Fischküche Dorsch mit Senfsoße
Das Jahr konnte anglerisch kaum besser anfangen: Über die Feiertage bin ich in Angeln, der 1. Januar, ganz leichter Südwest, einigermaßen trocken. Nicht groß gefeiert, also ohne Kater: Angeln! Zwar ist mein Hausgewässer zugefroren, so dass es hier nix wird, aber die Ostsee ist nur um die Ecke – nach einer halben Stunde Fahrt steh ich bis zum Bauch in der Flensburger Förde. Die 28-gr-Snaps fliegen fast bis zum Horizont, auf jeden Fall bis zur Kante, wo es bis auf 8–10 m Tiefe runtergeht. Nach etlichen Würfen, einem versemmelten Biss und irgendwie doch nass gewordenen Kippen dann ein beherzter Ruck in der Rute – nach einem erstaunlich zähem Gerangel ist der schöne Dorsch dann doch gelandet: 64 cm, kein schlechter Uferdorsch!
Beim Stranden spuckt der Räuber zwei ca. 15 cm große Artgenossen aus – einen lebend! Den kann ich also releasen & den großen für ne Mahlzeit mit Freunden mitnehmen, ohne schlechtes Gewissen … Etwas später, die Dämmerung bricht gerade herein, der zweite – mit 47 cm ein ganzes Stück kleiner, aber die richtige Größe für eine Zweiermahlzeit, meine Eltern wird’s freuen. Meine ersten Dorsche seit ca. 20 Jahren! Geil!
An dieser Stelle einen schönen Gruß an den netten Kollegen (ja, du mit Zopf & Antje-Rotzbremse!) für die guten Tipps, die Umsetzung eben jener haste ja leider nicht mehr miterlebt. Vielleicht beim nächsten spontanen Treffen …
Aber nun genug vom Angeltag geschnackt, hier soll’s ums Kochen gehen! Vom kleinen Fisch kommt nur der Kopf mit nach Berlin, der große reist fast unversehrt (sieht man mal vom genommenen Leben, der gleich gebratenen und verspeisten Leber und der Innereien ab) mit nach Hause. Nomada (Oskar), Godfather (Christian) und meine Frau stellen sich als unerschrockene Testesser zur Verfügung. Trotz Godfathers blasphemischer Fragerei bleibt mein Menü unveränderlich:
Gedünster Dorsch mit einer Senfsoße.
Das ist NICHT Dorsch nach Spreewälder Art, Chris! Auch nicht nach Bautzener Art! Und es ist auch KEIN gekochter Dorsch! Gedünstet! Dazu gibt es Salzkartoffeln. Punkt und Schluß! Natürlich noch einen guten, kalten Riesling dazu. Zwei oder drei Buddeln können auch nicht schaden, Fisch will schwimmen …
Der Dorsch wird filetiert, die Reste (auch Karkasse genannt: Kopf, Mittelgräte, ein paar fisselige Bauchlappenteile & natürlich der Kopf des kleinen Dorschs) werden auf keinen Fall weggeworfen, sondern sollen am nächsten Tag zu einem spitzenmäßigen Fischfond verarbeitet werden. Dazu in einem anderen Artikel mehr.
Jetzt werden erstmal nur die Dorschfilets verarbeitet, Godfather betätigt sich noch als vermeintlicher Filetveredeler und schnippelt an den Bauchgräten rum. Ergebnis: 2 dickere Rücken-, 2 etwas dünnere Schwanz-, 2 ganz dünne Bauchlappenstücke und etwas Fitzelkram – mehr Reste für den Fischfond … ;-)
Zunächst werden die Schalotten (KEINE ordinären Stinkzwiebeln!!) klitzeklein gehackt. Ein ordendliches Glas Riesling (muss nicht der teure sein, den trinken wir lieber pur zum Essen) wird in einem kleinen Topf zum Köcheln gebracht, die Schalotten dann rein, ne Weile auf kleiner Flamme weichköcheln lassen. Inzwischen kann auch das Wasser für den Dorsch aufgesetzt werden. (s.u.)
Ein anständiges Stück Butter in das Gefrierfach stellen und einen guten Teelöffel besten, scharfen Dijonsenf in ein wenig Sahne verrühren. Wenn die Schalotten weichgekocht sind, durch ein feines Sieb gießen, Schalotten mit einem Löffel ein wenig auspressen oder durchs Sieb streichen, wenn man mag. Nun die kalte Butter nach und nach in den Weinsud schnippeln, mit einem Schneebesen dabei schön rühren, bis die Butter komplett aufgelöst ist. Salz & gemörserten schwarzen Pfeffer dazu. Zum Schluß die Senf-Sahnemischung dazugeben. Fertig – warmstellen!
Zum Dünsten des Dorsch nimmt man einen großen Topf, gut Wasser rein, ein Glas Estragonessig, Lorbeerblatt, ein paar Pfefferkörner, ne geviertelten Stinkzwiebel und Salz dazu und zum Kochen bringen, dann runterstellen. Das Wasser soll NICHT kochen! Das ist wichtig, die Platte kann sogar fast wieder ausgestellt werden. Erst die dickeren Stücke rein, dann die Schwanzstücke, zum Schluß die Bauchlappen. Hört sich einfach an, aber hier liegt der Hund begraben: zu kurz gedünstet & der Fisch ist noch halbroh, zu lang gegart & das Fleisch ist trocken, faserig und schmeckt wie Kleister. Tendenz: eher ein bisschen zu roh als zu lange gekocht! Hier braucht man echt das richtige Händchen und vielleicht Glück … Anhaltspunkt: die dickeren Rückenstücke (ca. 4 cm dick) hab ich nicht mehr als 5–6 Minuten ziehen lassen, die Bauchlappen höchstens 2 Minuten!
Nun ist alles fertig. Salzkartoffeln, Soße & Fisch auf den Tisch, Weinglas voll und das Festmahl kann beginnen – so einfach und trotzdem ein Gedicht!
Zwei der Testesser …
Liste für 4 Esser:
Fisch:
– Dorsch (hier so mitte 60er)
– 1–2 Lorbeerblätter
– 1 Zwiebel oder 1–2 Schalotten
– 1 Glas Estragonessig
– schw. Pfefferkörner, Salz
Soße:
– Weißwein (Riesling o. ä.)
– 1, 2, 3 Schalotten (mal mehr, mal weniger)
– 150 g Butter
– scharfer Dijonsenf
– ein wenig Sahne (wirklich wenig, nur zum Auflösen des Senfs)
– Pfeffer, Salz