Fangberichte Ebro, Riba Roja: 16.04.- 23.04. 2005
Viele Berichte und Erzählungen über diesen legendären Fluss mit seinen Stauseen, riesigen Welsen und ausgezeichneten Zanderbeständen haben uns neugierig gemacht und uns dazu gebracht eine Reise dorthin zu planen. Nachdem wir den Entschluss gefasst haben, den Ebro zu besuchen stellte sich die Frage; „Fahren wir auf eigene Faust nach Spanien oder buchen wir über einen Veranstalter?“
Da wir die Gegend nicht kannten und auch nicht wussten welche Vorschriften es bez. Boot, Angellizenzen, Bootslizenzen usw. gibt, entschlossen wir uns über Andree´s Angelreisen eine Tour zu buchen. Wir haben bewusst das Frühjahr gewählt da wir beide (Thomas und ich) eingefleischte Spinnfischer sind und das Frühjahr wohl die besten Möglichkeiten für das Spinnfischen auf Wels darstellt. Wir sind mit dem Flugzeug angereist da für einen Ein-wöchigen Trip die An- und Abreise zu lange dauern würde. Unser Flug ging am 16.04 von Frankfurt Hahn nach Reus. Von Reus aus mit dem Leihwagen nach Riba Roja (Fahrzeit etwa eine Stunde).
Als wir dann gegen14:00 am Welscamp von Andree´s Angelreisen angekommen sind wurden wir erstmal recht herzlich von den Guides vor Ort begrüßt und eingewiesen. Man sagte uns sofort, dass wir hart für unsere Waller kämpfen müssten, da Schmelzwasser aus den Pyrenäen den Fluss und die Stausseen auf ca. 10-12 Grad abgekühlt hat, und die Fänge der letzten Wochen mehr als mager waren.
Ok, schnell das Zelt auf dem Campingplatz aufgebaut und ab an den Fluss zur Riba Roja Staumauer. Während Thomas mit großen Kunstködern den Welsen nachgestellt hat, habe ich es mit kleinen Gummis auf Zander probiert. Als wir uns nach der Dämmerung ohne Biss auf den Heimweg machten, war die die erste Euphorie verflogen.
Am nächsten Morgen sind wir dann erstmal mit dem Boot auf den Riba Roja Stausee gefahren und haben uns die Bodenstrukturen mit dem Echolot angesehen. An diesem Tag wollten wir versuchen, im Rio Matarrana, einem Seitenarm des Riba Roja Stausees, einige Zander und vielleicht einen Wels zu fangen. Da das Gebiet wirklich riesig ist und man als Neuling keine Ahnung hat, wo man anfangen soll haben wir einfach mal angefangen ca. 10m am Ufer entlang über 17m tiefem Wasser auf Zander zu schleppen. Ich habe einen bauchigen tieflaufenden Rasselwobbler montiert und Thomas ein Laubenimitat. Unsere Wobbler liefen in ca. 8 und 3 m Wassertiefe. Keine 200m später der erste Biss, Anhieb und….sitzt! Der erste Ebro-Zander. Kein Riese aber mit 60 cm schon mal ein Anfang.
Kurz das Boot gedreht und noch mal über die unscheinbare Ecke geschleppt und…Biss! Zander Nr. 2 im Sack. Nach einem kurzen Fototermin durfte auch er wieder schwimmen. Die Zander haben wie gesagt über 17m tiefen Wasser im Mittelwasser gebissen. Es gab keine interessante Struktur, nichts was auf Fisch hinweisen würde…
Am Ende des Rio Matarrana läuft die Bucht flach und schmal aus, und verläuft sich in einem Rinnsaal. (Besser gesagt: Ein Bach speiste den Rio Matarrana.) Was wir dort an Karpfen gesehen haben, war der absolute Wahnsinn. Erst einer, dann drei, zehn, zwanzig…wirklich unzählige Karpfen zogen da durchs flache von der Sonne erwärmte Wasser. Hier haben wir versucht, mit Aal an der Posenmontage und parallel mit Blinkern, großen Gummis und Wobblern einen Wels zu erwische – leider ohne Erfolg.
Der erste Tag näherte sich dem Ende und für uns ging’s schleppender Weise Richtung Zementwerk, wo wir unser erstes Nachtlager aufgeschlagen haben. Schnell waren 4 Bojenmontagen gesetzt zwischen 30-50 m entfernt vom Ufer in ca. 8-12m tiefem Wasser. Die ersten 30-40 Meter vom Ufer aus waren Unterwasserwälder aus Olivenbäumen die die einen Drill in dem Bereich so gut wie unmöglich gemacht hätten. Wir haben unsere Bojen hinter den Unterwasserwäldern an dem Übergang vom Flachen (8m) ins Tiefe Wasser (12m) gesetzt. Jeweils eine Rute ziemlich flach auf ca. 1,5 -2m und je eine Rute in Grundnähe zwischen 6-7 m.
Den ganzen Tag lang tat sich nix und die Nacht durch war’s auch ruhig. Am nächsten Morgen wurde ich durch ein leises Klingeln einer meiner Bojenruten geweckt und war etwas unsicher. Es war die Rute, die ich im flachen Wasser über den Unterwasserwäldern knapp unter der Oberfläche angeboten hatte.
Die Pose mit dem Aal ging runter und verharrte dort. Immer noch unsicher setzte ich den Anhieb aber der Wels hatte den Aal schon wieder ausgespuckt. Am Aal waren deutlich Bisswunden zu erkennen. Das sieht in etwa so aus, als wenn man den Aal mit Schleifpapier bearbeitet hätte. Wir sind dann wieder zum Camp zurückgefahren, da am Dienstag unser Flußguiding stattfinden sollte. Auf dem Weg haben wir interessante Strukturen mit großen Wobblern abgeschleppt, doch leider ohne Erfolg.
Dienstag Morgen (hier sollte der Wendepunkt kommen)
Thomas und ich immer noch nach drei Tagen ohne Wels, dafür mit drei Zandern. Den Dritten Zander hat Thomas mit einem Firetiger im Mittelwasser in ca. 4,5-5m tiefe auf dem Rückweg zum Camp gefangen. So langsam verließ uns auch die Motivation und wir sahen es schon kommen, dass es ohne Wels wieder nach Deutschland geht. Doch unser Guide Stefan versicherte uns, dass sich „was tun“ wird.
Das Boot haben wir unterhalb der Riba Roja Staumauer geslippt und sind dann flussabwärts zu einer riesigen Kolke gefahren. In der Mitte dieser Kolke ragte ein Baum aus dem Wasser, an dem wir das Boot festgemacht haben. Die Kolke war 23m !!! tief. Der Rest des Flusses so ca. 1-6 m.
Vier Ruten wurden mit Aal beködert ausgeworfen und dann hieß es „abwarten“. Zwei waren auf ca. 6-7m und zwei auf ca. 3m Wassertiefe eingestellt. Als Pose dienten uns Styroporkugeln aus einem Bastelladen (kauft Euch bloß nicht diese teuren „Wallerposen“!!), ein 150 gr. Blei, Meereswirbel und Vorfach mit Haken Gr. 10/0!!
Wir wollten gerade ein zünftiges Frühstück zu uns nehmen, als mir auffiel, dass Thomas Rute „irgendwie etwas krumm“ war. Wir dachten, es wäre Kraut und Thomas wollte neu auswerfen. Beim Einholen, als der Schnurbogen gerade gezogen war, sagte Thomas plötzlich „da is was dran!“ Im selben Moment ging bei mir der Freilauf los – Doppelbiss! Anhieb…und nix! In der Zeit drillte Thomas seinen ersten Waller. So langsam wurde uns klar, dass wir uns gar keine wirklichen Vorstellungen davon gemacht, haben welche Energie und Kraft so ein Wels hat!!
Nach ca. 10 Min. Drill kam der Wels das erste mal hoch und nach einigen Fluchtversuchen Richtung Baum konnte Stefan den Wels sicher per Handlandung landen. 200 cm genau! Wow, was für ein Fisch. Dann ging’s kurz zum Fototermin und wieder ab ins Wasser.
Danach ist Stefan mit uns den Fluss runter gedriftet. Unter Einsatz seines Wallerholzes konnte man die Welse auf dem Echolot richtig gut steigen sehen. Ich bekam einen weiteren Biss, den ich aber auch nicht verwerten konnte. Keine 10 Sek. Später meldete Thomas:“ ich hab nen Hänger“ und Stefan drehte das Boot. Doch was war das? Der Hänger setzte sich in Bewegung und gab erstmal ordentlich Gas. Starke Strömung und das flache Wasser dort (ca. 3m) machten den Drill zu einem spektakulärem Abenteuer. Immer wieder zog der Fisch Meterweise Schnur von der Rolle und wir waren völlig begeistert! Auch dieser Wels konnte sicher gelandet werden. Diesmal von Thomas. Ebenfalls per Handlandung: 1,80m – der 2. Wels!
Achtung: Nur ausgedrillte Waaller per Wallergriff landen da fast jeder Wels den Wir fangen konnten versucht hat das Handgelenk zu verdrehen!
Wir sind dann den Fluss noch ein paar mal hin und her gedriftet aber es ließ sich kein Wels mehr locken. Frisch motiviert und total begeistert von der Kampfkraft dieser Fische wollte ich nun auch meinen Wels fangen. Stefan empfahl uns mit dem Boot wieder auf den See raus zu fahren und konsequent an einer Stelle zu bleiben… irgendwann kämen schon die Waller. Leider wurde uns nicht die Möglichkeit gegeben, unser geliehenes Boot im Fluss zu slippen. Ohne Guide lässt „Andree´s“ keinen auf den Fluss. Wohl aus versicherungstechnischen Gründen.
Wir sind also wieder raus auf den See, dort hin wo wir den 1. Biss auf Aal hatten. Diesmal allerdings wollten wir auch auf Karpfen als Köder angeln. Also wieder alles ins Boot inklusive Mais und wieder eine Stunde Bootsfahren bis zum Zementwerk.
Über Nacht haben einige Karpfen gebissen (für Karpfenangler ein absolutes Eldorado). Am nächsten Morgen bekam Thomas einen Hammerbiss auf Aal. Wir waren leider komplett im Schlafsack begraben (ein Fehler der uns nicht wieder passieren wird !! ) und brauchten dementsprechend, bis Thomas an der Rute war und den Anhieb setzen konnte. Ich habe schnell das Boot startklar gemacht und dann ging’s mit Fisch an der Angel Richtung Boje. Ein harter Drill begann…Da der Fisch aber über den Freilauf schon einiges an Schnur gewinnen konnte, war der Wels schon in der Nähe der Unterwasserwälder. Trotz fast geschlossener Bremse gelang es dem Wels in die Unterwasserwälder zu schwimmen. Dann war der ganze Spaß auch schon vorbei. Bei dem Versuch, den Wels aus den Bäumen zu lösen hat er den Haken wieder ausgespuckt.
Den ganzen darauf folgenden Tag lang tat sich nichts. In der nächsten Nacht hat sich ein kleiner Wels einen Köderkarpfen einverleibt. Mein erster Wels 1,30m – der Schneider ist überwunden. Allerdings lässt der Drillspaß über die Boje zu wünschen übrig. Da wir als reine Spinnfischer mit der Bojenmontage nicht viel anfangen konnten, entschlossen wir uns wieder zum Fluss zu fahren. Leider mussten wir vom Ufer aus fischen, da wir ja unser Boot da nicht zu Wasser lassen durften.
Wir fanden einen kleinen Altarm vom Ebro-Fluss wo wir super mit Pose angeln konnten. Wir haben uns auf 2 Plätze verteilt, da die Angelstellen dort sehr klein gewesen sind. Thomas saß etwa 50m flussab an dem Altarm Richtung Strom. Ich hatte mich ganz am Ende des Altarms niedergelassen. Hier hatten wir eine konstante Wassertiefe von 4,5- 5m – auch direkt vor den Füssen ging’s schon auf diese Wassertiefe runter!!
Und was soll ich sagen? Keine halbe Stunde nachdem Wir unsere Ruten mit Aal ausgelegt haben bekam ich den ersten Biss. Beim Anhieb bin ich irgendwie an den Freilauf gekommen. Was dann kam, könnt ihr Euch denken. Perücke, Knoten und als Zug auf die Rute kam gab’s nen kleinen Knall und die Schnur war durch. Da hab ich zum ersten Mal (den kleinen Wels kann man nicht zählen) die Kraft eines Wallers gespührt und mir zitterten vom Adrenalin noch Minuten später die Knie.
Rute neu Montiert und ausgelegt. 10 Min. später kam der nächste Biss. Mit der einen Hand hab ich’s grade noch geschafft die Videokamere auf „Aufnahme“ zu drücken bevor der Tanz losging. Ich hatte Mühe, vom Ufer aus den Wels von den Bäumen fern zu halten und trotz fast geschloessener Bremse nahm er noch Schnur!! Da kam auch schon Thomas, bewaffnete sich mit der Kamera und ich konnte mich voll und ganz auf den Drill konzentrieren. Man, es tut ganz schön weh, wenn das Rutenende sich in die Hüfte bohrt!
Nach ca. 7-8 Minuten hatte ich den Waller am Ufer. Dann gab’s noch nen kleinen Klaps so dass er nochmal richtig durchstartete und dann konnte ich ihn auch per Wallergriff landen. 1,70m – der 4. Wels.
Dann haben wir uns beide an die Stelle gesetzt wo ich die 2 Bisse innerhalb einer Stunde hatte. Keine Stunde später der nächste Biss, den ich leider auch nicht verwerten konnte. Dann tat sich lange Zeit erstmal nix, bis ich einfach aus Langeweile mit dem Gummifisch geangelt habe. Ich hätt mal früher anfangen sollen! Direkt vor den Füßen ging’s schon auf 4 Meter runter und da standen auch die Zander. Die Bisse kamen ab 2 Meter vorm Ufer und teilweise hatte ich Nachläufer bis an die Oberfläche. An diesem Tag konnte ich bestimmt 10 Zander alle zwischen 50 und 75 cm fangen …eine sehr kurzweilige Angelei. Einfach nur GEIL!!!
Dann tat sich leider nix mehr und am nächsten Morgen mussten wir den Heimweg gen Heimat antreten.
Unser Resümee: Spanien wir kommen wieder! Genauer gesagt im September geht’s los…auf eigene Faust, mit eigenem Boot und dann nur an den Fluss, für 2 Wochen. Dann werden wir auch das Spinnfischen auf Wels besser testen können, da durch das wärmere Wasser die Waller flacher stehen und aktiver sind. Fürs erste Mal war’s gut, über einen Veranstalter zu buchen, um die Gegend und alles besser kennen lernen zu können. Wir sind voll vom Welsfieber infiziert! Es gibt nix Geileres als sich mit der puren Kraft eines großen Wallers messen zu können. Ich hab bis dato noch nie nen Fisch gedrillt, nachdem ich fertig war und die Angel erstmal hingelegt habe. Ein einmaliges Erlebnis! Und das alles in völlig unberührter Natur, keine begradigten Flüsse oder überfischte Stellen. Also für Zander Wels und Karpfenangler der 7. Himmel. Und wie gesagt. Wir waren zu einer sehr schlechten Zeit da, wo fast nichts lief….und wir sind begeistert!
Kurze Tackle-Info:
Wir haben beide mit Ruten von 300- 500 gr. Wurfgewicht gefischt. Eine um die drei Meter zum Posen und Bojenfischen und je eine von 2,70 zum Spinnfischen. Als Rollen haben wir uns die Baitrunner US 6500 mit 100lbs geflochtene geholt. Zum Spinnfischen hatte Thomas die Shimano Symetrie 6000 und Ich eine Abu ??? deren Bügel nach dem ersten Wels verbogen war!! Meereswirbel und extrem starke Sprengringe sind ein Muss! Die Haken für Waller, die wir hier im Fachhandel geholt hatten, waren dort unbrauchbar. Geangelt wurde mit 10/0er Haken. Als Vorfach benutzten wir 100kg Kevlar. Nicht die Tragkraft war da entscheidend, sondern die Abriebfestigkeit. Wenn so ein Wels mal in die Bäume geht oder sich am Grund festsetzt, gibt es überall Muschelbänke die selbst die 100 lbs –Schnur problemlos sprengte.
Allzeit dicke Fische wünschen
Thomas Jedamski Tom und
Sebastian Petri alias