Zander Drop-Shotting auf Zander
Während eines Spanien-Aufenthalts im letzten Herbst habe ich Jimmi Warren kennen gelernt. Der Amerikaner befischt den Lake Caspe seit nunmehr 20 Jahren und kennt ihn wie seine Westentasche. Früher hat er nur auf Schwarzbarsche geangelt. Da waren Tagesfänge um die 50 Fische keine Seltenheit. Seitdem nun aber die Zander, Welse und Angler die Schwarzbarschpopulation ziemlich dezimiert haben, angelt er lieber auf den „Walleye“, wie die Amis den Zander nennen. Auf sein liebstes Schwarzbarschsystem will er dabei aber nicht verzichten: das Dropshot-Rig.
Das Dropshot-Rig ist eine recht einfache Montage die hauptsächlich zum Vertikalangeln eingesetzt wird. Anstatt den Gummifisch klassisch am Jigkopf hinunter zu befördern, fischt man hier mit einem speziellen Dropshot-Sinker und einem Gummiköder, der einige Zentimeter, maximal einen Meter darüber sitzt.
Am klassischen Dropshot-Blei befindet sich statt der herkömmlichen Öse eine spitz zulaufende Klemmvorrichtung, in die man die Schnur einfach einklickt. So kann man problemlos umjustieren und darauf reagieren, wie hoch die Fische über dem Grund stehen. Zusätzlicher Vorteil: Wenn man über hängerträchtigem Grund fischt, verliert man das Blei ohne dass die Schnur reißt, kann schnell ein neues Blei einklinken und so ohne Zeitverlust an der heißen Stelle weiterfischen.
Der Haken wird mit einem Palomarknoten direkt an die Hauptschnur gebunden. Damit der Köder schön von der Hauptschnur absteht, fädelt man das zum Blei führende Schnurende noch einmal ins Hakenöhr.
Dieses Montage zählen die Amerikaner zu den so genannten „Finesse-Rigs“, die allesamt dazu da sind, träge bzw. beißfaule Raubfische mit feinem Geschirr und ausgeklügeltem System aus der Reserve zu locken. Der Clou beim Dropshot-Rig ist, dass man den Fischen den Köder sekundenlang vor die Nase halten kann und er dabei verführerisch um ebenjene herumschwänzelt. So lange eben, bis sich auch der zugeknöpfteste Raubfisch auf seinen Beißreflex besonnen hat und zuschnappt. In diesem Zusammenhang spielt auch die Köderwahl eine ganz entscheidende Rolle.
Köder & Gerät
Der Köder soll ja im Wasser schweben. Und zwar parallel zum Grund, so dass er aussieht wie ein kleines verschrecktes Fischchen, dass – den Räuber vor Augen – zitternd darauf hofft, übersehen zu werden. Jimmi verwendet deshalb leicht auftreibende oder nur ganz langsam sinkende Gummiköder. Am liebsten die so genannten 4’’ Cut Tail Worms von Gary YAMAMOTO Custom Baits, die so gesalzen sind, dass sie nur ganz langsam zum Grund schweben (je höher die Salzdosis im Köder, desto schneller sinkt er). Alternativen kommen von Berkley (Extra Scent Power Finesse Worm) oder Illex (Darts oder Cross Tail Shad). Natürlich kann man auch mit Gummifischen oder Twistern angreifen. Am besten probiert man seine Köderpalette am Wasser einfach einmal durch und testet, welche Köder am schönsten spielen. Wichtig: der Haken muss zum Köder passen. Jimi verwendet für seine recht kleinen Würmer Haken der Größe 1 bis 4 mit einem großen Hakenbogen und relativ kurzem Schenkel. Auch hier gibt’s Spezialhaken zum Beispiel von Illex oder Gamakatsu.
Wenn die Zander richtig zicken, schwört Jimi auf sehr feines Gerät. Seine kurzen, maximal 2,1 m langen Ruten haben eine semiparabolische Aktion. Dazu passen kleine Stationärrollen. Diese bespult der Kollege ausschließlich mit Flurocarbon-Schnüren (23er Vanish von Berkley), denen er drei extrem wichtige Eigenschaften für diese Angelei zuschreibt: Zum einen haben Fluorocarbonschnüre annähernd die gleiche Lichtbrechung wie Wasser. Das macht sie nahezu unsichtbar und das ist ihm gerade beim Angeln auf faule Fische extrem wichtig. Zweitens meint Jimmi, dass sich das Fluorocarbonschnüre weniger dehnen. Er spürt dadurch die Bisse besser und kann schneller reagieren, wenn ein Fisch zupackt. Drittens neigt die Montage mit dem Köder als Seitenzweig dazu, sich beim Driften etwas zu verdrehen. Weil Fluorocarbon ein weniger stark ausgeprägtes Erinnerungsvermögen hat, entkringeln sich die Montagen im Gegensatz zum Fischen mit Mono fast von allein.
Im Normalfall kann man auch etwas grober ran. Wir haben in Spanien auch Leute gesehen, die mit strafferen Ruten, einer dünnen Geflochtenen, einem etwas dickeren Fluorocarbon-Vorfach und größeren Haken Fische gefangen haben. Der Vorteil der Geflochtenen ist der direktere Kontakt zum Köder durch die fehlende Dehnung. Die größeren Haken befördern auch dicke Fische sicher ans Tageslicht. Doch haben diese Angler auch festgestellt, dass es Tage gab, an denen Jimi mit seiner „Finesse“-Montage besser fing – Tage eben, an denen die Zander vorsichtiger waren…
Angeltechnik
Wie bereits erwähnt: Das Dropshot-Rig wird normalerweise direkt unter der Rutenspitze gefischt. Für Uferangler sind zum Beispiel Spundwände ideale Einsatzgebiete. Aber auch beim Eisangeln gibt es kaum eine bessere Köderpräsentation, da die Fische stoffwechselbedingt ziemlich ruhig im Wasser stehen und das Imitat aus Gummi durch die Art der Anköderung in Verbindung mit seiner subtilen Form den natürlichen Vorbildern am nächsten kommt.
Das Rig kann aber auch diagonal angeboten werden. Nach dem Auswurf lässt man das Blei am Boden liegen, strafft die Schnur und schüttelt mit der Rutenspitze etwas am Köder. Das wiederholt man ein paar Mal und zupft die Montage dann etwas zu sich hin, um das Spiel von neuem zu beginnen.
Klassischerweise fischt man das Dropshot-Rig aber vom driftenden Boot aus. Jimmi benutzt dazu einen Elektromotor mit Fußsteuerung, mit dem er sein Gefährt perfekt unter Kontrolle hat.
Sobald das Boot über den Einständen der Zander kreist, saust der Köder zum Grund hinunter. Wenn er diesen erreicht hat, nimmt man Spannung auf und zupft den Köder über den Boden. Um sicher zu gehen, dass man auch immer in der Zanderzone am Gewässergrund angelt, muss man spüren, dass das Blei auf dem Boden aufkommt. Ist das einmal nicht mehr der Fall, muss sofort wieder etwas Schnur gegeben werden. Die Cracks haben deshalb die Bremse soweit offen, dass sie relativ komfortabel Schnur von der Stationärrolle ziehen können.
Verzögerter Anhieb!
Während wir vom Twistern her gewohnt sind, den Biss mit einem sofortigen Anschlag zu quittieren, können wir beim Dropshotten auf Nummer sicher gehen: Sobald man einen Anfasser spürt, wird die Rutenspitze abgesenkt. Dabei wird Schnur frei, die der Zander gern annimmt, um den Köder hemmungslos einzusaugen. Sobald sich die Schnur strafft, ist klar: Der Fisch hat den Köder inhaliert. Jimi quittiert den Biss nun nicht mit einem klassischen Anschlag, sondern setzt auf einen „subtle hookset“, also eine subtilere Methode, den Haken einzutreiben. Anstatt die Rute nach oben schnellen zu lassen, kurbelt er mit blitzschnellen Umdrehungen Schnur ein. Und im Normalfall sitzt der Fisch nun ganz sicher am Haken.
Finesse-Tackle: 2,1 m lange leichte Spinnrute mit semiparabolischer Aktion, Stationärrolle, 23er Berkley Vanish, Dropshot-Bleie und 1-4er Haken.
Bleie, Haken und Drop-Shot-Köder gibt’s u.a. bei:
Angelsport-Engert, Burkhardstr. 30, 67549 Worms, Tel. 06241 59 30 36
oder bei:
M&R Angelgeräte, Neureuter-Hauptstr. 157, 76149 Karlsruhe, Tel. 0721 70 71 81