Fangberichte Doppelschlag am Peenestrom
Zusammen mit David bin ich am letzten Montag nach Wolgast aufgebrochen, um zu sehen, was die Zander da oben machen. Schließlich beginnen in wenigen Tagen die Hochsaison und damit auch die Phase, in der ich dort oben als Guide Gäste an den Fisch führe. Wir waren optimistisch, dass da was Dickes rauskommt. Denn im letzten Jahr fielen zu dieser Zeit einige Fische über 90 cm (allein Hacki’s Ex-Guide Chrischi hatte damals drei 93er in einer Woche).
Eigentlich wollten wir nur zwei Tage bleiben. Aber der Strom hat uns nicht mehr losgelassen und uns erst nach fünf Tagen und äußerst zähem Ringen wieder ausgespuckt. Das Wetter war einfach zu schön, um abzureisen. Und nebenher gab’s auch ein paar Fische. Der Peenestrom hat uns zwei riesige Geschenke gemacht. Unter anderem hat David seinen größten Hecht erwischt. Und ich hatte schier unglaubliches Zanderglück.
Schon bei der ersten Tour am Montagabend war klar: Wir standen voll am Fisch. An fast allen heißen Stellen türmten sich die Sicheln auf dem Echolot. Allerdings einige davon noch in Laichformation. Um die richtig großen Sicheln sah man oft noch zwei bis vier kleinere auf dem Bildschirm – Zander-Männchen, die darauf warten, die Eier zu befruchten und die das Nest beschützen. Das würde also ein harter Kampf um jeden größeren Zander werden. Denn fressen tun die Fische während des Laichens nicht wirklich viel. Wenn wir Attacken auf unsere Köder bekämen, dann entweder von kleineren Zandern, die generell schneller mit dem Laichen fertig sind oder von großen Fischen, die die Gummifische nur vom Nest vertreiben wollen.
Aber wie gesagt: Im letzten Jahr zu selben Zeit hat der Chrischi…
Wie waren also heiß. Da tat die kalte Dusche, die wir uns am Montagabend abgeholt haben, fast schon gut. Kein Zupfer – von einem hammerharten Einstieg ganz zu schweigen. Allerdings stand da auch der Strom. Und wenn kein Druck auf dem Wasser ist, wird’s eben meistens schwer.
Umso erfreuter waren wir, als wir am Dienstag einen gepflegten Einstrom registrierten. Also auf nach Norden. Ab zur Entenfarm und zu den Karlshagener Löchern.
Ich hatte noch nicht mal ausgeworfen, da war Davids Rute auch schon krumm. Nach einem knackigen Drill (die Hechte sind im Juni einfach unglaublich fit), freuten wir uns über den ersten gefangenen Fisch der Exkursion.
Kurze Zeit später ärgerte ich mich dann über den ersten verlorenen Fisch der Exkursion – ein guter Hecht hatte auf maximaler Distanz gebissen und sich nach 30sekündigem Andrillen gegen die Strömung wieder verabschiedet.
Dann ging’s Richtung Südhafen. Schon nach ein paar Würfen hatten wir die ersten Bisse. Und bald darauf konnte uns Hacki zeigen, warum von den Angreifern keiner hängen bleiben wollte.
Dann war kurz alles ruhig. Bis es plötzlich neben mir hieß: „Fisch. Fisch! Hängt. Hängt! Hängt!!! Der kam direkt unterm Motor. Aaaaaaahlter… Was ist denn das???“ Ein Blick auf die krumme Vertic verriet: Bestimmt ein guter Fisch, David.
Und der schoss hin und her und rauf und runter, bis er nach einer Viertelstunde endlich aufzugeben schien und sich neben das Boot dirigieren ließ. Ein Krokodil!
Und wir mal wieder ohne Kescher unterwegs. Wohl dem, der einen Hacki dabei hat. Der erschreckte den Fisch erst nochmal mit einem Schlag aufs Wasser.
Und noch mal Vollgas. Aber auf dieser Flucht hat er sich dann immerhin so verausgabt, dass Hacki die Kiemenspalte anvisieren konnte. Dann zugepackt.
Und ein bisschen gezerrt.
Und schon konnte David seinen bislang besten Hecht in die Kamera halten. Mit 121 cm eine echte Wuchtbrumme und ein guter Grund, am Abend eine Flasche Bier auszugeben.
Am nächsten Tag waren wir dann allein mit der Seabird unterwegs. David war nach wie vor im Fangmodus.
Und irgendwann wurde auch ich erlöst.
Einen der beiden Fische haben wir dann auch mitgenommen. Zusammen mit Hacki, Krümel und einer Freundin sind wir alle satt geworden. Und weil man es ab und zu vergisst, sei noch mal angemerkt: Frischer Zander ist nicht nur gesund, sondern einfach auch mit das Leckerste, was man sich zu Gemüte führen kann. Wir denken jedenfalls, wer Fisch mag, sollte dazu auch stehen dürfen.
Und dann war auch schon Donnerstag. Ein Tag, an dem wir viele Fehlbisse hatten, aber außer einem Zander (natürlich hat den David gefangen) Nichts landen konnten.
Dabei hatte ich einen Zander schon fast im Boot und einen weiteren ein paar Sekunden angedrillt. Und David hatte einen weiteren Hecht aus der „Vernichter-Liga“ schon einmal knapp vorm Kescher, ehe der sich mit einem finalen Kopfschüttler verabschiedete. Schwamm drüber. Passiert eben auch mal. Mund abputzen. Weitermachen.
Dafür wollten wir am Freitag dann ganz früh rausfahren. Hacki war etwas schneller auf dem Strom als David und ich – diesmal in einem kleineren Aluboot unterwegs. Eigentlich hatten wir vor, zum Südhafen zu fahren und dort die Zander zu suchen. Doch da hatte jemand was dagegen. Wild fuchtelte der Hacki mit den Armen, als wir passieren wollten.
Und dann läutete auch schon das Handy: „Hannes, parkt mal neben uns an. Wir haben schon einen gelandet, einen Großen verloren und zwei Bisse verkackt.“ Gesagt, getan. Und schon hatte David den ersten Fisch. Einen kleinen 45er, den wir versehentlich gar nicht fotografiert haben. Langsam hat dieses unausgewogene Fangen dann doch an der Anglerehre gekitzelt. „Oh Mann, macht Dich der Typ auf diesem Trip hier nass.“, schoss es mir kurz durch den Kopf. „Was machst Du bloß falsch? Jetzt bloß keinen Fangneid aufkommen lassen. Derart niedere Gefühle sind Dir FREMD!“
Und als ich den lachsfarbenen Attractor auf den 11 Gramm-Kopf zog, war ich mir nicht wirklich sicher, dass der die Wende bringen könnte. War halt Davids Woche. Auch gut. Eigentlich war die harte Attractor-Mischung ja auch nix für so ein leichtes Köpfchen. Aber vielleicht würde es ja was bringen, mal gegen alle Regeln der Kunst zu angeln und diesen sparsam vibrierenden Gummifisch extrem langsam gegen die Strömung zu führen. Erster Wurf. Ewigkeiten vergingen, bis der Köder zum ersten Mal den Grund erreichte. Auch die ca. sechs Sekunden langen Absinkphasen strapazierten die Geduld enorm. Ein Wunder, dass ich bis vor die Bordwand durchgejiggt habe. Da. Ein Anfasser. Ganz zart. Zwei Meter vor dem Boot. Anhieb.
Ich muss ja selber immer schmunzeln, wenn ich in Fangberichten von der legendären Bewegung lese, die in irgendwelche Hänger kommt. Aber hey. Für drei Sekunden war auch ich in der Hängerfalle. Nach dem Anhieb tat sich nämlich erst mal gar Nichts. Wie eine Wand stand der Fisch da unten. Kein Rütteln. Kein Abziehen. Nur Widerstand. Umso erfreuter war ich, als sich der Hänger tatsächlich zu schütteln anfing und die Rutenspitze aufs Wasser runterbog. Ganz ruhig zog er da unten seine Bahnen. Dabei hätte ich den Kerl am liebsten gleich an Bord gehoben. Bis dahin musste ich aber noch ein wenig zittern. „David, jetzt biste dabei, wenn ich meinen größten Zander fange. Wenn’s ein Zander ist, dann ein Monster.“
Und während ich an die jüngsten Aussteiger in meiner Angelkarriere dachte und sich erste Schweißperlchen auf meiner Nasenspitze breit machten, beschloss der Fisch, eine Runde ums Boot zu drehen – um dann seitlich nach oben wegzuziehen. Scheiße. Etwa doch ein Hecht? Dann ging’s aber wieder runter. Und da waren sie auch wieder. Diese unverwechselbaren Rüttler, wie sie eigentlich nur von einem Zander kommen können. Irgendwann gab sich der Fisch denn auch geschlagen. Groß war die Freude, als es dann tatsächlich weiß wurde in der trüben Suppe und ein Zander zum Vorschein kam, wie ich ihn live noch nicht gesehen hatte.
Jetzt bloß nix falsch machen. David die Rute geben. Schnell den Kiemengriff ansetzen und raus damit. So der Plan. Und nachdem das mit der Umsetzung problemlos hingehauen hat, kann ich Euch heute hier voller Stolz meinen bislang größten Zander präsentieren.
Mit 97 cm das zweitgrößte Zandermännchen, das Hacki in seiner langen Laufbahn als Guide am Strom zu Gesicht bekommen hat. Vom Pechvogel zum Glückspilz in maximal 15 Minuten! Danke für den Anruf, Hacki! Damit war die Luft angeltechnisch natürlich erst mal etwas raus. Auf in den Hafen! Frühstücken. Einen Milchkaffee „to go“ trinken. Das Geschehene verarbeiten.
Und was dann kam, wisst Ihr ja. 4 : 2 – nach wunderschönen Toren und einer katastrophalen Abwehrleistung, die den Klinsi hoffentlich darüber nachdenken lässt, ob dieser Arne Friedrich die beste Lösung auf der rechten Abwehrseite ist.
Fazit: Das war eine sensationelle Tour. Wie so oft hat der Strom sich von seinen beiden Seiten gezeigt. Hart war er zu uns. Nichts geschenkt hat er uns. Aber gerecht war er auch und hat uns fast mehr zurückgegeben, als wir investiert haben. Die Zandersaison ist eröffnet! Noch habe ich sogar ein paar Wochenendtermine frei.
Mehr Info’s zu meinen Guiding-Touren demnächst auf dieser Site oder sofort unter 030 787 13 903 oder 0163 633 4 633.