Tipps & Tricks Digitale Bildbearbeitung für Barsch-Alarm – Teil 3
So, endlich kommen wir zum dritten Teil dieser Reihe! Erstmal danke für die vielen Anregungen und die reichhaltige Partizipation! Es bleibt das Problem, das einige von euch auch angesprochen haben: ich kann praktische Arbeitsbeschreibungen nur exemplarisch aufzeigen. Ich arbeite nun mal mit Photoshop, also kann ich auch nur für dieses Programm Arbeitsschritte erläutern, vieles findet sich in anderen Programmen unter gleichen oder ähnlichen Begriffen.
Ich wiederhole auch nochmal gern die Empfehlung für Photoshop Elements, das sehr viele Techniken und Begriffe vom ‚Senior‘ Photoshop übernommen hat, und das zu einem Bruchteil des Preises. Wie bei Windows üblich, gibt es eine Unmenge an Programmen in unterschiedlichsten Preiskategorien auch für die digitale Bildbearbeitung.
Ich warne hier wiederholt vor billigen Freeware-, Shareware- oder Programmsammelungs-CD-Programmen. Sicherlich sind einige für ihren speziellen Zweck geeignet, und wer damit zurechtkommt und zufrieden ist, soll ruhig dabei bleiben. Die Standards wurden und werden aber nunmal von Adobe (und anderen hochspezialisierten Programmen, wie z. B. LinoColor oder NewColor) gesetzt. Wer also neu einsteigt oder nicht mit den bisher genutzten Programmen zufrieden ist, sollte sich je nach Geldbeutel und Anspruch die beiden Adobe-Programme anschauen.
Es wird noch einiges an Theorie kommen – das ist entgegen meiner bisherigen Ausführungen doch nicht gänzlich zu vermeiden. Zunächst aber zeige ich euch einiges an Korrekturen (incl. Bemerkungen), die ihr später auch selbst so hinbekommen könnt – vorausgesetzt ihr folgt dem Pixelguru, der euch die Lehre verkündet! ;-)
Anmerkung zu Beispielen: Originale sind immer links, Korrekturen rechts. Teilweise übersteigere ich die Korrekturen, damit diese klar erkenntlich sind.
Bildauswahl
Bitte überlegen, ob ein Bild wirklich & unbedingt veröffentlicht werden muss oder kann. Dieses Beispiel von der Hechtsprung-Site konnte ich nicht unkommentiert übergehen! Ohne mich den zum Teil sehr unnetten Kommentaren anschließen zu wollen, kann ich hier nur sagen: „So bitte nicht!“ So schön es ist, auch mal eine Frau in dieser männerdominierten Nische zu haben, hier wurde ihr wahrlich kein Gefallen getan. Wenn schon die Fängerin den Fisch nicht selbst präsentieren konnte und deswegen aus zwei Bildern eines montiert wurde, dann kann man sich schon etwas mehr Mühe machen und den Hintergrund ganz eliminieren. Außerdem hätte man auch dafür sorgen können, dass die Fängerin nicht wie auf einem Donnerbalken sitzend abgebildet wird! Ein so schlecht und lieblos zusammengeschustertes Bild-Composing habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Die redaktionelle Auswahl kann nur eine Konzessionsentscheidung zugunsten einer Frauenquote gewesen sein …
Natürlich, manchmal geht‘s nicht anders, aber generell sind diese freigestellten Bilder nicht besonders erstrebenswert, fast immer wird ein bildgestalterisches Manko vertuscht, die übriggebliebenen Bildelemente schweben eher nichtssagend und ohne Bezug im weißen oder farbigen Raum. Wenn, dann sollte man dieses Stilmittel ganz bewußt wählen, um einen Gegenstand stark zu fokussieren, oder eine Eigenschaft (z. B. Farbe) des Gegenstands hervorzuheben.
Arbeitstechnik beherrschen & sinnvoll anwenden
Wie im ersten Beispiel wird hier eine bestimmte Arbeitstechnik nur mangelhaft angewendet – warum?! Hier hat die vorhandene Bildfläche nicht ausgereicht, um einen gleichmäßigen, umlaufenden weichen Rand zu erstellen. Abgesehen davon, dass sich mir der Sinn dieses Rahmens nicht erschließt, ist nur Murks am Ende herausgekommen. Gewollt & nicht gekonnt. Dieses ursprünglich ganz schöne Bild ist regelrecht verhunzt worden. Man hätte es gleich in der rechteckigen Form lassen können, und alles wäre wunderbar – schade! Meistens sind diese Vignetierungen fehl am Platz – ich finde sie fast nie ’schön‘. Aber über Geschmack kann man natürlich streiten…
Also: bitte ‚gestalterische‘ Experimente erst dann veröffentlichen, wenn man die Technik beherrscht & das Ergebnis genau dies dokumentiert.
Beispiele von Bildfehlern und deren Behebung
Bevor man einen Fehler beheben kann, muss dieser erst erkannt werden. Eine Binsenweisheit, die hier doch angebracht ist! Gerade bei Bildern, die ja optisch wahrgenommen werden, ist der Übergang von vermeintlich objektiven Fehlern zu subjektiven Sichtweisen und ‚Geschmacksachen‘ sehr fließend. Erschwerend kann noch der Standpunkt des Fotografen hinzukommen: was dieser in voller Intention verändert, wird vom Betrachter vielleicht als ‚Fehler‘ definiert und gesehen. Klar also, dass immer eine gehörige Portion Subjektivität im Spiel ist…
Nichts desto Trotz gibt es Bildcharakteristika, die von einer Mehrheit als ‚Fehler‘ gesehen werden, wenn auch manchmal erst nach dem entsprechenden Hinweis. Hierzu jetzt also einige Beispiele:
Unterbelichtung
zusätzlich noch farbstichig, am Himmel zu erkennen: Rotstich
Farbstich (Grün)
zusätzlich noch ‚punktloser‘ Himmel, d. h. keine Farbinformation im Himmel, Bild ‚läuft aus‘ ohne Rahmen
Farbstich (Rot, Blau)
Farbstich (Gelb), Unterbelichtung, mangelhafter Kontrast
Unterbelichtung (fehlerhafter Weißabgleich), schwacher Kontrast generell ein Problem: ‚monochrome‘, sehr helle oder sehr dunkle Motive. Die Kamera berechnet grundsätzlich einen Mittelwert, sie ‚weiß‘ ja nicht, dass hier Weiß dominiert, deswegen kommt bei einer vermeintlich richtigen Belichtungseinstellung Grau heraus. Dasselbe würde passieren, wenn man ein mehrheitlich dunkles Motiv ablichten wollte: es würde zu Grau tendieren. Um diesem Phänomen entgegenzusteuern, gibt es an den meisten Kameras eine Belichtungskorrektur‘. Hat man überwiegend sehr helle Motive, muss man die Belichtungsmessung übertricksen und das Bild überbelichten. Wie viel, kann sehr unterschiedlich sein. In der Regel reichen 1–2 Belichtungsstufen. Im umgekehrten Sinn gilt dies für sehr dunkle Motive (wenn kein Blitz benutzt wird!).
Farbstich (Blau) und schwacher Kontrast
Unterbelichtung und schwacher Kontrast
Man kann schon bei dieser kleinen Auswahl sehen, dass es die meisten Probleme mit Farbstichen und Unterbelichtungen gibt. Andere Probleme, wie Unschärfe, JPEG-Artefakte etc habe ich bewußt zunächst weggelassen. Ein Grundproblem habe ich, wenn ich die JPEGs benutze, die schon online sind. Wie schon in einem der vorangegangenen Kapitel erwähnt, wird ein JPEG mit jeder erneuten Speicherung als JPEG immer schlechter in der Qualität. Solange man nur JPEGs als Ausgangsmaterial hat, muss man damit leben.
Fast alle aufgeführten Korrekturen wurden mittels der Funktion ‚Gradationskurven‘ vollzogen, das ‚Schweizer Taschenmesser‘ der Bildkorrekturverfahren. Wer kein Adobe-Programm benutzt, kann ja mal schauen, ob es in dem jeweiligen Programm eine Funktion gibt, die so oder ähnlich heißt. Eine Rückmeldung diesbezüglich wäre vielleicht nicht schlecht. Auf den ersten Blick sieht die Funktion ‚Gradationskurven‘ recht kompliziert aus, mit ein wenig Gewöhnung ist sie jedoch für jedermann begreifbar und anwendbar. Wie genau, zeige ich euch in einem der nächsten Kapitel.
Eine letzte (wiederholte) Bemerkung zur Auswahl der Bilder und meinen ‚Verrissen‘: es geht natürlich nicht darum, die eingesandten Bilder schlecht zu machen. Auch möchte ich niemanden, trotz der manchmal deutlichen Sprache, zu nahe treten. Eine kurze PN und ich werde bei den nächsten Kapiteln einfach unerwünschte Bildentnahmen und -analysen unterlassen!
Ich hoffe, anhand dieser Beispiele, Neugierde und Spannung auf das Wie geweckt zu haben. Wenn ja, geht’s bald weiter …
Gruß