Eigenbau Eigenkreationen aus Gummi – ein How-To-Bericht
Es fing vor einem ¾ Jahr an, als ich das erste Mal von dem gigantischen Angebot der japanischen sowie amerikanischen Gummikreationen erschlagen wurde. Das einzige was ich damals dachte war: „Klasse, das brauchst du auch!“ Einzig und allein die röße der Köder hielt mich vor dem Drücken des Kaufbuttons ab. Die Soft-Plastics, die ich haben wollte, gab es meistens erst ab 4“, manche sogar erst ab 5“.
Meine Gedanken gingen über zum selber gießen. Ich hatte mir im Winter einige Zockerformen aus Gips hergestellt, „Warum nicht“, dachte ich mir,“Probieren geht über studieren“. So kam es, dass ich die nächsten zwei Abende zwei Rohlinge und eine Form für die beiden Prototypen bastelte. Eine einteilige und eine zweiteilige Form. Ich will es kurz machen, für detailreiche und relativ runde Gummiköder sind die Gipsformen nichts. Wenn der Prototyp aber eine abgeflachte Seite hat, hat man mit einer einteiligen Gipsform aber eine gute und günstige Alternative zum Silikon, auf dessen Einsatz ich gleich noch näher eingehen werde. Zurück zum Gips.
Der mit Butter eingeriebene Prototyp (mit einer flachen Unter- bzw. Oberseite) wird mit der nicht flachen Seite nach oben in den flüssigen Gips gedrückt. Wenn dieser halbwegs trocken ist wird der Rohling vorsichtig aus dem Gips genommen, nun das Ganze einen Tag in Ruhe stehen lassen und fertig ist eine einfache aber funktionale Form zum Gießen von eigenen Kreationen aus Gummi.
Von zweiteiligen Formen für Gummiköder rate ich ab, das Ergebnis ist in der Relation zum Aufwand zu unbefriedigend. Aber was ist nun mit den detailreichen und den außergewöhnlich geformten Bass-Lures, die mich erst auf den Gedankenweg gebracht hatten? Ich schaute mich nach alternativen Abformmassen um und landete über Formsilikon (zu teuer) bei relativ günstigem Fugensilikon.
Eigenschaften:
– im getrockneten Zustand sehr dehnbar, was das herausnehmen nach dem Gießen verwinkelter Köder erleichtert.
– Lange Verarbeitungszeit
– reagiert abweisend auf Spülmittel, was es zu einem guten Trennmittel macht
Vorteile:
– im Gegensatz zu speziellem Formensilikon sehr günstig
– Spülmittel als Trennmittel passt sich an kleine Details wie Kiemenbögenverschnitte oder Schuppenmuster besser an als beispielsweiße Butter bei Gipsformen.
– bekommt man leicht in allen Baumärkten oder Sanitärhändeln.
– die hohe Flexibilität ermöglicht den Bau einer einteiligen Form mit Prototypen die einen eher runden Querschnitt haben. Durch das auseinander Drücken der Form kann man den Rohling bzw. später den gegossen Köder leicht herausnehmen
Bau einer Form aus Fugensilikon:
Nun zum eigentlichen Teil meines Artikels: Dem Bau der Form für das spätere Gießen.
1. Man braucht natürlich erst mal eine Idee wie der spätere Gummiköder aussehen soll. Daraus entsteht dann der Rohling. Das geeigneteste Material dafür ist wohl Holz.
2. Wenn man den Rohling fertig konstruiert hat, stellt man sich ein Gefäß in passenden (je nach Größe des Köders) Maße bereit und reibt dessen Innenseite mit handelsüblichem Spülmittel ein, damit die Form nachher leicht herausgenommen werden kann. Ebenso verfährt man mit dem bereitliegenden Prototypen.
3. Wenn dies geschehen ist, spritzt man aus der Kartusche die benötigte Menge Silikon in das präperierte Gefäß und drückt den Rohling so tief rein wie auf dem Bild gezeigt:
…4. Je nach Trocknungszeit des Silikons (produktabhängig), kann man dann den Rohling aus der Form nehmen, das Ganze dann noch 1, 2 Tage durchtrocknen lassen und mit dem Gießen beginnen. That´s it.
Der Gießvorgang
Als erstes natürlich der Punkt Sicherheit, welcher höchste Priorität haben sollte: Denn heiße Gummispritzer im Auge können verheerende Folgen haben und das Einatmen der giftigen Dämpfe, die beim Einschmelzen alter Gummiköder entstehen, sind mit Sicherheit auch nicht gesundheitsfördernd.
Daher bitte immer eine Schutzbrille, Handschuhe und eine Staub o. Gasmaske verwenden. Zudem sollte das Einschmelzen draußen oder in einem sehr gut gelüfteten Raum erfolgen.
Wenn diese Sicherheitsmaßnahmen beachtet worden sind, kann man loslegen:
1. Bereitstellen aller gebrauchten Utensilien. ( Altes Gummimaterial, die Form(en), ein Glas o. anderes Gefäß in dem das Gummi erhitzt werden kann)
2. Die Wunschfarben in der benötigten Menge in das Gefäß und ab damit in die Mikrowelle. Falls keine bereitstehen sollte, kann man alternativ eine Lötlampe, einen Gasherd o.ä. dazu benutzen.
3. Nach ca. 3min (+/-, Richtwert), ist das Gummi meist verflüssigt und kann langsam (!) in die Form gegossen werden.
4. Ist das Weichplastik erhärtet kann es durch das Auseinanderbiegen der Form entnommen werden. Überstehende Ränder können leicht mit einer Schere oder einem Cuttermesser abgetrennt werden. *
Im Prinzip ist der Gummiköder nun einsatzbereit doch mit einfachen Mitteln können eure eigenen Kreationen noch verfeinert werden:
1. Durch Hinzugabe von Salz während dem Gießen bekommt der Köder mehr Dichte (=schwerer), was besonders bei weightless-Rigs von Vorteil ist. Doch Vorsicht: Zu viel Salz macht die Köder zu hart und unbeweglich.
2. Mit einer Spritze (erhältlich in der Apotheke) kann man in das erhärtete Gummi noch zusätzlich Luft injizieren, was besonders bei abstehenden kleinen Details, wie kleine Beinchen oder Scheren bei Gummikrebsen gut wirkt. Wenn der Köder dann am Grund auffliegt, stehen die mit luftgefüllten Partien nach oben ab und wackeln oder zittern leicht durch minimalste Zupfer mit der Rute.
3. Wenn man will, kann man seine fertigen Kreationen aus Weichplastik noch in ein Ölbad (Olivenöl o.ä.) legen. Das Öl dringt in die Poren des Köders ein und wird im Wasser langsam frei.
Ich hoffe euch hat mein Beitrag gefallen und evt. auch den einen oder anderen dazu animiert, eigene Gummiköder herzustellen. Ich wünsch euch viel Spaß dabei!