheid geben können. Das war auch recht schnell geklärt und so konnte ich weiter zum Wasser marschieren. Ich hatte gerade den 3 Wurf gemacht, da spüre ich ein nettes Tocken in der Rute und ein Anfang 70er Zander kam kurz Hallo sagen. Die Welt war für mich in Ordnung, mehr wollte ich nicht. Ich war zufrieden und hätte ich an dem Tag nichts mehr gefangen, es wäre Ok gewesen. Hauptsache NICHT SO WIE LETZTES JAHR.
Ich habe noch ein paar Würfe an dem Platz gemacht und bin dann weiter gefahren. Am ersten Tag der Saison fahre ich immer unsere gesamte Flussstrecke ab, um zu gucken was sich so getan hat, was wo an Fischaktivitäten auszumachen ist, wo der Futterfisch schwimmt, wo raubende Fische zu sehen sind und so weiter. So habe ich über den Tag noch 7-8 Spots abgefischt, gänzlich gemütlich und ohne weitere Erwartungen, bis etwas geschah, womit ich wirklich nicht gerechnet habe. Nicht am ersten Tag der neuen Saison, nicht nach so viel Frust im letzten Jahr, nicht nachdem ich jetzt seit 15 Jahren versuche, dieses Marke zu überschreiten.
Aber es war tatsächlich so, der kleine Grubster von Lunker City, der gerade noch an der Spundwand entlang geführte wurde, wurde auf einmal so schwer an der Rute. Und dieses Bewegungsmuster, das fühlt sich doch wirklich wie ein guter Barsch an. Wie cool dachte ich noch, so ein schöner Mitvierziger Barsch ist doch jetzt die Krönung, die diesem tollen Tag das I-Tüpfelchen aufsetzt.
Ich drille den Fisch also hoch, ja er wehrt sich aber jetzt auch nicht so dolle. Als ich ihn dann aber das erste Mal sehe, da kriege ich aber mal direkt so richtig Adrenalin. Und der Fisch wohl auch. Denn nach dem ersten Luftschnappen dreht dieser auch noch mal auf und zieht an einer scharfkantigen Metallplatte im Wasser vorbei. Ich krieg grad nen Herzkasper, ich höre wie das 0,18 Fluoro am Metall entlang schrabbt und lasse mich auf die Knie fallen, um irgendwie den Drillwinkel zu ändern. Und der Barsch meint es gut mit mir, er dreht um, weg vom Metall, zurück ins hindernisfreie Wasser. Danke. Danke. Danke.
Ich schnappe mir meinen Kescher vom Gürtel und zack liegt der Eumel in den gummierten Maschen. Ich quieke wie ein kleines Ferkel vor Freude, noch ohne zu messen, es gab einfach keinen Zweifel das dieser Fische diese eine Marke überschritten hat.
Und so war es dann auch, das Maßband zeigt 52cm, Wahnsinn. Mein Körper schreit nach Nikotin, will sich beruhigen, 15 verdammte Jahre, so wenige Erwartungen für diesen Tag, und dann das.
Mein Tag war endgültig gelaufen. Mein Kopf war in anderen Sphären, alles war gut, ich war absolut Zen im Kopf. Egal was heute noch kommen würde, es war mir egal.
Für viele Gewässer mag es ein regelmäßiger Fang sein, und auch bei mir in der Mosel schwimmt mehr als nur der eine rum, aber für mich war es etwas Besonderes. Es hatte bisher einfach nicht sein sollen bei mir. Am Montag war es soweit und es fühlte sich gut an.
Ich wünsche jedem von Euch der das Vergnügen noch nicht hatte, nicht 15 Jahre lang warten zu müssen. Geht ans Wasser und fangt dicke Fische.
Viel Spaß!
Gilles