Tipps & Tricks Die richtige Köderfarbe
Wann immer ich in den Angelladen, über Messen oder zu Großhändlern gehe, animieren mich neue Köderfarben dazu, zuzuschlagen. Ich kenne das Gefühl genau. Denn so ging es mir schon vor 25 Jahren im Spielzeugladen. Nur mit absoluter Beherrschung und indem ich mir das Gesicht meiner Freundin vorstelle, wenn ich wieder mit einer kunterbunten Ködersammlung zu Hause einlaufe, kann ich Kauforgien verhindern – manchmal. Aber der eine oder andere Griff ins Regal muss gestattet sein!
Doch was ist dran an der Köderfarbe? Kommt ihr echt eine so eine große Bedeutung zu? Rechtfertigt das Sehvermögen und die Launenhaftigkeit die Tatsache, dass ich langsam den Überblick über meine Ködersammlung verliere? Muss ich das Wasser wirklich mit einer Alditüte voller Gummis stürmen? Ich weiß es nicht. Aber eins steht fest: die Fische nehmen an manchen Tagen und unter manchen Umständen ganz spezielle Farben gerne, während sie andere beharrlich ignorieren. Ein Beispiel: Letztes Jahr waren wir im Herbst fast jeden Tag an der Havel zum Barsch-Twistern. Anfangs bissen die Barsche recht gut auf ziemlich grelle Köder. Auf die ging dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, gar nichts mehr. Dann waren silber-rote Köder trumpf. Doch je näher der Winter kam, desto schlechter fing diese Farbe. Einen Umschwung brachten dann braune Gummifische, die wir am Boden entlang schleiften.
Die Erklärung für diese unterschiedlichen Präferenzen scheint einfach (letztendlich wissen natürlich nur die Fische, was sie zum Biss motiviert): Mitte September war das Wasser noch recht trüb. Die grellen Köder wurden von den Fischen gut wahrgenommen und brachten so die meisten Barsche. Mit dem September verabschiedete sich auch die Trübung des Wassers. Jetzt waren etwas gedecktere Farben angesagt. Und dann haben sich die Barsche irgendwann auf die Kaulbarschjagd eingeschossen, so dass Kaulbarschdesigns die meisten Punkte, sprich Barsche, brachten.
Zwischenbilanz: die Wassertrübung und das Beutespektrum spielen eine große Rolle. Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass eine Farbe in sehr trüben Wasser in einem Meter Tiefe wahrgenommen wird, im mäßig trüben Umfeld in ca. 5 m und im klaren Wasser in 10 m Tiefe.
Zusätzlich sind verschiedene Farben aber auch schon an sich bei gleicher Tiefe verschieden sichtbar. Also spielt die Angeltiefe eine gewaltige Rolle hinsichtlich der Farbwahl. Wir angelten damals hauptsächlich in Tiefenregionen zwischen 3 und 5 Metern. Hier werden die meisten Farben auch noch wahrgenommen. Wobei Rottöne schon ungefähr ab 3 m nicht mehr als rot zu identifizieren sind. Generell gilt: Grün, Gelb und Orange entfalten ihre Wirkung in tieferen Regionen als Blau, Violett und Rot. Wenn eine Farbe nicht mehr als Farbe wahrgenommen wird, als was denn dann? Als Grauton! Und jede Farbe erzeugt wieder einen anderen Grauton.
Schließlich kommt noch ein anderer Faktor dazu: die Farbe des Gewässergrundes. Denn damit die Fische den Köder wahrnehmen und dann auch beim Angriff treffen, muss sich ein möglichst großer Kontrast zum Untergrund ergeben. Heißt: heller Boden, dunkler Köder – dunkler Boden, heller Köder.
Fazit: neben der Wassertrübung und dem Beuteschema spielen die Gewässertiefe und der Gewässeruntergrund entscheidende Rollen bei der Wahl der richtigen Köderfarbe. Und dann gibt es noch regionale Besonderheiten, die man für jedes Gewässer neu entdecken muss. Heißt: zu viele Farben kann man gar nicht in der Kiste haben. Da man aber an einem Angeltag gar nicht jede Farbe austesten kann, sollte man sich ein Sortiment an Standardfarben zurechtlegen, die man als aller erstes durchprobiert: weiß, grün, gelb, braun und eine dunkle Farbe sollten unter den jeweiligen Umständen eigentlich immer Fische bringen. Bei Wobblern, Blinkern und Spinnern setze ich auch gern auf Firetiger. An Gummiködern kann ein wenig Glitter eigentlich nie schaden.