Tipps & Tricks Dynamische Führung
Auf kaum einem anderen Kunstköder-Sektor tut sich derzeit soviel wie in der Wobbler-Liga. Die wird fast schon monatlich von einem neuen Hersteller aufgemischt. Firmen wie MegaBait, Illex, Lucky Craft, YO-Zuri etc. werfen neben den bekannteren Kunstköderfabrikanten wie Salmo, Rapala, Mann’s, ABU oder Berkley immer ausgebufftere Köder auf den Markt. Wobbler-Laien ist der Hype um diese oft recht teuren Kunstwerke ein Rätsel, entfalten sie ihre wahren Stärken auch erst, wenn man um ihre spezielle Laufeigenschaften weiß und diese durch eine entsprechende Köderführung zur Geltung bringt.
Ein Schlägchen hier, ein Zupfer da, eine Pause dort – und schon zucken die Highend-Wobbler noch verführerischer durchs Wasser als ein echtes Fischchen im Todeskampf. Doch auch althergebrachte Wobbler fangen mehr, wenn man sie nicht nur einleiert, sondern dynamisch an die Sache rangeht.
Wobbler-Theorie
Grob gesagt gibt es drei Wobbler-Kategorien, nämlich schwimmende, sinkende und schwebende Modelle. Neben der Tauchtiefe sind an die Schwimmeigenschaften auch Führungsmöglichkeiten gekoppelt. Das Auftreiben eines Schwimmwobblers gilt es köderführungstechnisch genauso auszunutzen wie das Verharren auf dem Punkt der Suspender bzw. das Abtaumeln der sinkenden Wobbler.
Eine weitere Variable im (Köder-)Spiel ist das Laufverhalten, das wieder losgelöst von den Schwimmeigenschaften zu betrachten ist. Denn es gibt flankende und fein vibrierende Schwimmwobbler genauso wie träge oder agile Sinker. Und auch unter den Suspendern gibt’s Unterschiede in den Möglichkeiten.
Diese feinen Abweichungen sind kein Zufall. Die Hersteller geben uns mit ihren Wobblerkonzepten die Möglichkeit, die Beute bis ins letzte Detail zu imitieren. Wenn die Fische im Sommer agil sind, fangen quicklebendige Köder oft besser als träger laufende Modelle, die wiederum im Winter die bessere Wahl sind. Ganz wesentlich ist auch das „Flanken“, also das Hin- und Herschaukeln des Köders auf dessen Längsachse. Die Kippbewegung zur Seite spricht eigentlich alle Räuber an. Besonders aber für Hecht und Barsch sind solche Köder TOP. Wobei Barsche auch gern quirlige Köder nehmen, die stark vibrieren. Auch das Ausschlagen des Schwanzes motiviert viele Räuber zum Biss – das Erfolgsgeheimnis der zweigeteilten (jointed) Wobbler.
Wobbel-Praxis
Die unterschiedlichen Eigenschaften der Wobbler also prädestinieren diese für jeweils andere Führungsstile und Einsatzgebiete:
Schwimmwobbler im Auf und Ab
Schwimmwobbler laufen immer auf einer vorgegebenen Tiefe, treiben aber auf. Diesen Effekt sollte man unbedingt ausnutzen. Anstatt ihn gleichmäßig einzukurbeln, lässt man den Köder immer mal wieder aufsteigen. Je nach dem Aggressionspotential der Fische darf man auch ruhig etwas ruppiger zuwerke gehen, den Köder mit langen Zügen aus der zur Seite geneigten Rutenspitze heranzupfen.
Besonders gut fängt man an Barschbergen, wenn man tief laufende Wobbler auf das Plateau wirft und ihn dann schnell die Kante hinuntersausen lässt, um ihn dann an gespannter Schnur auftreiben zu lassen. Die Bisse kommen meist im Aufsteigen. Mit Tiefläufern kann man Barsch und Zander auch zur Weißglut bringen, wenn man sie gegen den Boden tackern lässt. Damit das funktioniert, muss die Lauftiefe des Köders natürlich die Gewässertiefe übertreffen. (Je länger die Schaufel, desto tiefer läuft der Köder.)
Sinkende Wobbler zupfen
Sinkende Wobbler haben den Vorteil, dass man sie – je nach Gewicht unterschiedlich – tief anbieten kann. Deshalb eignen sie sich auch zum Befischen der Zone ab 5 m, wo es für Schwimmwobbler und Suspender langsam eng wird. Mit Wobbeln im althergebrachten Sinn hat das Angeln mit den Sinkern aber nichts zu tun. Die Köder werden wie Gummifische über den Boden gezupft. Am liebsten fische ich „lipless crankbaits“, also Rasselwobbler ohne Tauchschaufel wie den Rattl’R von Berkley, die mit ihrem Getöse den Unterschied zum Gummifisch ausmachen. Diese Köder kann man auch sehr gut „burnen“ (siehe unten).
Suspender twitchen
Weil man Suspender-Wobbler am variantenreichsten präsentieren kann, macht mir das Angeln mit ihnen am meisten Spaß. Im Idealfall steht der Köder beim Spinnstop absolut waagerecht im Wasser. Schon wenn man leicht an der Schnur zupft, bricht er aus oder zeigt kurz seine Flanke. Wenn man mit der Rutenspitze etwas stärker in die schlaffe Schnur schlägt, bringt das manche Modelle (z.B. den Squirell von Illex) sogar dazu, einen Salto auf der Stelle zu schlagen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Diese Köder kann man extrem langsam an Hindernissen vorbeifischen, ohne an Köder-Aktion einzubüßen. Im Gegenteil: das Gezucke auf der Stelle und anschließende Pausen machen die Räuber richtig heiß. Viele Bisse kommen in den kurzen Phasen, in denen man den Köder stehen lässt. Die Suspender eignen sich aber auch zum schnellen Twitchen. Dabei gibt man dem Köder beim Einholen immer wieder kleine Kicks aus der Rutenspitze, so dass er seitlich ausbricht.
Jerken & burnen
Unabhängig von deren Auftrieb kann man viele Wobbler sehr gut jerken oder burnen. Zwar sieht man selten Spinnangler Großwobbler ab 20 cm durchs Wasser ziehen. (Dieses Kaliber ist meist den Schleppanglern vorbehalten.) Doch gerade wenn die Hechte flach stehen, kann man sie sehr gut mit gejerkten Großwobblern überlisten. Dabei peitscht man die vermeintlich fetten Happen mit kurzen Schlägen aus der nach unten gerichteten Rutenspitze durchs Wasser und lässt sie ab und zu auftreiben (Schwimmwobbler), schweben (Suspender) oder absinken (sinkende Wobbler).
Aber auch mit kleineren Wobblern ist diese aggressive Präsentation oft der schnellste Weg zum Fisch. Es sei denn die Räuber stehen auf ganz schnell Beute. Dann müssen wir unsere Wobbler „burnen“, heißt so schnell durchs Wasser führen, dass sie fast schon heißlaufen.
Besonders auf schnelle Räuber wie Rapfen oder Salmoniden ist das schnelle Einkurbeln knapp unter der Oberfläche (Rute steil stellen) die effektivste aller Führungstechniken. Wichtig ist hier eine stabile Tauchschaufel, die dem Dauerdruck Stand hält.
Rasselfrequenz
Auch im Wobblerkörper integrierte Rasseln wirken sich oft fangentscheidend aus. Je seltener an einem Gewässer mit Rasselwobblern gefischt wird, desto besser reagieren die Fische auf die Schwingungen, die von den Rasselwobblern ausgehen. Fast jeder Wobbler rasselt in einer anderen Frequenz und Lautstärke. Man unterscheidet dabei Hoch- und Tieftöner, laute und leise Rassler, von denen man als Wobbler-Fetischist jeweils einige besitzen sollte. Denn an manchen Tagen machen es die kleinen Frequenzunterschiede aus.
Hardware
Zum Wobbeln verwende ich prinzipiell kurze und schnelle Ruten, mit denen man die Köder schön beschleunigen kann, ohne einen lahmen Arm zu bekommen. Je dünner die Schnur, desto lebendiger spielen gerade kleine Wobbler. Außerdem kommt man mit feinen Schüren aufgrund deren niedrigeren Wasserwiderstandes etwas tiefer runter. Zum Barschangeln verwende ich am liebsten 16er Mono.
Zum Hecht- und Zanderwobbeln eine 12er oder 15er Fireline. Vor kleine Wobbler kommt bei mir kein Karabiner. Der würde den Lauf verfälschen. Am besten laufen die kleinen Racker in einer Schnurschlaufe (Stichwort: Wobblerknoten).
Gerätebox:
Zum Großwobblerjerken: Berkley Vertic in 2,08 m (WG bis 80 Gramm), ABU Ambassadeur 4601 C3, 20er Fireline
Für Zander und Hecht: Berley Vertic in 1,8 m (WG bis 40 Gramm), ABU Cardinal 503 mit 12er Fireline
Für Barsch und Forelle: Berkley Skeletor in 2,1 m (WG bis 12 Gramm), ABU Cardinal 501, 16er Berkley Sensi Thin