Meeresräuber Das erste Mal am Fjord…


Nachdem nun doch schon einige Tage ins Land gegangen sind, die Erinnerungen langsam verblassen und das Verlangen steigt, wieder an den Fjord zu fahren, ja, nun will auch ich endlich einen kurzen Bericht über meinen ersten „Fjord-Urlaub“ abgeben. Das 4. Mal ging es in diesem Jahr nach Norwegen. Aber das erste Mal nicht an einen Bergsee oder Fluss, sondern an den Fjord. Meeresangeln war angesagt !


Das Haus wurde sehr kurzfristig über den Angelreisenanbieter „Kienitz&Noelte“ gebucht. Null Probleme. Die haben alles gemacht. Buchung des Hauses, Fähre, Wegbeschreibung, ein 57 Seiten starkes Begleitheft über Norwegen mit seinen Bestimmungen und über das Angeln, die Fischarten, die Fjorde und Montagen. Insgesamt war auch alles wie im Katalog beschrieben.

Wir hatten das Objekt 4059a in www.israelsneset.net am Sandsfjord ca. 13 km südlich der Stadt Sand. Das liegt etwa auf der Hälfte zwischen Bergen und Stavanger. Da wir das erste Mal mit unserer Tochter in den Urlaub gefahren sind (sie war zu dem Zeitpunkt 4 Monate alt), haben wir die Anreise von Berlin in 3 Etappen geteilt. Donnerstag 21.08.03 nach Flensburg. Dort im Hotel übernachtet. Freitag nach Hirtshals, rüber mit der Fähre und kurz hinter Mandal ein Häuschen genommen. Am Samstag dann die 5 Stunden zum Ferienhaus. Die Fährfahrt am 23.08. war zum Kotzen. Das erste mal ist mir schlecht geworden und die gerade verdrückte „Polse“ ist mir 3 mal wieder aus dem Gesicht gefallen…


Am Samstag das Haus begutachtet. Super Teil. Großer Raum. Alles ganz neu. Waschmaschine, Geschirrspüler, Fubo-Heizung, Kamin und leider auch ein Fernseher waren am Platz. Das Boot war in Ordnung. Etwas größer als ein „Anka“ und mit 4 PS ausgestattet. Da das Haus an einer Stelle im Fjord lag, wo dieser sehr schmal und durch Inseln schärenartig zerklüftet war, reichte diese Motorisierung völlig aus. Wettertechnisch gab es die ganzen 2 Wochen keinen Tag, wo man nicht raus gekonnt hätte.


Ich war natürlich heiß ! Bücherlesen, Internetseiten, Berichte etc. haben mich ganz schön juckig gemacht. Hakuma und Co. haben dadurch auch ne gute Stange Geld an mir verdient. Pilker bis 400 gr., Makks, diverse Vorfächer, eine neue Rute und Rolle etc. haben deutliche spuren auf dem Girokonto hinterlassen. Dank an dieser Stelle nochmals an Hummer für das GPS und Echolot, Knurri für die „GTI“ und Kunze für die Karten. Mit Echolot, GPS, Seekarten, Pilkern aller Gewichtsklassen, 30 lbs, Pilk- und Spinnrute ging ich dann am Sonntag voller Tatendrang zum Boot. Doch trotz Seekarte und Echolot steht man diesen Wassermassen beim ersten Mal recht hilflos gegenüber…


Ich bin dann einfach mal so losgetuckert und habe es mit Pilkern an Felshängen probiert, wo es von 5 auf 80 Meter runtergeht. Im kopf hat man dann immer die Berichte „… beim ersten Runterlassen hat es dann sofort gekracht ! Fisch xy mit blabla Pfund war ein guter Anfang…“ Leider wollte sich dieser Fisch nicht bei mir zeigen. So war dann die erste Ausbeute nach ca. 3 Stunden angeln 4 Makrelen. Das war schon etwas enttäuschend. Diese waren aber die ersten im meinem Leben und dafür auch recht lecker :-)


An dieser Stelle kann ich eigentlich abkürzen. Aufgrund der familiären Situation wollte ich nicht den ganzen Tag angeln und meine Frau mit Kind alleine im Haus „sitzen lassen“. Ich bin deshalb (leider) nur so 2-4 stunden am tag zum angeln gekommen. Teils bin ich früh um 6 Uhr aufgestanden und habe dann bis zum Frühstück geangelt. Abends ging’s dann noch mal für 2 Stunden raus. Im Gästebuch des Hauses war von guten Fängen zu lesen. 5 Angler aus Berlin hatten im Mai über 600 Fische in einer Woche. Andere schrieben von Dorsch, Köhler, Leng und Co. Doch im August war das dort alles anders. Der Vermieter sprach irgendwas von „variabel“. Es wollte einfach nichts klappen. An Freiwasserstellen, wo es von über 100 auf 11 Meter anstieg (Berg), an Kanten von 5 auf 200 Meter, in schmalen Strömungsrinnen oder in seichten Buchten wollte einfach nichts beißen. Es war zum Verzweifeln ! Entweder war ich an Stellen, wo ich mit 400 gr-Pilkern die 100 Meter nicht ereicht habe, ohne das ein verdammt großer Winkel zwischen schnurr und Rute war oder die Drift war viel zu langsam. Schnelles Einholen von 10/0 Makks mit Pilker brachte ebenso keine Erfolge, wie das Naturköderangeln mit Flattermakrele in 150 Meter Tiefe. Hier hatte ich 2 mal kapitale Hänger, dass ich das Ganze schnell einstellte.


Die ersten Tage vergingen ohne nennenswerte Erfolge. Ein paar Makrelen, kleine Köhler oder ein kleiner Dorsch. Mehr als 5 Fische wurden es in meiner Angelzeit nie. Ich war einfach zu unerfahren mit der ganzen Fjordangelei, redete ich  mir ein. Dann wiederum machte ich vieles so wie immer erklärt und wie auch abends von mir in der „Rainer-Korn-Bibel“ nachgelesen. Und einen Pilker zu führen, ist ja nun auch nicht sooo schwer, wenn man an den Fischreichtum in Norwegen denkt. Meine ersten beiden „Pfannenfische“, waren dieser Köhler und ein Wittling. Letzterer war sehr lecker.



Getröstet hat mich, dass ich nicht der Einzige war, der mit wenig gefüllter Kiste nach Hause ging. Die anderen beiden Ferienhäuser waren mit 2 Päarchen belegt, die zum Teil das doppelte oder dreifache meiner Zeit auf dem Fjord verbrachten. Doch auch sie fingen nicht mehr (eher weniger) als ich und waren zu zweit auf dem Boot. Das Pilken missfiel mir langsam. Als leidenschaftlicher Spinnangler habe ich dann meine 40 gr-Spinnrute mit der kleinen Mitchell 300 X Pro und der 15er Fireline startklar gemacht. Und am Mittwoch ging dann endlich der erste „große“ an den Haken. Ein 64 cm langer und 5,5 Pfund schwerer Dorsch hat meinen großen, orangenen Twister mit 40gr-Kopf in 20 Metern Tiefe inhaliert. Ein gutes Gefühl an der feinen Angel. Da ich schon 3 Aussteiger dieser Größe hatte, war ich diesmal vorsichtiger. Die Bremse war sehr fein eingestellt, so dass er immer wieder einige Meter Schnur
nehmen konnte. Nach ein paar Minuten sah ich ihn dann endlich. Das Gaff sollte nun das erste mal in Aktion treten. Es handelte sich hierbei um so ein „Kinder-Gaff“. Ein normaler Axtstiel (ca. 40 cm) mit nem dicken Haken. Nach mehrfachen versuchen war der Dorsch dann endlich an Bord. Ach, was war das schön…



Ich musste wieder rein und wollte abends noch mal mein Glück versuchen. Das tat ich dann an einer steilen Felskante, wo es direkt am Felsen auf ca. 60 Meter runterging. Ich war wieder mit der Spinnangel bewaffnet und warf den Twister Richtung Felsen. Dann legte ich die Angel bei offener Rolle ab und räumte irgendetwas im Boot rum. Als ich die Angel dann wieder aufnahm hatte ich den üblichen „Hänger“, wenn man mal ein paar Sekunden die Angel aus der Hand legt. Doch dieser „Hänger“ bewegte sich plötzlich. Und das nicht zu knapp. Wildes Rucken und Kopfschütteln ließen einen Dorsch erahnen. Doch dieser musste schwerer sein als der am Mittag. Die 40 gr-Rute war im oval Richtung Wasser gebogen. Die Bremse war fast gar nicht mehr zu spüren. Die Angst, den Fisch zu verlieren, war zu groß. So gelang es mir in den ersten Minuten nicht, den Fisch Richtung Boot zu bekommen. Was ich einkurbelte, nahm er sich sofort zurück. Das Ganze ging dann so ca. 10 Minuten. Ich wurde etwas mutiger und zog die Bremse an und der fisch wurde im Gegenzug langsam „müde“. Dann war es soweit.


Immer wieder schön, wenn man den Fisch im klaren Wasser auf einmal sieht. Es war ein Dorsch. Und was für einer! Jetzt wurde ich unruhig. Ich hatte zwar mein Gaff dabei, aber der Umgang damit war ungeübt. Also den Kescher aufgeklappt und den Dorsch gekeschert. Doch vor lauter Aufregung vergaß ich, dass dieser im Gelenk angebrochen war (groooßer Hecht) und man gekescherte Fische nicht horizontal am Stiel „raushebt“. Der Fisch schwebte in 50 cm Höhe und dann verabschiedeter sich das Netz mit einem lauten „kraaaaaccccchhhh!“. Fisch und Netz lagen wieder im Wasser. Ich dachte sofort an die Paarung des Jigkopfes mit dem Netz. Das gaff sauste nur so hinterher. Nach 2 Versuchen lag mein erster „Kapitaler“ vor mir im Eimer! 83 cm und 9 Pfund. Ich hatte meine ersten Orgasmus auf dem Wasser!


In den folgenden Tagen angelte ich fast nur noch mit der leichten Spinnangel. Die Nachbarn hatten einmal einen ungewöhnlich vollen Eimer mit Makrelen. Sie hatten Heringspaternoster ausprobiert. Alles außer diese Vorfächer hatte ich schon durch. Mit solch dünnem Kleinzeug wollte ich nicht in Norwegen angeln. Aber einen Versuch war es wert. Und tatsächlich bissen die Makrelen, Köhler und endlich auch die Pollacks auf die Heringsvorfächer wie wild. Keine Kapitalen, aber 3 Köhler a 3-4 Pfund das Stück an einer 40 gr-Rute mit nem 20er mono Heringsvorfach haben einen Heidenspaß gemacht. Endlich surrte die Rolle…


Auf diese Art habe ich dann eigentlich meine kurze Zeit auf dem Wasser verbracht. Mit den Heringsvorfächern und 60 gr.-Pilkern war einfach das Meiste zu holen. Ab und zu habe ich noch bis 200 gr geangelt, aber das war mir alles zu erfolglos und auch zu anstrengend. Auch auf Makrelenfilets am Drilling ging (fast) nichts. Nach gut einer Woche hatte ich dann endlich den ersehnten Biss auf den Naturköder. Ein Leng (auch mein erster) von 6 Pfund und 73 cm hat in 80 Metern mein Makrelenfilet aufgesaugt. Am Grund hat er ordentlich Alarm gemacht, im Mittel- und Oberwasser aber schnell aufgegeben. Meine Freude war trotzdem riesig groß. Bis zum letzten Tag sollte das aber der einzige Fisch auf Naturköder bleiben.


Zusammenfassend habe ich meinen Fisch gefangen, obwohl es keine Kapitalen waren.


Was ich überhaupt nicht verstanden habe, war dass das Echolot voll Fisch war, aber nichts (!) gebissen hat. Egal welches auf Gewicht, Farbe, Geschwindigkeit oder auch Naturköder. Das Echolot habe ich dann nur noch zur anzeige der Tiefe benutzt.


Meine Metrokiste ist aber trotzdem voll geworden und wir haben fast jeden Tag im Haus abends Fisch gegessen. Zum Beispiel „Fisch in Weinteig“:



Sehr schön war auch, dass ich meine Tochter mal 2 Wochen von früh bis spät für mich hatte. Der Job lässt das leider sonst nicht zu.



Am letzten Tag ist noch jemand angereist, der seit 12 Jahren nach Norwegen fährt. Mann, hatte ich eine Angst, dass er abends mit einer randvollen Kiste nach Hause kommt. Das hätte meine anglerischen Fähigkeiten nicht gerade unterstrichen. Ich schwankte zwischen Neugier und Ignoranz, ob ich ihn abends nach seinen „Erfolgen“ fragen sollte. Ich bin dann doch zu ihm hin. Er war von früh bis spät draußen. Ich war 3 Stunden auf dem Wasser und habe einen guten Dorsch, Pollack, einen Rotbarsch und ein paar Makrelen erbeutet. Und, Gott sei dank: Er hatte mit seiner Frau zusammen 2 Makrelen am ganzen Tag. Er sagte mir, dass er so etwas noch nicht erlebt hätte….
Ich bin mit einem kleinen Lächeln daraufhin zurück zum Haus und habe meine Koffer gepackt.


Und im nächsten Jahr wird alles besser…

D
nur tu mir da nächste mal einen gefallen und schreib gleich groß und klein. war eine mords-aufgabe, das zu überarbeiten. aber ansonsten hast du das na klar total gut gemacht. tolle fotos, genial geschrieben. norge ruft! besten dank!!! 50 Points!
L
sehr schöner Bericht, hatte großen Spaß beim Lesen....
T
hi jd,<br />
danke für die blumen ;)<br />
aber du bist ja krazz !!! du hast ja wirklich den gesamten text umformatiert und in die groß/kleinscheibung beachtet. respekt! das nächte mal werde ich daran denken. mach ich im inet sonst nie mit der groß kleinschreibweise, da das einfach zu lange dauert. aber daran erkennt man einen guten webmaster - er will das seine seite rundum stimmig ist !
D
ebenfalls danke für die blumen. bei den komentaren schreib ich auch nicht groß. aber normale texte dann halt schon. war echt ein wenig arbeit, die da reingeflossen ist. aber kommt besser so. und der text war ja auch so schön, dass man gewusst hat, wofür man sich jetzt ne stunde vor den rechner knallt.
D
hab schon den nächsten artikel für dich: fisch im weinteig. sieht extrem lecker aus und hört sich auch gut an.
B
hallo tinsen,<br />
das erste mal und gleich einen orgasmus. mann, was will man mehr. .....Also,&nbsp; .................<br />
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vielen dank für den tollen und unterhaltsamen bericht.<br />
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K
gut zu wissen das man alles klein schreiben soll hannes
K
Klasse bericht tinsen müssen ja nich immer die riesen sein hauptsache man&nbsp;is in norge
B
kann mich nur anschließen, toll geschriebener Artikel.<br />
Fahre auch seit Jahren nach Südnorwegen, kenne das Problem (wenig Fisch), auch wenn die Berichte in den Angelzeitschriften vorher nur so stöhnen vor Fisch.<br />
Unsere Devise vor Ort, probieren, probieren, genau die Taktik die auch bei Dir funktioniert hat. Und wir probieren es immer wieder, möglichst Jahr für Jahr !!!
W
Wie Groß war denn der Eimer in dem dein erster Kapitaler lag? Petri
W