Finesse-Methoden Dropshotten vom Ufer
Eine kleine Anmerkung, sozusagen als Ergänzung zu den Beiträgen über Spinnangelei, die ich von Dir, Johannes, und von anderen Deiner Kollegen immer wieder lese, liegt mir schon seit einiger Zeit auf dem Herzen. Häufig werden Beiträge über Fangmethoden und Techniken gebracht und dabei eine Angler-Fraktion etwas vernachlässigt: Die Uferangler. Leider ist es nicht an jedem Gewässer erlaubt vom Boot aus zu angeln und nicht jeder der dürfte kann sich ein Boot leisten oder es unterbringen. Ich schätze, dass es sogar die überwiegende Mehrzahl der Petrijünger ist, die zu Fuß dem Hobby nach“gehen“. Meist liegt es auch an der fehlenden Zeit sich mit dem kompletten Gefährt ans Wasser zu machen. Wie schnell ist man dagegen mal eben mit einer Rute bewaffnet am See vorbei gefahren und hat an zwei drei Stellen den Köder gebadet.
So bin auch ich, als eingefleischter Ufer-Ansitzangler, ohne schwimmenden Untersatz unterwegs, wenn´s um das so oft zitierte „verhaften“ von Räubern geht. So zuletzt in diesem Sommer, Herbst und Winter mittels Drop-Shot-Methode vom Ufer aus, jedoch mit mäßigem Erfolg. Nun, woran liegt´s?
Alte Ufer neu?
Die Drop-Shot-Methode ist ja nicht wie erwähnt „neu“, sondern nur eine etwas abgewandelte Form der Paternoster- oder Hegeneangelei, die jedoch beide auch am effektivsten vom Boot aus gefischt werden. Was ist also der größte Unterschied zwischen Boot und Ufer?
Ich denke, es ist bei der Drop-Shot-Methode der Winkel, in dem das System angeboten wird. Gerade hier und vor allem im Winter kommt es darauf an, dass der Köder langsame zuckende Bewegungen macht, die durch vertikales auf und ab der Rute erzeugt werden. Selbst das Anheben und Senken des Bleies, ohne das es den Boden verlässt, reicht vollkommen aus um dem Köder die gewünschte Aktion zu vermitteln (übrigens toll in Deinem Bericht beschrieben). Vom Ufer aus entsteht jedoch ein sehr flacher Winkel, der mehrere Nachteile hat. Selbst bei Wurfweiten um die 50m und Wassertiefen bis zu 15m entstehen Winkel, die Unterhalb der 30° Marke liegen. Da spielt es kaum eine Rolle, ob die Rute 3,00m oder 4,60m lang ist. An der Grafik oben kann man erkennen, dass bei schnell tief abfallenden Gewässern erst in Ufernähe und bei Tiefen von 10-15m Winkel über 35° entstehen, die eine entsprechende Präsentation des Köders erlauben. Doch gerade im Winter stehen die Barsche oft weit draußen, insbesondere dann, wenn der See am Ufer flach ist und sich die Beutefische ebenfalls in die tieferen Regionen zurückziehen.
Um bei einem Winkel von ca. 35° den Köder ca. 30-40 cm über dem Grund anbieten zu können, müsste die Schnur zwischen Haken (2a) und Blei (4a) 80-100cm lang sein (3a).
Das Blei beschreibt einen zu kurzen Weg beim Aufstellen und Senken. Ein Wirbel oder Karabiner (1a) würde zusätzlich für ungewollten Abtrieb der Schnur sorgen.
Angehoben
Warum nicht eine Durchlaufpose (1b) zwischen Haken und Karabiner schalten? Mit einer Tragkraft von ca. 4gr. weniger als das Gewicht des Bleies sorgt sie dafür, dass die Montage unter Wasser bestrebt ist in einem möglichst großen Winkel zum Grund zu stehen, ohne diesen zu verlassen. Die Schnur zwischen Blei und Köder kann so auf ein Minimum reduziert werden, was beim Auswerfen Vorteile hat.
All die vorgestellten Präsentations-“taktiken“ wie Schleifen, Zupfen und Stehenlassen funktionieren wie in Deinem Artikel beschrieben. Beim Zucken kommt uns jedoch die Unterwasserpose zur Hilfe. Leichtes Zucken führt zu Heben und Senken des Bleies ohne dass sich der Winkel der Schnur stark verändert, da die Pose fast die Tragkraft des Bleies aufweist. So kann der Köder wie beim Vertikalangeln geführt werden. Stärkeres Zupfen bis hin zum Schleifen und darauf folgendes Loslassen führt zu einer steten Veränderung des Schnurwinkels. Der Köder beschreibt nun eine Kurve um den Standpunkt des Bleies herum. Er ändert auch seine Richtung und täuscht so ein verletztes kleines Fischchen vor, dass sich im Kreis dreht.
Fingertipp
Einen kleinen Nachteil möchte ich jedoch nicht verschweigen. Durch den Knick im Bereich zwischen Hauptschnur (1b) und Pose (5b) verliert man gegenüber der Methode ohne Pose etwas mehr den Kontakt zum Köder. Bisse werden nicht ganz so vehement festgestellt. Diesem Nachteil begegne ich damit, dass ich an die geflochtene Schnur immer meinen Finger halte. Wer´s ausprobiert der merkt, dass selbst die Bodenbeschaffenheit (hart, rau, glatt, weich) damit erkannt werden kann. Warum nicht auch ein zarter Zupfer? Wer dann noch auf eine etwas härtere Rute, so 15-30gr. Wurfgewicht und 2,70-3,00m Länge setzt, ist vom Ufer aus dem Bootsangler nun nicht mehr unterlegen.
Haken aufgezogen
Natürlich binde ich auch gerne den Palomarknoten, da er zum einen schnell gebunden ist und zum anderen fest sitzt, was bei einem etwas stärkeren Gegner von Vorteil sein kann, denn niemand möchte, dass der Haken beim Drill verrutscht und vor dem Blei hängt und diesen herunter schiebt.
Leider musste ich feststellen, dass auch die größte Mühe den Haken im 90° Winkel von der Schnur anzuordnen nach mehrfachem Auswerfen keinen Erfolg gebracht hat. Entweder der Köder hängt herunter, was die Folge von oft erforderlichen Weitwürfen sein kann, oder er steht nach oben, zu nah an der Schnur, was beim Einschlagen auf die Wasseroberfläche passiert. Beides hat zur Folge, dass der Köder zu nah an der Schnur hängt und unser vermeintlicher Patient zu früh ungewollten Kontakt mit derselben hat. Ich ziehe daher lieber den Haken auf die Schnur. Dabei ist zu beachten, dass das Hakenöhr im rechten Winkel zum Haken steht. Das Öhr kann man jedoch auch leicht mit der Zange biegen. Gehalten wird das ganze von je einer Perle und einem Schnurstopper ober- und unterhalb des Hakenöhrs.
Der Haken steht nun rechtwinklig ab und kann sich leicht um seine Achse drehen. Der Vorteil, dass ich nun die gewünschte Präsentations-Tiefe jederzeit schnell variieren kann birgt natürlich den Nachteil, dass sich bei einem kräftigen Anschlag der Haken mit Fisch Richtung Systemende bewegt. Hierzu kann man die Schnur durch die untere Perle zweimal durchfädeln, dann kann man auch auf den unteren Stopperknoten verzichten. Beim Anschlag verschiebt sich das System dann nicht mehr und auch bei härteren Gaumenplatten – wie beim Zander oder Hecht – sitzt der Haken. Weiterhin montiere ich das Blei immer fest und nie nur eingeklemmt, da es sozusagen der letzte Halt ist, falls die Hakenbefestigung im Drill doch mal nachgibt und langsam nach unten rutscht.
Ansitz mit und ohne Zuckungen
Einen Tipp noch zum Schluss. Wie bereits Anfangs erwähnt, sitze ich gerne an und nutze somit die Möglichkeit mehrere Ruten auszulegen. Eine Rute sollte jedoch immer als Drop-Shot-System montiert sein, denn mit der Unterwasserpose kann ich so auch bequem (und faul) vom Stuhl aus „Zucken“. Dabei bleibt das System auch gerne einmal 5-10 min. unberührt an einer Stelle (z.B. wenn mal an kalten Tagen ein Kaffee fällig ist oder an der anderen Rute ein Cyprinide meinem zuvor selbst gekneteten Teigbällchen nicht widerstehen konnte).
Dann schlägt die Stunde der Naturköder am Drop-Shot. Kleine Fischfetzen für Zander &Co., Madenbündel oder Wurm für jeden Unterwassergesellen, der gerade Hunger hat. Dank der Unterwasserpose immer an der richtigen Stelle angeboten und auch ohne „Zucken“ verführerisch duftend.
Petri Heil sagt
Reinhard