Fangberichte Die PB-Barsch-Story
Der Bericht ist ein paar Tage alt. Aber wenn ich dran denke, zittere ich immer noch ein bisschen nach. Direkt nach Tag X schwebte ich irgendwo zwischen Delirium und Wolke Sieben… Alle die mich kennen wissen, dass ich seit über einem Jahr krankhaft versuche, einen Dickbarsch (für mich jeder Barsch ü30) zu überlisten und dass es bis zu jenem Tag nie geklappt hat. Kein Fisch fasziniert mich so wie der Barsch und ich kann noch nicht einmal sagen warum, denn es ist ja nicht so, als hätte ich schon tonnenweise Großbarsch gefangen. Und dennoch ist der gestreifte Jäger meine Leidenschaft und fast jeder meiner Angelausflüge ist darauf ausgelegt, endlich eine Kirsche zu pflücken.
Ich fragte mich oft: „Warum schaffe ich es nicht? Warum bleibt mir diese Ausnahmeerfahrung, einen kapitalen Barsch zu fangen, verwehrt?“. Viel habe ich versucht. Vom Drop Shot über das Texas- und Carolina-Rig bis hin zum normalen Jig+Trailer. Twitchbaits, Crankbaits, Chatterbaits und wie sie alle heißen. Doch ständig fing ich nur die Kleinen oder meinen Trost-Esox, denn von denen gibt es bei uns mehr als genug. Es war auch nicht so, dass es in den Gewässern in welchen ich mein Glück versucht hatte, keine großen Barsche gibt. Man hörte schon ab und an von Fangmeldungen großer bis kapitaler Barsche – leicht war es deswegen natürlich trotzdem nicht.
Aber jetzt spielt alles keine Rolle mehr, denn ich habe es endlich geschafft, einen fast 40er beim Spinnfischen zu fangen!
Der Anfang
Ich habe frei und meine bessere Hälfte ist für ein paar Tage mit ihrer Schwester zusammen ins Wellness gefahren. Und was macht Mann, wenn er frei hat und es gibt niemanden, der ihn aufhalten kann? Richtig: ANGELN GEHEN! Und wie der Zufall es so will, ist das Wetter, trotz schlechter Voraussage, traumhaft sonnig. Heute sollte eigentlich nur das Warm-Up stattfinden, denn morgen bin ich mit einem Kumpel in Donauwörth zum Barsche-Zuppeln verabredet. Dennoch wollte ich auf Barsch los, denn alles andere hat noch Schonzeit.
Im Angelcenter angekommen, holte ich mir den Tageserlaubnisschein für einen See, in welchem ich schon im Februar einen recht großen Barsch vom Ufer aus im Flachwasser beobachten konnte. Dieser wollte damals nicht beißen, aber es war für mich wenigstens ein Indiz, dass auch größere Exemplare in dem Gewässer vorkommen. Ich fragte einen Mitarbeiter noch, ob in letzter Zeit große Barsche gefangen wurden. Wie immer sagte er: „Nicht das ich wüsste, aber es hat auf jeden Fall große drin!“ … Ja ne, ist klar – das sagt er über alle seine Seen.
Am Gewässer angekommen, präparierte ich die Konger-Army für die Barschjagd.
Meine Strategie: die Flachwasserbereiche mit dem Twitchbait im Barschdekor abklappern und bei Kontakt die Stelle ausgiebig beackern. Die tieferen Bereiche werden mit dem Gummifisch bearbeitet, sollten die Fische doch noch tief stehen.
Das Werkzeug:
Auf los geht’s los olé …
Die heiße Phase
Die Strategie ging voll auf und die ersten Barsche waren schnell gefunden. Allerdings ignorierten sie den Gummifisch komplett und ließen sich nur mit dem kleinen Wobbler verführen.
Kleine Barsche kann ich, dass ist noch nichts Neues… Ich kam zu schwierigeren Stellen, wo es mir mit dem Wobbler dann doch zu gefährlich war. Da ich bis hierhin ja nur kleine Barsche fing, erwartete ich auch weiterhin keine Riesen und wechselte auf den CP Worm Grub in 3,8cm (1,5 Inch).
Für den Worm Grub benutze ich im Stillwasser Größe 4 mit 3g. Das Beste an den Kamatsu-Jigs ist, dass sie keine Bleinase haben, sondern zwei feine Wiederhaken auf dem Schaft. Somit werden die kleinen Gummis nicht aufgerissen und können perfekt angeboten werden.
Stelle für Stelle kämpfte ich mich durch und langsam fand ich keine Barsche mehr. Wieder zurück zu den vorherigen Stellen? „Hmmm – ne lauf noch etwas weiter“, sagte ich mir. Es kam ein längerer Abschnitt ohne angelegte, gut zugängliche Stellen. Wieso eigentlich nicht mal einfach durchs Unterholz kämpfen und versuchen, im Totholz zu angeln? Das ist doch überall, wo man liest, ein totaler Hotspot für Barsch. So soll es sein – ich kletterte mit meinen zwei Ruten und meinem gefühlten 10 Kilogramm schweren Rucksack – vollgepackt mit Proviant und Ködern – durchs Gestrüpp. Schließlich stehe ich am Ufer des Sees und vor mir liegen zwei tote Baumstämme im Wasser. Viel Platz ist da nicht und vor allem sehe ich im klaren Wasser überall Hänger (kleine Äste und abgestorbene Wasserpflanzen).
Ich entschied mich kurzer Hand erst einmal gegen ein Texas-Rig und versuchte, den Twitchbait auf Sicht durchs Totholz zu führen. Gleich beim ersten Wurf kam ein ganzer Schwarm von Barschen hinterher. Das beste Tier aus dem Schwarm, geschätzt auf 25cm (also mein aktueller Personal Best), nahm sich ein Herz und schnappte sich den Ikiru Jerk. Es zuppelte unverkennbar an meiner Rute – ok hängt – ach fuck, ab… Nicht richtig angeschlagen. Egal – den Schwarm habe ich ja jetzt gefunden, also schnell wieder ins Wasser mit dem Bait. Die nächsten Würfe blieben aber ohne Anfasser und auch den Schwarm konnte ich über den Wobbler nicht mehr für mich gewinnen.
Die Stelle ist aber noch nicht fertig verdammt! Für was bin ich denn durch dieses Dickicht gekrochen, wenn als Belohnung noch nicht mal ein Stachelritter raus springt? Ein Köderwechsel war angesagt und wieder entschied ich mich für den kleinen „Crappie“ (so steht’s auf der Verpackung ). Die Rute mit der Solid Tip steht aber etwas weiter vorne und ich habe keine Lust wieder zurückzulaufen, also montierte ich den Gummi einfach an die Hybrid Light. Ich warf aus – und zwar so nah wie möglich an den im Wasser liegenden Baumstamm. Der Gummifisch am 3g Kopf brauchte ein paar Sekunden, bis er am Grund ankam. Jetzt zupfte und kurbelte ich den Köder so langsam ich konnte Richtung Ufer. „Wieder nichts“, dachte ich als der kleine Gummi in Sichtweite kam. Doch plötzlich schwamm etwas unter dem Baumstamm hervor!!! …
Das große Happy End
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich realisierte, dass sich gerade der größte Barsch, welchen ich in meinem ganzen Leben je live gesehen hatte, daran versuchte, meinen kleinen, beschissenen Crappie zu schnappen! Mein Herz pochte wie wild, Adrenalin schoss durch meinen Körper und ein lästiges Zittern, welches zusammen mit großer Unsicherheit eintrat, erschwerten die Situation. Das Wasser war glasklar und ich konnte unter Schock stehend einfach nicht vernünftig sehen, ob der Barsch den Köder jetzt inhaliert hatte oder daran vorbeigeschossen war, denn der Stachler randalierte am Ufer als ob er in eine Raserei verfallen wäre. Plötzlich stand er still… ich schaute auf meine Rutenspitze und wieder zurück auf den Barsch. Er setzte sich in Bewegung und ich schaute wieder auf meine Rutenspitze – sie biegt sich! Ich spüre was im Blank! Jetzt oder nie – ANSCHLAG, SITZT, OH MEIN GOOOOOOOTTTTTTT!!!
Der Drill begann, überall versunkene Bäume, Totholz, 14g-Rute, 0,06er Braid, 0,16er Fluo. Ich habe nicht viel Zeit! Ich löste die Bremse der Revros so weit ich mich traute, denn der Barsch hat jetzt kapiert, was abgeht und macht mächtig Druck! Ich ließ in etwas Schnur nehmen und musste erschrocken feststellen, dass er genau in Richtung Baumstamm schwimmt. Mist – wenn er da erstmal drinnen ist, dann wars das! Also Bremse zu und so viel Druck aufbauen wie nur geht. Ich pumpte den Fisch in Richtung Ufer, wohl wissend, dass er nicht müde war. Aber es blieb mir nichts andere übrig. Als ich die Schnur der Rute zu fassen bekam, zog ich den Fisch zu mir her, glitt an der Hauptschnur hinunter zum Vorfach und zog den Kopf aus dem Wasser. Wenn ich jetzt zum „Barschgriff“ ansetzen kann, dann hab ich es geschafft! Der Moment der Wahrheit: Ich ließ die Rute fallen, zog mit der rechten Hand am Vorfach und griff mit der linken Hand ins große Maul. Ich spürte raue, kleine Zähne – drückte zu und – hob den Fisch sicher aus dem Wasser…
Es folgte ein Brunftschrei der feinsten Sorte und auch wenn ich alleine war fühlte ich mich, als hätte ich gerade das Siegtor bei einer Fussball WM geschossen. Ich konnte es einfach immer noch nicht fassen! Endlich, endlich ein vorzeigbarer Barsch. Wow – was für ein ehrfürchtiges Tier! Es dauerte kurz, bis ich die Schockstarre verlassen und mich wieder gesammelt hatte. Schnell messen, ein Foto und dann zurück mit dem alten Knaben! Ich vergeudete nicht viel Zeit und meine Messung ergab: etwas über 39cm – vielleicht hatte er die 40, wenn ich ihn ganz sauber hingelegt hätte. Aber ich hatte keine geeignete Unterlage und wollte den Fisch nicht zulange an Land halten.
Geil!
Tja Leute, was soll ich sagen. Ich bin kein Roman-Autor und das Ganze hier ließt sich vielleicht nicht so spannend, wie es wirklich war, aber ich musste einfach dieses großartige Erlebnis mit euch teilen. Endlich konnte ich meinen Traumfisch fangen und dem Logo auf meinem Blog Logo alle Ehre machen. Und nach diesem unvergesslichen Tag ist meine Liebe und Faszination über den Barsch nicht weniger geworden, sondern ist größer denn je!
Euer Zero
Mehr Berichte findet ihr auf meinem Blog bite-time.de