Finesse-Methoden Das Easy-Top-Rig: Weightless Shinern
Beitrag enthält WerbungDas Easy-Top-Rig sollte vielleicht Chris-Rig heißen, denn der dem Erfinder zustehende Ruhm gebührt meinem Angelvereins-Kamerad und Sportsfreund Chris. Er hat mir vor Jahren schon erzählt, dass er große Barsche fängt, wenn er einen 5er Easy Shiner an einem Offset-Haken über die Wasseroberfläche kurbelt. Na klar habe ich das damals gleich mal ausprobiert und war begeistert vom Blubber-Effekt, auf den ich später noch zu sprechen komme. Komischerweise ist das simple und zugleich geniale Rig dann aber wieder von der Agenda verschwunden.
Es war so lange weg, bis ich es durch einen Zufall wieder ausgraben musste: Ich stand auf der Spree, hatte eigentlich nur eine kleine Box Wobbler dabei. Das hat anfangs sehr gut funktioniert. Doch dann wurde es zäh. Bei einem Wurf gegen den Wind verhedderte sich der Wobbler im Vorfach, so dass ich den Köder schnell einzog. Rumms. Da wurde das an der Wasseroberfläche trudelnde Objekt auch schon angegriffen. Hmmm. Ein paar Würfe später dasselbe Spiel. Die Barsche wollten also einen an der Oberfläche laufenden Köder. Hatte ich aber nicht dabei. Im hintersten Eck meiner Angeltasche fand ich ein Päckchen mit 3,5er Easy Shinern. Da war doch was? Bingo! Meine kleine Finesse-Schachtel hatte ich auch dabei. Und wenig später war das Easy-Top-Rig auch schon montiert. Genau die richtige Medizin. Spree-Klassiker zwar im Format von 17 bis 25 cm. Aber so viele, dass man von einem Durchbruch reden konnte. Nicht von Zufall.
Und das Geile ist: Ich habe genau diese Aktion gefilmt. Könnt ihr in der nächsten BA-Episode auf YouTube sehen.
Easy-Top-Rig-Montage
Die Dietel-Version des Easy-Top-Rig (ich reklamiere lediglich das Copyright auf den Name) bestand urspünglich aus einem Easy Shiner und einem CAMO EZ Lure Keeper Finesse Haken, den ich inzwischen gegen den Decoy Makisasu Hook Worm30 ausgetauscht habe (weil der im Gegensatz zum Camo-Haken verfügbar ist). Mehr nicht. Das Ganze funktioniert mit den 3,5ern (Hakengröße 1/0), den 4ern (Hakengröße 2/0), den 4,5ern (Hakengröße 3/0) und den 5er Easy Shinern (Hakengröße 4/0).
Warum der Easy Shiner im Namen steckt und kein anderer Gummifisch? Es gibt sehr wenig Gummifische, die so weich wie der Easy Shiner sind, so filigran geformt und ein gleich großes Paddel aufweisen. Die Kombination dieser Eigenschaften prädestiniert den Easy Shiner dazu, mit sehr wenig Gewicht gefischt zu werden. Selbst wenn man ihn ohne Gewicht langsam durchkurbelt, schlägt der Schwanzteller extrem zur Seite aus. Und wenn man die Montage über die Oberfläche kurbelt, entsteht der Easy-Top-Effekt. Namentlich erzeugt das auf die Oberfläche wippende Paddel eine Blasenkette und Blubbergeräusche.
Was den Makisasu Hook Worm30 ausmacht? Er hat eine Spirale mit einem Spike, die den Köder sehr gut hält und uns länger Spaß an ihm haben lässt als alle anderen Baitholder-Konzepte. Er ist außerdem stabil, scharf, schlank und formtechnisch wie gemacht für den Easy Shiner.
Man würde nun denken, dass ein Gummifisch ohne Bleikopf nicht weit fliegt. Durch den relativ hohen Salzgehalt haben die Easy Shiner aber ein recht hohes Eigengewicht. Dazu kommt noch der Haken. Und durch die aerodynamische Form fliegen die Gummis dann auch ohne Jig ordentlich weit und vor allem auch zielgenau.
Montage-Gewichte:
3,5er Easy Shiner mit 1/0er Haken: 4,3 Gramm
4er Easy Shiner mit 2/0er Haken: 5,8 Gramm
4,5er Easy Shiner mit 3/0er Haken: 8,5 Gramm
5er Easy Shiner mit 4/0er Haken: 11 Gramm
Easy-Top-Rig Einsatzgebiete
Das Easy-Top-Rig zieht auch Freiwasserbarsche nach oben. In allererster Linie befischt man damit aber Flachwasserzonen. An Bootsstegen kitzelt man die Barsche unter den Booten hervor.
Selbiges geschieht, wenn man die Montage durch Seerosen, überm Kraut oder im Schilf fischt. Bei allen Gelegenheiten macht sich die Offset-Anköderung gut. An den Booten, weil man nirgends hängen bleibt, im Unterwasserpflanzendschungel, weil der Köder sauber durch die Hindernisse durchkommt. Ich habe jetzt keine jahrelange Easy-Top-Rig-Erfahrung. Dass man damit aber auch an Steinpackungen, über sandigen Bereichen und auf Barschbergen fangen wird, ist sicher nicht zu weit hergeholt.
Führung, Bissverwertung und Anhieb
Der Blubber-Effekt kommt nur zustande, wenn der Köder auf der Oberfläche läuft. Das geht entweder über Geschwindigkeit – also Rutenspitze flach zur Seite (so dass die Rute einen leichten Winkel zur Schnur bildet) und schnell kurbeln. Oder aber indem man den Köder mit nach oben weisender Rutenspitze langsam einkurbelt und ihn durch das Herausnehmen der Schnur an die Oberfläche zwingt.
Man sieht die Fische dann oft hinter dem Köder herschwimmen. Manchmal hechten sie sich einem springenden Delphin ähnlich auf den Easy Shiner. Manchmal muss man sie aber auch zum Zupacken motivieren. Das funktioniert z.B., indem man mit der Geschwindigkeit runter geht bzw. die Rutenspitze absenkt und den Easy Shiner kurz unter der Oberfläche wedeln lässt. Auch Spinnstopps können den Impuls zum Zupacken auslösen. Oder Beschleunigungsmomente wie ein kleiner Twitch. Ich schlage nicht an, sondern lasse die Fische in die Schnur laufen. Durch den versenkten Haken und den Tintenfisch-Geschmack des Easy Shiner halten die Barsche den Köder lange fest und haken sich dann gegen den Zug selbst.
Easy Top-Rig Hardware
Ich fische das Easy-Top-Rig gern mit der leichten Baitcaster, aber das klappt auch mit einer Spinning-Kombo ganz hervorragend. Für die 3,5er und 4er nehme ich eine BFS (Bait Finesse)-Kombo, also das leichteste, was man bekommen kann.
Würde ich eine Spinnrute verwenden, nähme ich ein ML-Modell mit einem Wurfgewicht von 4 bis 12 Gramm. Die Baitcaster verwende ich unter anderem deshalb gern, weil ich in letzter Zeit sehr viel mit Mono oder Fluorocarbon fische. Ich liebe die Dehnung der Schnur – u.a. auch, weil die Barsche da nicht so leicht ausschlitzen und ich ihnen auch keine großen Löcher ins Pergament zaubere. Fluorocarbon ist jedoch recht spröde und springt ab einem Durchmesser von 0,25 mm gern von der Stationärrolle. Auf der „Multi“ hingegen liegt die Schnur 1 A. Speziell zum Oberflächenfischen macht sich Geflochtene für viele Angler besser, weil sie schwimmt. Das sei erwähnt – auch wenn ich mit durchgehender Fluorocarbon-Sehne kein Problem bei der Präsentation habe. Zur Hardware gehört außerdem auch eine Polbrille. Durch jahrelanges Barschangeln, bei dem die Nachläufersichtung essentiell ist für ein paar Bonusfische, polarisieren meine Augen auch ohne Brille. Dem Normalsterblichen sei aber eine Polbrille empfohlen, die das Erkennen von Nachläufern erleichtert und eine entsprechende Reaktion in Sachen Köderführung erst möglich macht.
Danksagung an den Erfinder
Und nochmal: Vielen Dank, Chris für diese Inspiration. So ein Erfindertum macht richtig gute Angler aus. Lass mal verabreden nach Corona. Dann gibt’s nen Schwung Shiner von mir!